Masarykova univerzita filozofická fakulta ústav germanistiky, nordistiky a nederlandistiky


Siedlungsnamen als Exonyme und Endonyme



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Siedlungsnamen als Exonyme und Endonyme


In manchen Siedlungsnamen spiegelt sich ein jahrhundertlanger Kontakt der Bevölkerung slawischen und germanischen Ursprungs wider. In Laufe der Zeit entstanden deutsche und tschechische Namenspaare, die man aus der Sicht dessen, im welchen Sprachraum sie verwendet wurden, auf Exonyme und Endonyme einteilen kann. Ein Exonym stellt eine heimische Form eines fremdsprachigen Ortsnamens dar, während ein Endonym einer heimischen Form eines Ortsnamens entspricht, das ein heimisches Objekt bezeichnet. Gründe für Entstehung solcher Namenpaare sind verschieden. Man kann drei Typen unterscheiden.26

  1. Phonetisch gebundene Namenpaare

Hier handelt es sich um eine Übernahme des Namens mit seiner lautlichen Form. Dieser wird in der Regel lexikalisiert und seine ursprüngliche Bedeutung wird vergessen. Ein typisches Beispiel stellen manche weltbekannte Städte dar (Berlin = Endonym – Berlín = Exonym, KölnKolín). Es geht wahrscheinlich um die am meisten verwendete Art der „Übersetzung“ von deutschen und tschechischen Siedlungsnamen.

  • Angleichung: Der Siedlungsname kann jedoch auch eine neue Bedeutung durch die phonetisch motivierte Übertragung gewinnen (SuchentalSuchdol, Südböhmen). Sie wird nach einem phonetischen Muster einem heimischen Namen angeglichen.



  1. Semantisch gebundene Namenpaare

Diese Siedlungsnamenpaare entstehen durch eine semantische, wortwörtliche Übersetzung. Am häufigsten handelt es sich um ursprüngliche Appellative (NeulahmNová Hlína, Ober HöfenHorní Dvorce, Südböhmen).

  1. Freie Namenpaare

Diese Namenpaare entstehen gleichzeitig und voneinander phonetisch und semantisch unabhängig (WittingauTřeboň, Südböhmen).

Durch eine lange und isolierte Entwicklung der Namenspaare kam es zur Entstehung von folgenden Sonderformen:



  • Sprachverschiedene Doppelnamen

Es handelt sich um eine Übersetzung beider Namen von einem Namen, der aus einer anderen, dritten Sprache stammt (die Siedlungsnamen der schweizerischen Stadt deutsch Ems und rätoromanisch Domat gehen beide auf das lateinische Wort „ambitus“ zurück). In Laufe der Zeit wurden beide Formen so stark verändert, dass sich der gemeinsame Ursprung nicht mehr erschließen lässt.27

  • Namenpleonasmen

Im Fall der sog. etymologischen Pleonasmen geht es um einen Siedlungsnamen, dessen Gestalt eine Redundanz aufweist. Die Pleonasmen entstehen durch Vergessen von Bedeutung eines einzigen bestimmten Teiles, während dem ganzen Wort mit der Zeit ein anderer verständlicher Teil hinzugefügt wird, der aber die gleiche oder eine synonymische Bedeutung als der erster Teil hat (Maienfeld, Graubünden, Schweiz, aus dem keltischen Wort „magis“, „Feld“, später der deutsche Teil „Feld“ hinzugefügt, Allhöhe, Vorarlberg, aus dem arabischen Wort „alu“, „hoch sein“ + Höhe)28

Volksetymologische Deutung


Bei den Siedlungsnamen, deren Bedeutung den Menschen mit der Zeit unklar wurde, bemüht man sich den vom normalen Sprachgebrauch abweichenden und damit unverständlichen Namen durch einen verständlichen zu ersetzen. Die Form des alten Namens wird häufig der neuen Deutung angepasst und kann durch diese Anpassung eine ganz andere Bedeutung als die vorherige gewinnen. Das gleiche kann natürlich auch zwischen zwei unterschiedlichen Sprachen passieren. Bei dieser nicht fachlichen, laienhaften Erklärung des Ursprungs von Siedlungsnamen spricht man von der sog. volksetymologischen Deutung, Umdeutung, sekundären semantischen Motivierung oder Remotivation.29

So wurde die Gestalt des ursprünglich keltischen Namens Medioplánon („Mitte der Ebene“) zum lateinischen Mediolánum, romanischen Meilano, ins Frühneuhochdeutsche als Mailan/Meilan übernommen. Seit dem 16. Jahrhundert zu Ma(e)iland. Der heutige deutsche Name Mailand hat also weder etwas mit dem Appellativum „Mai“ noch mit „Land“ zu tun. Der Name der südböhmischen Gemeinde Bednárec wurde volksetymologisch dem Appellativum „bednář“, „Böttcher“ angeglichen. Ursprünglich geht es jedoch um eine Übernahme des deutschen Personennamens Bernards.30



Da die Belege der Namen in den alten Quellen keine phonetische Transkription darstellen und diese Namen auch „regionale Lautveränderungen aufzeigen, die nicht Eingang in die Schreibsprache gefunden haben“, wird ihre Ausdeutung oft zu einer sehr schweren Aufgabe.31

Grundwörter und Suffixe im Gebiet Südböhmen


Die Siedlungsnamen, genauso wie die anderen Wörter in einer Sprache, unterliegen bestimmten Regeln, nach denen sie gebildet werden. Nicht nur die Grundwörter, sondern auch die Suffixe können etwas über den Ort verraten, besonders dann, wenn das Grundwort ganz verdunkelt wurde. So zeigt die tschechische Endung „-ov“ darauf, dass die Ortschaft nach einer Person benannt wurde. Ähnlicherweise gilt das für die deutsche Endung „-ing(en)“. Entstehung der Grundwörter selbst war oft eine Frage der Mode und deshalb ist es bei manchen Siedlungen möglich, ihr Alter nach bestimmten Grundwörtern zu erschließen. So weisen z. B. die tschechischen Siedlungsnamen auf Týn darauf hin, dass die Ortschaft höchstwahrscheinlich während des 12. Jahrhunderts entstand.32

Typische deutsche Grundwörter und Suffixe


  • -ach, -au(e): Die Suffixe „-ach“, „-au(e)“, aber auch „-aach“, oder nur „-a“, die in manchen Siedlungsnamen zu beobachten sind, deuten oft auf ein vom Wasser umgebenes Ort hin (zu ahd. ouwa, lat. aqua, ie. əkūā).33 (vgl. tschechische Endung „-ava“ in den Flussnamen, Vltava,…).34 Die Endung „-au“ bei den deutschen Siedlungsnamen in den tschechischen Gebieten stellt jedoch oft eine Übersetzungsweise des tschechischen Suffixes „-ov(á)“. Klenau – Klenov, Sumrakau – Sumrakov, Luttau – Lutová, Mirochau – Mirochov, alle Bez. Neuhaus.

  • -bach: Die Siedlungsnamen auf „-bach“ entsprechen der Bedeutung des im heutigen Deutschen verwendeten Wortes Bach und werden oft von einem qualitativen Adjektiv begleitet. Sichelbach – Blato, Weißenbach – Bílá, Grambach – Potočná, Tiefenbach – Hluboká, Schwarzbach – Tušť, alle Bez. Neuhaus.

  • -burg: In ganz Tschechien findet man Burgen (tschechisch hrad,-y) mit ursprünglich deutschen Namen, was den deutschen Einfluss in der Oberschicht dieser Zeit bezeugt.35 Nicht selten hat sich dann in der Umgebung dieser Burgen eine Ortschaft herausgebildet. Rosenburg – Rožmberk, Bez. Krumau, Rothenburg – Červená Lhota, Bez. Neuhaus.

  • -brun: (nhd. Born, „Brunnen, Quelle“)36: Einige Siedlungen wurden auch nach einer Wasserquelle, dem Brunnen, benannt. Ähnlich wie im Fall der Siedlungsnamen auf -bach werden diese oft mit einem charakterisierenden Adjektiv begleitet. Im Bez. Neuhaus: Brunn – Studnice, Kaltenbrun – Kaproun, Guttenbrunn – Dobrá Voda, Schönborn – Nová Ves.

  • -brücke, -bruck, -furt: Die Siedlungsnamen auf „-brücke“, „-bruck“, oder „-furt“ weisen auf verschiedene früher wichtige Verkehrseinrichtungen hin. Hohenfurt – Vyšší Brod, Langenbruck – Olšina, beide Bez. Krumau.37

  • -dorf: Die Ortsnamen auf „-dorf“ gehören zu den meist verwendeten Siedlungsnamen und sind seit ihren Aufkommen, schon in den Jh. vor 1000, überall verwendet worden. Sehr beliebt waren diese Namen in Nieder- und Oberösterreich (hier schon seit dem 9. Jh.).38 Auch im heutigen Bez. Neuhaus findet man viele Ortsnamen dieses Typs: Annadorf – Annovice, Stillfriedsdorf – Lipovka, Phillippsdorf – Filipov, Hammerdorf – Hamr. Für die bereits erwähnten Siedlungen (außer dem Hammerdorf, das wahrscheinlich früher entstanden ist und sich auf einen Eisenhammer bezieht), die während des 17. und 18 Jh. entstanden sind, ist üblich, dass sie schon den Namen eines adeligen Grundherrn tragen.39 So z. B. Stillfriedsdorf, nach dem Ignaz Franz Freiherr von Stillfried und Rattonitz benannt, wurde im Jahre 1794 gegründet.40

  • -hof(en): Die Siedlungsnamen auf „-hof“ bezeichnen wirklich Höfe, Einzelgebäuden und sind „seit der Besiedlungszeit andauernd zu belegen.“41 Stockerhof – Štokov, Bez. Krumau, im Bez. Neuhaus: Pönigenhof – Peníkov, Gestütthof – Jemčina, Gabrielenhof - Gabrielka (die seltener auftretenden Siedlungsnamen auf -hofen sind ähnlich wie diejenigen auf -hausen alte Formen von Dativ Plural).42

  • -holz, -wald: Die Ortsnamen, die mit den Grundwörtern „-holz“ und „-waldgebildet werden, deuten auf einen Wald hin. Artholz – Artolec, Sophienwald – Žofina Huť, Waldhäuser – Lesní Chalupy alle Bez. Neuhaus.

  • -haus(en), -hus, -häuser: Ebenfalls wie „-dorf“ und „-heim“ mit der Bedeutung „Haus“ bezeichnen diese Grundwörter Wohnstätten. (in früherer Zeit hatte das Wort „Haus“ noch auch die Bedeutung „Burg“43, die Burgruine WittinghausenVítkův kámen, Bez. Krumau, Neuhaus – Jindřichůvh Hradec, Bez. Neuhaus) in Bez. Neuhaus: Maringhäuser – Domy Marinkovy, Waldhäuser – Lesní Chalupy (die Form des Siedlungsnamens auf -häuser ist jünger als die vorher genannten).44

  • -hütte, -hammer: Die Wörter auf „-hammer“ und „-hütte“ gehören zu den Siedlungsnamen, die die Existenz von Vorrichtungen bezeugen, die für Bearbeitung von Eisen bzw. Glas dienten (Hammer – Eisenhammer und Hütte – Eisen-/Glashütte als Handwerksbetriebe) Althütten – Staré Hutě, Schmelzhütte – Benátky, Bez. Neuhaus, Leitnerhammer – Leitnerův hamr, Steindl Hammer – Steindlův hamr (beide bereits verschwunden), beide Bez. Krumau.45

  • -mühl: Wie im Fall der Siedlungsnamen auf „-hütte“ und „-hammer“ weisen die „Mühl-namen“ auf einen gewerblichen Betrieb hin. Ober- und NiedermühlHorní und Dolní Žďár, Bez. Neuhaus, Teufelsmühle – Čertův Mlýn, Alexmühle – Alexův mlýn, Bez. Krumau (beide bereits verschwunden).46

  • -kirchen, -kloster: Die deutsche Ortsnamengebung wurde auch durch die Tätigkeit der Kirche beeinflusst (Das erste in Tschechien gegründete Kloster war das Stift des Benediktinerordens in Břevnov, Prag. Dieses wurde mit Unterstützung Herzogs Boleslav II. im Jahre 993 gegründet).47 Radaun – Kostelní Radouň, Kirch Wiedern – Kostelní Vydří, Kloster – Klášter, alle Bez. Neuhaus. Manchmal wurden die von der Kirche gegründeten Ortschaften nach einem Heiligen benannt. Sankt Maria Magdalena – Majdalena, Bez. Neuhaus, Sankt Thomas – Svatý Tomáš, Bez. Krumau.

  • -schlag: In den Ortsnamen, die aus dem Grundwort „-schlag“ bestehen, spiegelt sich eine Art von Wirtschaftsbodengewinn wider (vgl. „-rod(e)“). Im Gebiet Neuhaus wurden die deutschen Siedlungsnamen auf -schlag zu den am meisten vorkommenden. Blauenschlag – Blažejov, Ulrichsschlag – Oldřiš, Hosterschlag – Člunek, Tieberschlag – Lomy, Ruttenschlag – Hrutkov, Temerschlag – Mosty, Walterschlag – Valtínov.

  • -stadt, -stat: Mit der Bedeutung „Stadt, Stätte, Stelle“, In Südböhmen: Mautstadt – Mýto, Bez. Krumau, Altstadt – Staré město pod Landštejnem, Bez. Neuhaus.




  • -ing(en): Das deutsche Siedlungsnamensuffix „-ing“ („-ingen“ ist Dativ Plural vom althochdeutschen „ingum“) gehört zu der ältesten Schicht der sprachlich deutschen Siedlungsnamen überhaupt. Namen mit diesem Suffix weisen ein hohes Alter auf (Altötting,48 Dingolfing,49 beide bereits im 8. Jh. erwähnt, Oberbayern) und waren lange produktiv. Die Siedlungsnamen auf „-ing(en)“ bezeichnen die Zugehörigkeit des Ortes zu einer Person. „Echte ing-Ortsnamen … fehlen (jedoch) in den Sudetenländern fast vollständig.“50 Im heutigen Bez. Neuhaus wurden folgende Siedlungsnamen auf analogisch gebaut: Wölking – Dolní Bolíkov, Markwarding – Markvarec, Thusing – Toužín, Diebling – Děbolín, Neuötting – Nová Včelnice („Könnte ein aus Oberbayern übertragener echter ing-Name sein, falls nicht ursprünglich genitivischer Ortsname“)51, Piesling – Písečné, Zlabings – Slavonice, alle Bez. Neuhaus.



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