Ein Grundstückskauf mit Vorgeschichte hat die Gelehrsamkeit zur „akademischen



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Stichwort „Akademie“
Ein Grundstückskauf mit Vorgeschichte hat die Gelehrsamkeit zur „akademischen“ Gelehrsamkeit gemacht. Auf der Rückfahrt von einem Aufenthalt bei Dionysios I. von Syrakus war Platon in die Hände der mit Athen verfeindeten Aegineten geraten, und die verfuhren mit ihm wie mit einem Kriegsgefangenen und boten ihn auf dem Sklavenmarkt zum Kauf an. Ein libyscher Playboy und Viergespann-Jockey mit Namen Annikeris, der auf der Reise zu den Olympischen Spielen 388 v. Chr. zufällig vorbeikam, erkannte die Chance zu einem nachhaltigen Kulturengagement und kaufte den günstig angebotenen Okkasionsphilosophen kurzerhand frei.
Er war nicht der einzige, der sich engagierte: Dion von Syrakus, der junge Schwager des Tyrannen und ein glühender Verehrer Platons, machte sich anheischig, das Lösegeld grosszügig zu erstatten. Als der Libyer das von sich wies, nahm Dion die zur Verfügung gestellte Summe nicht zurück, sondern stiftete sie für den Kauf des Gartengrundstücks vor den Mauern Athens, auf dem Platon nicht viel später - wir wissen nicht genau, wann -seine zukunftsträchtige Schule errichtete. Nach dem unmittelbar benachbarten Heiligtum des attischen Heros Akademos nannte man Platons Schule kurz die „Akadémeia“, die „Akademische“, die „beim Akademos“.

Die Zeitgenossen mochten sich bei dem Namen an eine denkwürdige Friedensstiftung erinnern. Lange bevor Paris die schöne Helena, die Tochter des Zeus und der Leda, nach Troja verlockte, hatte Theseus, der mythische König von Athen und ein berüchtigter Frauenräuber, die - sagen wir: Zwölfjährige aus Sparta entführt und vorerst seiner Mutter in Obhut gegeben, während er selbst zu neuen Liebesabenteuern auszog. Als Helenas grosse Brüder Kastor und Polydeukes darauf mit einem spartanischen Heer vor Athen aufzogen, war es dieser Akademos, der den Frieden vermittelte und die Stadt vor dem Krieg bewahrte: Die Dioskuren erhielten ihre kleine Schwester unbeschadet zurück, und statt zu einem Athenischen kam es dann zu dem Trojanischen Krieg.


Ohne jene Zufallsnachbarschaft mit Platon wäre der zupackende Friedensstifter wohl längst geradeso vergessen wie jener Annikeris ohne jene Zufallsbegegnung auf Aegina. Neun Jahrhunderte lang, bis 529 n. Chr., hat Platons „Akademie“ bestanden. Wieder neun Jahrhunderte später, 1470, hat Cosimo de Medici sie in Florenz erneuert, nun nicht mehr als eine Philosophenschule unter anderen, sondern als Stätte griechischer Gelehrsamkeit überhaupt. Seither haben wir unzählige Akademien und noch mehr Akademiker, alle möglichen „akademischen“ Titel und Würden und leider auch das lebensfremde, ganz und gar nicht mehr zupackende „bloss Akademische“ - bis hin zu der zwiefach „akademischen“ Frage, ob jener alte Akademos wohl eigentlich einmal Hekademos geheissen habe und diese Frage wohl eigentlich eine bloss hekademische sei.

Klaus Bartels
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