Mitteleuropa zwischen Ost und West Kosmische und menschliche Geschichte Sechster Band



Yüklə 0,84 Mb.
səhifə9/23
tarix01.08.2018
ölçüsü0,84 Mb.
#60482
1   ...   5   6   7   8   9   10   11   12   ...   23

Westeuropas Umgarnung, die von Anfang an da war, herauszureißen und zu befreien. Und solchem gegenüber kann es einen schon etwas betrüben, wenn gerade in der heutigen ernsten, schicksaltragenden Zeit vielfach innerhalb unserer Bewegung die Tatsache hervorgetreten ist, daß die persönlichen Streitigkeiten seit dem Kriegsbeginne nicht nur nicht abgenommen haben, sondern in vermehrter "Weise wuchern, in furchtbarer Weise eigentlich wuchern. Dieses Hingelenktsein der Seele auf die persönlichen Angelegenheiten gegenüber dem Großen der Bewegung, das ist ja so stark aufgetreten gerade in dieser Zeit. Es hat etwas Betrübliches, meine lieben Freunde, daß in dieser Zeit sich so wenig das Bewußtsein zeigt, daß man doch wahrhaftig nicht wie bei einem gewöhnlichen Verein innerhalb dieser Bewegung darinsteht und daß man nicht wie aus einem gewöhnlichen Verein austritt, wenn einem dies oder jenes nicht paßt! Wir können nicht dagegen geltend machen, so und so viele seien unschuldig an dem, was so geschieht; sondern gerade wenn man auf okkultem Boden steht, müssen die Tatsachen berücksichtigt werden.

Demgegenüber muß schon gesagt werden: Wenn diese Dinge möglich sind und geschehen sind, dann laßt sich in der Form, wie die Gesellschaft besteht, nicht weiterarbeiten in der Gesellschaft! - Es läßt sich nicht weiterarbeiten, wenn nicht das Bewußtsein Platz greift, daß diese Gesellschaft etwas Lebendiges, etwas Wahrhaftiges und kein Verein ist, aus dem man austreten kann, wenn einem etwas nicht paßt. Selbstverständlich kann niemand zurückgehalten werden. Darauf kommt es aber nicht an bei dem, was ich jetzt sage. Wenn das Bewußtsein davon nicht existiert, dann kann man nur sagen, müssen die Dinge, die erreicht werden sollen in unserer Geisteskultur, eben auf andere Weise erreicht werden als durch die Gesellschaft, die dann nur ein Hindernis ist. Dasjenige, was durch unsere Bewegung gehen muß und was alles andere richtig machen wird, das ist das reinste, ehrliche Wahrheitsstreben, aber bloß dieses, bloß das reinste Wahrheitsstreben. Denn zunächst haben wir die Aufgabe, durch dieses reine Wahrheitsstreben ein neues Element in die Geistesentwickelung der Menschheit hineinzubringen. Daher ist es schon notwendig, daß gewisse Dinge zunächst eingesehen werden.

Es ist keine untergeordnete Sache, wenn ich auf so etwas, wie das Folgende, aufmerksam mache. Immer wieder kommt es vor - aber man betrachtet das auch so wie eine untergeordnete Tatsache -, daß der oder jener zu mir kommt und nicht um irgend etwas fragt, was sich auf das seelische Leben oder dergleichen bezieht, sondern etwas, was man den Arzt fragt. Da muß ich immer darauf aufmerksam machen: Man soll sich vertrauensvoll an diejenigen ärztlichen Persönlichkeiten wenden, die innerhalb unserer Gesellschaft da sind. - Das ist notwendig. Selbstverständlich ist es richtig, daß die reinste Arzneikunst und die richtigste Medizin im Zusammenhang mit unserer Bewegung stehen. Aber wenn mir selbst dasjenige Feld ordentlich verbleiben soll, durch das ich wirken soll, dann muß von meiner Person freigehalten werden alles dasjenige, was mit ärztlichen Ratschlägen zusammenhängt. Und schon deshalb ist das notwendig, weil klar werden muß, daß das auch eine Art von Einlullen ist, wenn man sagt: Die offizielle Medizin da draußen, die ist ja nichts, also wendet man etwas anderes an. - Vielmehr kommt es uns darauf an oder soll es uns wenigstens darauf ankommen, daß wir dasjenige, was wir versuchen wollen, nicht unter der Hand, sondern in ehrlicher, offener Weise machen, und daß nicht die Tendenz bei uns herrscht, Gesetze oder äußere Usancen zu umgehen. Vielmehr handelt es sich darum, solche äußeren Zustände herbeizuführen, die es erst möglich machen, daß vernünftiges Gehaben und Gebaren in der Menschheitsentwickelung Platz greift. Es muß jeder wissen, daß er, wenn er nicht durch die offizielle Medizin kuriert werden will, vor allen Dingen das Seine beizutragen hat, daß die Tyran-nis der offiziellen Medizin aufhört, und er soll nicht vorher auf allerlei Schleichwegen eine Kuriererei aufsuchen. Selbstverständlich trifft das nicht den einen oder anderen, der gerade seine Tätigkeit auf diesen Zweig wendet; es trifft ihn sogar so, daß das gerade das Richtige ist. Aber es ist notwendig, daß man auch ganz ernst nehme, was ich immer wieder und wieder betone: Man wende sich an unsere ärztlichen Persönlichkeiten, wenn es sich um Arzneikunde handelt. Selbstverständlich findet jeder bei mir einen freundschaftlichen Rat, wenn er den haben will; aber die Richtung, in der prinzipiell dasjenige liegen muß, was uns vonnöten ist, die muß doch heute verstanden werden.

Ich habe versucht, Ihnen einiges wenigstens skizzenhaft zu geben, was Ihnen wichtig sein kann und was auch den Blick schärfen kann für verschiedene Dinge, die notwendigerweise geschehen mußten. Es könnte schon auch gut sein, wenn man ein bißchen darüber nachdenken würde, daß doch ein tieferer Zusammenhang war in jenem rechtzeitigen Loslösen unserer mitteleuropäischen Geistesbewegung von all dem Blech, das sich zuletzt in die Besant-Richtung hineingeschoben hat und das sich jetzt in einer so sonderbaren Weise bis zu den schlimmsten Verleumdungen entlädt. Denn das darf doch noch gesagt werden, obwohl ich, wie gesagt, durchaus nicht alte Streitigkeiten aufwärmen will: Unter den Dingen, die jetzt Mrs. Besant in ihrer englischen Zeitschrift abdruckt, befindet sich zum Beispiel die Lächerlichkeit, daß sie sagt, das Bestreben von mir wäre gewesen, möglichst zum Präsidenten der ganzen Theosophical Society gewählt zu werden, um nach Indien zu kommen und sie, Mrs. Besant, dort zu verdrängen von ihrem Wirkungskreise, und der eigentliche Grund, warum das angestrebt worden wäre von mir, der wäre gewesen, daß ich und die anderen, die zu mir gehören, eigentlich Agenten der deutschen Regierung wären, die nichts geringeres angestrebt hätten, als durch allerlei okkulte Machinationen eine Art Pangermanismus an die Stelle des Angelsachsentums zu setzen und von Indien aus namentlich die englische Regierung aus dem Sattel zu heben! Diese Dinge sind in viel schärferer Form jetzt in Artikeln von Mrs. Besant zu finden. Sie weiß auch auf anderen Gebieten noch solches Blech zu reden, das sich würdig dem Alcyone-Blech an die Seite setzen kann. Allerdings hört man jetzt, daß Alcyone abgesetzt worden sein soll von der Würde, der Christus-Träger zu werden. Na, um Alcyone einzusetzen, hat man andere abgesetzt, nicht wahr! Es war ja immer nach Bedürfnis der eine oder andere eingesetzt worden. Sogar der russische Thronfolger war ja schon in gewissen esoterischen Kreisen mit der Würde bedacht worden, der Christus-Träger zu werden, der junge Alexej! Der vorherige mußte natürlich abgesetzt werden. Aber es waren vorher schon andere, es gab sogar gleichzeitig verschiedene! Nun ja, wenn der eine das dem anderen nicht sagen darf - so immer angedeutet, geheimnisvoll, nicht wahr -, so kann man ja manches auch gleichzeitig haben!

Aber sehen Sie, wenn man diese Dinge allzu leichtfertig hinnimmt, so beachtet man nicht so etwas wie dieses, das ich doch auch erwähnen will: Es war im Jahre 1909, da bildete sich, als der schlimmste Lead-beater-Besant-Rummel losging - also «das erste Schlimmste» -, eine Gesellschaft, die international sein sollte. Ein langjähriger Freund Mrs. Besants, der ihr früher immer die Bücher korrigiert hat auf die wissenschaftlichen Fehler hin, Mr. Keightley, war dazumal namentlich verbunden mit jener internationalen Gesellschaft, die gegen Besant von Indien aus begründet werden sollte. Dazumal wurde mir geschrieben, ob ich nicht die Präsidentschaft dieser internationalen Gesellschaft annehmen wollte. Sie wurde mir angeboten von Indien aus. 1909 war der Kongreß in Budapest. Vor Zeugen sagte ich damals Mrs. Besant, daß mir diese Präsidentschaft angeboten worden war. Ich habe das allerdings nur einigen Menschen gesagt dann auf dem Schiffe, um ihr gleich darauf zu sagen: Aber ich habe im Verhältnis zu der okkulten Bewegung nichts anderes als einer zu sein, der innerhalb des deutschen Volkstums dasjenige zu vertreten hat, was er zu vertreten hat, und außerhalb von diesem Deutschtum werde ich nicht eine okkulte Stellung irgendwie einnehmen. - Und jetzt wagt sie es, in einer Zeitung zu sagen, es wäre von mir angestrebt worden, von Indien aus zur Präsidentschaft zu gelangen! Ich habe immer von objektiven Unwahrheiten gesprochen in bezug auf zahlreiche Dinga, die Mrs. Besant ausgesprochen hat. Aber wenn man so etwas erlebt, daß ich ihr ausdrücklich gesagt habe, ich wolle innerhalb der Theosophischen Gesellschaft niemals etwas anderes sein als höchstens der Generalsekretär der deutschen Sektion oder etwas, was diese umfaßt, dann braucht man nicht mehr von objektiver Unwahrheit zu reden, sondern dann kann man ruhig sagen: Da liegt von Seiten Mrs. Besants nicht eine objektive Unwahrheit, sondern ebenso, wie bei der Jesuiten-Beschuldigung, eine bewußte Lüge vor. Und wer heute Mrs. Besant verteidigen will, muß dasjenige mit nehmen, daß einer, der die Verhältnisse kennt, ihm sagt, er verteidige also eine bewußte Lügnerin. Und wenn man zusammennimmt den Jesuiten-Vorwurf und diese Sache und den ganzen Feldzug jetzt, der aus dem englischen Chauvinismus heraus unternommen wird gegen dasjenige, was hier gewollt wird, dann kann

man auch reden von systematischem Lügenfeldzug, der durchaus vorhanden ist.

Wer die Worte zu stark findet, der muß bedenken, daß von mir nie etwas gesagt wird, was Angriffe bedeutet, sondern immer erst gesprochen wird, wenn es Abwehr ist. Das sollten namentlich alle diejenigen berücksichtigen, die immer davon sprechen, man müsse gleiches Recht nach beiden Seiten walten lassen. Bei uns hat man gleiches Recht walten lassen, indem man einfach sich die Augen verschlossen hat - wenigstens hernach - gegen dasjenige, was wahr ist, auch auf unserem Gebiete! Es muß schon einmal diese gegenwärtige, schicksaltragende Zeit dazu führen, die Dinge der Wahrheit gemäß in ihrem vollen, wahren, ehrlichen Ernst anzuschauen und danach zu handeln. Denn das ist doch wahr, daß alle diese Opfer, die jetzt gebracht werden in Hunderten und aber Hunderten von Toden, dann zum Heil der Menschheit vollbracht worden sind, wenn sie hier auf der Erde Seelen finden, die über die Zeit in der richtigen Weise zu denken und zu fühlen verstehen! Das, was sich da oben vorbereitet in der geistigen Welt, wenn es richtig angesehen wird von den Verstehenden, wird dann zu Kräften werden in der Zukunft, welche gerade von verständigen, okkultistisch empfindenden Seelen umgewandelt werden zu vorwärtsbewegenden Kräften in der Menschheit. Wenn es nicht verstanden wird, dann wird in geistiger Beziehung das Ereignis der Gegenwart so vorübergehen, daß gerade diejenigen Kräfte, die da oben sind in der geistigen Welt als Ergebnisse der Hunderte und aber Hunderte von Opfertoden, in die Hände des Ahriman geführt werden. In diesem Zusammenhang sagte ich immer:

Aus dem Mut der Kämpfer, Aus dem Blut der Schlachten, Aus dem Leid Verlassener, Aus des Volkes Opfertaten Wird erwachsen Geistesfrucht -Lenken Seelen geist-bewußt Ihren Sinn ins Geisterreich.

SECHSTER VORTRAG

München, 20. März 1916

Es ist für ein allmähliches Sich-Aneignen dessen, was wir Geisteswissenschaft nennen, notwendig, den guten Willen dazu zu haben, die, ich möchte sagen, zunächst mehr wie eine Art von Plan angegebenen Begriffe und Begriffszusammenhänge auszufüllen mit wirklichen Vorstellungen über dasjenige, was zunächst in einem allgemeinen Umriß ja nur gegeben werden kann.

Sehen Sie, wir sagen so: Der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und Ich und so weiter. - Das ist zunächst ganz richtig, wenn wir so sagen, denn wir haben nötig, uns gewissermaßen in umfassenden schematischen Begriffen zu orientieren. Aber im weiteren Verlauf einer Aneignung der Geisteswissenschaft ist es schon nötig, sich auf all das, was so schematisiert ist, auch genauer einzulassen.

Wir haben gerade in dem engeren Felde des durch unsere Gesellschaft gebotenen Leserkreises eine große Anzahl von Zyklen, aber in diesen Zyklen steht doch noch verhältnismäßig wenig von dem, was eigentlich schon wünschenswert wäre, daß es von der Menschheit, wenigstens von einem kleinen Kreise der Menschheit, recht bald gewußt werde.

Wenn wir das Äußere am Menschen, das mit den physischen Sinnen erschaut werden kann, das mit jener Wissenschaft betrachtet werden kann, die an den Verstand, an Versuche, an Beobachtungen gebunden ist, physischen Leib nennen, so liegt, wie wir wissen, diesem physischen Leibe zugrunde der Ätherleib.

Wir wollen zunächst auf diese beiden Glieder der menschlichen Natur heute ein wenig das geistige Auge werfen. Über den physischen Leib braucht ja Geisteswissenschaft als solche zunächst scheinbar am allerwenigsten zu sagen, denn dieser physische Leib ist das einzige, was der physischen Wissenschaft vorliegt und was diese physische Wissenschaft zunächst mit ihren Methoden zu betrachten die Absicht hat. Allein auch dieser physische Leib wird, wenn er zunächst auch das ist,

als was ihn die physische Wissenschaft betrachtet, in seiner richtigen Bedeutung und Stellung in der Welt doch nur dadurch erkannt, daß auch die höheren Glieder der Menschennatur ins Auge gefaßt werden.

Nun erinnern Sie sich wohl, daß der physische Leib, so wie er hier auf der Erde den Menschen, wir können sagen, umkleidet, eigentlich erst entstehen konnte wahrend der Erdenzeit. Seine geistigen Anlagen aber hat er schon erhalten während der alten Saturnzeit. Er wurde fortwährend umgewandelt während der Sonnen-, Monden- und Erdenzeit. Umgewandelt wurde er unter dem Einflüsse dessen, was da während der Sonnen-, Monden- und Erdenzeit geschehen ist. Er wurde umgewandelt unter dem Einflüsse der Tatsache, daß ihm auf der Sonne einverleibt worden ist der Ätherleib. Er mußte anders werden, dieser physische Leib, wie er vom Saturn herübergekommen ist, anders werden, als er durchtränkt wurde von dem Ätherleib. Und dieser physische Leib mußte auch anders werden, als er dann auf dem Monde durchtränkt worden ist von dem Astralleib. Nicht nur, daß der Astralleib dazugekommen ist zu der ganzen Mensch-Bildung, sondern dieser physische Leib ist umgewandelt worden dadurch, daß gewissermaßen während der Sonnenzeit der Ätherleib hineingefahren ist, während der Mondenzeit der Astralleib, während der Erde sich allmählich das Ich allseitig ausbildet, gewiß zunächst innerhalb des Ätherleibes, aber auch innerhalb des physischen Leibes.

Wenn wir nun von dem Menschlichen zu dem Kosmischen gehen, dann brauchen wir uns ja auch nur an das zu erinnern, was wir oft besprochen haben, was in unseren Zyklen enthalten ist. Wir müssen da wissen, daß, wie die erste Anlage des physischen Leibes auf dem Saturn durch, nun, wir können sagen, die Ergießung der Geister des Willens, der Throne, möglich geworden ist, die Umgestaltung während der Sonnenzeit durch die Geister der Weisheit, die Umgestaltung während der Mondenzeit durch die Geister der Bewegung, die Umgestaltung während der Erdenzeit - also dasjenige, was bewirkt werden mußte am physischen Leib dadurch, daß ein Ich in ihm wohnt - durch die Geister der Form bewirkt worden ist.

Das ist schon etwas Wichtiges, das wir ins Auge fassen müssen. Wenn uns der physische Leib des Menschen auf der Erde entgegentritt,

so müssen wir ihn Ich-begabt denken, und wir müssen ihn so denken, daß er, weil er Ich-begabt ist, während der Erdenzeit eine bestimmte, ihm angemessene Form erhalten hat. Während der Mondenzeit aber hat er nur die ihm angemessene innere Bewegung erhalten. Diese ihm angemessene Form während der Erdenzeit mußte er erhalten durch die Gaben der Geister der Form, in Gemäßheit der Tatsache, daß ein Ich in ihn verpflanzt werden mußte. Wir können also sagen, dieser physisch geformte Erdenleib ist so geformt, weil er Ich-Träger werden mußte. Mit dem Ich gaben die Geister der Form dem menschlichen physischen Leib die Form, die er eben hat und die dem Ich-Träger angemessen ist.

Die anderen Wesen der anderen Naturreiche haben auch ihre Formen bekommen. Wenn Sie die intimeren Beschreibungen lesen, die von der alten Mondenzeit gegeben werden, so werden Sie sehen: alle die Wesen werden so beschrieben, daß man nicht davon sprechen kann, sie hätten damals schon ihre jetzige Form gehabt; sie sind da in einer gewissen Beweglichkeit geschildert. Erinnern Sie sich nur an die Schilderungen in der «Geheimwissenschaft im Umriß» oder in einzelnen Zyklen: Die Formen sind in einer gewissen Beweglichkeit geschildert. Auch die anderen Naturreiche haben ihre Form erst durch die Geister der Form während der Erdenzeit, ich möchte sagen, bleibend erhalten.

Betrachten wir das dem Menschen am nächsten stehende Erdenreich, das Tierreich. Das Tierreich lebt auch in Formen. Es hat die Formen, die es gegenwärtig hat, auch erst während der Erdenzeit erhalten. Aber bedenken Sie, wie gerade der Unterschied ist zwischen den Formen des tierischen Reiches und den Formen des menschlichen Reiches! Wir wenden den Blick über die Oberfläche der Erde hin und finden ja allerdings gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen, Unterschiede, die auf ein anderes Gebiet der Schilderung gehören; aber wir finden natürlich auch gewiss© Unterschiede in bezug auf die äußere Gestaltung. Alle die interessanten Völkerschaften, die jetzt von den Westeuropäern in Mitteleuropa ins Feld geführt werden, sie sehen ja natürlich etwas anders aus als die mitteleuropäische Bevölkerung! Also ein Unterschied ist schon vorhanden, wenn wir den Blick über die Erdoberfläche schweifen lassen in bezug auf die Gestaltung

der einzelnen Menschen. Zu der Gestaltung ist zum Beispiel auch zu rechnen die Farbe. Aber wenn Sie das, was an Differenzierungen, an Unterschieden vorhanden ist zwischen den Menschen, vergleichen mit den Differenzierungen zwischen den verschiedenen Tiergattungen, da werden Sie sich sagen müssen: Die Tiergattungen sind natürlich in einem unendlich weiteren, unendlich größeren Sinne voneinander verschieden als die Menschen. Wir können schon von einer einzelnen Menschengattung sprechen im Gegensatz zu den verschiedenen vielgestaltigen Tierformen. Denn ein so starker Unterschied wie etwa zwischen einem Löwen und einer Nachtigall, die ja beide Tiere sind, ist natürlich im Reiche der Menschen nicht zu finden. Wenn ein so großer Unterschied wäre, wie zwischen einem Löwen und einer Nachtigall, so würde niemand behaupten können, daß Unterschiede zwischen den Menschen nicht zu bemerken seien. Aber darauf muß man schon den Blick wenden, daß die Tiere unendlich größere Differenzierungen haben als der Mensch in seiner allgemeinen Menschengattung.

Trotzdem das, was ich Ihnen eben gesagt habe, durchaus richtig ist, so ist es von dem Standpunkt der Geisteswissenschaft gleichwohl nur in eingeschränktem Sinne richtig. Denn auch folgendes ist eine Wahrheit: Nehmen Sie in Ihrer Betrachtung, in Ihren Gedanken zu dem physischen Leib des Menschen den Ätherleib dazu und stellen Sie sich vor, daß ein gewisses Experiment, das man ja natürlich nicht ausführen kann, möglich wäre: daß man den ganzen physischen Leib vom Menschen trennen, stückweise herauspräparieren könnte und daß man, bevor man beginnt, diesen physischen Leib herauszupräparieren durch eine Anrufung von Geistern der höheren Hierarchien, der An-geloi, Archangeloi und Archai, bewirken könnte, daß diese Angeloi, Archangeloi und Archai sich zurückziehen von dem Menschen, daß sie nicht tätig sind am Ätherleib. Also zweierlei müßte man machen: Man müßte den Menschen gar nicht einmal, sagen wir, schinden wollen, sondern man müßte ihm alles wegnehmen, was zu seinem physischen Leibe gehört. Und dann müßte man alle die Einflüsse der drei Hierarchien, Angeloi, Archangeloi, Archai, zurückerbitten, so daß dieser Ätherleib des Menschen ganz und gar allein sich selber überlassen wäre, daß er nicht mehr von irgend etwas anderem beeinträchtigt wäre. Er ist

nämlich beeinträchtigt, er steckt in dem physischen Leibe, und dieser physische Leib hat seine feste Form, die ihm von den Geistern der Form zugewiesen ist. Deswegen muß er sich dieser festen Form fügen. Wenn Sie einen sehr weichen Kautschukkörper nehmen und in ein Glas stekken, so wird er sich der Form des Glases anpassen, er wird nicht seine eigene Form behalten. Wenn Sie ihn wieder aus dem Glase herausziehen, so springt er in seine eigene Form zurück. So muß sich auch der menschliche Ätherleib der Form anpassen, die der physische Leib ihm aufdrängt, er hat nicht seine eigene Form. Wenn wir also den physischen Leib wegziehen, so fällt diese Kraft weg, der sich der Ätherleib anpassen muß. Doch er würde auch da noch gar nicht seine eigene Form bekommen, weil in diesen Ätherleib hinein — was wir noch des genaueren ausführen werden - die Angeloi, Archangeloi, Archai arbeiten. Aber die bitten wir ja weg, so daß der Ätherleib seinen Kräften nun ganz allein folgen kann. Da würde der Ätherleib herausspringen, seine eigene Elastizität annehmen. Die Sache müßte sichtbar ausgeführt werden können; dann würden Sie sehen können, wie der Ätherleib herausspringt und seine eigene Form annimmt.

Was würde geschehen? Das ganze Tierreich hätten Sie vor sich! Der Ätherleib würde sich in Portionen teilen, und es würden - wenigstens im wesentlichen, in den Haupttypen - die Formen des ganzen Tierreiches sein. Das heißt: Der Mensch trägt ätherisch das ganze Tierreich in sich. Es ist nur zusammengehalten auf der einen Seite durch die Form des physischen Leibes, auf der anderen Seite durch die Tätigkeit der Wesen der drei genannten Hierarchien. Das ist durchaus wahr, daß der Mensch dieses ganze Tierreich in seinem Ätherleib der Anlage nach in sich trägt! Dieses ganze Tierreich unterscheidet sich von diesem Gesichtspunkte aus vom Menschen nur dadurch, daß jede Tiergattung eine eigene Form, die im menschlichen Ätherleib aber auch darinnen lebt, für sich genommen hat und für sich ausgebildet hat zur physischen Gestalt. So daß, wenn wir das Tierreich anschauen, wie es auf der Erde verwirklicht ist, es in der Tat der ausgebreitete menschliche Ätherleib ist.

Da liegt eine eigentümliche Sache vor. Da trat innerhalb der Welt-anschauungs-Entwickelung Europas um die Wende des 18. zum 19.

Jahrhundert das auf, was man, genauer ausgeführt, bei solchen Persönlichkeiten wie zum Beispiel Oken findet. Der Naturforscher Oken konnte nach dem Standpunkt der damaligen Zeit noch nicht vom Ätherleib sprechen; das lag ihm fern. Aber bei ihm findet sich zum Beispiel der merkwürdige Satz: Das Tierreich ist der ausgebreitete Mensch. - Das heißt, er hatte eine Phantasiekonzeption von der Wahrheit. Diese Vorstellung trat dazumal, als sich die großen Gedanken der mitteleuropäischen Weltanschauung ausbildeten, in seinen geistigen Gesichtskreis herein. Das ist sehr interessant! Diese Vorstellung trat zum Beispiel auch in den Gesichtskreis von Schelling, und bei Schelling finden Sie auch diesen Satz. Und denjenigen, die auf die genialen, aber selbstverständlich noch nicht abgeschlossenen Gedanken zunächst nicht eingehen konnten - weil die genauen Tatsachen eben nicht gesagt werden konnten -, denen ging es dazumal ganz schrecklich. Bei Oken muß man sich vorstellen, daß das, was er noch nicht wissen konnte, in Form einer genialen Konzeption in seiner Seele lebte. Man möchte sagen, er hatte das Gefühl: Die einzelnen Glieder des Menschen sind eigentlich aus Tiergestalten zusammengesetzt. - Er hatte auch den Mut, so etwas auszusprechen, aber darüber, daß er so etwas aussprach, waren die gelehrten Philister furchtbar skandalisiert. Er hatte sich zum Beispiel auch gefragt: Was ist die Zunge? - Er konnte nicht wissen, daß man da einen Ätherleib braucht, und nun sagte er: Die Zunge ist ein Tintenfisch.-Gewiß, es liegt diesem Ausspruch das zugrunde, was ich eben auseinandergesetzt habe. Aber denken Sie sich nun das ganze gelehrte Philistertum der Behauptung gegenüber: Die menschliche Zunge ist ein Tintenfisch! Wenn man den Gang des menschlichen Geisteslebens einsehen will, so muß man schon weitherzig werden. Man muß sich klar darüber sein, daß etwas, das vielleicht sogar ausschauen kann wie ein Unsinn, eine große Wahrheit in sich bergen kann. Und so gliederte Oken dann den Menschen so ein: Die Zunge ist ein Tintenfisch, andere Organe sind etwas anderes und so weiter. - Im Grunde genommen war es ja nur die genauere Wiederholung desjenigen, was in uralter menschlicher Anschauung vorhanden war, wo man nur die Haupttypen heraushob und den Menschen nach den vier Haupttiergruppen gliederte: Löwe, Adler, Engel und Kalb.


Yüklə 0,84 Mb.

Dostları ilə paylaş:
1   ...   5   6   7   8   9   10   11   12   ...   23




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə