Refrain:
|: Blow boys blow for Californio,
There is plenty of Gold
So I've been told
On the banks of Sacramento. :|
2. Dat Deck weur vun Isen,
Vull Schiet uns vull Schmeer.
Dat weer de Schietgäng
Eer schönstes Pläseer.
Refrain:
3. Dat Logis weur vull Wanzen,
De Kombüs weur vull Dreck,
De Beschüten, de leupen
Von sülben all weg.
Refrain:
4. Dat Soltfleesch weur gröön,
Un de Speck weur vull Moden.
Kööm gev dat blots an
Wiehnachtsobend.
Refrain:
5. Un wulln wi mol seiln,
Ick segg dat ja nur,
Denn lööp he dree vörut
Und veer wedder retur.
Refrain:
6. As dat Schipp, so weer
Ok de Kaptein,
De Lüd für dat Schipp weern
Ok blots schangheit.
Refrain:
Il pleut sur la ville
Il pleut dans mon coeur
Comme il pleut sur la ville.
Quelle est cette longueur
Qui pénètre mon coeur
O bruit doux de la pluie
Par terre et sur le toits!
Pour un coeur qui s'ennuie,
O le chant de la pluie!
Il pleure sans raison
Dans un coeur qui s'ecoeure.
Quoi! Nulle trahison?
Ce deuil est sans raison.
C'est bien le pire peine
De ne savoir pourquoi,
Sans amour et sans haine,
Mon coeur a tant de peine!
Paul Verlaine 1844-96
Im schwarzen Walfisch
zu Askalon,
Da trank ein Mann drei Tag',
|: Bis er steif wie ein Besenstiel
Am Marmortische lag. :|
2. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,
Da sprach der Wirt: Halt an!
|: Der trinkt von meinem Dattelsaft
Mehr als er zahlen kann. :|
3. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,
Da bracht' der Kellner Schar
|: In Keilschrift auf sechs Ziegelstein'
Dem Gast die Rechnung dar. :|
4. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,
Da sprach der Gast: O weh!
|: Mein bares Geld ging alles drauf
Im Lamm zu Niniveh! :|
5. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,
Da schlug die Uhr halb vier,
|: Da warf der Hausknecht aus Nubierland
Den Fremden vor die Tür. :| 6. Im schwarzen Walfisch zu Askalon,
Da schlug die Uhr halb neun,
|: Da kam der rausgeschmiss'ne Gast
Zur Hintertür herein. :|
7. Im schwarzen Walfisch zu Askalon
Wird kein Prophet geehrt,
|: Und wer vergnügt dort leben will,
Zahlt bar, was er verzehrt. :|
Scheffel
Im Sommer
In Sommerbäder
reist jetzt ein jeder
und lebt famos.
Der arme Doktor
zu Hause hockt er
patientenlos.
Von Winterszenen
von schrecklich schönen
träumt sein Gemüt,
wenn, Dank ihr Götter,
bei Hundewetter
sein Weizen blüht.
W. Busch
Im Wald
Einst ging ich einem Mädchen nach
Tief in den Wald hinein
Und fiel ihr um den Hals und - ach!
Droht sie, ich werde schrein.
Da rief ich trotzig: Ha! Ich will
Den töten, der uns stört!
Still, lispelt sie, Geliebter, still!
Daß ja dich niemand hört!
Goethe
In 50 Jahren ist alles vorbei!
Denk stets, wenn etwas dir nicht gefällt,
Es währt nichts ewig auf dieser Welt,
Der kleinste Ärger, die größte Qual,
Sind nicht von Dauer, sie enden mal,
Drum sei dein Trost, was immer es sei:
In 50 Jahren ist alles vorbei!
Und ist alles teuer, dann murre nicht,
Und holt man die Steuer, dann knurre nicht,
Und nimmt man dir alles, dann klage nicht,
Und kriegst du den Dalles(*), verzage nicht,
Denn der, der nichts hat, ist glücklich und frei,
Und in 50 Jahren ist alles vorbei!
Und geht zu 'nem Andern dein Mägdelein,
Dann schick ihr noch Reisegeld hinterdrein,
Und bist du traurig, denk in der Pein,
Wie traurig wird bald der andere sein,
Dem macht s'es wie dir, die bleibt nicht treu,
Und in 50 Jahren ist alles vorbei!
Und führst du nen Prozess - ertrag die Qual.
Und hörst du ne Oper - sie endet mal,
Und hast du Magenweh und musst mal raus,
und da sitzt schon jemand, dann harre aus: wie lang du auch wartest der Platz wird frei! Und...
Und liest du 'ne Zeitung, dann schau nicht hin,
Es steht ja doch bloß was Schlechtes drin.
Und schafft dir die Politik Verdruß,
Es kommt ja doch alles wie's kommen muß,
Heut haben wie die, morgen jene Partei
Und in 50 Jahren ist alles vorbei!
Und stehst Du nervös an 'nem Telefon
Und du stehst und verstehst da nicht einen Ton,
Oder gehst du zum Zahnarzt, wenn er dich greift
Und dich mit dem Zahn durch das Zimmer schleift;
Er zieht und er zieht und bricht alles entzwei,
Ach, in 50 Jahren ist alles vorbei!
Und platzt dir ein Knopf, am Hemd zumeist,
Und hast Du ein Schuhband das stets zerreißt,
Und hast du 'ne Zigarre, die gar nicht zieht,
Und hast du ein Streichholz das gar nicht glüht,
Nimm noch eine Schachtel, nimm zwei oder drei,
In 50 Jahren ist alles vorbei!
Und fälscht man dir Schokolade und Tee,
Und verspricht man dir echten Bohnenkaffee,
Und du merkst, daß der Kaffee - wie schauderbar -
Eine bohnenlose Gemeinheit war,
Dann schließ die Augen und sauf den Brei,
In 50 Jahren ist alles vorbei!
Und sitzt du in der Bahn ganz eingezwängt,
Und dir wird noch 'ne Frau auf den Schoß gedrängt,
Und die hat noch 'ne Schachtel auf ihrem Schoß,
Und du wirst die beiden Schachteln nicht los,
Und die Füße werden dir schwer wie Blei,
In 50 Jahren ist alles vorbei!
Und bist Du ein Ehemann und kommst nach Haus',
halb drei in der Nacht und sie schimpft dich aus,
Dann schmeiß dich ins Bette und sag "Verzeih,
Wär' ich zuhause gebleiben, wär's auch halb drei."
Und kehr den Rücken und denk "Nu schrei."
Ach, in 50 Jahren ist alles vorbei!
Und fürchte Dich nicht, ist der Tod auch nah,
Je mehr du ihn fürchtest, um so eher ist er da.
Vor'm Tode sich fürchten hat keinen Zweck,
Man erlebt ihn ja nicht, wenn er kommt, ist man weg!
Und schließlich kommen wir all' an die Reih'
Und in 50 Jahren ist alles vorbei!
Drum hast du noch Wein, dann trink ihn aus,
Und hast Du ein Mädel, dann bring's nach Haus,
Und freu Dich hier unten beim ersten Licht,
Wie's unten ist, weißt du, wie oben, nicht!
Nur einmal blüht im Jahre der Mai,
Und in 50 Jahren ist alles vorbei!
Du Rindvieh! Dann ist es vorbei!
Otto Reutter 1870 - 1931
In der Bar zum Krokodil
Am Nil am Nil am Nil
Dort tanzt man dreiviertelnackt
Den Rumba im Dreivierteltakt
In der Bar zum Krokodil
Am Nil, am Nil am Nil.
Es trifft mit der Geliebten sich
Des Abends halb Ägypten sich
In der Bar zum Krokodil
Am Nil, am Nil am Nil.
Da war die Frau des Potipha
Die wunderbar erfahren war
In allen Liebessachen
Tirili tirila, tirili, tirila
In allen Liebessachen.
Ihr Ehegatte au contraire
Der war schon alt und konnt nicht mehr
Die junge Frau bewachen
Tirili, tirila.....
Da pfiff sie auf die Sittsamkeit
Und machte sich nen Schlitz ins Kleid
Und fuhr hinab nach Theben
Denn Theben ist für Memphis
Was Lausanne für Genf ist:
In die Bar zum Krokodil
Am Nil, am Nil am Nil.
Dem Gatten der Frau Potipha
Dem wurde bald die Chose klar
Er ging hinab zu Ramses.
Tirili, tirila...
"Ich weiß, was deine Gattin macht,
die fährt nach Theben jede Nacht
tirrli, tirila, tirili tirila,
ja Majestät da hamses!"
Da sagte drauf der Pharao
"Da machen wir es ebenso,
Sie sehn wie doof es hier ist
Im Restaurant Osiris.
Drum gehen als Philosophen
Wir auch nach Theben schwofen
In die Bar zum Krokodil
Am Nil am Nil am Nil.
Dann setzten sie sich mit Genuß
In den Pyramiden Omnibus
Und fuhrn hinab nach Theben.
Denn Theben ist für Memphis
Was Lausanne für Genf ist.
In die Bar zum Krokodil
Am Nil, am Nil am Nil.
Da gab es Mädchen, drollige
Teils schlanke und teils mollige
Und süß wie die Zybeben.
Tirili, tirila...
Es verkehrten dort inkognito
Der Joseph und der Pharao.
In der Bar zum Krokodil
Am Nil, am Nil am Nil.
Der Gatte der Frau Potipha
Besah sich da der Mädchen Schar
Uns spuckte auf den Boden.
Der Ramses fragt "Wieso denn?"
Worauf die Antwort schallte:
"Ich seh da meine Alte!"
In der Bar zum Krokodil
Am Nil am Nil am Nil
In der Mitten
Herr! schicke was Du willst,
Ein Liebes oder Leides;
Ich bin vergnügt, daß beides
Aus Deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden
Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten
Liegt holdes Bescheiden
Eduard Möricke 1832
(1804-1975)
In jüngeren Jahren war ich des Morgens froh
Des Abends weint ich; jetzt da ich älter bin,
beginn ich zweifelnd meinen Tag, doch
heilig und heiter ist mir sein Ende.
Friedrich Hölderlin
Ja das möchte ich noch erleben
Eigentlich ist mir alles gleich,
der eine wird arm, der andere reich,
aber mit Bismack, - was wird das noch geben?
Das mit Bismarck, das möcht ich noch erleben.
Eigentlich ist alles so so
Heute traurig, morgen froh,
Frühling Sommer Herbst und Winter,
ach es ist nicht viel dahinter.
Aber mein Enkel, soviel ist richtig,
wird mit nächstem vorschulpflichtig,
und in etwa vierzehn Tagen
wird einer eine Mappe tragen,
Löschblätter will ich ins Heft ihm kleben-
Ja das möchte ich noch erleben.
Eigentlich ist alles nichts,
heute hälst's und morgen brichts,
hin stirbt alles, ganz geringe
wird der Wert der irdschen Dinge,
doch wie tief hinabgestimmt
auch das Wünschen Abschied nimmt,
immer klingt es noch daneben:
Ja, das möchte ich noch erleben.
T. Fontane
Jenseits des Tales
Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
Zum hohen Abendhimmel quoll der Rauch.
|: Das war ein Singen in dem ganzen Heere
Und ihre Reiterbuben sangen auch :|
Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
Her tänzelte die Marketenderin
|: Und unter'm Singen sprach der Knaben einer:
"Mädel, du weißt's wo ging der König hin?" :|
Diesseits des Tales stand der junge König
Und griff die feuchte Erde aus dem Grund,
|: Sie kühlte nicht die Glut der Heißen Stirne,
Sie machte nicht sein krankes Herz gesund. :|
Ihn heilten nur zwei jugendfrische Wangen
Und nur ein Mund, den er sich selbst verbot,
|: Noch fester schloß der König seine Lippen
Und sah hinüber in das Abendrot. :|
Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
Vorm roten Abenhimmel quoll der Rauch,
|: Und war ein Lachen in dem ganzen Heere,
Und jener Reiterbube lachte auch. :|
Börries v. Münchhausen
Jugendbronnen
Heidelberg, du Jugendbronnen, Zauberin am Neckarstrand,
solch Fleck, uns warm zu sonnen, gab der Herrgott keinem Land!
Schläger schwirren, Gläser klingen, alles atmet Frohnatur,
selbst im Laub die Vöglein singen: Gaudeamus igitur.
Wohl die alte Burg voll Narben trauert um vergangne Zeit,
doch sie tut's in lichten Farben fröhlich-feuchter Traurigkeit.
Schaut sie so aufs viele Bürsten wie mit sanfter Rührung hin,
denkt sie ihrer alten Fürsten, die so groß und stark darin.
Schäumend tosten hier die Becher, und Herrn Otto Heinrich galt's
der berühmter noch als Zecher, denn als Graf der schönen Pfalz.
Nur ein Burgzwerg traf's noch besser, der ging recte gleich zum Spund,
und das größte aller Fässer, schlürft er aus bis auf den Grund!
Seine Tat, so kühn gelungen, lebt im Lied unsterblich fort,
und der Sänger, der's gesungen, ragt in Erz gegossen dort.
Schar um Schar zum Scheffelhaine wogt empor auf Waldespfad,
und "Alt Heidelberg, du feine" summt's dort oben früh und spat.
Frohe Stadt, zum Unterpfande, daß dein Glück dich nicht verläßt
grüßt uns hoch vom Dachesrande ein verwegenes Storchennest!
Ei, wie hams die lebensfrischen Weiblein hier sich gut bestellt;
geht der Storch im Neckar fischen, kommt was Lustiges zur Welt!
So gedeih bei Storch und Kater, fröhliche Studentenschaft!
Brausend klingt dein Landesvater, stets bei Wein und Gerstensaft!
Prosit deinem Sangesmeister, Prosit deinem großen Zwerg,
Scheffels und Perkeo's Geister walten Über Heidelberg!
Albrecht Graf Wickenburg 1888 (1838-1933)
Kann mir einer sagen
Kann mir einer sagen, wohin
Ich mit meinem Leben reiche?
Ob ich nicht auch noch im Sturme streiche
Und als Welle wohne im Teiche
Und ob ich nicht selbst noch die blasse, bleiche
Frühlingsfrierende Birke bin?
Rainer Maria Rilke
Kein Feuer, keine Kohle
kann brennen so heiss,
als heimliche Liebe
von der niemand nichts weiss.
Keine Rose, keine Nelke
kann blühen so schön,
als wenn zwei verliebte Seelen
beieinander stehn.
Setze du mir einen Spiegel
ins Herz hinein,
damit du kannst sehen
wie so ehrlich ichs mein.
unbek..1710
Kein Pfaffe
Wie schad, dass ich kein Pfaffe bin.
Das wäre so mein Fach.
Ich bummelte durchs Leben hin
Und dächt nicht weiter nach.
2
Mich plagte nicht des Grübelns Qual,
Der dumme Seelenzwist,
Ich wüßte ein für allemal,
Was an der Sache ist.
3
Und weil mich denn kein Teufel stört,
So schlief ich recht gesund,
Wär wohlgenährt und hochverehrt
Und würde kugelrund.
4
Käm dann die böse Fastenzeit,
so wär ich fest dabei,
bis ich mich elend abkasteit
Mit Lachs und Hühnerei.
5
Und dich, du süßes Mägdelein,
Das gern zur Beichte geht,
Dich nähm ich dann so ganz allein
Gehörig ins Gebet
Busch
Kein schöner Land
in dieser Zeit
Als wie das uns're weit und breit
|: Wo wir uns finden
Wohl unter Linden
Zur Abendszeit :|
2. Da haben wir so manche Stund'
Gesessen da in froher Rund
|: Und taten singen
Die Lieder klingen
Im Eichengrund :|
3. Daß wir uns hier in diesem Tal
Noch treffen so viel hundertmal
|: Gott mag es schenken
Gott mag es lenken
Er hat die Gnad :|
4. Nun Brüder eine gute Nacht
Der Herr im hohen Himmel wacht
|: In seiner Güte
Uns zu behüten
Ist Er bedacht :|
Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio !! 1838
Kinder laufen fort
Lang her kanns noch gar nicht sein,
kamen sie zur Tür herein,
saßen zwistiglich vereint
alle um den Tisch.
Kinder laufen fort.
Und es ist schon lange her.
Schlechtes Zeugnis kommt nicht mehr,
Stunden Ärgers, Stunden schwer
Scharlach, Diphterie!
Kinder laufen fort.
Söhne hängen Weibern an.
Töchter haben ihren Mann.
Briefe kommen dann und wann,
nur auf einen Sprung.
Kinder laufen fort.
Etwas nehmen sie doch mit.
Wir sind ärmer, sie sind quitt.
Und die Uhr geht Schritt für Schritt
Um den leeren Tisch.
Franz Werfel
Kindersand
Das Schönste für Kinder ist Sand
ihn gibts immer reichlich,
er rinnt unvergleichlich
zärtlich durch die Hand.
Weil man seine Nase behält,
wenn man auf ihn fällt,
ist er so weich.
Kinderfinger fühlen,
wenn sie in ihm wühlen,
nichts und das Himmelreich.
Ringelnatz
Math.18,3
Es sei denn, daß ihr euch umkehret und werdet wie die Kinder, sonst werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.
Komm, lieber Mai und mache
die Bäume wieder grün
und laß mir an dem Bache
die kleinen Veilchen blühn.
Wie möcht ich doch so gerne
ein Veilchen wieder sehen,
ach, lieber Mai, wie gerne
einmal spazierengehn!
Zwar Wintertage haben
wohl auch der Freuden viel,
man kann im Schnee frisch traben
und treibt manch Abendspiel;
baut Häuserchen von Karten,
spielt Blindekuh und Pfand,
auch gibt´s wohl Schlittenfahrten
aufs liebe, freie Land.
Doch wenn die Vöglein singen
Und wir dann froh und flinn
Auf grünem Rasen springen
Das ist ein ander' Ding
D'rum komm und bring vor Allem
uns viele Veilchen mit
Bring auch viel Nachtigallen
Und viele Kuckucks Lied.
Melodie von Mozart
Overbeck, Christian Adolph (1775-1821)
Komm,
sage mir was du für Sorgen hast
Es zwitschert eine Lerche im Kamin,
Wenn du sie hörst.
Ein jeder Schutzmann in Berlin
Verhaftet dich, wenn du ihn störst.
Im Faltenwurf einer Decke
Klagt ein Gesicht.
Wenn du es siehst.
Der Posten im Gefängnis schießt,
wenn du als kleiner Sträfling ihm entfliehst.
Ich tät es nicht.
In eines Holzes Duft
Lebt fernes Land.
Gebirge schreiten durch die blaue Luft.
Ein Windhauch streicht wie Mutter deine Hand.
Und eine Speise schmeckt nach Kindersand.
Die Erde hat ein freundliches Gesicht,
So groß, daß man's von weitem nur erfaßt.
Komm, sage mir, was du für Sorgen hast.
Reich willst du werden? - Warum bist du's nicht?
Ringelnatz 1929
Korf erfindet eine Art von Witzen
die erst viele Stunden später wirken.
Jeder hört sie an mit langer Weile,
doch als hätt ein Zunder still geglommen,
wird man nachts im Bette plötzlich munter,
selig lächelnd wie ein satter Säugling!
Morgenstern
Korf liest gerne schnell und viel;
darum widert ihn das Spiel
all des zwölfmal unerbetnen
Ausgewalzten, Breitgetretnen.
Meistens ist in sechs bis acht
Wörtern völlig abgemacht,
und in ebensoviel Sätzen
läßt sich Bandwurmweisheit schwätzen.
Es erfindet drum sein Geist
etwas, was ihn dem entreißt:
Brillen, deren Energieen
ihm den Text - zusammenziehen!
Beispielsweise dies Gedicht
läse, so bebrillt, man - nicht!
Dreiunddreißig seinesgleichen
gäben erst - ein - Fragezeichen!!
Morgenstern
Kränze
Mädchen! Schlingt die wildsten Tänze
Reißt nur euren Kranz entzwei!
Ohne Furcht, denn solche Kränze
Flicht man immer wieder neu;
Doch den andren, den ich meine
Nehmt, ihr Zärtlichen , in acht!
Und zumal im Mondenscheine,
und zumal in solcher Nacht.
Möricke
Kufsteiner Lied
1. Kennst du die Perle,
Die Perle Tirols.
Das Städtchen Kufstein,
Das kennst du wohl,
Umrahmt von Bergen,
So friedlich und still,
|: Ja, das ist Kufstein
Dort am grünen Inn. :|
|
|
|
2. Es gibt so vieles,
Bei uns in Tirol:
Ein guates Weinderl
Aus Südtirol
Und mancher wünscht sich,
's möcht' immer so sein,
|: Bei einem Mäderl
Und an Gläserl Wein. :|
3. Und ist der Urlaub
Dann wieder aus.
Da nimmt man Abschied
Und fährt nach Haus.
Man denkt an Kufstein,
Man denkt an Tirol,
|: Mein liebes Städtchen
Leb'wohl, leb' wohl. :|
|
.
Kurfürst Friedrich
Wütend wälzt sich einst im Bette
Kurfürst Friedrich von der Pfalz;
gegen alle Etikette
brüllte er aus vollem Hals:
Wie kam gestern ich ins Bett?
Mir scheint wieder voll gewest!
Na, ein wenig schief geladen,
grinste drauf der Kammermohr,
selbst von Mainz des Bischofs Gnaden,
kamen mir benebelt vor,
war halt doch ein schönes Fest,
alles wieder voll gewest!
So? Du findest das zum Lachen?
Sklavenseele, lache nur!
Künftig werd ichs anders machen,
Hassan höre meinen Schwur:
S'letzte Mal, bei Tod und Pest,
war's, daß ich voll gewest!
Will ein christlich Leben führen,
ganz mich der Beschauung weihen,
um mein Tun zu kontrollieren,
trag Ichs in ein Tagebuch ein,
und ich hoff, daß ihr nicht lest,
daß ich wieder voll gewest.
Als der Kurfürst kam zu sterben,
machte er sein Testament
und es fanden seine Erben
auch ein Buch in Pergament.
Drinnen stand auf jeder Seit:
Seid vernünftig liebe Leut,
dieses geb ich zu Attest:
heute wieder voll gewest.
Hieraus mag ein jeder sehen,
was ein guter Vorsatz nützt,
und wozu auch widerstehen,
wenn der volle Becher blitzt?
Drum stoßt an! Probatum est:
Heute wieder voll gewest!!!
August Schuster, 1887,
Student am Technikum Mittweida
Landaufenthalt
Wir sind die Menschen auf den Wiesen
bald sind wir Menschen unter den Wiesen
und werden Wiesen und werden Wald
das wird ein lustiger Landaufenthalt.
Ernst Jandl
Laß ab von diesem Zweifeln, Klauben
Vor dem das Beste selbst zerfällt
Und wahre dir den vollen Glauben
An diese Welt trotz dieser Welt
Schau hin auf eines Weibes Züge,
Das lächelnd auf den Säugling blickt,
Und fühls, es ist nicht alles Lüge
Was uns das Leben bringt und schickt.
Und, Herze, willst du ganz genesen,
Sei selber wahr, sei selber rein!
Was wir in Welt und Menschen lesen
Ist nur der eigne Widerschein
Man wird nicht besser mit den Jahren,
Wie sollt es auch, man wird bequem
Und bringt, um sich die Reu zu sparen
Die Fehler all in ein System.
Das gibt dann eine glatte Fläche
Man gleitet unbehindert fort,
Und "allgemeine Menschenschwäche"
Wird unser Trost- und Losungswort.
Die Fragen alle sind erledigt,
Das eine geht, das andre nicht,
Nur manchmal eine stumme Predigt
Hält uns der Kinder Angesicht.
Theodor Fontane 1819 - 1898
Lauschen
Liegen eine Sternennacht und lauschen
Wie der Kahn an seiner Kette zieht
Und die Welle flüstert und entflieht
Und die Wipfel leis dawider rauschen
Wie es seufzt und rüttelt ohne Ruh
Freiheit wider Knechtschaft einzutauschen!
Armes Herz, so zerrst und stöhnst auch du.
Eine Nacht so seinem Schicksal lauschen.
Christian Morgenstern (1871-1914)
Le bois amical
Nous avons pensé des choses pures
Côte à côte, le long chemins;
Nous nous sommes tenus par les mains
Sans dire...parmi les fleurs obscures;
Nous marchions comme des fiancés
Seuls, dans la nuit verte des prairies;
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