Die verkannte Tamar (Genesis 38) Eine Bibelarbeit zu Ehren des Mit-Entdeckers der Evolutionstheorie



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Es  ist  dies  eine  hervorragende  Gelegenheit,  eine  zunächst  unrechtmäßig 



erscheinende biologische Tatsache und die zweite, große Dynamik der biologischen 

Evolution zu diskutieren: die sexuelle Selektion. 

 

Denn  die  Unterscheidung  zwischen  Mann  und  Frau  geht  auf  nicht  mehr  als  eine 



frühe  Arbeitsteilung  zurück,  in  der,  von  einfachsten  Lebensformen  an,  ein  Partner 

einen vergleichsweise geringen Aufwand an (Samen-)Investition für die Zeugung, die 

Partnerin  aber  das  regelmäßig  sehr  viel  teurere  Investment  von  Geburt  und  später, 

vor allem bei Säugetieren, dann auch noch Aufzug der Kleinen zu leisten hat. 

 

Unter  Gerechtigkeitsgesichtspunkten  scheint  hier  ein  Ungleichgewicht  zu  herrschen 



und  gerade  auch  religiöse  und  wissenschaftliche  Autoritäten  haben  sehr  oft  das 

Frausein an sich als minderwertig und als Strafe dargestellt - zum Teil bis heute. 

 

Ein  zweiter  Blick  in  das  Evolutionsgeschehen  differenziert  das  Bild  jedoch  enorm: 



denn gerade weil Weibchen mit höherem Aufwand quer durch das Tierreich weniger 

Nachkommen  gebären  können,  als  Männchen  zu  zeugen  fähig  sind, ergibt  sich  die 

Gelegenheit der sexuellen Selektion – auch „female choice“, „Damenwahl“ genannt. 

 

Nur sehr selten hat es das Weibchen dabei nötig, aktiv auf Männerjagd zu gehen. Im 



Regelfall  strebt  es  durch  den  Erweis  eigener Attraktivität  möglichst  viel  Auswahl  an 

potentiellen  Partnern  zu  erlangen  und  dann  unter  diesem  Angebot  auf  Zeit,  bei 

wenigen  Spezies  auch  lebenslang,  den  Vater  der  zukünftigen  Kinder  auszuwählen. 

Darwin  beobachtete  und  beschrieb  diese  Konstellation  unzählige  Male  und  merkte 

unter  anderem  an:  „Das  Ausüben  einer  gewissen  Wahl  von  Seiten  des  Weibchens 

scheint ein fast so allgemeines Gesetz wie die Begierde des Männchens zu sein.“

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Sexuelle Selektion

 

 



Das  bekannteste  Beispiel  für  sexuelle  Selektion  ist  und  bleibt  der  männliche  Pfau, 

der  mit  einem  prachtvollen  Gefieder  seine  genetische  Fitness  und  seine 

Überlebenskünste  trotz  Handicap  demonstriert.  Aber  auch  väterliches  Engagement, 

Gesangskünste oder prachtvolle  Geweihe  wurden  von Weibchen  selektiert,  die sich 




 

so  auch  biologisch  als  wichtige  Qualitätskontrolleure  und  „Er-Zieher“  des 



Evolutionsprozesses  erweisen.  Es  sind  überwiegend  die  Frauen,  die  ihre  jeweilige 

Spezies durch ihre Wahl über den bloßen Überlebenskampf hinausführen! 

 

Wissenschaftlich war diese zweite, große Evolutionsdynamik schon bei Darwin völlig 



unumstritten  und  er  räumte  auch  ein,  dass  die  Entwicklung  etwa  der  menschlichen 

Hautfarben  auch  auf  (kluge)  weibliche,  sexuelle  Selektion  zurückzuführen  sei.  Aber 

er  und  die  meisten  ihm  folgenden  (fast  ausschließlich  männlichen)  Darwinisten 

entschieden  gegen  jede  wissenschaftlich-empirische  Logik,  dass  diese  besondere 

Rolle  der  Frau  beim  modernen  Menschen  keinesfalls  bestehen  bleiben  könne.  Die 

Frau  war  und  ist  im  darwinistischen Weltbild  als  Beute,  bestenfalls  als  Helferin  des 

dominanten Mannes vorgesehen und daher wischt Darwin auch alle Erkenntnisse zur 

sexuellen Selektion durch das weibliche Geschlecht gegen Ende seines Buches zur 

Evolution des Menschen einfach beiseite: 

 

„Der  Mann ist  an  Körper  und  Geist  kraftvoller  als  die Frau, und im wilden  Zustande 



hält  er  dieselbe  in  einem  viel  unterwürfigeren  Stande  der  Knechtschaft,  als  es  das 

Männchen irgend eines anderen Thieres thut; es ist daher nicht überraschend, dass 

er das Vermögen der Wahl erlangt hat.“

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Diese  Position  ist  nicht  nur  evolutionslogisch  sehr  schwach,  weil  gerade  höhere 

Fähigkeiten und Geistesgaben aus der sexuellen Wahl resultieren und ethnologische 

Arbeiten  auch  schon  zu  Darwins  Zeiten  ein  so  pauschales  Urteil  über  Jäger-und-

Sammler-Kulturen  nicht  belegten  -  heute  sogar  widerlegen.  Wildbeuterkulturen 

weisen  durchaus  Arbeitsteilung  und  oft  auch  politisch  untergeordnete  Frauenrollen 

auf, keinesfalls aber werden Frauen pauschal versklavt. Aber leider bis heute bleiben 

diese 


pseudo-biologischen 

„Argumente“ 

für 

Frauenfeindlichkeit 



und 

Frauenvergessenheit präsent und wirksam. Und Nachfolger Darwins schlussfolgerten 

aus  ihrem  Irrtum  sogar  noch,  dass  es  also  dem  Verstand  und  Wissen  (natürlich 

männlicher) Wissenschaftler übertragen werden müsse, vermeintlich minderwertigen 

Menschen das Recht auf Fortpflanzung oder sogar Leben abzuerkennen. Bereits ein 

Jahr  nach  seinem  Tod  1882  prägte  Darwins  Vetter  Francis  Galton  den  Begriff  der 

„Eugenik“.  Bis  zum  Anfang  des  20.  Jahrhunderts  breiteten  sich  in  Nord-  und 

Südamerika sowie Europa eugenische Ansichten, Gesetze und Programme aus, die 

von  Eheverboten  über  Zwangssterilisationen  bis  hin  schließlich  zu  den 

Massenmorden  der  Nazis  reichten.  Säkulare  Politiker  sowohl  rechter  wie  linker 

Parteien  überschlugen  sich  mit  Forderungen  der  „wissenschaftlichen  Verbesserung 

des  Menschen“  und  an  Universitäten  wurden  eigene,  eugenische  Lehrstühle  und 

„Forschungsprojekte“  eingerichtet.  Und  auch  aktuell  haben  Vertreter  des  „Ultra-

Darwinismus“ wie Richard Dawkins wieder eine neue Diskussion über die „Zucht der 

Menschen“ angestoßen… 

 

Wieder  war  es  Alfred  Russel  Wallace,  der  sich  –leider  kaum  gehört-  dem 



eugenischen  Wahnsinn  entgegenstellte.  Wallace  leugnete  gerade  nicht,  dass 

Menschenfrauen oft ihre Rechte der Partnerwahl, also mindestens des Vetos gegen 

ungewollte  Partner,  vorenthalten  wurden. Aber  statt  dies auch  noch  nachträglich zu 

rechtfertigen,  plädierte  er  dafür,  es  (wieder)  zu  ändern.  Zur  Verblüffung  und 

Belustigung der meisten männlichen Wissenschaftler seiner Zeit stellte sich Wallace 

an  die  Seite  der  erwachenden  Frauenbewegung  und  vertrat  so  „revolutionäre“ 

Forderungen wie jener  nach rechtlicher und politischer Gleichstellung sowie Bildung 

und wirtschaftlicher Unabhängigkeit für Frauen.  



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