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Eskalationsstufe 4:
Images - Koalitionen
Die Konfliktparteien führen einen „Image-Krieg“, suchen Anhänger zu werben,
schwärzen einander gegenseitig an, drängen einander in Rollen und Verhaltens-
weisen, die sie gleichzeitig bekämpfen.
• Stereotypen, Klischees, Image-Kampagnen, Gerüchte: auf Wissen und Können!
• einander in negative Rollen manövrieren und bekämpfen
• Werben um Anhänger, symbiotische Koalitionen
• Selffulfilling Prophecy durch Perzeptionsfixierung
• dementierbares Strafverfahren
• doppelte Bindungen durch paradoxe Aufträge
Eskalationsstufe 5:
Gesichtsverlust
Es wird die Integrität des Gegners grundlegend in Zweifel gezogen. Gesichts-
angriffe und Gesichtsverluste führen zu gegenseitigen Ausstoßungsversuchen;
Konflikte werden ideologisiert, sehr verbittert und radikal ausgetragen.
• öffentlich und direkt: Gesichtsangriffe
• inszenierte „Demaskierungsaktion“; Ritual
• Demasqué: „Enttäuschung“, Aha-Erlebnis rückwirkend
• Engel-Teufel als Bild, Doppelgänger
• Ausstoßen, verbannen
• Isolation, Echo-Höhle, sozialer Autismus
• Ekel
• Ideologie, Werte, Prinzipien
• Rehabilitierung
Eskalationsstufe 6:
Drohstrategien
Alles wird von massiven Drohungen und Gegendrohungen beherrscht, die
Konfliktparteien manövrieren sich selbst in Positionen, aus denen sie später nicht
mehr herauskommen können, Unbeteiligte werden miteinbezogen, es entsteht
Hektik und eine allgemeine Existenzkrise.
• Drohung und Gegendrohung: Forderung-Sanktion-Sanktionspotential
• Glaubwürdigkeit: Proportionalität Selbstbindungsaktivitäten, Stolperdrähte
• „second move“
• Stress
• Akzeleration durch Ultimata, Scherenwirkung
Eskalationsstufe 7:
Begrenzte Vernichtungsschläge
Die Parteien führen begrenzte Vernichtungsschläge durch; der Schaden für alle wird
größer als eventueller Gewinn; irrationale Elemente nehmen überhand; Fanatismus,
Schadenfreude.
• Denken in „Dingkategorie“
• keine menschliche Qualität mehr
• begrenzte Vernichtungsschläge als „passende Antwort“
• Umkehren der Werte ins Gegenteil: relativ kleiner eigener Schaden = Gewinn
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Eskalationsstufe 8:
Zersplitterung
Die Parteien beginnen, einander systematisch zu zerstören; die Existenzgrundlage
wird vernichtet, es gibt keinen Weg zurück.
• Paralysieren und Desintegrieren des feindlichen Systems
• Abschnüren der Exponenten vom Hinterland
• vitale System-Faktoren zerstören, dadurch System unsteuerbar, zerfällt gänzlich
Eskalationsstufe 9:
Gemeinsam in den Abgrund
Vernichtung und Selbstvernichtung; die Parteien sind bereit, ihren eigenen
Untergang in Kauf zu nehmen, wenn nur sicher der Gegner zugrunde geht.
• Kein Weg mehr zurück!
• totale Konfrontation
• Vernichtung zum Preis der Selbstvernichtung, Lust am Selbstmord, wenn auch
der Feind zugrunde geht!
7.
Konflikte zwischen organisatorischen
Einheiten
nach Prof. Dr. Alfred Kieser
onflikte zwischen organisatorischen Einheiten - Abteilungen - sind ein Problem
der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre. Sie entstehen vor allem, weil
sich die Abteilungen mit ihren spezifischen Zielen identifizieren. In diesem Aufsatz
wird dargestellt, welche Verläufe solche Konflikte nehmen können und welche
Maßnamen zur Verfügung stehen, um sie möglichst produktiv zu lösen.
7.1.
Ursachen von Konflikten zwischen Abteilungen
Konflikte sind zwangsläufig auftretende Phasen jeder echten Kooperation.
Zu einem erheblichen Teil resultieren Konflikte und Integrationshindernisse einfach
daraus, dass die einzelnen Subsysteme zu wenig voneinander wissen, daher zu
wenig Verständnis aufbringen können für die Gründe, aus denen die jeweils anderen
Teilbereiche in einer ganz bestimmten Weise handeln. Daraus kann u. U. sogar die
Meinung entstehen, die anderen Bereiche handelten aus Absicht in einer für den
einzelnen Bereich schädlichen Weise.
Fehlattribuierungen, selektive Wahrnehmung, Wahrnehmungsabwehr, Vorurteile und
Stereotype sind Mechanismen, die zwischen Gruppen als Ganzes ebenso zu Stö-
rungen führen und eine soziale Konstruktion von Wirklichkeit behindern können wie
zwischen Einzelpersonen. „Fremdbilder“ sind nicht selten gleichermaßen „Feindbilder“
gepaart mit Neid und Mißgunst.
K
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Konfliktursachen zwischen Subsystemen (Teams, Abteilungen) sind häufig
• einseitige Orientierungen auf die eigene Organisationseinheit
• mangelnde Kenntnis der Probleme und Handlungshintergründe
anderer Subsysteme
• Abhängigkeit von Leistungen, Informationen etc. anderer Einheiten
• Kampf um gemeinsame Ressourcen
Tatsächlich ist zu beobachten, dass Mitglieder von Abteilungen dazu neigen,
sich mit ihren Abteilungszielen zu identifizieren. Diese Identifikation prägt Pro-
blembewusstsein und Menschenbild der Abteilungsmitglieder. In einer empirischen
Untersuchung wurde von Lawrence und Lorsch beispielsweise festgestellt, dass die
Mitglieder von Produktionsabteilungen vorwiegend an kurzfristigen Kostenzielen
orientiert sind und eher eine autoritäre Führung bevorzugen.
Wenn Vertreter dieser beiden Abteilungen zusammenkommen, haben sie
beträchtliche Kommunikationsprobleme: Sie haben Schwierigkeiten, sich ihre
Probleme gegenseitig klar zu machen, und einen angemessenen Verhandlungsstil zu
entwickeln, weil die Verhandlungsstile, die sich in ihren Abteilungen bewährt haben,
von der jeweiligen Gegenseite nicht goutiert werden.
Ein prominentes Beispiel ist auch der Konflikt zwischen der Abteilung Organisation
auf der einen Seite und den Fachabteilungen auf der anderen. Dieser Konflikt wird
dadurch verschärft, dass die Organisationsabteilung als Rationalisierungsabteilung
auftritt. Sie verfolgt u.a. das Ziel, Stellen „wegzurationalisieren“, und ist bestrebt, die
gewählten Aufgabenverteilungen durch neue, bessere Verfahren zu ersetzen.
Je stärker die Unterschiede in den jeweiligen Aufgaben und Zielen
der Abteilungen sind und je stärker die Abhängigkeit der Abtei-
lungen untereinander oder von gemeinsamen Ressourcen ist,
desto konfliktträchtiger ist die Beziehung zwischen ihnen.
Ein guter Teil dieser Konflikte wird nicht virulent, weil viele Interaktionen durch Verfah-
rensrichtlinien reglementiert sind. Wenn aber außergewöhnliche Problem zu Inter-
aktionen zwischen konfligierenden Abteilungen eine Änderung der Organisations-
struktur herbeiführen oder gemeinsam ein Investitionsprogramm ausarbeiten müssen,
dann können latente Konflikte in offene Konflikte umschlagen.
Welche Verläufe solche Konflikte nehmen, hängt davon ab, welches Feindbild die Ab-
teilungen jeweils voneinander haben. Dieses Bild wird sehr stark von früheren Kon-
fliktverläufen geprägt.
Als ungünstig empfundene Konfliktausgänge führen dazu, ein verzerrtes
Feindbild, ein Stereotyp zu entwickeln: Die andere Abteilung wird als inkom-
petent, überheblich und feindselig dargestellt.
Die bisherige Analyse ist in Abb. 1 zusammengefasst.
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