Angewandte mikrobiologie



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ANGEWANDTE MIKROBIOLOGIE

Kunststoff-abbauendes Bakterium

Polyethylenterephthalat (PET) ist ein weitverbreiteter Kunststoff und seine Anreicherung in der Umwelt ist ein großes Problem. Ein neu entdecktes Bakterium scheidet zwei Enzyme aus, die PET in die umweltverträglichen Monomere Terephthalsäure und Ethylenglykol zerlegen. Dieser mikrobielle Abbau von PET könnte helfen, PET-Abfälle biologisch zu recyceln.

Mit ihren vielseitigen Einsatzmöglichkeiten haben sich Kunststoffe in nahezu allen Lebensbereichen etabliert. Viele Kunststoffe sind gegen Umwelteinflüsse extrem widerstandsfähig und zersetzen sich in der Natur nur sehr langsam. Insbesondere aromatische Polyester wie Polyethylenterephthalat (PET) sind chemisch inert und gegenüber mikrobiellem Abbau resistent. Im Laufe der Zeit haben sich etliche Millionen Tonnen PET in der Umwelt angehäuft. Bislang sind nur zwei Schlauchpilzarten (Fusarium oxysporum und F. solani) bekannt, die in der Lage sind, PET zu zerlegen.

Jetzt hat eine japanische Forschergruppe unter der Leitung von Kenji Miyamoto von der Universität Keio und Kohei Oda von der Technische Hochschule Kyoto ein Bakterium gefunden, das PET abbauen kann [1]. Die Forscher untersuchten 250 Proben von Sedimenten, Böden, Abwässern und Aktivschlämmen einer Recyclinganlage für PET-Flaschen auf das Vorhandensein von PET-abbauenden Mikroorganismen. Aus einer Sedimentprobe wurde ein Bakterium isoliert, das imstande war, PET zu verstoffwechseln. Bei dem Bakterium handelt es sich um eine neue Art der Gattung Ideonella, benannt I. sakaiensis 201-F6. Das Bakterium wuchs nicht nur in Kulturflüssigkeit, sondern auch direkt auf dünnen PET-Folien. Seine Zellen besitzen kurze Fortsätze, mit deren Hilfe sie anscheinend Enzyme in den Kunststoff abgeben. Nach sechs Wochen bei 30 °C hatten die Bakterien die PET-Folie nahezu vollständig abgebaut.

I. sakaiensis produziert zwei bislang unbekannte PET-abbauende Enzyme: Eine PET-Hydrolase (PETase) hydrolysiert den Kunststoff zu Terephthalsäure und Mono-(2-hydroxyethyl)-terephthalsäure (MHET). Letzteres wird sofort durch eine MHET-Hydrolase (MHETase) zu Terephthalsäure und Ethylenglycol zerlegt (Abb. 1). Die freigesetzte Terephthalsäure wurde vom Bakterium mittels eines spezifischen Transporters aufgenommen und, mithilfe zweier Dioxygenasen und einer Dehydrogenase, über Terephthalsäure-1,2-dihydrodiol und Protocatechusäure (3,4-Dihydroxybenzoesäure) zu Carboxymuconsäure verstoffwechselt (Abb. 2). Die Gene der an der Terephthalsäure-Aufnahme und Verstoffwechselung beteiligten Proteine von I. sakaiensis zeigen hohe Übereinstimmung in der Basensequenz (46-79%) zu entsprechenden Genen von Comamonas sp. und Pseudomonas putida. Mithilfe der von diesen Genen codierten Enzymen können diese Bakterien Terephthalsäure abbauen. Wenn I. sakaiensis auf PET-Folien kultiviert wurde, war die Produktion der PET-abbauenden und Terephthalsäure-metabolisierenden Enzyme drastisch heraufreguliert. Außerdem war die Konzentration von Protocatechusäure in den Zellen stark erhöht. Dies darauf deutet hin, dass die Expression der entsprechenden Gene durch PET induziert wird und I. sakaiensis den Kunststoff als Energie- und Kohlenstoffquelle durch Einschleusung der Abbauprodukte in den Citratzyklus nutzen kann.

Da PET erst seit etwa 70 Jahren genutzt wird, stellt sich die Frage, wie und wann die beiden PET-abbauenden Enzyme PETase und MHETase entstanden sind. Eine Zeitspannung von 70 Jahren scheint extrem kurz für eine natürliche Evolution. Aber es gibt Beispiele für eine solche schnelle Evolution. Erinnert sei hier an das Evolutionsexperiment von Richard Lenski, bei dem nach 20 Jahren Kultur Escherichia coli.-Zellen plötzlich in der Lage waren, Citrat in Gegenwart von Sauerstoff zu verstoffwechseln und als Energie- und Kohlenstoffquelle zu nutzen [2]. Im Fall von I. sakaiensis spekulieren die Forscher, dass das Bakterium die notwendigen Enzyme zum Abbau und zur Verstoffwechselung von PET durch horizontalen Gentransfer erhalten haben könnte. Zudem seien nur wenige Mutationen nötig, um zum Beispiel aus einer Cutinase mit unspezifischer PET-Hydrolase-Aktivität ein Enzym werden zu lassen, das PET spezifisch mit hoher Aktivität zersetzen kann. Cutinasen sind Hydrolasen, die das Polymer Cutin, eine polyesterartige Substanz, die in der Cuticula von Pflanzenzellen vorkommt, spalten können und von pflanzenpathogenen Pilzen und Bakterien produziert werden.



Die Entdeckung des Bakteriums I. sakaiensis ist vor allem für das PET-Recycling interessant. Auch wenn PET inzwischen der Kunststoff mit der höchsten Recyclingrate ist, werden nur etwa 25% wiederverwendet. Der Rest gelangt in Mülldeponien und belastet die Umwelt. Gezielt durch mikrobiellen Abbau wiedergewonnene Terephthalsäure könnte als Ausgangsstoff für die Herstellung von neuem PET dienen, ohne Erdöl als Rohmaterial einsetzen zu müssen. Dies könnte entweder mittels biotechnologisch produzierter Enzyme oder mithilfe von gentechnisch veränderten Mikroorganismen erfolgen. Einschränkend muss aber bemerkt werden, dass die Versuche zum Abbau des Kunststoffs mit niedrig-kristallinen PET-Folien (1.9% Kristallisationsgrad) durchgeführt wurden. Der Kristallisationsgrad von kommerziell-verwendeten PET ist wesentlich höher und liegt bei 25-40%. So zeigte sich dann auch, dass die PETase hoch-kristallines PET 20-mal langsamer abbaut als niedrig-kristallinen Kunststoff. Die reduzierte Aktivität der PETase gegenüber handelsüblichem Kunststoff macht deutlich, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis PET-Abfälle biologisch recycelt werden können.
[1] S. Yoshida et al., Science 351, 1196 (2016). – [2] Z. D. Blount et al., Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 105, 7898 (2008).

PD Dr. Dietmar Steverding, Norwich, England



Abb. 1. Enzymatischer Abbau von Polyethylenterephthalat (PET) durch I. sakaiensis. PETase, PET-Hydrolase; MHETase, Mono-(2-hydroxyethyl)-terephthalsäure-Hydrolase.



Abb. 2. Stoffwechsel von Terephthalsäure bei I. sakaiensis. TDSO, Terephthalsäure-1,2-Dioxygenase; DCDDH, 1,2-Dihydroxy-3,5-cyclohexadien-1,4-dicarboxylat-Dehydrogenase; PCSDO, Protocatechusäure-3,4-Dioxygenase.


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