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Radierte Vertiefungen nutzten sich aufgrund ihrer geringeren Tiefe schneller ab als Vertiefungen
die mit dem Grabstichel geschnitten wurden. Die Angaben für die Anzahl der möglichen Abzüge 
von Kupferplatten schwanken. Für radierte Kupferplatten rechnet Markus Heinz mit rund 1.000 
Stück, bis die Linien verschwanden. Von gravierten Platten wäre es hingegen möglich gewesen, 
zwischen 3.000 und 4.000 Abzüge herzustellen.
66
 Auch Johannes Dörflinger hält 3.000 Abzüge 
von einer gravierten Kupferplatte für realistisch.
67
 
Von einer Platte musste nicht die gesamte Auflagenzahl auf einmal gedruckt werden, da die 
Platte gereinigt und aufgehoben werden konnte, bis sie wieder gebraucht wurde.
68
  
Koloriert wurden die Karten in Heimarbeit nach Vorgaben des Verlages mit Wasserfarben in 
Rot-, Gelb-, Grün- und manchmal Violettschattierungen. Markus Heinz zufolge beschäftigte der 
Homännische Verlag zeitweise bis zu 30 externe Arbeitskräfte für die Koloration seiner Karten.
69
 
Der Begriff, der von Zeitgenossen für den Vorgang der Farbgebung von Landkarten benutzt 
worden war, lautet „Illumination“. Eingefärbt wurden die zentralen Gebiete der Karte, wobei 
Grenzverläufe durch einen dunkleren Farbton betont wurden. Die Färbung von Karten orientierte 
sich also zum Großteil an politisch-administrativen Einheiten.
70
  
Aus der Anzeige von Sebastian Hartl in der Wiener Zeitung vom 15. 07. 1789 ist herauszulesen, 
dass Landkarten entweder unkoloriert oder, gegen einen höheren Preis, mit Kolorit vom Verlag 
zu erwerben gewesen sind (siehe 8.1 Anhang 1). 
„Neueste Kriegskarte Oesterreichs, Rußlands und der Türkey für Zeitungsleser. Kostet illuminirt 
10 kr. Schwarz 7 kr.“
71
 
Besitzt eine Karte bemalte Flächen und verstärkte Grenzverläufe, spricht man von Grenz- und 
Flächenkolorit. Grundsätzlich unkoloriert blieben die dekorativen Elemente der Karte, also der 
Bildschmuck und die Titelkartuschen, es sei denn, der Kunde wünschte dies ausdrücklich oder 
kümmerte sich nachträglich selbst um die Illuminierung.
72
 In den letzten Jahren des 18. 
Jahrhunderts ging der Trend vom barocken Grenz- und Flächenkolorit hin zum schlichten, 
klassischen Grenzkolorit, bei dem nur die Grenzverläufe farbig dargestellt wurden. In einigen 
                                                 
66
 Heinz, „allerneueste Landkarten“, 97f. 
67
 Dörflinger, 19. Jahrhundert, 796. 
68
 Dörflinger, 19. Jahrhundert, 797. Heinz, „allerneueste Landkarten“, 97. 
69
 Heinz, „allerneueste Landkarten“, 98-100, 102. 
70
 Heinz, „allerneueste Landkarten“, 125. 
71
 Wiener Zeitung, 15. 07. 1789, 14f. In: Anno. Historische österreichische Zeitungen und Zeitschriften, 
http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrz&datum=17890715&seite=17&zoom=33
 (eingesehen am 4. März 
2012). 
72
 Heinz, „allerneueste Landkarten“, 98. Manasek, Maps, 66f. Dörflinger, 19. Jahrhundert, 809. 


 
23 
Fällen verzichteten die Verlage ganz auf die Illumination ihrer Produkte.
73
 Der Wechsel der 
Farbgebung fällt in die Zeit, in der sich auch das Kartenbild zu verändern begann, in dem auf 
dekorative Elemente verzichtet wurde und ein schlichter Stil auf den Kartenblättern 
vorzuherrschen begann.
74
 
3.1.3.3 Vertrieb 
Die Atlanten der süddeutschen Verlage im 18. Jahrhundert wurden ungebunden verkauft. Die 
Kartenblätter konnten also auch einzeln erworben werden. Für die Atlanten waren auch jeweils 
gedruckte Titelblätter und Inhaltsverzeichnisse erhältlich.
75
  
„Der Verlag stellte für die Atlanten keine eigenen Karten her. Alle Foliokarten wurden sowohl für 
die Zusammenstellung der Atlanten verwendet als auch einzeln verkauft.“
76
 
Daraus ergab sich ein einheitliches Format der Verlagskarten, wobei es durch das Anfeuchten 
und Trocknen des Papiers beim Druckvorgang zu Dehnvorgängen kam, die geringe 
Größenunterschiede der fertigen Karten zur Folge hatten.
77
 Einen Verlagsatlas, dessen Inhalt mit 
dem gedruckten Titelblatt und dem gedruckten Inhaltsverzeichnis übereinstimmte, konnte der 
Kunde direkt beim Verlag zusammenstellen lassen, oder er kaufte die Einzelblätter bei einem 
Händler und brachte sie anschließend zum Buchbinder.
78
 Im Schottenstift ist in Sammelatlas 3 
mit der Signatur 108.8. ein gedrucktes Titelblatt eingebunden (Abb. 5).
79
   
                                                 
73
 Dörflinger, 19. Jahrhundert, 809f.  
74
 Dörflinger, 19. Jahrhundert, 806f. Schön ist diese Veränderung auch in den Sammelatlanten aus dem Schottenstift 
nachvollziehbar, wenn man die einzelnen Karten miteinander vergleicht. 
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-28, Charte von Oesterreich unter der Enns (Wien 1803). Diese von Kindermann 
entworfene Karte ist ein typisches Beispiel für eine klassische Landkarte mit Grenzkolorit und schlichtem Design des 
Titels. 
Schottenstift, Sammelatlas 1, 99.a.1.-27, Archiepiscopatus Salisburgensis (Augsburg, s.a.). Diese Karte von Salzburg 
aus dem Verlag Seutter wurde mit Grenz- und Flächenkolorit ausgestattet und ist mit dieser Farbgebung und 
prächtigen dekorativen Elementen ein typisches Beispiel für eine barocke Karte. 
75
 Heinz, Zweck und Verwendung, 158. Heinz, „allerneueste Landkarten“, 102f. 
76
 Heinz, „allerneueste Landkarten“, 103. 
77
 Sandler, Homann, 62. Heinz, „allerneueste Landkarten“, 122. Verner, Copperplate printing, 68. 
78
 Sandler, Homann, 62. Heinz, „allerneueste Landkarten“ 
79
 Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8. 


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