Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



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Ich sagte: Der Mensch fühlt, wie sein Leib und alles das, was auf der Erde da war, ihn verläßt, und er fühlt, wie er jetzt durch innere Tätigkeit sein Bewußtsein ausgleichen muß, wie er für sein Bewußtsein etwas leisten muß, was er früher für dasselbe durch das Werkzeug des Leibes geleistet bekommen hat. Ich kann ohne den Leib in mir bewußt leben: die Möglichkeit, diesen Gedanken zu fassen, erzeugt eben ein viel stärkeres Bewußtsein, als man innerhalb des Erdenlebens es haben kann. Und diese Überzeugung bringt uns der Tod bei, daß man erfühlen kann: Der Leib geht weg, aber jetzt beginnt eine Zeit, wo du nicht angewiesen bist, auf deinen Leib zu stoßen, um dich als Ich zu fühlen, jetzt beginnt eine Zeit, wo du gewissermaßen die geistigen Kräfte selber in deine Seelenhülle hineingießest, so daß du dich fortwährend zum Bewußtsein aufrufst. - Indem man erkennt, wie dieses Sich-zum-Bewußtsein-Aufrufen da sein kann, wenn einem der Leib

entrissen wird, hat man den Lebenseindruck des inneren Daseinsschaffens. Das beginnt mit dem Tode, wo man anfangen muß, ohne den Leib sich als ein Ich zu erleben. Das ist der Ausgangspunkt, weiter ohne den Leib sich als ein Ich zu fühlen, indem man rückblickt auf das Todeserlebnis. Wenn der geistesforscherische Blick dadurch, daß er die geistige Welt in sich aufleben läßt, es dahin bringt, daß eben Seelen, die durch die Pforte des Todes gegangen sind, wie in dem Inneren auf dem Bewußtseinsfeld in den Imaginationen auftauchen, dann lernt man erkennen, wie der Tote erlebt. Man lernt Unterschiede erkennen, die da auftreten. Man kann immer natürlich nur einzelnes beschreiben. Einen solchen Unterschied wollen wir einmal ins Auge fassen.

Man lernt erkennen, wie auf dem Schauplatz der Seelenbeobachtung nach dem Tode Menschenseelen auftreten. Von zweierlei Art sind diese Menschenseelen: solche Menschenseelen, die früher schon eingetreten sind in die geistige Welt, vor unserem Tode, die wir also schon drinnen als entkörperte Seelen finden, und solche Seelen, die noch im Leibe verkörpert auf Erden sind. Auch diese, die noch auf Erden sind, sind wir imstande ebenso mitzuerleben. Indem der Schauplatz des irdischen Daseins von uns entschwindet, bleibt uns die Möglichkeit, mit dem, was seelisch war, uns noch verbunden zu wissen. Es entschwindet uns nur das Physische, unsere Seele erweitert sich, vereinigt sich mit dem weiten All, und dadurch gerade ist die Möglichkeit gegeben, auch indem uns das Physische gleichsam enteilt, uns mit dem Seelischen noch verbunden zu wissen und es zu erleben.

Aber es ist nun ein Unterschied zwischen dem Erleben der einen Seelenart und der anderen Seelenart. Wenn wir eine Menschenseele erleben in der geistigen Welt, dann erleben wir sie ja natürlich nicht so -man braucht das kaum zu sagen, aber diejenigen, die noch gar nichts begriffen haben von dem Schauen in der geistigen Welt, glauben das -, daß man ihr gegenübertritt, wie man einem äußeren Wesen gegenübertritt; sondern man erlebt sie so, daß man das Wesen im Bewußtsein auftauchen fühlt. Und nun haben wir bei einer Seele, welche schon entkörpert ist, die schon durch die Pforte des Todes gegangen ist und der wir begegnen, das innere Erlebnis, daß sie da ist. Damit beginnt der Eindruck. Wir wissen: Da ist eine Seele. Aber wir müssen gleich-

sam uns in sie hineinleben, hineinfühlen. Wir müssen die Imagination so bekommen von ihr, daß wir uns am Schaffen der Imagination beteiligt fühlen.

Es ist wirklich so, daß man die Sache in folgender Weise beschreiben möchte: Man fühlt sich in der geistigen Welt. Es tritt das Bewußtsein auf: Du bist jetzt nicht allein, eine Seele naht dir. — Nun ist es so, wie wenn man in der physischen Welt einen Gedanken unsichtbar in der Seele trägt. Man will ihn aber sichtbar machen. Da nimmt man eine Kreide und zeichnet den Gedanken auf, macht ein Bild davon. So ist es wirklich zunächst bei den Erlebnissen in der geistigen Welt. Man weiß: es ist ein reales Geistwesen da. Um die Seele zu sehen, muß man erst mit ihr so in Berührung kommen, daß man sie gleichsam als Imagination in den Geistraum hineinzeichnet. Das tut man auch, aber man weiß sich tätig im Schaffen der Imagination. Und wenn sie durch die Sphärenmusik, durch die sie ihr Wesen zu unserem Wesen sprechen läßt, so sprechen will, wie der Mensch hier durch seine Sprache seine Seele uns in der physischen Welt ankündigt, wenn sie die Sphärenmusik aus sich ertönen läßt, dann fühlt man auch, daß man nicht passiv bleiben kann. Wenn Sie die Sprache eines Menschen hören und Sie wollen nicht dabei denken, so brauchen Sie sie nicht zu verstehen. Mittun muß man, wenn man sie verstehen will. So muß man überall hier auch mittun. Man lebt sich so zusammen, aktiv, tätig; man weiß, daß man jedes Stück der Erscheinung des Wesens einer Seele, das man so vor sich haben kann, miterzeugen muß als Erscheinung. Die Erscheinung erzeugt man, nicht das Wesen. Es wird dann auch der Fall eintreten, wo man sich nicht so stark tätig fühlt, daß man weiß: Jetzt ist eine Menschenseele da. Aber diese drangt durch sich, ohne daß wir so stark uns beteiligen wie in dem eben beschriebenen Fall, zur Imagination. Die Imagination entsteht mehr durch sich selbst vor uns. Dann stehen wir einer Seele gegenüber, die noch auf Erden verkörpert ist. Und indem der Mensch durch die Pforte des Todes geschritten ist und allmählich in der geistigen Welt weiterlebt, lernt er an dieser Art und Weise, wie er sich zu den Seelen stellt, die Unterschiede zwischen Seelen kennen, die er eben in der geistigen Welt trifft, und solchen, die er sich auf die Erde versetzt zu denken hat.

Damit habe ich einen der Unterschiede angegeben, wie im unmittelbaren Erleben die Erfahrungen sich abspielen, die man in der geistigen Welt macht. Und so sind auch Erlebnisse, innere Erlebnisse notwendig zu unterscheiden, ob man nun Menschenseelen erlebt, oder ob man die Seelen der Wesen der höheren Hierarchien erlebt. Fassen Sie das, was ich Ihnen beschrieben habe, als Erlebnis von Menschenseelen einmal auf. Ich sagte: Man erlebt Menschenseelen entweder so, daß man die Imaginationen schafft oder nachschafft, oder indem sie sich mehr oder weniger selbst erschaffen. Dann aber kann das Erlebnis auch so sein: Man weiß, ein Wesen ist da. Dieses Wesen muß auch als Imagination, es muß auch im Erlebnis vor uns stehen, wenn wir mit ihm so recht Zusammensein wollen. Aber es wird uns nicht in derselben Weise unmittelbar möglich sein, die Imagination zu erzeugen, wie in den eben beschriebenen Fällen, wo sie sich im einen Fall sogar von selbst aufbaut. Wir müssen, indem wir eben das Erlebnis haben: Ein Wesen ist da -, noch etwas ganz anderes in uns entwickeln. Wir müssen die Empfindung in uns entwickeln: Wir lassen dieses Wesen in uns schaffen. Wir geben unsere Kräfte her, damit die Kräfte dieses Wesens selber hereinströmen. - Während wir also bei der Menschenseele uns selber als schaffend in der Imagination fühlen, fühlen wir bei Wesen der höheren Hierarchien, der Angeloi, der Archangeloi, wie diese Wesen in uns die Imagination schaffen. Und so leben wir uns allmählich in dieses Miterfahren der geistigen Welt hinein.

Wir wissen ja auch, daß im Konkreten dieses Miterfahren so geschieht, daß durch eine lange Reihe von Jahren hindurch - wir haben ihre Länge im Verhältnis zum letzten Erdenleben schon öfter betrachtet - das Leben wieder rückwärts durchlaufen wird. Erst haben wir ein paar Tage das Lebenspanorama, dann beginnen wir zurückzuerleben das Erdenleben, aber in anderer Art, als wir es hier erlebt haben zwischen der Geburt und dem Tod. Wir erleben das letzte zuerst, das, was wir vorher erlebt haben, erleben wir dann, und so zurück im Geist bis zu der Geburt. Wir erleben es so, daß wir unser Leben ansehen, aber von der anderen Seite jetzt. Ich kann sagen, daß wir es ansehen von der Seite der Wirkungen. Nehmen wir etwas Grobes an, ich habe irgendeinmal im Leben einem Menschen gesagt: Du bist ein unedler

Mensch -, oder ich habe ihn in irgendeiner Weise verletzt. Da habe ich etwas erlebt während des Lebens. Was ich erlebt habe, ist etwas anderes, als was er erlebt hat. Das verletzte Gefühl, das Gekränktsein, den Schmerz, das Leid hatte er erlebt. Jetzt im Durchleben nach dem Tode in der seelischen Welt erlebt man selber das, was man getan, in seinen Wirkungen. Das Leid, das der andere gehabt hat, indem wir ihn beschimpft haben, dieses Leid, diesen Schmerz erleben wir selbst an uns. Die Wirkungen unserer Taten im anderen Wesen erleben wir, indem wir so zurückleben. Wir bekommen eine gewisse Anschauung von diesem Erleben nach dem Tode, wenn wir den Blick auf etwas richten, was sich dem Geistesforscher enthüllen kann als ein Zusammenhang dieses Erlebens nach dem Tode mit dem Erleben hier in der physischen Welt.

Was ich jetzt bespreche, ist etwas, das uns so recht darauf aufmerksam machen kann, wie der Geistesforscher nach und nach zu seinen Ergebnissen kommt, und wie es ein Vorurteil ist, wenn man meint, irgend jemand, der die Schwelle zur geistigen Welt übertreten hat, kenne nun die geistige Welt aus eigener Anschauung, und jetzt könne man ihn alles fragen. Wir müssen es ja immer wieder und wiederum erleben, wenn der Geistesforscher über dieses \md jenes spricht, namentlich in der Öffentlichkeit, und man — wie es ja von gewissen Gesichtspunkten aus ganz wünschenswert erscheinen kann —, eine Fragenbeantwortung gibt, wie über alle Dinge im Himmel und auf Erden und der ganzen Unendlichkeit gefragt wird, indem man voraussetzt: Wer überhaupt in die geistige Welt hineinschaut, der weiß nun schon alles, alles, was man überhaupt da wissen kann. - Das ist ungefähr gerade so gescheit, wie wenn jemand hier sagen,.würde: Du hast ja Augen, du kennst München, also beschreibe mir Kalifornien! — Es ist wirklich in der geistigen Welt ganz genau so, daß man Schritt für Schritt sich das aneignen muß, was aus der geistigen Welt heraus gefaßt werden soll, und es ist Naivität, wenn man glaubt, daß dort nicht auch alles erst Schritt für Schritt angeschaut werden muß. Nun ist es in der geistigen Welt noch anders als hier in der physischen Welt. Hier in der physischen Welt, wenn man also, ich will sagen, noch niemals in Heidelberg war und nun Heidelberg beschreiben will, so fährt man

hin, nicht wahr, man setzt sich in Bewegung. In der geistigen Welt müssen die Dinge zu uns kommen, da müssen wir in der Seele die Wartekraft, die innere Erlebekraft entwickeln. Die Dinge treten in unseren Gesichtskreis herein, wenn wir uns fähig dazu gemacht haben. Das Heidelberg der geistigen Welt muß zu uns kommen, wir müssen unsere Seele bereitmachen dazu. Es ist immer in gewissem Sinn von dem abhängig, womit wir begnadet werden, ob wir über dieses und jenes in der geistigen Welt etwas erfahren können. So kann der Geistesforscher nach und nach über die Geheimnisse der geistigen Welt ja unterrichtet werden.

Nun möchte ich von einem gewissen Gesichtspunkt aus ein geistes-forscherisches Ergebnis heute besprechen, das ich noch nicht von diesem Gesichtspunkt aus hier besprochen habe. Wenn man, nachdem man gewisse innere, also geistige Beobachtungskräfte sich erschlossen hat, das seelische Erleben des Menschen beobachtet, wie er zwischen Einschlafen und Aufwachen in der geistigen Welt ist, wenn man da den schlafenden Menschen als Seele beobachtet, wie er außerhalb seines physischen Leibes ist - man lernt mancherlei kennen, aber man muß von einem gewissen Gesichtspunkt aus hinschauen lernen, wenn man gerade etwas erfassen will -, dann merkt man, daß der Mensch im Schlaf in seiner Seele eigentlich fortwährend tätig ist, viel tätiger als während des Wachens. Während des Wachens bedient sich der Mensch dessen, was sein Leib an Tätigkeit entwickelt, und in das versetzt er sich hinein als Seele, darin lebt er. Im Schlaf dagegen lebt er in seiner eigenen Tätigkeit. Und wenn man dies verfolgt, so findet man, daß der Mensch im Schlaf auf andere Art noch einmal das durchlebt, was er in der physischen Welt vom Aufwachen bis zum Einschlafen durchlebt hat. Nehmen wir an, ich habe irgend etwas getan, habe dieses oder jenes gelesen: im Schlaf erlebe ich das ganze Lesen wieder, ich gehe alles wieder durch. Wir haben nur heute noch kein solches Bewußtsein im normalen Leben, daß dieses auch Ich-bewußt wird, aber deshalb spielt es sich dennoch in der Seele ab, zwar nur dumpf, aber es geht dahin, daß die Seele eigentlich nun dasjenige tätig verarbeitet, was sie am Tag erlebt hat. Umgestaltet werden die Gedanken so, wie sie uns fruchtbar werden können in der Seele. Wir verarbeiten als

Lebensfrüchte das, was wir am Tag uns erarbeitet haben. Immer tätig die Lebensfrüchte, die Lebensergebnisse uns einarbeiten: das ist dasjenige, was wir während des Schlafes tun.

Dann kann der Geistesforscher etwas entdecken. Wenn er dieses Schlaferlebnis, das der Mensch hier hat, vergleicht mit den Erlebnissen, die der Mensch nun in den Jahren oder Jahrzehnten hat, nachdem er durch die Todespforte geschritten ist und so rückwärts sein Leben durchwandert, da ist es interessant, daß der Mensch sein Leben so durchwandert, daß er eigentlich die Nächte durchlebt, nicht die Tage. Wie er in jeder Nacht zurückgeblickt hat auf den Tag, das erlebt er jetzt in der Seelenwelt. Es ist dasselbe, was man im wachen Bewußtsein erlebt hat, aber vom Schlaf aus gesehen. Das erleben wir so, daß es sehr merkwürdig ist. Man denkt ja darüber meistens nicht nach, aber eigentlich erstreckt sich unsere Erinnerung hier im physischen Leben nur über die Tageserlebnisse. Wir erinnern uns an das, was wir im Wachbewußtsein haben. Jetzt, nach dem Tode, erinnern wir uns gerade an das, was wir in den Nächten wiedererlebt haben, was wir im Erdenleben durchgemacht hatten. Da tritt die bewußte Erinnerung an die Nachterlebnisse auf. Das habe ich früher nicht so deutlich ausgesprochen, einfach deshalb nicht, weil ich es nicht gewußt habe. Solche Dinge ergeben sich einem in einem aufeinanderfolgenden Geistesforschen.

Aber eines tritt uns da zutage, was wichtig ist, wichtig für das Bewußtsein, das wir in uns erzeugen sollen in unserem gemeinschaftlichen Arbeiten in den Zweigen. Ich habe früher - Sie können das nachlesen — von einem anderen Gesichtspunkt aus aufmerksam gemacht auf die Tatsache, daß das Leben im Seelenlande ungefähr ein Drittel der Zeit beträgt, die man durchlebt hat zwischen der Geburt und dem Tode. Es sind Gründe dafür angegeben in den Büchern. Aber diese Gründe sind von einem anderen Gesichtspunkte aus angegeben, als der ist, den ich jetzt angebe. Man durchlebt das Leben der Nächte. Wie lange schläft man denn eigentlich normalerweise? Man verschläft ein Drittel seines Lebens. Es stimmt ungefähr, daß man ein Drittel seines Lebens schläft. Indem man nun nach dem Tode die Nächte durchschreitet, dauert das ein Drittel des Erdenlebens. Das hängt zusam-

men mit dem Durchschreiten der Nächte. Das ist ungeheuer interessant und wichtig. Denn noch aus ganz anderen Gründen heraus wurde das bisher angegeben. Ich habe das wieder verzeichnet zum Beispiel in der «GeheimWissenschaft im Umriß»: ein Drittel des Erdenlebens dauert das nochmalige Durchleben desselben nach dem Tode, das Kamaloka-leben. Jetzt, von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus, an den früher gar nicht gedacht wurde, stellt sich wieder heraus: Dieses Kama-lokaleben ist ein Drittel des Erdenlebens -, von dem Gesichtspunkte aus, daß man die Nächte durchlebt. Sehen Sie, das sind solche Dinge, die, wenn sie immer wieder und wiederum auftreten, so ungeheuer tragend und kräftigend als beweisende Kräfte sind für das, was die Geisteswissenschaft dem Menschen geben kann. Man sucht eine Wahrheit von einem gewissen Ausgangspunkte aus, kommt dazu: Das Ka-malokaleben dauert ein Drittel des Erdenlebens. - Dann findet man von einem ganz anderen Gesichtspunkte aus dasselbe Ergebnis. Diese Ergebnisse stützen sich. Das tritt uns immer wieder entgegen, und das gibt eben jene Sicherheit, die auch dem wird, der noch nicht selber forschen kann. Auf dieses Zusammenstimmen habe ich schon oftmals aufmerksam gemacht. Indem wir so in dem Zweigleben wirklich im einzelnen zusammen verfolgen, wie die Dinge gefunden werden, erobern wir uns nach und nach eine innere Sicherheit und Überzeugungskraft, wenn wir uns auch noch lange anzustrengen haben, auf dem eigenen Erkenntnispfad eigene Erfahrungen, eigene Erlebnisse zu haben.

Nun möchte ich Ihnen noch zum Schluß eine Wahrheit mitteilen, die geradezu für unsere Zeit von einem besonderen Interesse ist, obwohl sie allezeit den Menschen interessieren kann. Ich habe ja schon im öffentlichen Vortrag von einem Gesichtspunkte aus gesprochen über die Tode, die dadurch eintreten, daß der Mensch im blühenden Lebensalter zum Beispiel von einer Kugel getroffen wird, daß ihm gewissermaßen sein physischer Leib weggenommen wird. Wie gesagt, ich habe gezeigt, was aus diesen unverwendeten Kräften wird. Schon früher habe ich von verschiedenen Gesichtspunkten aus das gezeigt. Heute will ich noch von einem anderen Gesichtspunkte aus auf dieses Todeserlebnis hinweisen.

Wie tritt derjenige, dem nicht durch eine Krankheit oder das Alter das physische Leibesleben hinweggeschwunden ist, sondern der gewaltsam durch eine Kugel oder eine andere Verletzung den Leib verloren hat, wie tritt der in die geistige Welt ein? Was aus seinen unver-wendeten Kräften bleibt, das habe ich erörtert. Aber wie er selber eintritt in die geistige Welt, das wird zu einer Rätselfrage. Man sieht gerade in einer solchen Zeit wie der unsrigen so viele Seelen durch die Pforte des Todes hineingehen in die geistige Welt. Ihr Leib ist ihnen durch einen äußeren Einfluß weggenommen worden. Sie unterscheiden sich stark in der geistigen Welt von den Seelen, deren Leib durch Krankheit oder Alter hinweggenommen worden ist. Man muß, um solche Dinge zu erklären und zu verstehen, in der geistigen Welt das Richtige neben das Richtige stellen können. Man muß jetzt fragen können: Womit muß man zusammenstellen die eine Erscheinung, die da zum Rätsel wird, damit sich dieses Rätsel aufklärt? — Und da zeigt sich, daß man diese Erscheinung zusammenstellen muß mit etwas, was man in der physischen Welt erlebt. Nun, wir wollen das Erlebnis hier in der physischen Welt so charakterisieren, daß wir zunächst schauen auf die grob materialistisch gesinnten Geister, die nichts gelten lassen wollen als das, was in derber Weise mit der Sinneserfahrung erfaßt werden kann, was dadurch, daß es einen derben Eindruck macht, als Seiendes bezeichnet wird. Aber es gibt anderes noch in dieser Welt, was dieses Leben wertvoll macht und dieses andere sind die Ideale. Gewiß, die allergröbsten Materialisten werden sagen: Die Ideale kann man nicht essen, sie haben kein ordentliches Sein, sind ein bloß Gedachtes. - Aber diejenigen Menschen wirken eigentlich für die rechte Befruchtung, Erhöhung und Belebung des Erdendaseins, die die Ideale hereinbringen. Dasjenige, was nicht in derb materialistischem Sinn ist, muß gerade in den Verlauf des Erdendaseins hineingetragen werden, damit dieses Leben wertvoll werde. Die Idealisten sind diejenigen, die in gewissem Sinn für das Erdendasein die Boten sind aus göttlichen Welten. Denn die Ideale sind etwas wie Botschaften aus göttlichen Welten, etwas, was in die physische Welt hereingehört, aber nicht aus dieser physischen Welt stammt. Ideale kann man nicht beobachten, über die Ideale kann man auch nicht experimentieren, um sie durch Erfahrung

experimentell darzustellen. Dennoch sind die Ideale wie Botschaften aus einer geistigen Welt.

Indem nun die Menschenseele, welcher der Leib zum Beispiel durch eine Kugel im blühenden Lebensalter weggenommen worden ist, in die geistige Welt durch die Todespforte hinaufgeht, läßt sie nicht nur Kräfte unverbraucht, die in der Weise verwendet werden, in der ich es schon früher angedeutet habe, sondern sie bringt ja auch ein ganz bestimmtes Bewußtsein in die geistigen Welten hinauf. Anders tritt eine solche Seele durch die Todespforte in die geistigen Welten ein als andere Seelen, die das Leben vollenden konnten oder denen der Leib durch eine Krankheit genommen wurde. Jene Seelen treten so in die geistige Welt ein, daß sie mitbringen den Gedanken an etwas, was da unten in der physischen Welt hätte sein können, nämlich an ihr eigenes Leben von dem Punkte an, da sie sich hingeopfert haben. Das war, was die Anlagen betrifft, was hätte sein können, schon für die physische Welt bestimmt, hätte für die nächsten Jahre deren natürliches Leben sein können. Es wäre die Möglichkeit gegeben, daß, sagen wir, zwei Jahre nach dem Tode der Leib als physischer Leib vor anderen dagestanden hätte. Jetzt steht er nicht da. Es hätte etwas in der physischen Welt sein können, das nun nicht da ist. Das nimmt die Seele, der der Leib weggenommen ist, hinauf in die geistige Welt.

Nun ist der geistigen Welt ebenso nötwendig, daß da oben verkündet werden kann, wie da unten in der Welt etwas ist, was die Anlagen dieses derben Seins hat, was aber nicht als derbes materielles Sein sich auslebt. Diese Verkündigung ist für die geistigen Welten etwas Ähnliches wie für die physische Welt die Verkündigung der Ideale. Das sind die umgekehrten Idealisten. Hier unten kann das Leben so verlaufen, daß Anlagen sich nicht ausleben, daß Seelen zurückkehren aus der physischen Welt, die gewaltsam den Tod gefunden haben. Das macht da oben unter denen, die das nicht erlebt haben, eine Verkündigung, die dasselbe bedeutet wie hier die Verkündigung der Ideale. Hier im physischen Dasein verkündet man: Nicht allein ist wertvoll das, was auf die Sinne einen Eindruck macht, sondern ein Wertvolles sind die Ideale, die aus der geistigen Welt stammen. — In der geistigen Welt verkünden diejenigen, denen der Leib genommen

worden ist, daß es ein Wirksames gibt, das aber, obwohl zum sinnlichen Dasein bestimmt, nicht in dieses sinnliche Dasein eintritt, das in anderer Weise in die Welt eintritt, das die geistige Welt belebt so wie die Ideale die sinnliche Welt. Das ist ein sehr bedeutungsvolles Ergebnis der Geistesforschung, und das weist uns darauf hin, daß die Opfertode für die geistige Welt auch eine Bedeutung haben, nicht nur diejenige Bedeutung, die ich gestern für die physische Welt auseinandergesetzt habe, sondern auch für die geistige Welt. Unter den Seelen der geistigen Welt leben solche, die auf den gewöhnlichen Verlauf des Lebens hinschauen, darunter aber solche, die gelernt haben, daß Anlagen durch einen Ruck abgeschnitten werden können. Und die sind gewissermaßen die umgekehrten Idealisten für die geistige Welt.

So enthüllen sich nach und nach die Erscheinungen des Lebens, die Rätsel des Daseins, und man gewinnt wirklich gerade in solchen Zeiten, wie die unsrigen sind, wo so viel, viel Rätselhaftes aus Blut und Leid heraus geahnt werden kann, den Eindruck, wie Geisteswissenschaft erst den Menschen hineinstellen kann in das ganze, volle Leben. Die Menschheit schreitet fort. Die heutige Naturwissenschaft hat es früher nicht gegeben, sie ist aus dem Dämmerdunkel des Seelenstrebens heraufgekommen. Geisteswissenschaft muß ebenso heraufkommen. Der Mensch wird sie in der Zukunft nicht entbehren können. Heute hat sie noch viele Gegner, aber der Mensch wird immer mehr und mehr die Rätsel des Daseins empfinden und dadurch immer mehr und mehr die Notwendigkeit, auf geisteswissenschaftliche Art den Rätseln des Daseins näherzutreten. Dies muß uns immer wieder und wiederum von neuem in der Seele auferstehen als der Gedanke, der uns zusammenhält mit unserer Geistesbewegung, der uns gewissermaßen darauf hinweist, wie wir innerhalb unserer Geistesbewegung etwas suchen, was in der Menschheit immer mehr und mehr sich ausbreiten muß, und was wir durchhalten müssen durch all die Gegnerschaften, die sich auf ganz naturgemäße Weise in unserer Gegenwart noch finden.

Ich möchte dies in unserer Zeit gerade aus der heutigen Betrachtung heraus ganz besonders betonen, wie der Ernst unserer Zeit uns gerade in diesen Tagen mahnen sollte, alles das, was wir tun können, aus unserer Kraft heraus zu tun, um Geisteswissenschaft wirklich der Menschheits-

entwickelung, soweit es an uns ist, einzuverleiben. Und ich möchte diese Ermahnung spezialisieren dahingehend, daß wir ja jetzt diesen Gedanken um so stärker in uns lebendig machen müssen, weil die Zeitverhältnisse wirklich herbeiführen können, daß wir nicht so oft zusammen sein können wie in normalen Zeiten. Und lassen Sie mich deshalb diese Mahnung an unsere Seelen richten, daß wir jetzt in diesen Kriegszeiten um so treuer und hingebungsvoller in unseren einzelnen Zweigen arbeiten, wenn auch das Zusammenarbeiten von Ihnen und zum Beispiel mir vielleicht jetzt eben nur seltener sein kann, bis wir wiederum zu normalen Zeiten kommen, weil ja das Herumreisen in der Welt jetzt ein viel schwierigeres ist als sonst, und es sein kann, daß wir gerade jetzt lernen müssen, recht, recht fest uns auf uns selbst zu stellen und selbständig in den einzelnen Zweigen zu arbeiten. Das zu tun, was wir nach dieser Richtung tun können, wird wirklich fruchtbar werden für das, was als geistiges Streben in unserem Sinn in die Menschheitsentwickelung einfließen muß. Denn immer wieder und wiederum muß ja auch auf den Gedanken hingewiesen werden: Die großen Opfer, die so unzählige Menschen in der Gegenwart bringen müssen, und die so innig zusammenhängen mit dem, was der Tod als Geheimnis und als Schmerz verbirgt in der Menschheitsentwickelung, diese Ereignisse, die haben eigentlich nur ein rechtes Verhältnis zu unserem Seelenleben, wenn wir sie vom Gesichtspunkt der Geisteswissenschaft aus im großen Zusammenhang des Menschheitsgeschehens, des geschichtlichen Werdens, betrachten können.


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