Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


Der Tod des Arius, nach einem Schreiben des Athanasius (336)



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14. Der Tod des Arius, nach einem Schreiben des Athanasius (336)
Arius hatte die meiste Zeit in Alexandrien zugebracht und wollte jetzt wieder in die kirchlichen Versammlungen sich eindrängen, indem er seine Gottlosigkeit verleugnete und das von den Vätern aufgestellte Glaubensbekenntnis anzunehmen vorgab. Da er aber hierfür weder den göttlichen Alexander gewinnen konnte noch den Athanasius, dessen Nachfolger wie in der Bischofswürde, so auch in der frommen Rechtgläubigkeit, so wandte er sich mit Hilfe des Eusebius von Nikomedien wieder nach Konstantinopel. Welche List und Rührigkeit er nun dort entfaltete und was für ein Urteil er von dem gerechten Richter empfing, das hat ganz gut der in jeder Hinsicht ausgezeichnete Athanasius in seinem Brief an Apion auseinandergesetzt1. Daher will ich auch den betreffenden Abschnitt meinem Werke einverleiben.
„Ich selbst war nicht in Konstantinopel, als jener sein Ende fand, aber der Priester Makarius befand sich daselbst, und aus seinem Munde habe ich es vernommen. Arius war auf Betreiben der eusebianischen Partei vom Kaiser Konstantin (zur Audienz) berufen worden. Als Arius eintrat, fragte ihn der Kaiser, ob er den Glauben der katholischen Kirche habe. Dieser beschwor darauf seine Rechtgläubigkeit und übergab ein schriftliches Glaubensbekenntnis, in dem er die Irrtümer, um derentwillen er von dem Bischofe Alexander aus der Kirche ausgeschlossen worden war, vorsichtig verschwieg und heuchlerisch nur die Ausdrücke der Heiligen Schrift zur Anwendung brachte. Da er also mit einem Eide bekräftigte, keineswegs die Ansichten gehabt zu haben, wegen deren ihn Alexander ausgeschlossen, so entließ ihn der Kaiser mit den Worten: „Wenn dein Glaube der rechte ist, so ist auch dein Schwur recht und gut; ist aber dein Glaube falsch und du hast dennoch geschworen, dann möge Gott im Himmel deine Sache richten!“ Nachdem er nun in dieser Weise vom Kaiser entlassen worden war, wollten ihn die Eusebianer mit gewohnter Gewalttätigkeit in die Kirche einführen. Aber der Bischof von Konstantinopel, der selige Alexander, widersetzte sich dieser Absicht, indem er erklärte, der Urheber der Häresie dürfe nicht in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden. Da stießen die Eusebianer die Drohung aus: „Wie wir gegen eueren Willen es durchgesetzt haben, daß er vom Kaiser berufen wurde, so wird Arius morgen mit uns in dieser Kirche die heiligen Geheimnisse feiern, auch wenn es dir nicht recht ist.“ Es war ein Samstag, als Eusebius dieses sagte.
Da nun der Bischof Alexander solches hörte, ward er sehr betrübt, ging in die Kirche und erhob flehend und jammernd seine Hände zu Gott, warf sich dann im Heiligtum auf sein Angesicht nieder und betete so auf dem Boden liegend mit Inbrunst. Zugegen war auch Makarius, der mit ihm betete und seine Worte hörte. Alexander flehte aber um ein Zweifaches, indem er sprach: „Wenn Arius morgen an den heiligen Geheimnissen teilnimmt, so nimm mich, deinen Diener, hinweg, und laß nicht den Frommgläubigen mit dem Gottlosen zugrunde gehen; wenn du dich aber deiner Kirche erbarmst, und ich weiß, daß du dich erbarmst, so schau auf die Worte der Eusebianer, überlaß dein Erbe nicht der Vernichtung und Schande, sondern nimm den Arius hinweg, auf daß mit seinem Einzug in die Kirche nicht auch die Irrlehre einzuziehen scheine und daß fürderhin die Gottlosigkeit nicht gleich geachtet werde mit der frommen Rechtgläubigkeit.“ So betete der Bischof, dann aber zog er sich zurück voll Sorge und Kummer. Und nun geschah etwas Wunderbares und Unerwartetes. Die Eusebianer hatten gedroht, der Bischof betete, Arius aber, durch die Eusebianer zuversichtlich gemacht, erging sich in vielen Prahlereien, begab sich in einen Abort, anscheinend um eines natürlichen Bedürfnisses willen, da plötzlich stürzte er, wie geschrieben steht1, vornüber und borst mitten entzwei und hauchte am Boden liegend sofort seine Seele aus und ging so beider verlustig, sowohl der kirchlichen Gemeinschaft wie auch des Lebens.
Von dieser Art war also das Ende des Arius. Die Eusebianer begruben, tiefbeschämt, ihren Gesinnungsgenossen, der selige Alexander aber feierte mit seiner freudig erregten Gemeinde die heiligen Geheimnisse in frommem Sinn und rechtem Glauben, mit allen Brüdern betend und Gott lobpreisend, nicht als ob er über den Todesfall sich gefreut hätte, das sei ferne! denn allen Menschen ist es gesetzt, einmal zu sterben2, sondern weil hierin ein Urteil über aller Menschen Urteil sich geoffenbart hatte. Denn der Herr selbst hatte gerichtet zwischen den Drohungen der Eusebianer und dem Gebete des Alexander, er hatte die arianische Irrlehre verdammt, indem er zeigte, daß sie der kirchlichen Gemeinschaft nicht würdig sei, und indem er allen kundgab, daß diese Irrlehre, wenn sie auch vom Kaiser und allen Menschen Zeugnis und Schutz hätte, dennoch von der Wahrheit selbst verworfen worden sei.“
Solche Frucht erntete also Arius von seiner bösen Aussaat, und indem er von den künftigen Peinen bereits den Anfang schaute, wurde er durch seine Strafe zum Ankläger seiner eigenen Gottlosigkeit.
Doch ich will jetzt dazu übergehen, von der Frömmigkeit des Kaisers zu handeln. Derselbe schickte nämlich an alle der römischen Herrschaft unterworfenen Völker Briefe, in denen er sie aufforderte, von dem früheren (heidnischen) Wahn abzulassen3, und sie ermahnte, sich dafür die Kenntnis der Lehre unseres Erlösers anzueignen, und worin er allen den Weg zu dieser Wahrheit zu zeigen suchte. Die Bischöfe in den einzelnen Städten aber ermunterte er zum Bau von Kirchen, und zwar so, daß er sie nicht nur durch Briefe dazu anregte, sondern ihnen auch freigebig Geld dazu schenkte und die Mittel für den Bau anwies. Dies zeigen auch die Briefe, die folgenden Inhalt haben.

15. Schreiben des Kaisers Konstantin betreffs der Erbauung von Kirchen
„Konstantin, der Siegreiche, Großmächtige, Erhabene, dem Eusebius4.
Da bis auf die gegenwärtige Zeit unheilige Bestrebungen und tyrannische Gewalt die Diener des göttlichen Erlösers verfolgten, so glaube ich, geliebtester Bruder, und habe ich mich genau davon überzeugt, daß bei allen Kirchen das Bauwerk entweder durch Sorglosigkeit in schlechten Zustand geraten oder aus Furcht vor der drohenden Ungerechtigkeit minder würdevoll ausgeführt worden ist. Nachdem aber jetzt die Freiheit gewährt und durch des höchsten Gottes Fürsorge und unsere Mitwirkung jener Drache von der Regierung des Staates entfernt worden ist, so glaube ich, daß nunmehr die göttliche Macht allen offenbar geworden ist und daß diejenigen, die entweder in Furcht oder im Unglauben oder in irgendwelchen Irrtümern befangen waren, nunmehr den wahrhaft Seienden erkennen und zu einer wahren und richtigen Ordnung ihres Lebens gelangen werden. Betreffs all der Kirchen nun, denen Du entweder selbst vorstehst oder denen in den einzelnen Orten nach Deinem Wissen andere Bischöfe und Priester oder Diakonen vorstehen, lasse die Mahnung ergehen, daß man für die Gebäulichkeiten der Kirche Sorge trage, daß man die vorhandenen Bauten ausbessere oder vergrößere oder da, wo das Bedürfnis es erheischt, neue aufführe. Dazu wirst Du Selbst und durch Deine Vermittlung die anderen das Nötige von den Statthaltern und der Provinzialbehörde fordern. Diese sind angewiesen, den Wünschen Deiner Heiligkeit mit allem Eifer nachzukommen. Gott möge Dich, geliebter Bruder, in seinen Schutz nehmen!“
Dieses also schrieb er in Betreff der Erbauung der Kirchen an die Bischöfe der einzelnen Provinzen. Was er dagegen in Betreff der Anfertigung der heiligen Bücher an den palästinensischen Eusebius schrieb, kann man wiederum aus dem Briefe selbst ersehen.

16. Schreiben Konstantins betreffs der Anfertigung der heiligen Bücher1
“Konstantin, der Siegreiche, Großmächtige, Erhabene, dem Eusebius.
In der nach uns benannten Stadt hat sich durch die gnadenvolle Fügung des göttlichen Erlösers eine sehr große Menge von Menschen der heiligen Kirche zugewandt, so daß es bei dem gewaltigen Aufschwung aller Verhältnisse daselbst durchaus angemessen erscheint, auch mehr Kirchen in dieser Stadt zu erbauen. Vernimm darum mit bereitwilliger Geneigtheit, was unser Wille beschlossen hat. Ich halte es nämlich für das Richtige, dieses gerade Deiner Geschicklichkeit anzuvertrauen, daß Du von geübten und in ihrer Kunst wohlbewanderten Schönschreibern auf schön zubereitetem Pergament fünfzig leicht leserliche und für den Gebrauch handliche Exemplare anfertigen lassest, nämlich von jenen heiligen Schriften, deren Anschaffung und Gebrauch bei den gottesdienstlichen Gebeten und Lesungen nach Deiner Kenntnis besonders notwendig ist. Es ist auch von unserer Milde an den Finanzverwalter der Provinz ein Schreiben ergangen, daß er sich angelegen sein lasse, alle zu dieser Anfertigung erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn es wird Deine Sorge sein müssen, daß diese Bücher so schnell wie möglich hergestellt werden. Auch bist Du kraft dieses unseres Schreibens befugt, für die Überführung derselben zwei öffentliche Wagen in Anspruch zu nehmen. Denn so werden die schön geschriebenen Bücher bei weitem am leichtesten vor unser Angesicht gelangen, wobei natürlich die Leitung einer von den Diakonen Deiner Kirche übernimmt, der, wenn er zu uns kommt, unser Wohlwollen erfahren wird. Gott möge Dich, geliebter Bruder, in seinen Schutz nehmen!“
Dieses wäre nun allein schon hinreichend, um erkennen zu lassen, ja noch mehr, um klar zu zeigen, wie der allberühmte Kaiser jegliche Sorgfalt auf die göttlichen Dinge verwendete. Gleichwohl will ich dem Gesagten noch beifügen, was er in bezug auf das Grab des Erlösers Großartiges geleistet hat.
Nachdem er nämlich in Erfahrung gebracht hatte, wie die nach Art der Korybanten und Bacchanten sich gebärdenden Diener der Götzenbilder das Grab des Herrn verschüttet hatten, um so das Andenken an die Erlösung möglichst der Vergessenheit zu überliefern, und wie sie dann auf derselben Stelle, um die Geburt aus der Jungfrau zu verhöhnen, der Göttin der Ausschweifung einen Tempel errichtet hatten, befahl er jenen verabscheuungswürdigen Bau zu zerstören und jenen durch fluchwürdige Opfer befleckten Schutt wegzuschaffen und irgendwo weit entfernt von der Stadt abzuladen, sodann aber einen sehr großen und sehr schönen Tempel zu erbauen1. Doch zeigt dieses alles noch anschaulicher der Brief, den er an den Vorsteher jener Kirche gerichtet hat. Es war dies Makarius, dessen wir schon früher Erwähnung getan haben2, der auch an der großen Synode teilnahm und mit den übrigen Bischöfen die gotteslästerliche Lehre des Arius verurteilte.

17. Schreiben des Kaisers Konstantin an den Bischof Makarius von Jerusalem in Betreff der Erbauung des heiligen Tempels3
„Konstantin, der Siegreiche, Großmächtige, Erhabene, dem Makarius.
So groß ist die Gnade unseres Erlösers, daß kein Aufwand an Worten des gegenwärtigen Wunders würdig zu sein scheint. Denn es übersteigt doch wahrlich alles Staunen, daß das Denkzeichen seines hochheiligen Leidens, in früheren Zeiten unter der Erde geborgen, während einer so langen Reihe von Jahren vergessen blieb, bis es seinen infolge der Vernichtung des gemeinsamen Feindes der ganzen Welt befreiten Dienern wieder erglänzen sollte. Denn wenn auch alle, die auf der ganzen Erde für weise gelten, an einem und demselben Orte zusammenkämen und etwas vorbringen wollten, was dieses Ereignisses würdig wäre, so würden sie das mit allem Wetteifer nicht im geringsten zustande bringen. So sehr übersteigt die in diesem Wunder liegende Beglaubigung jegliche mit menschlicher Vernunft begabte Natur, wie anerkanntermaßen das Göttliche mächtiger ist als das Menschliche. Darum ist dieses immer mein erstes und einziges Ziel, daß in demselben Grade, wie die Beglaubigung der Wahrheit täglich in neuen Wundern sich zeigt, auch unser aller Herzen in Sittsamkeit und gleichgesinnter Bereitwilligkeit immer eifriger werden in der Beobachtung des heiligen Gesetzes. Nachdem dieses, wie ich glaube, allen bekannt ist, möchte ich Dich besonders davon überzeugt wissen, daß mir mehr als an allen anderen Dingen daran gelegen ist, wie wir jenen heiligen Ort, den ich auf Gottes Geheiß von dem schändlicherweise dort aufgestellten Götzenbilde wie von einer drückenden Last befreit habe, jenen Ort, der von Anfang an nach dem Ratschlusse Gottes geheiligt ward und noch heiliger geworden ist, seitdem er das Wahrzeichen des erlösenden Leidens an das Tageslicht gebracht hat, wie wir diesen heiligen Ort nunmehr mit herrlichen Bauten schmücken können.
Es wird deshalb Sache Deiner Umsicht sein, solche Anordnungen zu treffen und für alles Notwendige so zu sorgen, daß nicht nur eine Basilika erstehe, herrlicher wie alle, die irgendwo sich finden, sondern daß auch alles daran so gestaltet werde, daß dieser Bau die schönsten Bauwerke jeglicher Stadt samt und sonders überstrahle. Was die Aufführung der Mauern und die künstlerische Ausschmückung derselben betrifft, so wisse, daß wir die Sorge dafür unserem Freunde Drakillian, der die Stelle der hochangesehenen Statthalter vertritt, und dem Provinzstatthalter übertragen haben. Es ist diesen nämlich von meiner Frömmigkeit der Auftrag gegeben worden, daß Künstler und Handwerker und alles, was ihnen Deine Klugheit als zum Bau notwendig bezeichnet, sofort durch ihre Fürsorge bereitgestellt werde. Hinsichtlich der Säulen und des Marmors mögest Du persönlich eine kurze Übersicht herstellen und schleunigst an uns berichten, was Du für das Kostbarste und Zweckdienlichste erachtest, damit dieses von allen Seiten her in solcher Menge und Beschaffenheit zusammengebracht werden kann, wie wir es aus Deinem Schreiben als notwendig erkennen werden. Denn es ist nur recht und billig, daß der wunderbarste Ort der Welt auch nach Gebühr geschmückt und ausgestattet werde.
Was ferner die Decke der Basilika betrifft, so möchte ich von Dir erfahren, ob sie nach Deiner Meinung getäfelt oder in irgendeiner anderen Weise hergestellt werden soll; wenn sie nämlich getäfelt werden soll, könnte das übrige mit Gold verziert werden. Es möge also Deine Heiligkeit den oben genannten Richtern möglichst bald bekannt geben, wieviel Handwerker und Künstler und wieviel Geldmittel erforderlich seien. Das Gleiche mögest Du aber sofort auch mir mitteilen, nicht nur was den Marmor und die Säulen, sondern auch was die Täfelung betrifft, wenn Du anders diese für schöner halten solltest. Gott möge Dich, geliebter Bruder, in seinen Schutz nehmen!“
18. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, die Auffindung des ehrwürdigen Kreuzesholzes, ihr Eifer für die Erbauung des heiligen Tempels
Dieses Schreiben überbrachte niemand anderer als die Mutter des Kaisers selbst, jene glückliche und von allen Gutgesinnten gepriesene Mutter eines so herrlichen Sohnes, welche diesem großen, leuchtenden Gestirn das Leben gegeben und die Nahrung der Frömmigkeit gereicht hatte. Dieselbe unterzog sich den Mühseligkeiten der Reise und achtete nicht auf die Beschwerden des Alters; denn sie unternahm diese Reise nur kurze Zeit vor ihrem Ende; sie vollendete aber ihr Leben im Alter von achtzig Jahren. Als sie nun jenen Ort erblickte, der die für unsere gemeinsame Erlösung übernommenen Leiden geschaut hatte, da gab sie sogleich den Befehl, jenen fluchwürdigen Tempel zu zerstören und den Schutt wegzuschaffen1. Wie nun das verborgene Grab bloßgelegt war, erblickte man bei dem Grabmal des Herrn drei Kreuze, die bisher ebenfalls mit Schutt bedeckt waren. Daß eines von diesen dasjenige unseres Herrn und Erlösers, die anderen aber von den mit ihm gekreuzigten Schächern seien, das nahmen alle ohne den geringsten Zweifel an; sie waren aber im ungewissen darüber, welches von ihnen den Leib des Herrn getragen und die Tropfen seines kostbaren Blutes aufgenommen habe. Doch jener so weise und wahrhaft göttliche Makarius, der Bischof der Stadt, löste den Zweifel in folgender Weise. Er berührte unter eifrigem Gebet eine vornehme, von einer langwierigen Krankheit befallene Frau mit einem jeden dieser Kreuze und entdeckte so die Kraft des Erlöserkreuzes. Denn kaum war dieses dem Weibe nahe gekommen, so vertrieb es sofort die heftige Krankheit und gab der Frau die frühere Gesundheit zurück.
Nachdem so die Mutter des Kaisers zur ersehnten Gewißheit gelangt war, fügte sie einen Teil der Nägel in den Helm des Kaisers ein, um für das Haupt ihres Sohnes Sorge zu tragen und die feindlichen Geschosse von demselben abzuwehren; einen anderen Teil aber ließ sie am Zaume seines Rosses anbringen, wobei sie sowohl auf die Sicherheit des Kaisers Bedacht nahm, als auch einer alten Prophezeiung zur Erfüllung verhalf. Denn schon in alten Zeiten hat der Prophet Zacharias verkündet: „Und das, was am Zügel ist, wird heilig sein dem Herrn, dem Allmächtigen2.“ Von dem Kreuz des Erlösers aber bestimmte sie einen Teil für den kaiserlichen Palast, für den übrigen Teil ließ sie eine silberne Lade anfertigen und übergab sie dem Bischof der Stadt mit dem Auftrag, dieses Denkmal unserer Erlösung den künftigen Geschlechtern sorgfältig aufzubewahren. Dann ließ sie von allen Seiten Künstler kommen, die in der Bearbeitung der verschiedenartigen Stoffe erfahren waren, und jene so großartigen und glänzenden Tempelgebäude aufführen. Deren Schönheit und Großartigkeit ausführlich zu beschreiben, halte ich jedoch für ganz überflüssig, da sozusagen alle, die Gott lieben, dorthin eilen und die Pracht des Bauwerkes sich selbst ansehen.
Auch noch eine andere denkwürdige Tat vollbrachte jene von allen gepriesene und bewunderungswürdige Kaiserin. Sie ließ nämlich alle Jungfrauen, welche ihr ganzes Leben lang die Jungfräulichkeit bewahren wollten, zusammenkommen, hieß sie auf vielen Polstern sich niederlassen und übernahm nun selbst die Tätigkeit einer Magd, bediente sie, setzte ihnen Speise vor, reichte die Becher dar und schenkte Wein ein, brachte eine Kanne auf einem Waschbecken und goß Wasser über deren Hände. Nachdem sie dieses und Ähnliches getan, kehrte sie wieder zu ihrem Sohne zurück. Voll froher Zuversicht aber ging sie in das andere Leben hinüber, nachdem sie ihrem Sohne noch gar viele Ermahnungen zu einem frommen Leben erteilt und zum Abschied noch den letzten Segen gespendet hatte. Sie wurde dann auch nach ihrem Tode einer Ehre teilhaftig, wie sie derjenigen gebührte, die mit einem so besorgten und warmen Eifer dem Gott des Weltalls gedient hatte1.
19. Die unkanonische Versetzung des Eusebius von Nikomedien nach Konstantinopel
Unterdessen hatten die Arianer ihre ruchlosen Pläne nicht aus den Augen gelassen. Sie hatten zwar das Glaubensbekenntnis unterschrieben, aber nur mit den Händen und in der Absicht, mit dem Schafspelze bekleidet die Tätigkeit der Wölfe ausführen zu können2. Jener göttliche Alexander, der mit seinem Gebete den Arius zu Boden gestreckt hatte3 — ich meine den von Byzanz, so hieß nämlich damals noch Konstantinopel —, war zu einem besseren Leben hinübergegangen. Da kümmerte sich Eusebius, der Verteidiger der Gottlosigkeit, wenig um die Bestimmungen, die er selbst kurz vorher mit den anderen Bischöfen getroffen hatte4, verließ sofort Nikomedien und riß den Stuhl von Konstantinopel an sich im Widerspruch mit jenem Kanon, der, wie den Priestern so auch den Bischöfen verbietet, von einer Stadt zu einer anderen überzugehen5. Es ist freilich gar nicht zu verwundern, daß Menschen, welche so unsinnig gegen die Gottheit des Eingebornen ankämpfen, ohne Scheu auch die anderen Gesetze übertreten. Übrigens hatte er diese Neuerung jetzt nicht zum ersten Male unternommen, sondern eben dasselbe auch schon früher gewagt. Er war nämlich ehedem mit dem Bistum Berytus (Beirut) betraut, dann aber nach Nikomedien übergesiedelt; aber auch von hier war er nach der Synode wegen seiner offenkundigen Gottlosigkeit vertrieben worden, und mit ihm Theogonius von Nizäa. Auch dieses hat der Kaiser Konstantin schriftlich bezeugt. Ich will daher den Schluß seines Briefes in mein Werk aufnehmen. Er richtete denselben an die Nikomedier.

20. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Nikomedier gegen Eusebius und Theogonius
“Wer ist es, der dem arglosen Volke solches beigebracht hat? Offenbar Eusebius, der Parteigänger tyrannischer Grausamkeit. Denn daß er in jeder Beziehung Anhänger des Tyrannen gewesen, kann man aus vielen Tatsachen ersehen. Es bezeugen dieses die Niedermetzelungen der Bischöfe, das heißt derjenigen, die wahrhaft Bischöfe waren, und es verkündet dieses laut die so schwer drückende Verfolgung der Christen. Ich will nichts sagen von seinem übermütigen Verhalten gegen mich, indem er zu der Zeit, wo die Gegenpartei in Zusammenkünften besonders rührig und tätig war, mich mit Späheraugen verfolgte und dem Tyrannen beinahe auch noch bewaffnete Hilfe geleistet hätte. Möge niemand glauben, daß ich etwa nicht imstande bin, dieses zu beweisen! Ein deutlicher Beweis hierfür ist die offenkundige Tatsache, daß die dem Eusebius anhängenden Priester und Diakonen öffentlich von mir überführt worden sind. Doch davon will ich nicht weiter reden. Ich habe dies auch jetzt nicht aus Ärger, sondern nur zu ihrer Beschämung vorgebracht. Das allein fürchte ich, das macht mir Sorge, daß ich sehen muß, wie Ihr zu Mitschuldigen des Verbrechens gemacht werdet. Denn durch die Verführung und das Ränkespiel des Eusebius ist Euer Inneres der Wahrheit entfremdet worden. Jedoch ist die Heilung nicht schwer, wenn Ihr wenigstens jetzt einen gläubigen und unbescholtenen Bischof erhaltet und Euere Augen auf Gott richtet, was gegenwärtig in Euerer Gewalt steht und auch schon früher von Euerer Entscheidung hätte abhängen sollen, wenn nicht der genannte Eusebius unter dem ränkevollen Schutz seiner Gesinnungsgenossen dorthin (zu Euch) gekommen wäre und die rechte Ordnung in unverschämter Weise gestört hätte.
Nachdem ich nun über eben diesen Eusebius Euerer Liebe einiges mitteilen mußte, so möge Euere Geduld sich erinnern, daß in der Stadt Nizäa eine Synode gehalten wurde, der ich auch selbst, der Stimme meines Gewissens folgend, beiwohnte, in keiner anderen Absicht, als alle zur Eintracht zu führen und vor allen Dingen jene Angelegenheit zu untersuchen und zu erledigen, die da ihren Anfang genommen hat mit dem unsinnigen Vorgehen des Arius von Alexandrien, die dann aber sofort an Kraft zugenommen hat durch den übel angebrachten und verderblichen Eifer des Eusebius. Was aber diesen Eusebius selbst betrifft, Geliebteste und Verehrteste, mit welcher Unruhe glaubt ihr wohl daß er dagestanden ist, als er von seinem eigenen Gewissen verurteilt wurde, mit welcher Beschämung, als seine falsche Lehre von allen Seiten zurückgewiesen wurde? Da schickte er zuerst verschiedene Mittelspersonen, welche für ihn Fürsprache einlegen sollten, dann begehrte er von mir selbst sozusagen Beistand, damit er nicht, auf einem so schweren Fehltritt betroffen, seines Amtes entsetzt würde. Zeuge dessen ist mir Gott selbst, der mir und Euch gewogen bleiben möge! Denn jener hat auch mich betrogen und schändlich hinter's Licht geführt, wie auch Ihr einsehen werdet. Denn alles nahm damals genau den Verlauf, wie er ihn wünschte, da er alle und jegliche Bosheit in seinem Herzen verborgen trug.
Um jedoch seine sonstigen verkehrten Handlungen zu übergehen, so vernehmet vor allem, bitte ich, was er da neulich wieder geleistet hat in Verbindung mit Theogonius, dem Mitgehilfen seiner unsinnigen Bestrebungen! Einige Alexandriner, die von unserem Glauben abgefallen waren, hatte ich hierherzuschicken befohlen, weil durch deren Wirken die Flamme der Zwietracht angefacht wurde. Aber diese braven und guten Bischöfe, welche der Wahrspruch der Synode ein für allemal zur Buße bestimmt hatte, nahmen nicht nur jene auf und brachten sie bei sich in Sicherheit, sondern eigneten sich auch deren schlechte Gesinnung an. Daher beschloß ich, in folgender Weise gegen diese Undankbaren vorzugehen: ich befahl nämlich, sie zu ergreifen und so weit fort als nur möglich in die Verbannung zu schicken. Jetzt ist es Euere Pflicht, zu Gott aufzuschauen mit jenem Glauben, der anerkanntermaßen immer geherrscht hat und gebührenderweise auch jetzt herrschen soll, und sich so aufzuführen, wie zu unserer Freude sittenreine, rechtgläubige und menschenfreundliche Bischöfe sich verhalten. Wenn aber jemand es unklugerweise wagen sollte, sich zur Auffrischung des Andenkens oder zum Lobe jener verderblichen Menschen verleiten zu lassen, so wird er sofort durch das Eingreifen des Dieners Gottes, das ist durch mich, von seiner Verwegenheit zurückgeführt werden. Gott möge Euch, geliebte Brüder, in seinen Schutz nehmen!“
Damals wurden also diese Bischöfe abgesetzt und aus ihren Städten vertrieben; und Nikomedien wurde dem Amphion, Nizäa dem Chrestos anvertraut. Jene bedienten sich aber dann wieder ihrer gewohnten listigen Kunstgriffe, und als sie das menschenfreundliche Wesen des Kaisers der Täuschung zugänglich fanden, nahmen sie den Kampf von neuem auf und erlangten auch wieder den früheren Einfluß.

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