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Um mit diesen Unsicherheiten umzugehen und dabei handlungsfähig zu bleiben,
wurden Emissionsszenarien vereinbart, die der Weltklimarat definiert hat. Diese Sze-
narien beschreiben mögliche Entwicklungen der menschlichen Gesellschaft und un-
serer Umwelt. Sie bilden die Randbedingungen für die Klimamodellierung. Doch klar
ist: Die Modelle können immer nur Annäherungen an die Wirklichkeit sein, denn das
echte Klima ist weitaus komplizierter. Sämtliche Faktoren des Systems „Klima“ abzu-
bilden ist unmöglich.
Je ferner man in die Zukunft blickt und je kleiner der regionale Ausschnitt ist, desto
unsicherer werden die Prognosen. Dagegen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, die
Wirklichkeit zu treffen, wenn mehrere Modelle übereinander gelegt werden können.
In Deutschland gibt es immerhin vier Regionalmodelle, mit denen jeweils drei Emis-
sionsszenarien durchgerechnet wurden. Weitere Berechnungen werden folgen.
Über die Klimaveränderungen und ihre Auswirkungen in Baden-Württemberg sowie
hinsichtlich der regionalen Unterschiede liegen derzeit folgende Erkenntnisse vor:
In Baden-Württemberg lag das Temperaturmittel für die Zeit von 2000 bis 2008 um
1,1 °C über dem der Periode 1961 bis 1990, die als Referenzzeitraum für die Klima-
entwicklung international vereinbart ist. Damit wird in Baden-Württemberg der lang-
jährige globale Trend der Klimaentwicklung (0,74 °C in den letzten 100 Jahren) deut-
lich überschritten. Diese Ergebnisse sind im Klimamonitoringbericht 2008, der im
Rahmen des Kooperationsvorhabens „Klimaveränderung und Konsequenzen für die
Wasserwirtschaft“ (KLIWA) unter Mitwirkung des Deutschen Wetterdienstes erstellt
wurde, dokumentiert.
Die Temperaturzunahmen sind in Baden-Württemberg im Winterhalbjahr (November
bis April) ausgeprägter (1,2 °C) als im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober 1,0 °C). Das
Hoch- und Oberrheingebiet ist mit 1,2 °C im Winter und 1,0 °C im Sommerhalbjahr
am stärksten vom Temperaturanstieg betroffen, gefolgt vom Neckarraum (1,2 °C
Winterhalbjahr, 0,9 °C Sommerhalbjahr) und dem Donau- und Bodenseeraum
(1,0 °C Winterhalbjahr, 0,7 °C Sommerhalbjahr).
Auch bei den Niederschlägen machen sich die Klimaveränderungen deutlich be-
merkbar. Es ist eine sehr ausgeprägte Erhöhung der Gebietsniederschläge im hydro-
logischen Winterhalbjahr um bis zu ca. 30 % zu beobachten, während die Gebiets-
niederschläge im Sommerhalbjahr eher abnehmen. Von besonderer Bedeutung ist,
dass die Niederschläge vermehrt als Starkniederschläge auftreten. Im Winterhalbjahr
wurden in Baden-Württemberg regional sehr unterschiedlich zwischen 5 % und 33 %
mehr Starkniederschläge festgestellt. Im Sommer regnet es weniger häufig, dann
jedoch mit höherer Intensität als Starkniederschlag. Die Sommertrends sind aller-
dings bislang überwiegend noch nicht signifikant.
Für die Zukunft bis zum Jahr 2050 lassen die Ergebnisse der Klimamodelle für Ba-
den-Württemberg einen weiteren Temperaturanstieg um 2 °C im Winter und ca.
1,5 °C im Sommer erwarten. Damit verbunden ist eine Zunahme der Sommertage
(Maximaltemperatur > 25 °C) um ca. 30 %. Die Anzahl der heißen Tage (Maximal-
temperatur > 30 °C) wird – teilweise um nahezu das Doppelte – zunehmen. Es deu-
tet einiges darauf hin, dass sich Hitzesommer wie im Jahr 2003 künftig öfter wieder-
holen könnten.
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Im Klimaatlas der Region Stuttgart 2008 ist die Zahl der Tage mit Wärmebelastung
heute und künftig dargestellt. Dabei wurde eine durchaus zu erwartende Verdoppe-
lung der Hitzetage angenommen. Während heute 6 % der Fläche mit mehr als 30
Tagen mit Hitzestress belastet ist, sind dies künftig 57 % der Fläche mit einem ent-
sprechend höheren Bevölkerungsanteil.
Die Niederschläge werden sich im Allgemeinen im Sommer weniger verändern (Ab-
nahme < 10 %), im Winter jedoch regional unterschiedlich um bis zu 35 % zuneh-
men. In den Hochlagen des Schwarzwaldes wird sich in den Monaten Dezember bis
Februar die Zahl der Tage mit hohen Niederschlägen fast verdoppeln.
Um bisherige Aktivitäten in der Region Stuttgart zu bündeln und weiterzuentwickeln,
haben sich u.a. der Verband Region Stuttgart und die Wirtschaftsförderung Region
Stuttgart sowie Städte der Region in dem Projekt „Raumentwicklungsstrategien zum
Klimawandel“ zusammengefunden. Es wurde von Mitte 2009 bis April 2011 im Rah-
men des gleichnamigen Modellvorhabens der Raumordung (MORO) als eines von
insgesamt sieben Modellprojekten durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung und das Bundesinstitut für Bauwesen und Raumordnung ge-
fördert und durch das Institut für Raumordung und Entwicklungsplanung (IREUS) der
Universität Stuttgart in der Region wissenschaftlich begleitet und unterstützt.
Im Rahmen des Modellprojektes wurde dargelegt, dass die Region Stuttgart sogar
überdurchschnittlich von den Klimafolgen betroffen sein wird. Dazu gehören häufige-
re Hochwasserereignisse, die Verdrängung wärmeempfindlicher Pflanzen, eine Zu-
nahme der Erosionsgefahr und nicht zuletzt eine stärkere Belastung der Menschen
durch zunehmende Hitze. Der Verband Region Stuttgart setzt bei Maßnahmen ge-
zielt an überörtlich relevanten Aspekten an, etwa um klimarelevante Freiflächen zu
sichern.
Der Abschlussbericht „Vulnerabilität in der Region Stuttgart“ steht unter
http://www.region-stuttgart.org/vrs/main.jsp?navid=438
zum Download bereit. Unter anderem beinhaltet er auch regionale Prognosekarten
zu Sturmschadenrisiko, Baumarteneignung und Vulnerabilität der Bevölkerung.
Die Klimaveränderungen treffen mit ihren Auswirkungen praktisch alle Lebensberei-
che. Besonders betroffen sind die menschliche Gesundheit, die Land- und Forstwirt-
schaft, der Bodenschutz, die Wasserwirtschaft, die Schifffahrt und die Energieversor-
gung, der Naturschutz und die biologische Vielfalt sowie der Tourismus.
Menschliche Gesundheit
Die Zunahme von Tagen mit hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit hat
thermische Belastungen (Hitzestress) der Bevölkerung zufolge. Dies kann vor allem
für ältere und kranke Menschen gefährlich sein. Im Sommer 2003 waren schät-
zungsweise 2000 Sterbefälle in Baden-Württemberg der hitzebedingten Mortalität
zuzurechnen.
Außerdem bringen die Klimaveränderungen die Zuwanderung und Ausbreitung
Wärme liebender, tierischer Krankheitserreger und –überträger (u. a. Insekten und
Zecken) insbesondere aus der Mittelmeerregion mit sich. Ebenso werden heimische