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cher bzw. literarischer Sprachzeugnisse einen Beitrag zum „plattdeut-
schen Kulturgedächtnis“ im dritten Jahrtausend zu leisten. Eine vom
Herausgeber dieses Buches bearbeitete Mundartliteraturgeschichte des
Sauerlandes ist für den Zeitraum bis 1918 bereits abgeschlossen. Fol-
gende Bände sind bislang erschienen und können über das Museum
Eslohe erworben werden (www.museum-eslohe.de):
1.
Im reypen Koren.
Ein Nachschlagewerk zu Mundartautoren, Sprachzeugnissen und
plattdeutschen Unternehmungen im Sauerland und in angrenzenden
Gebieten (Eslohe 2010).
2.
Aanewenge.
Plattdeutsches Leutegut und Leuteleben im Sauerland
(Eslohe 2006).
3.
Strunzerdal.
Die sauerländische Mundartliteratur des 19. Jahrhunderts
und ihre Klassiker Friedrich Wilhelm Grimme und Joseph Pape
(Eslohe 2007).
4.
Liäwensläup.
Fortschreibung der sauerländischen Mundartliteraturgeschichte bis
zum Ende des ersten Weltkrieges (Eslohe 2012).
Die hier mit einem vierten Band fortgesetzte Reihe „Sauerländische
Mundart-Anthologie“ erschließt indessen den eigentlichen Gegenstand
von Lieberhaberei und Forschung! Sie ist so konzipiert, dass Entwick-
lungen des plattdeutschen Schreibens in der Region anhand von Quel-
len nachvollzogen werden können. Die Auswahl darf also keineswegs
auf solche literarischen Texte beschränkt bleiben, die der Bearbeiter als
„besonders kunstvolle“ Beispiele erachtet. Es gilt jedoch das Ver-
sprechen, dass in jedem Band Türen für ein ausgiebiges Lesevergnügen
aufgetan werden.
Zugegeben, der Reihentitel ist irreführend, da das Projekt über eine
„Blütenlese“ weit hinausgeht und sich in die Richtung einer Mundart-
Bibliothek für das kölnische wie märkische Sauerland (samt südwest-
fälischer Grenznachbarschaft) entwickelt. Einschlägige „Klassiker“ und
verstreute Textzeugnisse u. a. aus dem Heimatschrifttum vergangener
Zeiten sollen darin in großzügiger – möglichst repräsentativer – Aus-
wahl auch einer solchen Leserschaft dargeboten werden, für die bereits
das Schriftbild (Fraktur) in alten Druckerzeugnissen eine erhebliche
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Barriere bedeutet. Seit über einem Vierteljahrhundert konnten im
Christine Koch-Mundartarchiv einige als verschollen geltende Rari-
täten, z.T. sehr umfangreiche Nachlass-Manuskripte und zahllose Zeug-
nisse einer breiten plattdeutschen Schreibkultur in der Region zusam-
mengetragen werden. Die Früchte der diesbezüglichen Archivarbeit
nunmehr nach Plan über die „Sauerländische Mundart-Anthologie“
zugänglich zu machen, dieser Vorsatz ist die stärkste Triebfeder für das
ganze Vorhaben. Der Blick auf den „nahenden Abschluss einer über-
schaubaren [neuniederdeutschen] Literaturtradition“ (Robert Lang-
hanke) geht bei einigen Plattdeutsch-Aktivisten noch immer mit rück-
wärtsgewandten Beschwörungen einher. Das hier Vorgelegte soll je-
doch nicht dem Lamento dienen, sondern zu einer Lesereise durch die
Kultur- und Sprachgeschichte einer Landschaft verführen.
Vorab einige „praktische Hinweise“ zum Gebrauch der Edition. Jegli-
che Literatur wird im Hauptteil der einzelnen Bände nur über
Kurztitel
verzeichnet, deren Aufschlüsselung im Anhang („Literatur – Quellen“)
keine große Mühe bereitet. Der jeweils zugrundegelegten Textquelle ist
ein „T“ vorangestellt, während ein „L“ auf weiterführende Hinter-
grundliteratur, Vergleichstexte etc. verweist (bisweilen ergänzt um
gesonderte Hinweise auf hochdeutsche Fassungen und Übersetzungen).
Jeder Kurztitel, der mit einem Sternchen* versehen ist, steht für eine
Quelle bzw. Publikation, die auch im Internet abgerufen werden kann.
Größere Eingriffe werden bei den Texten zumindest über einen sum-
marischen Vermerk kenntlich gemacht. In dieser Edition geht es jedoch
nicht um eine Vereinheitlichung der Schreibweise oder eine Besei-
tigung aller Widrigkeiten in den originalen Textdarbietungen. Die
„Mundart“ ist auf vielerlei Wegen und Irrwegen zu Papier gebracht
worden. Auch das soll vermittelt werden.
Für die Zeit bis zum Ende des ersten Weltkrieges besteht inzwi-
schen ein durchaus komfortabler Zugang zu Primärquellen. Über die
Reihe „daunlots“ auf www.sauerlandmundart.de und öffentliche Digi-
tale Bibliotheken, insbesondere die der Universitäts- und Landes-
bibliothek Münster, ist die sauerländische Mundartliteratur dieses Zeit-
raums zu einem beträchtlichen Teil schon im Internet eingestellt. Frei
abrufbar sind auch zwei plattdeutsche Wörterbücher (Woeste 1882*
und Pilkmann-Pohl 1988*), die als Hilfsmittel für Textarbeit oder Ei-
genstudium empfohlen seien (Übersicht zu weiteren lokalen Wort-
sammlungen, Grammatiken etc.: Im reypen Koren 2010, S. 436-445).
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Die Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens er-
schließt auf ihrer Website Projekte, Publikationsangebote, Schaubilder,
Hörbeispiele und interaktive „Lernmöglichkeiten“ für den gesamtwest-
fälischen Raum (www.lwl.org/ LWL/Kultur/komuna/). Das Literatur-
verzeichnis jedes Bandes soll neben dem Quellennachweis dazu dienen,
all diese Ressourccen für weiterführende literarische Erkundungsreisen
und „Heimstudien“ aufzuzeigen.
Die gesamte Edition kann zunächst frei zugänglich im Internet aufgeru-
fen und ebenso in Form gedruckter Bände (book on demand) erworben
werden. Dieses Konzept der doppelten Veröffentlichung entspricht dem
Anliegen, über kleine Spezialzirkel hinausgehend Interesse zu wecken
und allen, die es möchten, auch ein „digitales Abtasten“ des edierten
Sprachmaterials zu ermöglichen. – Jeder Band der Reihe wird realisiert,
wenn für seine Bearbeitung eine Förderung in Höhe von 500,- Euro zu-
gesagt ist. Den Förderern sei sehr gedankt. Ohne ihre Unterstützung
könnte das Unternehmen „Sauerländische Mundart-Anthologie“ in der
geplanten Form nicht umgesetzt werden.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen in der Anthologie-Werkstatt be-
reits folgende Teile vor (hier BoD-Buchversionen nach www.sauerland
mundart.de):
1.
Erster Band:
Niederdeutsche Gedichte 1300 - 1918
Buchfassung ISBN 978-3-8370-2911-6
2.
Zweiter Band:
Plattdeutsche Prosa 1807 - 1889
Buchfassung ISBN: 978-3-7392-2112-0
3.
Dritter Band:
Plattdeutsche Prosa 1890 - 1918
Buchfassung ISBN: 978-3-7412-2240-5
4.
Vierter Band:
Lyriksammlungen der Weimarer Zeit
Buchfassung ISBN: 978-3-7412-7387-2
5.
Fünfter Band:
Verstreute und nachgelassene Gedichte 1919-1933
(Erscheint voraussichtlich Spätherbst 2016)