"Nein! Heut ist mir das Glück erbost!" "Du sattle gut und reite getrost!"



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Refrain:


|: Blow boys blow for Californio,

There is plenty of Gold

So I've been told

On the banks of Sacramento. :|

2. Dat Deck weur vun Isen,

Vull Schiet uns vull Schmeer.

Dat weer de Schietgäng

Eer schönstes Pläseer.

Refrain:

3. Dat Logis weur vull Wanzen,

De Kombüs weur vull Dreck,

De Beschüten, de leupen

Von sülben all weg.

Refrain:

4. Dat Soltfleesch weur gröön,

Un de Speck weur vull Moden.

Kööm gev dat blots an

Wiehnachtsobend.

Refrain:
5. Un wulln wi mol seiln,

Ick segg dat ja nur,

Denn lööp he dree vörut

Und veer wedder retur.

Refrain:
6. As dat Schipp, so weer

Ok de Kaptein,

De Lüd für dat Schipp weern

Ok blots schangheit.

Refrain:

Il pleut sur la ville


Il pleut dans mon coeur

Comme il pleut sur la ville.

Quelle est cette longueur

Qui pénètre mon coeur

O bruit doux de la pluie

Par terre et sur le toits!

Pour un coeur qui s'ennuie,

O le chant de la pluie!


Il pleure sans raison

Dans un coeur qui s'ecoeure.

Quoi! Nulle trahison?

Ce deuil est sans raison.


C'est bien le pire peine

De ne savoir pourquoi,

Sans amour et sans haine,

Mon coeur a tant de peine!


Paul Verlaine 1844-96
Im schwarzen Walfisch

zu Askalon,

Da trank ein Mann drei Tag',

|: Bis er steif wie ein Besenstiel

Am Marmortische lag. :|

2. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,

Da sprach der Wirt: Halt an!

|: Der trinkt von meinem Dattelsaft

Mehr als er zahlen kann. :|

3. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,

Da bracht' der Kellner Schar

|: In Keilschrift auf sechs Ziegelstein'

Dem Gast die Rechnung dar. :|

4. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,

Da sprach der Gast: O weh!

|: Mein bares Geld ging alles drauf

Im Lamm zu Niniveh! :|

5. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,

Da schlug die Uhr halb vier,

|: Da warf der Hausknecht aus Nubierland

Den Fremden vor die Tür. :| 6. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,

Da schlug die Uhr halb neun,

|: Da kam der rausgeschmiss'ne Gast

Zur Hintertür herein. :|

7. Im schwarzen Walfisch zu Askalon

Wird kein Prophet geehrt,

|: Und wer vergnügt dort leben will,

Zahlt bar, was er verzehrt. :|


Scheffel

Im Sommer


In Sommerbäder

reist jetzt ein jeder

und lebt famos.

Der arme Doktor

zu Hause hockt er

patientenlos.


Von Winterszenen

von schrecklich schönen

träumt sein Gemüt,

wenn, Dank ihr Götter,

bei Hundewetter

sein Weizen blüht.


W. Busch

Im Wald
Einst ging ich einem Mädchen nach

Tief in den Wald hinein

Und fiel ihr um den Hals und - ach!

Droht sie, ich werde schrein.
Da rief ich trotzig: Ha! Ich will

Den töten, der uns stört!

Still, lispelt sie, Geliebter, still!

Daß ja dich niemand hört!


Goethe

In 50 Jahren ist alles vorbei!


Denk stets, wenn etwas dir nicht gefällt,

Es währt nichts ewig auf dieser Welt,

Der kleinste Ärger, die größte Qual,

Sind nicht von Dauer, sie enden mal,

Drum sei dein Trost, was immer es sei:

In 50 Jahren ist alles vorbei!


Und ist alles teuer, dann murre nicht,

Und holt man die Steuer, dann knurre nicht,

Und nimmt man dir alles, dann klage nicht,

Und kriegst du den Dalles(*), verzage nicht,

Denn der, der nichts hat, ist glücklich und frei,

Und in 50 Jahren ist alles vorbei!


Und geht zu 'nem Andern dein Mägdelein,

Dann schick ihr noch Reisegeld hinterdrein,

Und bist du traurig, denk in der Pein,

Wie traurig wird bald der andere sein,

Dem macht s'es wie dir, die bleibt nicht treu,

Und in 50 Jahren ist alles vorbei!


Und führst du nen Prozess - ertrag die Qual.

Und hörst du ne Oper - sie endet mal,

Und hast du Magenweh und musst mal raus,

und da sitzt schon jemand, dann harre aus: wie lang du auch wartest der Platz wird frei! Und...


Und liest du 'ne Zeitung, dann schau nicht hin,

Es steht ja doch bloß was Schlechtes drin.

Und schafft dir die Politik Verdruß,

Es kommt ja doch alles wie's kommen muß,

Heut haben wie die, morgen jene Partei

Und in 50 Jahren ist alles vorbei!


Und stehst Du nervös an 'nem Telefon

Und du stehst und verstehst da nicht einen Ton,

Oder gehst du zum Zahnarzt, wenn er dich greift

Und dich mit dem Zahn durch das Zimmer schleift;

Er zieht und er zieht und bricht alles entzwei,

Ach, in 50 Jahren ist alles vorbei!


Und platzt dir ein Knopf, am Hemd zumeist,

Und hast Du ein Schuhband das stets zerreißt,

Und hast du 'ne Zigarre, die gar nicht zieht,

Und hast du ein Streichholz das gar nicht glüht,

Nimm noch eine Schachtel, nimm zwei oder drei,

In 50 Jahren ist alles vorbei!


Und fälscht man dir Schokolade und Tee,

Und verspricht man dir echten Bohnenkaffee,

Und du merkst, daß der Kaffee - wie schauderbar -

Eine bohnenlose Gemeinheit war,

Dann schließ die Augen und sauf den Brei,

In 50 Jahren ist alles vorbei!


Und sitzt du in der Bahn ganz eingezwängt,

Und dir wird noch 'ne Frau auf den Schoß gedrängt,

Und die hat noch 'ne Schachtel auf ihrem Schoß,

Und du wirst die beiden Schachteln nicht los,

Und die Füße werden dir schwer wie Blei,

In 50 Jahren ist alles vorbei!


Und bist Du ein Ehemann und kommst nach Haus',

halb drei in der Nacht und sie schimpft dich aus,

Dann schmeiß dich ins Bette und sag "Verzeih,

Wär' ich zuhause gebleiben, wär's auch halb drei."

Und kehr den Rücken und denk "Nu schrei."

Ach, in 50 Jahren ist alles vorbei!


Und fürchte Dich nicht, ist der Tod auch nah,

Je mehr du ihn fürchtest, um so eher ist er da.

Vor'm Tode sich fürchten hat keinen Zweck,

Man erlebt ihn ja nicht, wenn er kommt, ist man weg!

Und schließlich kommen wir all' an die Reih'

Und in 50 Jahren ist alles vorbei!


Drum hast du noch Wein, dann trink ihn aus,

Und hast Du ein Mädel, dann bring's nach Haus,

Und freu Dich hier unten beim ersten Licht,

Wie's unten ist, weißt du, wie oben, nicht!

Nur einmal blüht im Jahre der Mai,

Und in 50 Jahren ist alles vorbei!

Du Rindvieh! Dann ist es vorbei!
Otto Reutter 1870 - 1931
In der Bar zum Krokodil

Am Nil am Nil am Nil

Dort tanzt man dreiviertelnackt

Den Rumba im Dreivierteltakt

In der Bar zum Krokodil

Am Nil, am Nil am Nil.


Es trifft mit der Geliebten sich

Des Abends halb Ägypten sich

In der Bar zum Krokodil

Am Nil, am Nil am Nil.


Da war die Frau des Potipha

Die wunderbar erfahren war

In allen Liebessachen

Tirili tirila, tirili, tirila

In allen Liebessachen.
Ihr Ehegatte au contraire

Der war schon alt und konnt nicht mehr

Die junge Frau bewachen

Tirili, tirila.....


Da pfiff sie auf die Sittsamkeit

Und machte sich nen Schlitz ins Kleid

Und fuhr hinab nach Theben

Denn Theben ist für Memphis

Was Lausanne für Genf ist:

In die Bar zum Krokodil

Am Nil, am Nil am Nil.
Dem Gatten der Frau Potipha

Dem wurde bald die Chose klar

Er ging hinab zu Ramses.

Tirili, tirila...


"Ich weiß, was deine Gattin macht,

die fährt nach Theben jede Nacht

tirrli, tirila, tirili tirila,

ja Majestät da hamses!"


Da sagte drauf der Pharao

"Da machen wir es ebenso,

Sie sehn wie doof es hier ist

Im Restaurant Osiris.


Drum gehen als Philosophen

Wir auch nach Theben schwofen

In die Bar zum Krokodil

Am Nil am Nil am Nil.


Dann setzten sie sich mit Genuß

In den Pyramiden Omnibus

Und fuhrn hinab nach Theben.

Denn Theben ist für Memphis

Was Lausanne für Genf ist.

In die Bar zum Krokodil

Am Nil, am Nil am Nil.
Da gab es Mädchen, drollige

Teils schlanke und teils mollige

Und süß wie die Zybeben.

Tirili, tirila...


Es verkehrten dort inkognito

Der Joseph und der Pharao.

In der Bar zum Krokodil

Am Nil, am Nil am Nil.


Der Gatte der Frau Potipha

Besah sich da der Mädchen Schar

Uns spuckte auf den Boden.

Der Ramses fragt "Wieso denn?"

Worauf die Antwort schallte:

"Ich seh da meine Alte!"

In der Bar zum Krokodil

Am Nil am Nil am Nil

In der Mitten
Herr! schicke was Du willst,

Ein Liebes oder Leides;

Ich bin vergnügt, daß beides

Aus Deinen Händen quillt.


Wollest mit Freuden

Und wollest mit Leiden

Mich nicht überschütten!

Doch in der Mitten

Liegt holdes Bescheiden
Eduard Möricke 1832

(1804-1975)

In jüngeren Jahren war ich des Morgens froh

Des Abends weint ich; jetzt da ich älter bin,

beginn ich zweifelnd meinen Tag, doch

heilig und heiter ist mir sein Ende.


Friedrich Hölderlin

Ja das möchte ich noch erleben


Eigentlich ist mir alles gleich,

der eine wird arm, der andere reich,

aber mit Bismack, - was wird das noch geben?

Das mit Bismarck, das möcht ich noch erleben.

Eigentlich ist alles so so

Heute traurig, morgen froh,

Frühling Sommer Herbst und Winter,

ach es ist nicht viel dahinter.

Aber mein Enkel, soviel ist richtig,

wird mit nächstem vorschulpflichtig,

und in etwa vierzehn Tagen

wird einer eine Mappe tragen,

Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben-

Ja das möchte ich noch erleben.

Eigentlich ist alles nichts,

heute hälst's und morgen brichts,

hin stirbt alles, ganz geringe

wird der Wert der irdschen Dinge,

doch wie tief hinabgestimmt

auch das Wünschen Abschied nimmt,

immer klingt es noch daneben:

Ja, das möchte ich noch erleben.


T. Fontane

Jenseits des Tales


Jenseits des Tales standen ihre Zelte,

Zum hohen Abendhimmel quoll der Rauch.

|: Das war ein Singen in dem ganzen Heere

Und ihre Reiterbuben sangen auch :|


Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,

Her tänzelte die Marketenderin

|: Und unter'm Singen sprach der Knaben einer:

"Mädel, du weißt's wo ging der König hin?" :|


Diesseits des Tales stand der junge König

Und griff die feuchte Erde aus dem Grund,

|: Sie kühlte nicht die Glut der Heißen Stirne,

Sie machte nicht sein krankes Herz gesund. :|


Ihn heilten nur zwei jugendfrische Wangen

Und nur ein Mund, den er sich selbst verbot,

|: Noch fester schloß der König seine Lippen

Und sah hinüber in das Abendrot. :|


Jenseits des Tales standen ihre Zelte,

Vorm roten Abenhimmel quoll der Rauch,

|: Und war ein Lachen in dem ganzen Heere,

Und jener Reiterbube lachte auch. :|


Börries v. Münchhausen
Jugendbronnen
Heidelberg, du Jugendbronnen, Zauberin am Neckarstrand,

solch Fleck, uns warm zu sonnen, gab der Herrgott keinem Land!

Schläger schwirren, Gläser klingen, alles atmet Frohnatur,

selbst im Laub die Vöglein singen: Gaudeamus igitur.


Wohl die alte Burg voll Narben trauert um vergangne Zeit,

doch sie tut's in lichten Farben fröhlich-feuchter Traurigkeit.

Schaut sie so aufs viele Bürsten wie mit sanfter Rührung hin,

denkt sie ihrer alten Fürsten, die so groß und stark darin.


Schäumend tosten hier die Becher, und Herrn Otto Heinrich galt's

der berühmter noch als Zecher, denn als Graf der schönen Pfalz.

Nur ein Burgzwerg traf's noch besser, der ging recte gleich zum Spund,

und das größte aller Fässer, schlürft er aus bis auf den Grund!


Seine Tat, so kühn gelungen, lebt im Lied unsterblich fort,

und der Sänger, der's gesungen, ragt in Erz gegossen dort.

Schar um Schar zum Scheffelhaine wogt empor auf Waldespfad,

und "Alt Heidelberg, du feine" summt's dort oben früh und spat.


Frohe Stadt, zum Unterpfande, daß dein Glück dich nicht verläßt

grüßt uns hoch vom Dachesrande ein verwegenes Storchennest!

Ei, wie hams die lebensfrischen Weiblein hier sich gut bestellt;

geht der Storch im Neckar fischen, kommt was Lustiges zur Welt!


So gedeih bei Storch und Kater, fröhliche Studentenschaft!

Brausend klingt dein Landesvater, stets bei Wein und Gerstensaft!

Prosit deinem Sangesmeister, Prosit deinem großen Zwerg,

Scheffels und Perkeo's Geister walten Über Heidelberg!


Albrecht Graf Wickenburg 1888 (1838-1933)

Kann mir einer sagen


Kann mir einer sagen, wohin

Ich mit meinem Leben reiche?

Ob ich nicht auch noch im Sturme streiche

Und als Welle wohne im Teiche

Und ob ich nicht selbst noch die blasse, bleiche

Frühlingsfrierende Birke bin?


Rainer Maria Rilke

Kein Feuer, keine Kohle

kann brennen so heiss,

als heimliche Liebe

von der niemand nichts weiss.
Keine Rose, keine Nelke

kann blühen so schön,

als wenn zwei verliebte Seelen

beieinander stehn.


Setze du mir einen Spiegel

ins Herz hinein,

damit du kannst sehen

wie so ehrlich ichs mein.


unbek..1710

Kein Pfaffe


Wie schad, dass ich kein Pfaffe bin.

Das wäre so mein Fach.

Ich bummelte durchs Leben hin

Und dächt nicht weiter nach.

2

Mich plagte nicht des Grübelns Qual,



Der dumme Seelenzwist,

Ich wüßte ein für allemal,

Was an der Sache ist.

3

Und weil mich denn kein Teufel stört,



So schlief ich recht gesund,

Wär wohlgenährt und hochverehrt

Und würde kugelrund.

4

Käm dann die böse Fastenzeit,



so wär ich fest dabei,

bis ich mich elend abkasteit

Mit Lachs und Hühnerei.

5

Und dich, du süßes Mägdelein,



Das gern zur Beichte geht,

Dich nähm ich dann so ganz allein

Gehörig ins Gebet
Busch

Kein schöner Land

in dieser Zeit

Als wie das uns're weit und breit

|: Wo wir uns finden

Wohl unter Linden

Zur Abendszeit :|

2. Da haben wir so manche Stund'

Gesessen da in froher Rund

|: Und taten singen

Die Lieder klingen

Im Eichengrund :|

3. Daß wir uns hier in diesem Tal

Noch treffen so viel hundertmal

|: Gott mag es schenken

Gott mag es lenken

Er hat die Gnad :|

4. Nun Brüder eine gute Nacht

Der Herr im hohen Himmel wacht

|: In seiner Güte

Uns zu behüten

Ist Er bedacht :|


Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio !! 1838

Kinder laufen fort


Lang her kanns noch gar nicht sein,

kamen sie zur Tür herein,

saßen zwistiglich vereint

alle um den Tisch.


Kinder laufen fort.

Und es ist schon lange her.

Schlechtes Zeugnis kommt nicht mehr,

Stunden Ärgers, Stunden schwer

Scharlach, Diphterie!
Kinder laufen fort.

Söhne hängen Weibern an.

Töchter haben ihren Mann.

Briefe kommen dann und wann,

nur auf einen Sprung.
Kinder laufen fort.

Etwas nehmen sie doch mit.

Wir sind ärmer, sie sind quitt.

Und die Uhr geht Schritt für Schritt

Um den leeren Tisch.
Franz Werfel

Kindersand


Das Schönste für Kinder ist Sand

ihn gibts immer reichlich,

er rinnt unvergleichlich

zärtlich durch die Hand.


Weil man seine Nase behält,

wenn man auf ihn fällt,

ist er so weich.

Kinderfinger fühlen,

wenn sie in ihm wühlen,

nichts und das Himmelreich.


Ringelnatz
Math.18,3

Es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, sonst werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

Komm, lieber Mai und mache

die Bäume wieder grün

und laß mir an dem Bache

die kleinen Veilchen blühn.

Wie möcht ich doch so gerne

ein Veilchen wieder sehen,

ach, lieber Mai, wie gerne

einmal spazierengehn!


Zwar Wintertage haben

wohl auch der Freuden viel,

man kann im Schnee frisch traben

und treibt manch Abendspiel;

baut Häuserchen von Karten,

spielt Blindekuh und Pfand,

auch gibt´s wohl Schlittenfahrten

aufs liebe, freie Land.


Doch wenn die Vöglein singen

Und wir dann froh und flinn

Auf grünem Rasen springen

Das ist ein ander' Ding

D'rum komm und bring vor Allem

uns viele Veilchen mit

Bring auch viel Nachtigallen

Und viele Kuckucks Lied.

Melodie von Mozart
Overbeck, Christian Adolph (1775-1821)

Komm,
sage mir was du für Sorgen hast

Es zwitschert eine Lerche im Kamin,

Wenn du sie hörst.

Ein jeder Schutzmann in Berlin

Verhaftet dich, wenn du ihn störst.

Im Faltenwurf einer Decke

Klagt ein Gesicht.

Wenn du es siehst.

Der Posten im Gefängnis schießt,

wenn du als kleiner Sträfling ihm entfliehst.

Ich tät es nicht.


In eines Holzes Duft

Lebt fernes Land.

Gebirge schreiten durch die blaue Luft.

Ein Windhauch streicht wie Mutter deine Hand.

Und eine Speise schmeckt nach Kindersand.

Die Erde hat ein freundliches Gesicht,

So groß, daß man's von weitem nur erfaßt.

Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.

Reich willst du werden? - Warum bist du's nicht?
Ringelnatz 1929

Korf erfindet eine Art von Witzen

die erst viele Stunden später wirken.

Jeder hört sie an mit langer Weile,

doch als hätt ein Zunder still geglommen,

wird man nachts im Bette plötzlich munter,

selig lächelnd wie ein satter Säugling!

Morgenstern

Korf liest gerne schnell und viel;

darum widert ihn das Spiel

all des zwölfmal unerbetnen

Ausgewalzten, Breitgetretnen.


Meistens ist in sechs bis acht

Wörtern völlig abgemacht,

und in ebensoviel Sätzen

läßt sich Bandwurmweisheit schwätzen.


Es erfindet drum sein Geist

etwas, was ihn dem entreißt:

Brillen, deren Energieen

ihm den Text - zusammenziehen!


Beispielsweise dies Gedicht

läse, so bebrillt, man - nicht!

Dreiunddreißig seinesgleichen

gäben erst - ein - Fragezeichen!!


Morgenstern
Kränze
Mädchen! Schlingt die wildsten Tänze

Reißt nur euren Kranz entzwei!

Ohne Furcht, denn solche Kränze

Flicht man immer wieder neu;


Doch den andren, den ich meine

Nehmt, ihr Zärtlichen , in acht!

Und zumal im Mondenscheine,

und zumal in solcher Nacht.


Möricke


Kufsteiner Lied

1. Kennst du die Perle,


Die Perle Tirols.
Das Städtchen Kufstein,
Das kennst du wohl,
Umrahmt von Bergen,
So friedlich und still,
|: Ja, das ist Kufstein
Dort am grünen Inn. :|







2. Es gibt so vieles,


Bei uns in Tirol:
Ein guates Weinderl
Aus Südtirol
Und mancher wünscht sich,
's möcht' immer so sein,
|: Bei einem Mäderl
Und an Gläserl Wein. :|



3. Und ist der Urlaub
Dann wieder aus.
Da nimmt man Abschied
Und fährt nach Haus.
Man denkt an Kufstein,
Man denkt an Tirol,
|: Mein liebes Städtchen
Leb'wohl, leb' wohl. :|

.

Kurfürst Friedrich


Wütend wälzt sich einst im Bette

Kurfürst Friedrich von der Pfalz;

gegen alle Etikette

brüllte er aus vollem Hals:

Wie kam gestern ich ins Bett?

Mir scheint wieder voll gewest!


Na, ein wenig schief geladen,

grinste drauf der Kammermohr,

selbst von Mainz des Bischofs Gnaden,

kamen mir benebelt vor,

war halt doch ein schönes Fest,

alles wieder voll gewest!


So? Du findest das zum Lachen?

Sklavenseele, lache nur!

Künftig werd ichs anders machen,

Hassan höre meinen Schwur:

S'letzte Mal, bei Tod und Pest,

war's, daß ich voll gewest!


Will ein christlich Leben führen,

ganz mich der Beschauung weihen,

um mein Tun zu kontrollieren,

trag Ichs in ein Tagebuch ein,

und ich hoff, daß ihr nicht lest,

daß ich wieder voll gewest.


Als der Kurfürst kam zu sterben,

machte er sein Testament

und es fanden seine Erben

auch ein Buch in Pergament.

Drinnen stand auf jeder Seit:

Seid vernünftig liebe Leut,

dieses geb ich zu Attest:

heute wieder voll gewest.

Hieraus mag ein jeder sehen,

was ein guter Vorsatz nützt,

und wozu auch widerstehen,

wenn der volle Becher blitzt?

Drum stoßt an! Probatum est:

Heute wieder voll gewest!!!

August Schuster, 1887,

Student am Technikum Mittweida

Landaufenthalt
Wir sind die Menschen auf den Wiesen

bald sind wir Menschen unter den Wiesen

und werden Wiesen und werden Wald

das wird ein lustiger Landaufenthalt.


Ernst Jandl

Laß ab von diesem Zweifeln, Klauben

Vor dem das Beste selbst zerfällt

Und wahre dir den vollen Glauben

An diese Welt trotz dieser Welt
Schau hin auf eines Weibes Züge,

Das lächelnd auf den Säugling blickt,

Und fühls, es ist nicht alles Lüge

Was uns das Leben bringt und schickt.


Und, Herze, willst du ganz genesen,

Sei selber wahr, sei selber rein!

Was wir in Welt und Menschen lesen

Ist nur der eigne Widerschein


Man wird nicht besser mit den Jahren,

Wie sollt es auch, man wird bequem

Und bringt, um sich die Reu zu sparen

Die Fehler all in ein System.
Das gibt dann eine glatte Fläche

Man gleitet unbehindert fort,

Und "allgemeine Menschenschwäche"

Wird unser Trost- und Losungswort.


Die Fragen alle sind erledigt,

Das eine geht, das andre nicht,

Nur manchmal eine stumme Predigt

Hält uns der Kinder Angesicht.


Theodor Fontane 1819 - 1898

Lauschen
Liegen eine Sternennacht und lauschen

Wie der Kahn an seiner Kette zieht

Und die Welle flüstert und entflieht

Und die Wipfel leis dawider rauschen
Wie es seufzt und rüttelt ohne Ruh

Freiheit wider Knechtschaft einzutauschen!

Armes Herz, so zerrst und stöhnst auch du.

Eine Nacht so seinem Schicksal lauschen.


Christian Morgenstern (1871-1914)

Le bois amical


Nous avons pensé des choses pures

Côte à côte, le long chemins;

Nous nous sommes tenus par les mains

Sans dire...parmi les fleurs obscures;


Nous marchions comme des fiancés

Seuls, dans la nuit verte des prairies;


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