"Nein! Heut ist mir das Glück erbost!" "Du sattle gut und reite getrost!"



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Freut euch des Lebens . . . . . .

3. Wer Neid und Mißgunst sorgsam flieht

Und G'nugsamkeit im Gärtchen zieht,

Dem schießt sie schnell zum Bäumchen auf,

Das goldne Früchte trägt.

Freut euch des Lebens . . . . . .

4. Wer Redlichkeit und Treue übt

Und gern dem ärmeren Bruder gibt,

Bei dem baut sich Zufriedenheit

So gern ihr Hüttchen an.

Freut euch des Lebens . . . . . .

5. Und wenn der Pfad sich furchtbar engt,

Und Mißgeschick uns plagt und drängt,

So reicht die Freundschaft schwesterlich

Dem Redlichen die Hand.

Freut euch des Lebens . . . . . .

6. Sie trocknet ihm die Tränen ab,

Und streut ihm Blumen bis ins Grab;

Sie wandelt Nacht in Dämmerung,

Und Dämmerung in Licht.

Freut euch des Lebens . . . . . .

7. Sie ist des Lebens schönstes Band:

Schlagt, Brüder, traulich Hand in Hand!

So wallt man froh, so wallt man leicht,

Ins bess're Vaterland.

Freut euch des Lebens . . . . . .
Refrain:

Gaudete vita, ardet adhuc lampas,

Carpite - cito desunt - rosas!
Johann Martin Usteri, 1763-1827

Frühling
Die Bäume im Ofen lodern.

Die Vögel locken am Grill.

Die Sonnenschirme vermodern.

Im übrigen ist es still.
Es stecken die Spargel aus Dosen

Die zartesten Köpfchen hervor.

Bunt ranken sich künstliche Rosen

In Faschingsgirlanden empor.


Ein Etwas, wie Glockenklingen,

Den Oberkellner bewegt,

Mir tausend Eier zu bringen,

Von Osterstören gelegt.


Ein süßer Duft von Havanna

Verweht in ringelnder Spur,

Ich fühle an meiner Susanna

Erwachende neue Natur.


Es lohnt sich manchmal zu lieben

Was kommt, nicht ist oder war.

Ein Frühlingsgedicht, geschrieben

Im kältesten Februar.


Joachim Ringelnatz 1883 - 1926

Futurologie


Während sie

von einer Zwischenlösung

der Lebensprobleme

ihrer Kinder

erfolgreich übergehen

zu Vorarbeiten

an einer Theorie

zur Lösung aller

Probleme der Kindeskinder

kommen sie nicht umhin

aus alter Gewohnheit

an ihren eigenen Problemen

zu krepieren
Erich Fried 1921-1988

Galgenberg


Blödem Volke unverständlich

treiben wir des Lebens Spiel.

Gerade das, was unabwendlich

fruchtet unsrem Spott als Ziel


Magst es Kinderrache nennen

an des Daseins tiefem Ernst.

Wirst das Leben besser kennen,

wenn du uns verstehen lernst.


Morgenstern

Lass die Moleküle rasen

lass sie toben

lass das Knobeln -

heilig halte die Ekstasen!
Morgenstern

Ganymed


Wie im Morgenrot

Du rings mich anglühst,

Frühling, Geliebter!

Mit tausendfacher Liebeswonne

Sich an mein Herz drängt

Deiner ewigen Wärme

Heilig Gefühl,

Unendliche Schöne!

Daß ich dich fassen möcht'

In diesem Arm!

Ach, an deinem Busen

Lieg' ich, schmachte,

Und deine Blumen, dein Gras

Drängen sich an mein Herz.

Du kühlst den brennenden

Durst meines Busens,

Lieblicher Morgenwind,

Ruft drein die Nachtigall

Liebend nach mir aus dem Nebeltal.

Ich komme! Ich komme!

Wohin? Ach, wohin?

Hinauf, hinauf strebt's,

Es schweben die Wolken

Abwärts, die Wolken

Neigen sich der sehnenden Liebe,

Mir, mir!

In eurem Schoße

Aufwärts,

Umfangend umfangen!

Aufwärts


An deinem Busen,

Alliebender Vater!

Goethe 1749-1832

Gaudeamus igitur


Gaudeamus igitur iuvenes dum sumus

Post iucundam iuventutem post molestam senectutem

Nos habebit humus
Ubi sunt qui ante nos in mundo fuere

Vadite ad superos, transite ad inferos

Hos si vis videre
Vita nostra brevis est, brevi finietur

Venit mors velociter, rapit nos atrociter

Nemini parcetur
Vivant omnes virgines, facilis formosae

Vivant et mulieres, tenerae amabiles

Bonae laboriosae
Pereat tristitia, pereant osores

Pereat diabolus quivis antiburschius

atque irrisores.

Gegen Verführung


Lasst euch nicht verführen!

Es gibt keine Wiederkehr.

Der Tag steht in den Türen,

ihr könnt schon Nachtwind spüren:

es kommt kein Morgen mehr.
Lasst euch nicht betrügen!

Das Leben wenig ist.

Schlürft es in vollen Zügen!

Es wird euch nicht genügen

wenn ihr es lassen müsst!
Lasst euch nicht vertrösten!

Ihr habt nicht zu viel Zeit!

Lasst modern den Erlösten!

Das Leben ist am grössten:

es steht nicht mehr bereit.
Lasst euch nicht verführen

zu Fron und Ausgezehr!

Was kann euch Angst noch rühren?

Ihr sterbt mit allen Tieren

und es kommt nichts nachher.
B. Brecht

Geh' aus mein Herz


Geh' aus mein Herz und suche Freud

In dieser schönen Sommerzeit

An deines Gottes Gaben

Schau an der schönen Gärtenzier

Und siehe wie sie mir und dir

|: Sich ausgeschmücket haben :|


2. Die Bäume stehen voller Laub

Das Erdreich decket seinen Staub

Mit einem grünen Kleide

Narzissen und die Tulipan

Die ziehen sich viel schöner an

|: Als Salomonis Seide :|.


3. Die Lerche schwingt sich in die Luft

Das Täublein fliegt auf seiner Kluft

Und macht sich in die Wälder

Die hochbegabte Nachtigall

Ergötzt und füllt mit ihrem Schall

|: Berg Hügel Tal und Felder :|.


4. Die Glucke führt ihr Völklein aus

Der Storch baut und bewohnt sein Haus

Das Schwälblein speist die Jungen

Der schnell Hirsch das leichte Reh

Ist froh und kommt aus seine Höh

|: In's tiefe Gras gesprungen :|.


5. Die Bächlein rauschen in dem Sand

Und malen sich an ihrem Rand

Mit schattenreichen Myrten

Die Wiesen liegen hart dabei

Und klingen ganz vom Lustgeschrei

|: Der Schaf' und ihrer Hirten :|.


6. Die unverdroßne Bienenschar

Fliegt hin und her, sucht hier und da

Ihr edle Honigspeise

Des süßen Weinstocks starker Saft

Bringt täglich neue Stärk' und Kraft

|: In seinem schwachen Reise :|.


7. Der Weizen wächset mit Gewalt

Darüber jauchzet jung und alt

Und rühmt die große Güte

Des, der so überflüssig labt

Und mit so manchem Gut begabt

|: Das menschliche Gemüte :|.


8. Ich selber kann und mag nicht ruhn

Des großen Gottes großes Tun

Erweckt mir alle Sinnen

Ich singe mit, wenn alles singt

Und lasse was dem Höchsten klingt

|: Aus meinem Herzen rinnen :|.


9. Ach denk ich bist Du hier so schön

Und läßt Du's uns so lieblich gehn

Auf dieser armen Erde

Was will doch wohl nach dieser Welt

Dort in dem reichen Himmelszelt

|: Und güldnen Schlosse werden? :|


10. Welch hohe Lust, welch heller Schein

Wird wohl in Christi Garten sein!

Wie wird es da wohl klingen?

Da so viel tausend Seraphim

Mit unverdroßnem Mund und Stimm

|: Ihr Halleluja singen :|.


11. Oh wär ich da, o stünd ich schon

Ach süßer Gott vor Deinem Thron

Und trüge meine Palmen!

So wollt ich nach der Engel Weis'

Erhöhen Deines Namens Preis,

|: Mit tausend schönen Psalmen :|.


12. Doch gleichwohl will ichweil ich noch

Hier trage dieses Leibes Joch

Auch gar nicht stille schweigen.

Mein Herze soll sich fort und fort

An diesem und an allem Ort

|: Zu Deinem Lobe neigen :|.


13. Hilf mir und segne meinen Geist

Mit Segen, der vom Himmel fleußt,

Daß ich Dir stetig blühe;

Gib, daß der Sommer Deiner Gnad

In meiner Seele früh und spat

|: Viel Glaubensfrücht erziehe :|.


14. Mach in mir Deinem Geiste Raum,

Daß ich Dir werd ein guter Baum,

Und laß mich Wurzeln treiben;

Verleihe, daß zu Deinem Ruhm,

Ich Deines Gartens schöne Blum

|: Und Pflanze möge bleiben :|.

15. Erwähle mich zum Paradeis,

Und laß mich bis zur letzten Reis

An Leib und Seele grünen;

So will ich Dir und Deiner Ehr

Allein und sonstern Keinem mehr

|: Hier und dort ewig dienen :|.


Paul Gerhardt, 1607-1676

Gemartert


Ein gutes Tier

ist das Klavier

still, friedlich und bescheiden,

und muß dabei

doch vielerlei

erdulden und erleiden.


Der Virtuos

stürzt drauf los

mit hochgesträubter Mähne.

Er öffnet ihm

uoll Ungestüm

den Leib gleich der Hyäne.


Und rasend wild

das Herz erfüllt

von mörderischer Freude,

durchwühlt er dann,

soweit er kann,

des Opfers Eingeweide.


Wie es da schrie,

das arme Vieh,

und unter Angstgewimmer

bald hoch bald tief

um Hilfe rief,

vergeß ich nie und nimmer!


W. Busch

Gerettet
Gerettet ist das edle Glied

Der Geisterwelt vom Bösen:

Wer immer strebend sich bemüht,

Den können wir erlösen!
Und hat an ihm die Liebe gar

Von oben teilgenommen,

Begegnet ihm die selige Schar

Mit herzlichem Willkommen.. (5,520)


Goethe Faust 2

Gesang der Erzengel


Raphael

Die Sonne tönt nach alter Weise

in Brudersphären Wettgesang,

und ihre vorgeschriebne Reise

vollendet sie mit Donnerklang.
Ihr Anblick gibt den Engeln Stärke

wenn keiner sie ergründen mag;

die unbegreiflich hohen Werke

sind herrlich wie am ersten Tag.


Gabriel

Und schnell und ungeheuer schnelle

dreht sich umher der Erden Pracht.

Es wechselt Paradieseshelle

mit tiefer, schauervoller Nacht;

es schäumt das Meer in breiten Stömen

am tiefen Grund der Felsen auf,

und Fels und Meer wird fortgerissen

in ewig schnellem Sphärenlauf.
Michael

Und Stürme brausen um die Wette

vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer

und bilden wütend eine Kette

der tiefsten Wirkung ringsumher.

Da flammt ein blitzendes Verheeren

dem Pfade vor des Donnerschlags;

doch deine Boten, Herr, verehren

das sanfte Wandeln Deines Tags.
Zu dritt

Der Anblick gibt den Engeln Stärke

da keiner Dich ergründen mag;

und alle Deine hohen Werke

sind herrlich wie am ersten Tag.
Goethe 1749-1832

Getragen


hat mein Weib mich nicht,

doch ertragen.

Das ist ein schwereres Gewicht,

als ich mag sagen!


Justinus Kerner

Gottes ist der Orient,

Gottes ist der Okzident,

Nord und südliches Gelände

liegt im Frieden seiner Hände.

Er, der einzige Gerechte,

will für jedermann das Rechte,

Sei von seinen hundert Namen

dieser hochgelobt. Amen.
Goethe, West Östlicher Divan

Gräme Dich nicht!


Gräme Dich nicht!

Wenn dich die Sorgen des Lebens bedrängen

Bleib immer froh, laß den Kopf niemals hängen

Wirst ja sonst häßlich, kriegst Falten und Runzeln

Bleibst ja viel schöner beim Lachen und Schmunzeln

Drum mach wie ich stets ein frohes Gesicht Gräme Dich nicht!

!

Kommst du statt abends erst morgens nach Hause



Und deine Gattin, die schimpft ohne Pause

Dann laß sie schimpfen und freue dich riesig

Je mehr du lachst, umso mehr ärgert sie sich

Lach immer lauter, je länger sie spricht: Gräme Dich nicht!


Hat dir ein Mädchen nen Korb mal gegeben

Und sich nen andern genommen für's Leben

Wirst vielleicht von ihr zum Hausfreund erlesen

Sonst wär vielleicht er bei dir es gewesen

Und das wär schließlich ne dümm're Geschicht

Gräme Dich nicht!


Bist Du zu dick und du machst dir Gedanken

Denkst dir die Mädchen, die lieben nur die schlanken

Tröst dich, die denken verschieden darüber

Manche zwar haben die schlanken viel lieber

Andere wieder lieben nach dem Gewicht Gräme Dich nicht!
Willst du berühmt sein auf heutiger Erden

Darfst du kein Dichter, mußt Boxer jetzt werden

Wirst dann bewundert, bestaunt, voll Interesse

Kriegst du dann auch mal nen Schlag in die ---- Visage!

Lächle beglückt mit geschwoll'nem Gesicht Gräme Dich nicht!"
Gräme Dich nicht!

Heute, wo jedem der Dalles(*) geläufig

Kommt auch zu Dir der Ex`kutor sehr häufig

Sag "Tut mir leid, es ist nichts in der Börse

Aber im Kopf hab ich sehr schöne Verse,

Geld hab ich nicht, doch ich mach dir 'n Gedicht Gräme Dich nicht!"


Kriegst du ne Glatze, dann zieh keine Falten

Kannst dann beim Haarschneiden den Hut aufbehalten

Scheint auch der Mond dann im Laufe der Jahre

Besser ne Glatze wie gar keine Haare!

Wenn es mal dunkel wird, brauchste kein Licht.Gräme Dich nicht!
Wartest du auf die Auswertung und auf die Zinsen

Darfst du nie weinen, du mußt immer grinsen

Leb' nur recht lange und wart nur geduldig

Doch selbst wenn du stirbst, bleibt der Staat dir nichts schuldig

Dann kriegst du die Zinsen am jüngsten Gericht Gräme Dich nicht!
Otto Reutter

Grenzen der Menschheit


Wenn der uralte,

Heilige Vater

Mit gelassener Hand

Aus rollenden Wolken

Segnende Blitze

Über die Erde sät,

Küß ich den letzten

Saum seines Kleides,

Kindliche Schauer

Treu in der Brust.


Denn mit Göttern

Soll sich nicht messen

Irgendein Mensch.

Hebt er sich aufwärts

Und berührt

Mit dem Scheitel die Sterne,

Nirgends haften dann

Die unsichern Sohlen,

Und mit ihm spielen

Wolken und Winde.


Steht er mit festen,

Markigen Knochen

Auf der wohlbegründeten

Dauernden Erde,

Reicht er nicht auf,

Nur mit der Eiche

Oder der Rebe

Sich zu vergleichen.


Was unterscheidet

Götter von Menschen?

Daß viele Welten

Von jenen wandeln,

Ein ewiger Strom:

Uns hebt die Welle,

Und wir versinken.
Ein kleiner Ring

Begrenzt unser Leben,

Und viele Geschlechter

Reihen sich dauernd

An ihres Daseins

Unendliche Kette.


Johann Wolfgang von Goethe

Gretchen:

Dein bin ich, Vater! Rette mich!

Ihr Engel, ihr heiligen Scharen,

Lagert euch umher, mich zu bewahren! -

Heinrich! mir grauts vor dir!


Mephistopheles: Sie ist gerichtet!

Stimme von oben: Ist gerettet!

Mephistopheles: Her zu mir! (verschwindet mit Faust)

Stimme (von innen verhallend): Heinich, Heinrich!


Goethe

Gruselett


Der Flügelflagel gaustert

durchs Wiruwaruwolz

die rote Fingur plaustert

und grausig gutzt der Golz


(Morgenstern 1871 - 1914)

Gut verloren


Gut verloren - etwas verloren

Musst rasch Dich besinnen

Und neues gewinnen.
Ehre verloren - viel verloren!

Musst Ruhm gewinnen,

da werden die Leute sich anders besinnen.
Mut verloren - alles verloren!

Da wäre besser: nicht geboren!


Goethe

Gute Nacht

1

Fremd bin ich eingezogen,



Fremd zieh' ich wieder aus.

Der Mai war mir gewogen

Mit manchem Blumenstrauß.

Das Mädchen sprach von Liebe,

Die Mutter gar von Eh', -

Nun ist die Welt so trübe,

Der Weg gehüllt in Schnee.

2

Ich kann zu meiner Reisen



Nicht wählen mit der Zeit,

Muß selbst den Weg mir weisen

In dieser Dunkelheit.

Es zieht ein Mondenschatten

Als mein Gefährte mit,

Und auf den weißen Matten

Such' ich des Wildes Tritt.

3

Was soll ich länger weilen,



Daß man mich trieb hinaus ?

Laß irre Hunde heulen

Vor ihres Herren Haus;

Die Liebe liebt das Wandern -

Gott hat sie so gemacht -

Von einem zu dem andern.

Fein Liebchen, gute Nacht !

4

Will dich im Traum nicht stören,



Wär schad' um deine Ruh'.

Sollst meinen Tritt nicht hören -

Sacht, sacht die Türe zu !

Schreib im Vorübergehen

Ans Tor dir: Gute Nacht,

Damit du mögest sehen,

An dich hab' ich gedacht.
Winterreise Schubert

Guter Rat


An einem Sommermorgen

Da nimm den Wanderstab,

es fallen deine Sorgen

wie Nebel von dir ab.


Des Himmels heitre Bläue

Lacht dir ins Herz hinein

Und schließt, wie Gottes Treue,

Mit seinem Dach dich ein.


Rings Blüten nur und Triebe

Und Halme von Segen schwer,

dir ist, als zöge Liebe

des Weges nebenher.


So heimisch alles klingt

Als wie im Vaterhaus

Und über die Lerchen schwingt

Die Seel sich hinaus.


Theodor Fontane

Guter Stuhlgang


oder
die Freuden des jungen Werthers

Ein junger Mensch, ich wieß nicht wie,

starb einst an der Hypochondrie

und ward denn auch begraben.

Da kam ein schöner Geist herbei,

der hatte einen Stuhlgang frei,

Wies denn so Leute haben.
Der setzt sich notdürftig aufs Grab

und legte da sein Häufchen ab,

beschaute freundlich seinen Dreck,

ging wohl ermattet wieder weg

und sprach zu sich bedächtiglich:

"Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben!

Hätt' er er geschissen so wie ich,

er wäre nicht gestorben!"


man höre und staune von: J.W. Goethe (1749-1832)

geschrieben 1774

aus Gesamtausgabe, Inselverlag, S. 172

Hafen


Eine Bark lief ein in Le Haver,

Von Sidnee kommend, nachts elf Uhr drei.

Es roch nach Himbeeressig am Kai,

Und nach Hundekadaver.

Kuttel Daddeldu ging an Land.

Die Rü Albani war ihm bekannt.

Er kannte nahezu alle Hafenplätze.

Weil vor dem ersten Hause ein Mädchen stand,

Holte er sich im ersten Haus von dem Mädchen die Krätze.

Weil er das aber natürlich nicht gleich empfand,

Ging er weiter - kreuzte topplastig auf wilder Fahrt.

Achtzehn Monate Heuer hatte er sich zusammengespart.

In Nr. 6 traktierte er Eiwie und Kätchen,

In 8 besoff ihn ein neues, straff lederbusiges Weib.

Nebenan bei Pierre sind allein sieben gediegene Mädchen

Ohne die mit dem Zelluloid-Unterleib.

Daddeldu, the old Seelerbeu Kuttel,

Verschenkte den Albatrosknochen,

Das Haifischrückgrat, die Schals,

Den Elefanten und die Saragossabuttel.

Das hatte er eigentlich alles der Mary versprochen,

Der anderen Mary; das war seine feste Braut.

Daddeldu - Hallo! Daddeldu,

Daddeldu wurde fröhlich und laut.

Er wollte mit höchster Verzerrung seines Gesichts

Partu einen Niggersong singen

Und "Blu beus blu".

Aber es entrang sich ihm nichts.

Daddeldu war nicht auf die Wache zu bringen.

Daddeldu Duddel Kuttelmuttel, Katteldu

erwachte erstaunt und singend morgens um vier

Zwischen Nasenbluten und Pomm de Schwall auf der Pier.

Daddeldu bedrohte zwecks Vorschuß den Steuermann.

Schwitzte den Spiritus aus. Und wusch sich dann.

Daddeldu ging nachmittags wieder an Land,

Wo er ein Renntiergeweih, eine Schlangenhaut,

Zwei Fächerpalmen und Eskimoschuhe erstand.

Das brachte er aus Australien seiner Braut.


Ringelnatz

Hälfte des Lebens


Mit gelben Birnen hänget

und voll mit wilden Rosen

das Land in den See.

Ihr holden Schwäne

und trunken von Küssen

tunkt ihr das Haupt

ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn

es Winter ist, die Blumen, und wo

den Sonnenschein

und den Schatten der Erde?

Die Mauern stehen

sprachlos und kalt,

im Winde klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin 1800

Hamlet


To be or not to be, that is the question -

Whether 'tis nobler in the mind to suffer

The slings and arrows of outrageous fortune,

Or take arms against a sea of troubles,

And, by opposing, end them. To die, to sleep -

No more; and by a sleep to say we end

The heart-ache, and the thousand natural shocks

That flesh is heir to; 'tis a consummation

Devoutly to be wished. To die, to sleep -

To sleep, perchance to dream... ay, there's the rub,

For in that sleep of death what dreams may come

When we have shuffled off this mortal coil

Must give us pause - there's the respect

That makes calamity of so long life:

For who would bear the whips and scorns of time

Th'oppressors's wrong, the pround man's contumely

The pangs of disprized love, the law's delay,

The insolence of office, and the spurns

That patient merit of the unworthy takes,

When he himself might his quietus make

With a bare bodkin? (Dolch). Who would fardels (Lasten) bear,

To grunt and sweat under a weary life,

But that the dread of something after death -

The undiscovered country, from whose bourn

No traveller returns -puzzles the will,

And makes us rather bear those ills we have

Than fly to others that we know not of.

Thus conscience does make cowards of us all,

And thus the native hue of resolution

Is sicklied o'er with the pale cast of thought,

And enterprises of great pitch and moment

With this regard their currents turn awry

And lose the name of action.

William Shakespear 1564 - 1616

Hatem

Locken, haltet mich gefangen



In dem Kreise des Gesichts! Euch geliebten braunen Schlangen,

Zu erwidern hab ich nichts.


Nur dies Herz, es ist von Dauer,

Schwillt in jugendlichstem Flor;

Unter Schnee und Nebelschauer

Rast ein Etna dir hervor.


Du beschämst wie Morgenröte

Jener Gipfel ernste Wand

Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand.
Schenke her! Noch eine Flasche!

Diesen Becher bring ich ihr! Findet sie ein Häufchen Asche, Sagt sie: Der verbrannte mir.


aus: West-östlicher Divan

Goethe


Heho

Heho, spann den Wagen an

Sieh der Wind treibt Regen über's Land

Hol die gold'nen Gaben, hol die gold'nen Gaben!


Theo, hol den Porsche raus

Stell ihn vor dein Einfamilienhaus

Laß die Nachbarn gaffen, laß die Nachbarn gaffen!
Heidelberg

Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust,

Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied,

Du, der Vaterlandstädte

Ländlichschönste, so viel ich sah.
Wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt

Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,

Leicht und kräftig die Brücke,

die von Wagen und Menschen tönt.


Wie von Göttern gesandt, fesselt ein Zauber einst

Auf die Brücke mich an, da ich vorüberging,

Und herein in die Berge

Mir die reizende Ferne schien,


Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,

Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,

Liebend unterzugehen,

In die Fluten der Zeit sich wirft.


Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen

Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn


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