Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung. Ihre Geseze. Geschichte des lezten Landtags. Auf Befehl der Aldermänner durch Salogast und Wlemar. Herausgegeben von Klopstock. Erster Theil



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Denkmale der Deutschen.

Eine gute, und eine schlimme That.


Die kriegerischen Karten duldeten Gränzen ihres Aufenthalts von den Römern, und entzogen sich dem Bündnisse der Deutschen gegen die Eroberer. Dafür suchten sie die Sikambrer, Tenchterer, Sueven, Brukterer, und Cherusker mit dem Schwerte heim. Wären diese nicht so stolz gewesen, als sie gerecht waren; so hätten sie Drusus nacheilende Legionen in dem engen Thale vertilgt, und schon damals Schatten vorausgesendet, die grossen Nachfolger von Teutoburg anzukündigen.

Die zurükgelasne Streitaxt.


Authafi, der König der Longobarden, hatte sich Theudelinden, die Tochter Garibaldes, des Königs der Bayern, zur Braut gewählt. Er ging mit seinen Gesandten, als einer von ihnen, zu Garibalden. Der Jüngling Authari, schöner Bildung, und weisses Haars, sahe die junge Fürstin. Er sagte zu ihrem Vater: Sie ist würdig, die Königin der Longobarden zu seyn. Laß sie uns Kriegern, wie sie künftig nach unsrer Sitte thun wird, die goldne Schale reichen. Theudelinde bracht auch ihm die Schale. Er berührte ihr, da er getrunken hatte, leise die Hand, und ließ sie über sein Gesicht gleiten. Die Fürstin erzählt' es, vor Scham glühend, ihrer Amme. Es ist der König, Theudelinde, sonst hätt ers nicht gewagt, dich zu berühren. Die Gesandten kehrten begleitet zurük. Da sie an die Gränze gekommen waren, er hub sich Authari an einem nahen Baume, so hoch er konte, auf seinem Pferde, haute die Streitaxt in den Baum, ließ sie darinn, und sagte zu den begleitenden Bayern: So führt Authari seine Waffen.

Gesez der Bayern von der Unverlezlichkeit der Todten.


Frevel, oder Leichtsinn büsset durch zwölf Gülden, wer die Leiche eines Erschlagnen verlezt, mit Vorsaz, auch nur durch die leichteste Wunde, aus welcher bey einem Lebenden Blut flösse; ohne Vorsaz, indem er unter die Adler, oder die ändern Raubvögel schiest, und der Pfeil die Leiche trift.

Die Eroberung Galliens.


Sechs tausend Franken hielten Kriegswandrung, zukten ihr Schwert, und nanten Gallien, Frankreich.

Die gute Einsicht.


Wir wüsten wol, wer wir waren, wenn wir uns, mit den überwundnen weichlichen Römern, und lauter als sie, Barbaren nenten. Denn so sagten die Räthe zu der Königin Amalaschind von ihrem Sohne Athalerich: Er muß keine Lehrer haben, vor deren Peitsche er zittre, sondern solche, durch die er die Lanze, und eine Herschaft kennen lerne, die edel, und barbarischer Sitte sey.

Kädmon.
Auch nach Britannien hatten wir Eroberer gesendet. Unter ihnen war Kädmon der erste christliche Dichter, der an die Stelle der Barden trat. Er sang in einer der Mundarten Niederdeutschlands. Damals waren, über unser ganzes Vaterland, nur Mundarten, wie Büsche, ausgebreitet. Verpflanzte Spröslinge Niederdeutschlands wurden weiter gen Norden zu Wäldern. Der grosse Wald, unsre Sprache, erhub sich später, und langsam in Oberdeutschland. Luther, und wenige, die nach ihm, wie er, aushauten, und pflanzten, haben den Wald zum Haine gemacht.

Roßbach.
Sie kamen, sahn, flohn.

Die erhaltnen Waffen.


Audön, der König der Longobarden, hatte Turisenden, den König der Gepiden, überwunden, und sein Sohn, Albön, den Sohn des Überwundnen, Turismoden, in der Schlacht getödtet. Die Feldherrn der Longobarden sagten zu ihrem Könige: Dein Sohn, der dir den Sieg erfochten hat, muß nun auch mit dir von deinen Rehen essen, und aus deiner Schale trinken.

Ich kann die deutsche Sitte nicht ändern. Ihr wist, er muß mir, eh er mein Tischgenoß wird, erst die Waffen eines ausländischen Fürsten bringen.

Albön eilte mit vierzig Jünglingen zu Turisenden, und foderte die Waffen seines Sohns. Turisend gab ihm ein Gastmahl, und sezte ihn an die Stelle, wo sonst sein Sohn zu sizen pflegte. Aber nun kont er die Erinnerung des Todten nicht mehr aushaken.

Ach diese Stelle hier ist mir so werth; aber der jezt daran sizet, ist mir ein bitterer Anblik.

Das hörte sein zweyter Sohn, Kunimund, und fing an die Longobarden beleidigend anzureden. Ihr seyd (sie hatten ihre Sohlen mit weissen Bändern befestigt) ihr seyd den Stuten gleich, die auch weisse Füsse haben.

Ein Longobarde rief: Komm hin auf das Schlachtfeld, und sieh da, wie die Stuten ausgeschlagen haben, und wie die Gebeine deines Bruders, gleich den Knochen eines schlechten Gauls, auf dem Anger umher liegen.

Die Gepiden entbranten, und machten Bewegungen, mit dem Schwerte zu antworten. Auch die Longobarden hatten den Grif ihrer Schwerter gefast. Turisend sprang auf, lief unter sie hinein, und rufte, daß Gott kein Sieg gefalle, durch den man den Feind am eignen Heerde überwinde. Sie sezten sich wieder zum Mahle, und waren so froh, als sie seyn konten. Turisend nahm die Waffen seines Sohns, und gab sie Albönen. Dieser kam zu seinem Vater, trank aus seiner Schale, und erzählte ihm von den mitgebrachten Waffen. Alle, die zugegen waren, priesen den kühnen Albön, und den edelmütigen Turisend.

Der Rhein zur Gränze.


Hermann that, nach Teutoburgs Schlacht, den Zug nicht, vor dem August, und die ewige Stadt zitterten. Ihm, der auch hierinn ein Deutscher war, galt das Grosse der gewissen Ausführung, vor dem Grösseren der Ungewissen. Er ließ, die Befreyung zu vollenden, hundert Römerfesten gen Himmel aufflammen, so viele Male für ihn, aber die, gleich nach ihrer Erhebung, in die frühere Trümmer sanken. In der Geschichte dauren sie.

Die Herschaft der Deutschen.


Auf den grossen Bühnen: Rußland, Pohlen, Dännemark, Schweden, Preussen, Holland, England, Italien, Ungern, Spanien, Westindien spielten, oder spielen ihr erhabnes Schauspiel Deutsche. Was geht diese Theodor von Neuhof an, der auf Corsica Possen riß?

Der zuverlässige Bote.


Grimoald eilte seinem belagerten Sohne zu Hülfe. Er schikte ihm seinen Pflegevater Seswald, die nahende Hülfe anzukündigen. Dieser fiel den Belagerern in die Hände, und nun solte er an die Mauer gehn, und sagen, daß keine Hülfe zu erwarten wäre, oder sterben. Seswald versprachs, und ward hingeführt.

Dein Vater komt, Romoald! Er war die lezte Nacht schon beym Flusse Sanger. Mitleid mit meinem Weib und Söhnen! Denn sie tödten mich!

Die Belagerer warfen Seswalds Kopf über die Mauer. Diesen nahm Romoald, küst ihn weinend, und begrub ihn, wie so viel Treue es verdiente.

Die drey Freunde.


Der Thronräuber Grimoald hatte Bertarithen, den König der Longobarden, aus seinem Reich, und zulezt auch aus dem Orte seiner Zuflucht vertrieben. Bertarith entschloß sich sich Grimoalden zu überlassen. Dieser schwur ihm:

Weil du auf Treu und Glauben gekommen bist; so solst du leben, und so leben, wie es dir nach deinem Stande ziemt.

Aber bald war Schein für Argwohn da; und Grimoald argwöhnte. Schon den ersten Abend kamen reiche Trachten von dem, was der Bogen gefält, und die Kelter geprest hatte, aus dem Palaste des Königs bey Bertarithen an. Ein alter Getreuer seines Vaters lispelte ihm ins Geheim zu: Er will dich tödten! Die ändern Überbringer baten ihn im Namen des Königs, aus voller Schale zu trinken. Sein Mundschenke Verstands von ihm, daß er nur Wasser eingiessen solte. Er trank das Wasser, aber Grimoald sagte, nach der Wiederkunft der Überbringer:

Der Trunkenbold! Morgen soll er Wein, und Blut speyen! Bertarith ließ seinen Freund Hunolf rufen. Jezt war das Mahl vorbey, jeder Gast weg, und nur Hunolf, und noch ein Freund bey Bertarithen. Sie rathschlagten kurz. Der Unbekante, der dieß so wenig zu seyn verdient, blieb, daß die Wache ihn inwendig hören, und für den trunknen Bertarith halten solte. Hunolfen gelang kühne List, und er brachte seinen Freund unentdekt durch. Er ließ ihn über die Mauer hinunter, und gab ihm Gefährten mit. Grimoald erfuhr alles. Der edle Unbekante ward zuerst vor ihn gebracht. Er sagte zu seinen Hauptleuten, und Schildträgern: Er soll nicht sterben, wie ihr mir rathet. Er hat, der Treue wegen, den Tod nicht gefürchtet, und er ist bey mir, was er bey seinem Freunde war. Hunolf verließ seine Zuflucht, den Altar, und wurde, von dem Könige eben so aufgenommen. Nach einiger Zeit sagte dieser zu beyden:

Ich sehe es, ihr wäret lieber bey eurem Freunde!

Ja, wir wollen lieber mit ihm sterben, als anderswo in Freude leben!

Grimoald ließ sie mit aller ihrer Habe, und von einer Bedeckung geschüzt, zu ihrem geliebten Bertarith ziehn.

Gesez der rheinischen Franken vom Todtschlage.


Wenn ein Franke des Rheinufers tödtet, so büsset ers, ist der Erschlagne ein Römer, durch hundert Gülden; ist er ein Alemann, ein Bayer, ein Friese, ein Burgunder, ein Sachse, durch hundert und sechzig; ist er aber ein salischer Franke, durch zwey hundert Gülden, oder auch durch fünf Schwerter mit den Gürteln, einen Schild, zwo Lanzen, zween Helme, zween Panzer, vier abgerichtete Falken, und dreyssig Hengste.

Verspottete Warnung.


Die Wandalen in Deutschland sendeten zu den Eroberern, den Wandalen in Africa: Glük euch zu euren Thaten! Aber ihr bauet unter uns keine Hütten mehr; gebt uns eure Einöde, daß wir wissen, für welches Vaterland wir sterben müssen! Der König Gizerich, und das Volk gaben die Einöde. Allein ein weiser Greis, und bald nach ihm Gizerich sprachen: Breitet euch nicht aus. Das Gegenwärtige so gar ist ungewiß; noch Ungewisser das Zukünftige. Das Volk lachte, und wüste nicht, wie sein lezter überwundner König vor Wut der Verzweiflung lachen würde.

Die Umbildung.


Die Longobarden waren durch lange Ruhe weich geworden, und hatten zwey Schlachten gegen die Bulgaren verloren. Ihr König, Lamissio, führte sie zu der dritten heran.

Eure Schmach, den Tod eures Königs, die Fessel seiner Tochter, die ihr euch zur Königin erkort, müst ihr rächen! und lieber sterben, als Knechte werden!

Wie er sprach, so stritt er. Und ein Sieg ward erfochten, daß die Longobarden von neuem kriegerisch wurden.

Diesen Grundstein legte Lamissio, zu dem grossen Gebäude, zu der Eroberung Italiens.

Denkungsart eines Gothen.
Wider den Zweykampf vor dem Richterstule führte Theuderich den Pannoniern das Beyspiel seiner Gothen an: Unter uns die Zunge, nicht die gewafnete Hand! Schlacht im Felde, zu Hause Gerechtigkeit! Kein Arm gegen Brüder erhoben, für die zu sterben, edle That ist. Blumen auf das Grab des menschlichen Barbaren!

Gelimer.
Die Wandalen besassen die Küsten Africa's vom atlantischen Meer an bis Cyrene. Aber Gelimer, ihr König, stritt nicht deutsch, als er dieß sein Reich behaupten solte. Früh bat er aus seinem Bergschlosse die Sieger um Brodt, den Hunger, und um eine Harfe, die Schwermut zu stillen. Als er vor Belisaren kam, erhub er in der Wut der Verzweiflung ein Gelächter über die menschlichen Schiksale! Ein zweyter Triumph, Karthago's wegen, führte ihn in Konstantinopel auf. Ein Anblik furchtbarer Warnung; allein das Auge des Tiefsinnigen wandte sich von einem, der das noch mehr war, gen Himmel. Denn unter den Schäzen des Überwundenen waren die Tempelgefässe Jerusalems.


Die Sonderung.


Als die Spröslinge der teutonischen Franken, die Gesez und Schwert von Salogasten und von den Sikambrern hatten, die Stammart wandelten, nanten sie sich: Alte edle Franken; und die Eroberer drüben: Gallische Fremdlinge.

Der bessere Überrest.


Gelimer küste niederknieend den Purpur Justinians, indem vier hundert kühnere Wandalen ihren Schiffern Flucht, und sich neue Kämpfe gegen die Überwinder geboten.

Unsre Kriege mit Aurelen.


Aurel führte zween grosse Kriege gegen uns. Den zweyten zu führen, verkaufte er goldne Gefässe, Gemälde, Bildsäulen, den Schmuk der Kaiser und Kaiserinnen; warb auch Fechter, Sclaven, und Räuber; zog mit der blutigen Lanze des Kriegesgottes von seinem Tempel aus, und starb Sieger, und Besiegter. Sein Nachfolger muste die Festen in des Feindes Lande verlassen, und ihm Gold für den Frieden zuwägen.

Das Schloß über der Gränze.


Valentinian bedekte den Rhein von der Quelle bis zum Ausflusse mit Schlössern. Er baute so gar jenseits bis dicht an die Gränzen. Auch dieß duldeten wir. Aber er verstand, in seiner Freude, die Duldung falsch. Denn er meinte, er könte auch über den Gränzen, auf Pirens Berge, unvermerkt ein Schloß bauen. Schon gruben die Römer, und senkten die Grundsteine. Syagrius, ein Vertrauter des Kaisers, Arator, und Hermogenes, zween Feldherren, waren die Anführer. Nach unsrer Gutherzigkeit daucht es uns auch jezt noch zu früh, das Schwert zu zücken. Die Väter der Jünglinge, die Geisseln waren, erschienen, und flehten mit gebognem Knie die Römer an: Seyd nicht so sorglos wegen eurer Sicherheit, und brecht die Bündnisse nicht so, ihr, die Treu und Glauben zu dieser Grösse erhoben hat. Sie wurden kaum angehört. Sie gingen, und beweinten ins Geheim das Schiksal ihrer Söhne. Unsre verstekten Krieger sprangen hervor, umringten, befragten die Wiederkommenden, eilten weiter, und hinderten den Bau so blutig, daß nur Syagrius entrann, die Botschaft zu bringen.

Das Gegentheil der Absicht.


Germanicus sammelte Teutoburgs Gebeine, und bedekte sie mit einem Grabhügel. Wir stäubten den Hügel weg. Der Römer hatte zerstreute Erinnerungen zu einem Denkmale gemacht.

Das Recht des Vortreflichen.


Wir, die Carbo's, Cassius, Scaurus, Cäpio's, und Manlius Legionen durch Trommel und Heerpauke, als Kenner der Kriegskunst, schrekten, wir liebten auch wol einmal die sanfteren Künste. Denn so gebietet das Gesez der Warner: Wer dem Meister auf der Harfe die Hand verlezt, deß Busse soll viermal grösser seyn, als die für die Hand des Lehrlings.

Die Sechstausend.


Sachsen kamen von einem Zuge, den sie mit Longobarden gethan hatten, in die Heimath zurük. Sie, sechs und zwanzig tausend, trafen sechs tausend Schwaben an, keine Eroberer, sondern von Sigeberten, ihrem Könige, dorthin zum Anbaue gesandt. Der kleine Haufen erbot sich: Zum dritten Theile des Landes; zur Hälfte; zu mehr! Kein Gehör. Zum Abzüge, so gar ohne die Heerden! Noch kein Gehör. Die künftigen Sieger hatten die Weiber der Besiegten schon unter sich gelost. Zwanzig tausend Sachsen, und fünf hundert Schwaben fielen. Dennoch ließ der kleine Überrest der Sachsen das Kriegshaar wachsen, und verwünschte sich, nur über den Leichen seiner Feinde die fürchterliche Hülle abzunehmen. Die edleren siegten noch Einmal, und liessen die Überwundnen unter sich wohnen.


Der Abend.

Von einem zu schreibenden deutschen Wörterbuche.


Die Crusca, die französische Academie, Johnson haben Wörterbücher ihrer Sprachen geschrieben. Der einzelne Mann hat's besser, als die Geselschaften gemacht. Gleichwol würden es Mehre doch noch besser, als selbst ein solcher einzelner Mann machen können. In der Crusca, und unter den Academisten theilte man sich öfter Vorurtheile, als richtige Untersuchungen mit; und so ging es denn, wie es gegangen ist. Johnson hat mehr, und tiefer in seiner Sprache untersucht, als jemals ein andrer in der seinigen. Allein unsrer Sprache würde selbst ein Johnson zwar wol das Wasser, aber keinen Wein reichen. Sie hat dazu einen zu grossen Umfang. Also muß ein deutsches Wörterbuch wenigstens von einigen geschrieben werden. Aber diese müssen ja in keine Geselschaft zusammengeknetet seyn. Krieg muß seyn, Aller gegen Alle! Über ein einziges Wort, besonders wenn es viele, und bedeutende Abkömlinge hat, müssen sich oft zehn, und mehr widersprechen. Aber da wird man ja nur immer Ungewisser. Diejenigen, die Wörterbücher schreiben, sollen ja die Sprache festsezen. Festsezen?Als wenn die unsrige nicht schon beynah durchgehends festgesezt wäre? und es eine lebende Sprache jemals ganz würde? Und dann solten es vier, fünf, zehn, zwölf Männer thun können? Seit wenn haben denn die Nationen aufgehört ihre Sprachen festzusezen? Nach den Scribenten, kann das kleine Häufchen Untersucher zu Festsezungen veranlassen. Das ist es alles; aber auch das schon ist Verdienst um die Nation. Welche sollen denn die Untersucher seyn? Wer will, und kann; denn das lezte gehört doch gleichwol auch mit zur Sache. Und wer hernach der Samler des Zerstreuten? Auch wer will, und kann. Wenn der's aber nun schlecht macht? wegwirft, was er behalten solte, und behält, was er wegwerfen solte? So komt ein andrer, der Augen im Kopfe hat, und macht es besser. Nur keine grauen Haare wegen der Samlung. Alles komt darauf an, daß der Samler was vorfinde, wobey ihm die Lust zur Wahl ankommen kann. Ich werde nächstens einmal ein Paar Scherfe eines ersten Beytrags mitbringen.

Sechster Morgen.

Vorfall, der sich mit einem gewissen de la Popepiere zuträgt. Was in Absicht auf die Polemik, und die Heraldik festgesezt wird. Der Ausrufer, welcher die hundert tausend Stimmen gehabt hatte, wird noch gefunden. Trennung des Bündnisses, welches verschiedne Ausrufer, und einige Mitglieder der aufgehobnen Scholiastenzunft unter einander gemacht hatten.


Da sich die Zünfte heut etwas langsam versammelten, so liessen sich die Aldermänner, während daß die Zünfte ankamen, die Zwistigkeit vortragen, die ein Nachtwächter mit einem Sieur de la Popepiere genant Tauperau gehabt hatte. Weil die Aufführung des Nachtwächters bey der Sache wirklich recht gut gewesen war, so machten ihn die Aldermänner, ihn dafür zu belonen, zum Unterherolde.

Mit dieser Begebenheit hatte es folgende Bewandnis. De la Popepiere war auf den Landtag gekommen, um als Marktschreyer auszustehn. Er hatte gedacht, daß er dieß den Deutschen wol würde bieten können, oder vielmehr, daß er es ihnen bieten müste, wenn er anders zu seinen beyden Zwecken kommen wolte, nämlich sich rechtschaffen bewundern, und zugleich durch ein gut Stük Geldes bezalen zu lassen. Aber bey seiner Ankunft bemerkte er denn doch gleichwol, daß es mit der öffentlichen Marktschreyerey, dem Ausstande in einer Bude, und dem französischdeutschen Hans Wurst (denn fügen wolt er sich so gut er nur immer könte,) nicht gehen würde. Seiner Bemerkung zu Folge kehrte er jezo die andere Seite heraus, die, in Vergleiche mit der ersten, zwar wol etwas feiner, aber an sich selbst doch noch immer gar grob war, indem er, ohne eine Bude zu haben, beynah im Tone der Bude seinen Unterricht angedeihen ließ. Es gelang ihm dieß auch so gut, daß er verschiedne unsrer Jünglinge völlig hinriß. Sie bewunderten, und bezahlten ihn recht nach seines Herzens Lust.

Er war gekommen, die deutschen Scribenten schreiben zu lehren. Diese seine Weisheit machte er in zwey verschiednen Vorlesungen bekant, von denen die erste gewiß nicht wohlfeil, und die zweyte ausschweifend theuer war. In der ersten lehrte er, Aus wenigem viel, und in der zweyten, Aus nichts etwas machen. (Sein Hans Wurst triebs noch ärger. Er brachte seinen Lehrlingen so gar bey, wie sie Aus nichts viel machen könten.)

De la Popepiere hatte seine Lehrstunden von ungefähr auf folgende Art eröfnet: Geheimnisse theil ich euch mit, und ganz und gar nicht so etwas, als schon in Büchern steht, und als es so gar ein Deutscher lehren kann. Meine Geheimnisse sind zwar einigen, besonders französischen Scribenten zur Gnüge bekant; und sie zeigen es auch recht meisterhaft in ihren Schriften, daß sie in dieselben hineingedrungen sind: aber die Theorie haben sie immer noch für sich behalten. Ich bin es, der diese nicht etwa nur so gut, als die Scribenten einsieht, sondern der sie auch auf eine lichtvolle Art vorträgt. Was würde euch ein noch so anhaltendes Studiren dieser Muster helfen, wenn meine Theorie nicht ihre Fackel über denselben schwänge, und so schwänge, daß die Schönheiten der Muster den Weg in Kopf und Herz finden könten? So erleuchteten vordem die Römer uns, als wir noch Barbaren waren, wie wir euch Deutsche schon seit langer Zeit erleuchtet haben, und immer noch fortfahren zu erleuchten! Ich bin eigentlich in der Absicht auf dem Landtage angelangt, die Scribenten schreiben zu lehren; und ich weis nicht, wie es zugeht, daß sie sich nicht als Zuhörer bey mir einfinden. Solte es wol gar Stolz, zwar immer sehr ungegründeter, aber doch Stolz seyn, daß sie nicht kommen ? Ja, es ist Stolz, der nämlich: Sie schmeicheln sich meine Geheimnisse selbst auszufinden. Denn unmöglich können sie noch so weit zurük seyn, daß sie die Geheimnisse, die ich habe, verachten solten. Was euch anbetrift, meine jezigen Zuhörer, so seyd ihr freylich noch keine Scribenten; (ich kann nicht wissen, was etwa einer oder der andre schon im Winkel gewesen ist) allein ihr werdet es doch vermutlich seyn: und so lernet ihr denn desto früher, was euch vor allen Dingen zu wissen nötig ist. Ihr werdet die Früchte der liebenswürdigen Lehrbegierde, mit welcher ihr da vor mir steht, schon einernten; und mit Neide werden euch die, welche jezt nur so eben dem Namen nach Scribenten sind, über sich wegfliegen sehen.



Dieß war der Ton, in welchem er, nicht unsre deutschdenkenden Jünglinge, denn die liessen so etwas nicht an sich kommen, sondern unsre junge Brut, nicht ohne mancherley Gebehrdung und Handgaukeley, unterrichtete. Da er eben einmal eine solche Lehrstunde hielt, fügte es sich, daß ein Nachtwächter, weil er ein so gar grosses Geschrey hörte, endlich stehn blieb. Der Mann wuste anfangs gar nicht, woran er war. Denn ob er gleich das, was gesagt wurde, recht gut verstand, so glaubte er doch lange Zeit, er irte sich. Denn er konte sich nicht vorstellen, daß das wirklich die Meinung wäre, was er nur aus Unerfahrenheit und Gutherzigkeit nicht dafür hielt. Er brachte eine ziemliche Zeit mit Angaffung und Verwundrung zu. Als er aber endlich einsah, daß er von Anfang an alles recht verstanden hätte; so drängte er sich auf Einmal, und mit Ungestüme durch die Zuhörer, faste den Redner bey der Schulter, und sagte: Hör er einmal, Freund! alles, was er da gesagt hat, ist schnurstraks wider unsre Geseze. Wir verbieten Geschwäz, wie er da, als eine so herliche Sache, einschärft, bey harter Strafe. Und wider dieses Verbot will er selbst zu der Zeit, da die Landgemeine beysammen ist, unsre jungen Leute aufwiegeln? Was regt er sich noch viel? Was gaukelt er von neuem? Meint er, daß ich diese Hand vergebens beym Übersezen zur Faust geschrieben habe? Indem hob, und balte der Nachtwächter diese Faust; und wären die Zuhörer nicht dazwischen gesprungen; so hätt er sie vermutlich auch gebraucht. Last mich nur, rief er, last mich, ich habe mich eines Bessern besonnen. Hör er .. Freund, wolt er vermutlich sagen, weil aber de la Popepiere, der sich jezt sicher glaubte, ihn etwas hönisch ansah, so fiel es anders aus: hör er, Aussenmensch! sagte der ehrliche Nachtwächter, ich habe einmal wo gelesen, wie es seine alten Vorfahren mit Leuten, wie er einer ist, gehalten haben. Wenn sich dazumal so ein Gesell vor dem Volke als einen Künstler zeigen wolte, und das Kunststük dem Volke nicht gefiel; so warfen sie ihn mit gesamter Hand ins Wasser, und das nicht etwa nur ihn abzukühlen, sondern ihn zu ersäufen. Und das eben hab ich mir vorgenommen mit ihm, und zwar jezt gleich, zu bewerkstelligen! Das schlimste war, daß er es würde gethan haben, wenn die Anzahl derer, die ihn abhielten, nicht zu groß gewesen wäre. De la Popepiere bekam völlig Zeit sich zu entfernen; und sein Gegner willigte endlich ein, ihn wenigstens heute nicht zu ersäufen. Denn man konte ihn schlechterdings nicht dahin bringen, seinen Vorsaz völlig fahren zu lassen. Die Aldermänner schikten dem de la Popepiere einen Wegweiser, mit dem Bedeuten, daß er sich diesem zuverlässigen, und mit den kürzesten Wegen wol bekanten Manne sogleich nach dessen Ankunft anvertraun möchte.

Endlich waren die Zünfte, und das Volk versammelt. Die Zunft der Gottesgelehrten kam zulezt an. Etliche unruhige und eitle Männer hatten sie so lange in ihrer Halle aufgehalten. Die Zunft schikte gleich nach ihrer Ankunft den Anwald zu den Aldermännern. Es ist sonderlich genung, sagte er, daß wir es gewesen sind, welche die Polemik zu einer Wissenschaft erhoben haben; da wir es allein nicht hätten thun sollen, wenn es auch alle übrigen Zünfte gethan hätten. Ich will mich jezo dabey nicht aufhalten, daß es ausser dem auch lächerlich war, die Behauptung seiner Meinung gegen Andre in eine Wissenschaft zu verwandeln. Die Sache selbst haben zwar die andern Zünfte auch, nur daß sie ihnen nicht auch eine Wissenschaft ist; aber das rechtfertigt uns nicht. Denn uns lag es vorzüglich ob, keine Polemiker zu seyn. Ich wende mich hierdurch auf Befehl meiner Zunft an die Republik mit dem Ansuchen, die Polemik aus der Zahl der Wissenschaften auszuschliessen. Überzeugt, daß man uns leicht willfahren werde, denn in so guten Zeiten leben wir! merke ich nur noch an, daß mein Ansuchen vornämlich um der Altfranken, und der wenigen kurzsichtigen störrischen Männer willen geschieht, die wir noch immer unter uns haben, und die wir nicht nur dulden, sondern mit grosser Schonung* dulden müssen, weil wir ihnen Beyspiele schuldig sind. Während der Anrede des Anwalds hatten sich ein Paar der Störrischen auf die gemischte Zunft begeben, und dort durch ihre Vorstellungen nicht wenige Kritiker in Bewegung gebracht. Man möchte, sagten sie, doch die Ehre der Polemik retten! sie doch als Wissenschaft beyzubehalten suchen! die theologische Polemik vor allen Dingen! aber freylich auch (in der Hize, in welcher sie waren, wusten sie kaum recht wie sie sich ausdrücken solten) die literarische Polemik mit! die polemische Literatur mit! Nur mit? wurde ihnen geantwortet, unsre Polemik, unsre Pallas Minerva mit der Lanze, und der undurchdringlichen Ägide nur mit? In der Angst gaben die Theologen dießmal nach, und riefen: Nein nicht mit! beyde zugleich! die beyden Schwestern zugleich! So lasset euch doch versönen, wir sagen's ja, wir wiederholen's ja: Die beyden Polemiken zugleich! Nun gut das! aber welche ist die ältere Schwester? Unsre denn doch wol! erwiederten die Theologen. Eure Polemik? eure? Nein was zu weit geht, das geht zu weit! Dieser Zwiespalt wurde zulezt zu einem solchen Zerfalle, daß man in vollem Zorne von einander schied. Mit der Stimmensamlung war es bald vorbey. Die gemischte Zunft hätte beynah für die Beybehaltung der Polemik gestirnt. Wären diejenigen Zünfter, welche den Zwist mit den Theologen gehabt hatten, von ihrem Grolle geblendet, und ohne zu wissen, was sie thäten, nicht zu der guten Parthey übergetreten; so hätte die Beybehaltung auf dieser Zunft die Oberhand bekommen. Nun war nur das Volk dafür. Einige hatten Neugier genung, unter dem Volke nach der Ursach zu fragen. Was man denn auch immer sage, war die Antwort, so können und mögen wir nicht verbergen, daß wir die Schauspiele über alles lieben!

Jezo trat ein Aldermann hervor. Man kann sich, sagte er, darüber betrüben, aber es doch auch vergessen, daß einzelne Gelehrte den Grossen so oft geschmeichelt haben; allein daß die Republik die Heraldik, die kaum eine kleine Kentnis ist, zu einer Wissenschaft gemacht, und sie, als Wissenschaft, nun schon so lange hat gelten lassen, über diese gröste unter allen Schmeicheleyen sich nur zu betrüben, das wäre wenig; darüber aufgebracht zu werden, auch nicht viel: wenn es möglich seyn soll, das Geschehne zu vergessen; so müssen wir diese Wissenschaft zu dem herunter sezen, was sie ist, zu einer geringen, und vor allen andern eingeschränkten Kentnis, sie die Wappenkunde, oder mit einem andern: gleich angemesnen Namen nennen, und sie dann, als eine solche Kentnis, studieren, oder auch, mit der verzeihlichsten Unwissenheit, ganz unbekant darinn bleiben. Wenn wir auch nur in geringstem von dem, was die Gewonheiten der Landtage erfodern, abweichen möchten; so würden wir jezt die Stimmen gar nicht sammeln lassen. Denn es dünket uns, daß hier die blosse Vorstellung der Sache, und die Einstimmung Aller einerley sind.

Der Herold war noch nicht wieder zurükgekommen; sonst würd er jezo gleich zur Stimmensamlung abgegangen seyn. Indem er erwartet wurde, kamen etliche Altfranken zu den Aldermännern herauf. (Andre waren unterdeß auf die Zünfte gegangen.) Die anfängliche Verwundrung der Altfranken wurde von den Aldermännern mit einer solchen Kälte beantwortet, daß jene bald zu Vorstellungen kamen. Aber auch die Vorstellungen hatten keinen andern Erfolg, als daß die Aldermänner mit eben der Kälte, und aus Gründen, denen es weder an Kürze, noch an Güte fehlte, zulezt anriethen: So möchten sie denn unter sich die Heraldik eine Wissenschaft bleiben lassen, und sie mit allen dem Fleisse, dessen sie nur immer fähig wären, und, wenn sie auch das für gut fänden, nur in den glüklichen Stunden des Genies studieren! Der Herold war indeß zurük gekommen. Die meisten Zünfte winkten ihm ihre Stimmen zu; die übrigen liessen sie, dem Gebrauche gemäß, von den Anwalden sammeln, und sie dann dem Herolde bekannt machen. Daß diese Zünfte nicht so schonend, als die andern waren, kam daher, weil die Altfranken dort ihre Meinungen zu lebhaft vorgetragen hatten. Wenn der Herold alle Stimmen anzukündigen hat, so ruft er die Namen der Zünfte nicht aus, sondern er trit nur ein wenig auf seinem Plaze vor, und giebt die Trompete weg. Und auf diese Weise erfuhr man auch jezo, daß die Sache durch alle Stimmen wäre entschieden worden.

Wir hätten beynah aus der Acht gelassen zu erwähnen, daß diesesmal die Stimmensamlung durch einen schnellen Lerm, doch nur auf kurze Zeit, unterbrochen wurde. Wir würden dieser Sache auch gar nicht gedenken, wenn sie nicht einen so besondern Ausgang genommen hätte. Der Kritiker mit den hundert tausend Stimmen war noch unvermutet aufgefunden worden. Da ihn nun die Nachtwächter, mit keiner geringen Freude an dem Hergange, herbey bliesen; so kann man sich den Lerm, der dadurch entstand, leicht vorstellen. Die Aldermänner konten jezt nicht umhin, den Kritiker vor sich bringen zu lassen. Ekhard bekam den Auftrag, des Dinges halben Verfügung zu treffen. Diese traf er dadurch, daß er ein Fünfergericht niedersezte. Die Bestätigung, oder Aufhebung des Urtheils behielt er sich dabey vor. Das Gericht bestand aus zwey Nachtwächtern, einem ihrer Aufwärter, dem Rümpfer, und dem Schreyer. Nachdem diese Richter drey Tage allzeit bis in die späte Nacht in der Sache zu Werke gegangen waren, so hatten sie (die Nachtwächter waren zulezt auch mitleidig geworden) auf den Vorschlag des Schreyers, der auch allein der Ausführer desselben seyn konte, es so eingefädelt: Der sämtliche Pöbel, der dabey bekantlich nichts wagte, solte die hundert tausend Stimmen auf sich nehmen. An den Pöbel konten sich ja dann nur die Aldermänner des vielstimmigen Kritikers wegen halten. Aber die Stimmen müssen denn doch, sagte der Schreyer, unter die Mitglieder des grossen Volkes vertheilt, und es muß ausgemacht werden, wie viele jeder auf sich nehmen solle. Dieß wurde von den Mitgliedern des Fünfergerichts so gleich genehmigt. Zum Unglücke, (wie es scheinen könte,) verzählte man sich bey der Vertheilung etwa um hundert und fünfzig Stimmen, so daß der mehr erwähnte Kritiker wenigstens auf so viele Jahre hätte müssen verwiesen werden. Kaum war das Gericht mit der Vertheilung fertig, so lief es in aller Eile zu Ekharden, und überreichte das Urtheil. Dieser schien die Papiere genau anzusehn, und auch zuzuhören, als ihm der ganze Verlauf sehr umständlich vorgetragen wurde; aber gleichwol hörte und sähe er nur sehr wenig davon, und unter andern die Verzählung nicht, die mit den hundert und fünfzig Stimmen vorgegangen war, so daß der Angeklagte ohne alle Strafe los kam, und nun von neuem nach Herzens Lust ausrufen konte.

Die Landgemeine wolte eben aus einander gehen, als von der Seite des Tannenwäldchens, wo der Pöbel sehr weit über das Volk hinaus stand, viele ganz ausser Athem herzugelaufen kamen, und schrien, daß sich hinter den Tannen auf Einmal ein sehr dicker Staub erhoben hätte. Es kamen immer mehr, und berichteten, daß der Staub zunähme. Die Aldermänner schikten gleich zwey Anwalde ab. Als diese zurük kehrten, so winkten sie dem Herolde, ihnen entgegen zu kommen. Der Herold machte, auf erhaltnen Befehl, folgendes bekant: Höret, und beruhiget euch! Die meisten der eingegangnen Scholiastenzunft einerseits, und gar viele derjenigen Ausrufer, die neulich den Hohnlacher in der Nähe haben beäugen müssen, andrerseits, sind die lezt verlaufne Nacht in ein Bündnis, und in eine Verbrüderung mit einander getreten, und haben in angezeigter Nacht, als wahre Meutmacher, unter sich verabredet, zu einer ausländischen Gelehrtenrepublik überzugehn, und allda, sofort nach beyderseitiger Ankunft, gar manches einzufädeln, und anzuzetteln, wie denn auch hierauf, mit Hülf und Beytritt der ausländischen Republik, recht kekhafte und grosse Feindseligkeiten wider uns deutsche Gelehrte vorzunehmen, und zu verüben. Nun haben sie aber mit und unter einander ganz nicht einig werden können: Ob sie nach Holland, oder nach England ziehen solten? wobey denn die Scholiasten immer geschrien haben: Nach Holland! Denn dort darf Athen doch noch blühen! Dort zünden keine neue Nerone Rom zum zweytenmal an! Und die Ausrufer haben geschrien: Nach England! Denn dort wird doch noch freyes Kunstgericht gehegt! Dort dürfen die Gelehrten doch noch mit so vielen Stimmen Aussprüche thun, als ihnen zu haben beliebet! und das hat denn lange Zeit so fortgewährt. Da sind sie zulezt so erbittert auf einander worden, daß sie (Saure Pflicht, die einem Herolde obliegt, so was anzeigen zu müssen!) daß sie sich theils in die Haare, und theils an die Ohren, oder auch zugleich einerwärts, und anderwärts hingerathen sind. Die Nachricht wurde mit Lachen angehört, und die wenigen, welche ernsthaft werden, und die Meutmacher, des Einfädelns und Anzettelns wegen, auf der Stelle Landes verweisen wolten, konten damit nicht durchdringen. Gleichwol haben die Meutmacher ihre Zeit bis zu ihrem Abzuge, wegen der ihnen bevorstehenden Verweisung, in grossen Schrecken zugebracht. Man kann diese ihre unnötige Furcht nicht wol anders als daraus erklären, daß Leute solcher Art die Sachen immer nur halb zu hören, und halb zu wissen pflegen.


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