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3. Karten in Sammlungen und Bibliotheken
3.1 Produktion
3.1.1 Privatkartographie
Bevor über die Kartenproduktion
gesprochen werden kann, muss der Gegenstand der
Untersuchung genau definiert werden. Landkarten unterscheiden sich je nach Zweck und
Zielpublikum in ihrer Gestaltung, Produktion und Verfügbarkeit voneinander. Die Karten, die in
den fünf katalogisierten Sammelatlanten enthalten sind, sind Produkte der Privatkartographie.
Die Privatkartographie unterscheidet sich sowohl von der Militärkartographie als auch von der
Zivilkartographie. Bei Karten aus dem Bereich der Militärkartographie
handelt es sich meist um
großmaßstäbige Karten, die zur Planung von militärischen Operationen dienen und strenger
Geheimhaltung unterliegen. Zu diesen Karten zählen zum Beispiel Landesaufnahmen. Ist von
Werken der Zivilkartographie die Rede, sind Karten gemeint, die entweder aus Prestigegründen
von den Ständen in Auftrag gegeben worden sind, oder Karten, die
als Begleiterscheinung von
administrativen Tätigkeiten wie der Erschließung des Landes durch Straßen entstehen.
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Privatkartographie hingegen umfasst die Produktion privater Unternehmer, die aus
kommerziellen Gründen Landkarten entwerfen, drucken und publizieren. In der
Privatkartographie wird auf die Nachfrage und die Bedürfnisse der Konsumenten Rücksicht
genommen, mit Werbeanzeigen wird Marketing betrieben und die Verlage stehen untereinander
in Konkurrenz (siehe 8. Anhang 1f.).
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3.1.2 Sammelatlanten
Sammelatlanten stellen ab dem 18. Jahrhundert den Gegensatz zu Verlagsatlanten dar. Um einen
Sammelatlas zu bilden,
wurden Karten, meist im Folioformat, als Einzelblätter gekauft und später
zum Buchbinder gebracht, der das Sortiment nach den Vorstellungen seines Kunden zu einem
individuellen Atlas band.
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Die Karten wurden in der Mitte gefaltet und mit dem Bug auf
Papierstege geklebt, sodass die Karten vollständig aufgefaltet werden konnten (Abb. 2). Durch
diese Technik bekam der Atlas im Bereich der Stege eine größere Dicke als an den äußeren
seitlichen Kartenrändern. Markus Heinz nimmt an, dass die zusätzlichen, leergelassenen
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Dörflinger, 18.
Jahrhundert, 29.
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Dörflinger, 18. Jahrhundert, 30.
Heinz, Zweck und Verwendung, 153.
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Heinz, Zweck und Verwendung, 158.
Heinz, „allerneueste Landkarten“, 102-104.
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Abb. 2 Die Karte kann durch das Aufkleben auf die Papierstege vollständig aufgefaltet werden.
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Sammelatlanten wurden nach Belieben zusammengestellt und wieder aufgelöst. In Sammelatlas 4
mit der Signatur 108.9 befindet sich auf der Rückseite einer
Karte ein handgeschriebenes
Inhaltsverzeichnis von einem Sammelatlas.
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Die alten Signaturen der Karten im Schottenstift
stimmen mit diesem Verzeichnis überein, sodass mit Sicherheit gesagt werden kann, dass Karten
eines älteren Atlanten in der Zusammenstellung der Sammelatlanten 1 (99.a.1.) und 4 (108.9)
verwendet worden sind (siehe 8.3 Anhang 3).
Dass die fünf Sammelatlanten des Schottenstifts typisch für ihre Zeit sind, zeigt der Vergleich mit
Sammelatlanten aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert in anderen Bibliotheken und
Kartensammlungen. In der Bibliothek des Stifts Herzogenburg
in Niederösterreich ist ein
handschriftlicher Bibliothekskatalog aus dem frühen 19. Jahrhundert erhalten, in dem der
Bibliotheksbestand der
Falkenhayn’schen Bibliothek in Dross im Jahr 1815 festgehalten wurde.
Darin ist neben Einzelkarten und Verlagsatlanten auch ein Sammelatlas vermerkt, der zwar
gegenwärtig in der Bibliothek nicht mehr vorhanden ist, der aufgrund seiner Katalognummer und
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Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-15, Germania Secundum Observationes Tychonis de Brahe, Detail (Foto:
Arnold
Burghardt).
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Schottenstift, Sammelatlas 4, 108.9-114, Rückseite.
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dem genauen Verzeichnis der enthaltenen Karten jedoch rekonstruiert werden konnte.
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Die
enthaltenen Karten setzen
sich aus einer Himmelskarte, wenigen Kontinentalkarten und
ausführlichen Regionalkarten Europas zusammen. Inhaltlich ist dieser Atlas durchaus mit den
fünf Sammelatlanten des Schottenstifts vergleichbar.
Gerhard Kraack untersuchte in den 90er-Jahren zwei Sammelatlanten in der Bibliothek des
Flensburger Alten Gymnasiums, die zwar jeweils eine größere Zahl an Karten enthalten, aber in
der Art der Bindung und der Auswahl der Karten nach ihrem Bezug zu zeitgenössischen
politischen Ereignissen den Atlanten des Schottenstifts ähneln. Einer dieser
Atlanten datiert in die
Mitte, der andere ans Ende des 18. Jahrhunderts.
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„Neben eigentlichen Landkarten finden sich im Sammelatlas Seekarten, Flusskarten, Städteansichten
und –pläne, Gebäudeansichten, Schlachten- und Festungspläne und eine Flaggentafel.“
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Karten, die kleiner sind als Folioformat und, wie Kraack vermutet, aus Büchern entnommen
wurden, wurden in den Flensburger Atlanten auf Rückseiten von Foliokarten geklebt. Diese
Praktik lässt sich auch anhand der Atlanten des Schottenstifts beobachten.
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Die beiden Flensburger Atlanten spiegeln anhand der Verlage der enthaltenen Karten wie die
Atlanten des Schottenstifts Augsburg und Nürnberg als Zentren der Privatkartographie im 18.
Jahrhundert wieder.
„Die meisten Karten stammen aus dem 18. Jahrhundert, vor allem von den damals führenden
Kartenmachern Johann Baptist Homann in Nürnberg sowie Matthäus Seutter und Tobias Conrad Lotter
in Augsburg.“
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Herzogenburg, Stiftsbibliothek, Katalog der Falkenhayn’schen Biliothek in Dross (1815) 117 Nr. 77, Atlas
coelestis et geographicus continens 158 Tab.
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Gerhard
Kraack, Eine bisher unbekannte Kartensammlung in Flensburg. In: Cartographica Helvetica 17 (1998)
20-24, 20.
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Kraack, Flensburg, 21. Bis auf Gebäudeansichten finden sich die aufgezählten Kartentypen auch in den
Sammelatlanten des Schottenstifts wieder.
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Kraack, Flensburg, 21.
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-51a, Plan de La Bataille De Lignitz (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-24a, Plan de l'action de maxen (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-25a, Plan de la Bataille de süptitz (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-32a, Plan de la Bataille de prague (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-60a, Carte du cours du Dniester (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-72a, Ordre Oblique par le Centre (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-72b, Attaque par les Ailes en ordre perpendiculaire (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-73a, [Schlachtordnungsplan] (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-73b, Marche de flanc (s.l., s.a.).
Schottenstift, Sammelatlas 2, 99.a.15-32, Divers changemens de front (s.l., s.a.).
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Kraack, Flensburg, 22. Siehe: Kapitel 5.3.6 Daten gesamt.