14
Schwache Empfehlung Cueing anzuwenden beim Gehen und folgende Outcomes zu
verbessern:
• Einzelschrittlänge
• Gleichgewichtsfähigkeit beim Gehen (DGI)
• Funktionen der Bewegung (UPDRS III; UPDRS Haltung und Gang)
• Freezing – Einfrieren des Gehens (FOG-Q)
Schwache Empfehlung Cueing anzuwenden bei Transfer und folgende Outcomes zu
verbessern:
• Funktionelle Mobilität (Zeit Sit-to-stand)
Cues
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.96:
• Trainiere mindestens 3 Wochen, 3x wöchentlich während 30 Minuten (länger bei kognitiven
Strategien oder bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium).
• Am Anfang sollten die eigenen Tricks und Tipps des PMP ausprobiert werden.
• Cueing Frequenz:
- Verwendung von 6MGT oder 10MGT zur Bestimmung der Baseline Schrittfrequenz
- Zur Steigerung der Gehstrecke bei nicht von „Freezing“ Betroffenen (insbesondere
ausserhalb des Zuhause der PMP): Ausprobieren von „Cueing“ Frequenzen bis zu 10%
oberhalb der Baseline Frequenz.
- Zur Steigerung der Gehstabilität bei funktionellen und komplexen Aktivitäten
(hauptsächlich innerhalb des Zuhauses der PMP): Ausprobieren von „Cueing“ Frequenzen
bis zu 15% unterhalb der Baseline Frequenz
- Zur Verbesserung des Gehens bei von „Freezing“ Betroffenen: Ausprobieren von
„Cueing“ Frequenzen von bis zu 10% unterhalb der Baseline Frequenz.
Beispiele „Cues“ (siehe Tabelle S.26)
- Visuell: Steigen über Klebebandstreifen auf dem Fußboden, den Fuß einer anderen
Person oder eine auf den Boden projizierte Laserlinie
- Auditiv: Gehen zum Takt von Metronom oder Lieblingsmusik der PMP unter
Verwendung eines Smartphones
- Taktil: Gehen zum vibrierenden Rhythmus eines vibrierenden Armbands (siehe
Tabelle)
Beispiele für Aufmerksamkeitsstrategien
- Nachdenken über die Ausführung großer Schritte: „denken Sie Gross“
- Bestimmung eines Referenzpunkts, auf den zugegangen wird. Bestimmen Sie die
Anzahl Schritte, die Sie benötigen um dieses Ziel zu erreichen
Wie kann ich adäquate Cues auswählen und vermitteln?
Die Effektivität der Cues ist patienten- und kontextspezifisch. Bei der Auswahl sollen die Zielaktivität,
die Kontextfaktoren und die Vorstellungen des PMP berücksichtigt werden. Ausgehend von den bereits
gewonnenen Erfahrungen und Präferenzen des PMP, soll der Therapeut dafür zuständig sein, die
Effektivität der verschiedenen Cues zu entdecken und zu prüfen. So können die Qualität und
Anwendung des selbsterfundenen Cues des PMP optimiert werden. Zur Vermeidung von Freezing wird
eine Kombination von frequenzstabilisierenden Cues mit geeigneten Aufmerksamkeitsstrategien und
Anweisungen für grosse Schritte (die durch die visuellen Cues unterstützt werden können) empfohlen
153
.
Um das Drehen zu Hause zu verbessern, wie z.B. im Badezimmer, können auditive Cues (z.B laut
zählen) mit Linien am Boden kombiniert werden (visuelle Cues)
155
. Das Metronom ist ein gutes
Hilfsmittel um auditive Cues auszuprobieren. Um aber PMP zu motivieren, häufig oder konstant Cues
anzuwenden, können PMP Musik bevorzugen. Auditive Cues mit einfach anpassbarer Frequenz, wie
z.B. Musik oder das Metronom, sind kostenlos downloadbar für Smartphones.
„Cueing“ Frequenz
Es sollte auf die optimale Frequenz bei rhythmischen auditiven Cues geachtet werden. Diese ist von der
Aktivität und dem Kontext abhängig, in welchem die Cues angewendet werden. Die Auswahl der
optimalen Frequenz wird in den ausgewählten LEG Empfehlungen erläutert (S. 14).
15
Strategien für Komplexe Bewegungsabläufe = Bewegung aufteilen
Komplexe Bewegungsabläufe wie Aufstehen vom Stuhl und Drehen im Bett können oft nicht mehr
automatisch abgerufen werden. Mit Strategien werden diese komplexen Bewegungen in einfache
Bewegungskomponenten aufgeteilt. Jede Komponente wird bewusst ausgeführt und wenn nötig mit
externen Cues unterstützt. Dank dieser Strategien und aufgeteilter Bewegungen werden „Dual Tasks“
minimiert
53,65,156
.
Um ein optimales Ergebnis zu erlangen, sollte dieses Training aufgabengerichtet sein und im gewohnten
Kontext und in der Alltagsumgebung des PMP durchgeführt werden
53
. Diese kognitiven Strategien
werden sehr häufig mit externen Cues (z.B. visueller Cue beim Aufstehen) und mit Übungen kombiniert,
welche die physischen Fähigkeiten verbessern (z.B. Muskelkraft der Beine, um das Aufstehen vom Stuhl
zu verbessern).
Das Selektieren und Instruieren der Strategie sollte schrittweise und mit Hilfe von mentalen oder
motorischen Bildvorstellungen eingeführt werden. Basierend auf den Wünschen der PMP können auch
Bezugspersonen oder Angehörige mitbestimmen, in wie vielen Komponenten und in welcher
Reihenfolge die Bewegung ausgeführt werden sollte. Wie viele Komponenten ein Bewegungsablauf
beinhaltet und trainiert wird, ist von den Möglichkeiten des Patienten abhängig.
GRADE-basierte Empfehlungen (QRC 4):
Starke Empfehlung kognitives Cueing anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Funktionelle Mobilität (PAS und PAS Stuhl Transfer)
Schwache Empfehlung kognitives Cueing anzuwenden und folgende Outcomes zu verbessern:
• Doppelschrittlänge
• Patientenbasierter Behandlungseffekt
Strategien für komplexe Bewegungsabläufe
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.99:
Trainiere mindestens 3 Wochen, 3x wöchentlich während 30 Minuten
Trainiere Aufgabenspezifisch
Am Anfang sollten die eigenen Tricks und Tipps der PMP ausprobiert werden
Das Training sollte an dem Ort erfolgen, an dem die Aktivitätsbeeinträchtigung der PMP auftreten
(oft bei ihnen zu Hause). Falls dies nicht möglich ist, sollte diese Umgebung nachgeahmt werden.
Unterstütze Strategien für komplexe Bewegungsabläufe durch „Cues“
Zu erwägende Massnahmen:
- Beobachtung der PMP bei der Ausführung der Aktivität; Analyse eingeschränkter
Komponenten.
- Erzielung von Übereinstimmung mit dem PMP hinsichtlich der optimalen
Bewegungskomponente (meist 4-6)
- Zusammenfassung der Sequenz der Komponenten: Verwendung von Schlüsselphrasen,
Unterstützung durch visuelles Material, physische Führung der PMP zu den gewählten
Komponenten
- PMP sollten die aufeinanderfolgenden Komponenten laut einstudieren
- PMP sollten die aufeinanderfolgenden Bewegungskomponenten vorstellen
- PMP sollten die Komponenten nacheinander bewusst gesteuert ausführen
7.2.2 Konventionelle Physiotherapie S.79-84
Unter dem Begriff der konventionellen PT fassten die Leitlinien Entwickler sämtliche supervidierte
aktive Trainingsinterventionen mit folgenden Zielen zusammen: Verbesserung von Gang,
Gleichgewicht, Transfer, körperlicher Leistungsfähigkeit oder dessen Kombination. Die Interventionen
können deshalb sehr unterschiedlich sein, sodass die GRADE-basierten Empfehlungen teils auf
Einzelstudien beruhen. Die Empfehlung bietet in dieser Form eine wertvolle Information, für die
Anwendung in der Praxis oder die individuelle Anpassung einer Behandlung muss die vollständige
Fassung im Kapitel 6.4.2. (S. 80-84) unbedingt einbezogen werden.