Reise & Tourismus Urlaub im Herzen der Pommerschen Schweiz



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Reise & Tourismus
Urlaub im Herzen der Pommerschen Schweiz

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Im ehemals deutschen Nordwesten von Polen entwickelt sich ein Eldorado für sanften Tourismus / Geheimtipp Pommersche Seenplatte / Zwei polnische Unternehmer mit großen Plänen: Altes Gutschloss in Siemczyno (Heinrichsdorf) soll wieder zu kulturellem und gesellschaftlichen Leben erweckt werden

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Siemczyno/Woiwodschaft Westpommern (prs). – Die Abendsonne taucht die bröckelnde Fassade des alten Gutsschlosses in ein freundliches Licht. Für einen kurzen Moment scheint das historische Gebäude wieder seinen alten Glanz auszustrahlen, wie damals um 1725, als Gutsherr Henning Bernd von der Goltz das Bauwerk errichtete und der kleine Ort mitten im einstigen Hinterpommern noch Heinrichsdorf hieß. Doch die Wirklichkeit im jetzigen Siemczyno / Landkreis Neustettin (Szczecinek) ist weniger lieblich als die Farben des pommerschen Sonnenuntergangs. Seit 1945, als die letzte deutsche Eigentümerin, Mascha von Bredow, die Flucht gen Westen antreten musste, wurden am Schloss, das bis 1990 die Dorfschule beherbergte, nur einige notdürftige Ausbesserungen vorgenommen. Danach beschleunigte sich der Verfall zusehends.
Auf mindestens vier Millionen EUR schätzt Bogdan Andziak die Kosten für die notwendige Sanierung des herrschaftlichen Anwesens. Zusammen mit seinem Bruder Zdzislaw hat der mittelständische Unternehmer aus Kolobrzeg (Kolberg) vor 12 Jahren das Schloss mitsamt Park und Wirtschaftsarealen erworben. Eigentlich sollte das Gebäude längst wieder in Schuss sein, Doch bürokratisches Hürdenlaufen ist auch in Polen das Los vieler privater Investoren: Seit acht Jahren warten die beiden Andziaks nun schon auf die offizielle Baugenehmigung, um mit der Renovierung beginnen zu können.
Die Brüder haben mit dem Areal große Pläne: Schloss Siemczyno und die dazu gehörenden ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Guts sollen sich nicht nur zu einem touristischem Mittelpunkt inmitten des Naturparks Pommersche Seenlandschaft entwickeln, sondern 65 Jahre nach Kriegsende wieder ein Kristallisationspunkt für neues kulturelles und gesellschaftliches Leben werden. Und darüber hinaus wollen sie eine Begegnungsstätte für junge Leute aus Polen und Deutschland schaffen. Erste Schritte sind bereits getan: Aus den ehemaligen Pferde- und Schweinestallungen entstand ein modernes Hotel mit 70 Betten und ländlicher polnischer Küche. Es dient bereits seit über einem Jahr als Anlaufpunkt für Geschäftsleute, polnische Kurzurlauber, Teilnehmer an Festen und Tagungen sowie Feriengäste aus Deutschland.
Der Tourismus entwickelt sich in Polen seit der Wende immer mehr zu einem der Hauptwirtschaftszweige. Nach krisenbedingtem Rückgang im Jahr 2009 nimmt nach Angaben des Polnischen Fremdenverkehrsamts die Zahl der Urlauber wieder zu – rund fünf Millionen Gäste aus Deutschland werden dieses Jahr erwartet. Es sind zum Teil Besucher, die auf den historischen Spuren ihrer Eltern und Großeltern wandeln möchten, welche hier in den einst deutschen Gebieten gelebt haben. Vor 1989 waren es noch - in kleinerer Zahl - die gelegentlich als „Heimwehtouristen“ bezeichneten Überlebenden von Flucht und Vertreibung, die die ehemaligen Ostgebiete bereisten.
Doch die Gewichte haben sich längst verschoben: Nach Pommern kommen die Deutschen heute zunehmend als bloße Touristen; mehrheitlich besuchen sie die Bäder der Ostseeküste. Die weiter landeinwärts gelegene Pommersche Seenplatte gilt bisher als touristischer Geheimtipp für Naturverbundene. Hier kann man noch in der idyllischen und nahezu unberührten Wald- und Seenlandschaft – zu moderaten Preisen- die Seele baumeln lassen. Die Pommersche Seenplatte ist ein Paradebeispiel für den „sanften“ Tourismus. „Wir haben hier gottlob nicht die Fehler gemacht, die in den letzten Jahren in Masuren begangen wurden. Dort verschandeln an einigen Seen bereits moderne Hotelbauten die Ufer, und Motorboote rasen über das Wasser. Bei uns können die Gäste noch ‚Natur pur‘ genießen“, erklärt nicht ohne Stolz und pommerschen Lokalpatriotismus Krystyna Kaniowska-Kanderska, die gut deutsch sprechende Geschäftsführerin des neuen Hotels am Schloss Siemczyno.
Rund um den Ort bieten sich dafür zahlreiche Möglichkeiten: Die durchweg sauberen Seen laden ein zum Schwimmen, Angeln oder Fahrten mit Kanu oder Paddelboot. Längst sind aus den ehemaligen Schlaglochpisten vieler Nebenstraßen und Wirtschaftswege gut befahrbare kilometerlange Rad- und Reitwanderwege geworden. Fahrräder können überall vor Ort ausgeliehen werden, so dass niemand seinen Drahtesel extra bis nach Pommern transportieren muss. Nicht nur hoch zu Ross, auch per Pferdekutsche lässt sich die Landschaft auf geruhsame Art erkunden. Im Winter laden wie in alten Zeiten verschneite Wälder zu ausgedehnten Fahrten mit dem Pferdeschlitten ein.
Ein beliebtes Ausflugsziel bei Radtouren ist der Jezioro Drawski, der früher Draatzig-See hieß und das größte Binnengewässer Westpommerns darstellt. Über eine alte Landstraße mit Schatten spendenden Alleebäumen geht es zur Kleinstadt Czaplinek (Tempelburg) und dann immer am Ufer des aquamarinblauen Sees entlang, dessen Ränder immer noch völlig unverbaut und mit Schilf und Wäldern gesäumt sind. Störche, Wildschwäne, Graugänse und Fischreiher sind hier noch in größerer Menge anzutreffen. Am Horizont, an einer Landenge zwischen dem Jezioro Drawski und einem anderen See im Ort Stare Drawsko (Alt-Draheim) taucht eine alte Festungsanlage auf. Das urwüchsige Gemäuer stammt aus einer Zeit, als das Gebiet schon einmal von polnischen Herrschern regiert wurde. Im Burginnenhof gibt es einige alte Fachwerkhäuschen, in denen Künstler historische Handwerkskünste vorführen oder den sehr schmackhaften Alt-Draheimer Honig verkaufen.
Fischliebhaber kommen hier besonders auf ihre Kosten. In den über 30 kleineren und größeren Seen der Region gibt es eine unübertreffliche Vielfalt an Süßwasserfischen: Aale, Karpfen, Hechte, Maränen und Zander. Kleine, äußerlich unscheinbare Restaurants am Seeufer bieten ein ganzes Potpourri frisch gefangener Fische, gekocht, gebraten, frittiert. Genau die richtige Stärkung für Radfahrer und Wanderer, denn von Stare Drawsko aus geht es weiter durch eine hügelige Moränenlandschaft, eine Hinterlassenschaft der letzten Eiszeit, die der Gegend ihren Namen „Pommersche Schweiz“ verliehen hat. Von den Anhöhen erhält man beeindruckende Fernblicke über Wiesen und Felder auf die Seen und die dahinter liegenden dunkelgrünen Wälder. Nur vereinzelt tauchen kleine Ortschaften auf; das gesamte Gebiet ist äußerst dünn besiedelt.
Der vermehrte Tourismus symbolisiert auch ein Stück zurück gewonnener Normalität im Verhältnis zwischen Deutschen und Polen. Die Wunden der Vergangenheit beginnen allmählich zu heilen. Wenn man vom kleinen Dorf Rzypowo (Reppow) kommend nach Siemczyno hinein fährt, liegt rechterhand der alte deutsche Friedhof. Er ist längst von Unkraut überwuchert, und die einzelnen Gräber sind nicht mehr zu erkennen. Doch seit einiger Zeit steht am Eingang ein mit frischen Blumen aus den Gärten mehrerer Dorfbewohner geschmückter Gedenkstein mit polnischer und deutscher Aufschrift: „Wir gedenken unserer Toten aus Heinrichsdorf“. Zu den lokalen Initiatoren der versöhnlichen Aktion zählt auch Hotelmanagerin Kaniowska-Kanderska. Die Polin galizischer Abstammung ist mit einem Deutschen verheiratet und spricht sehr gut Deutsch; ihre Tochter studiert in Hamburg.
Ein gemütlicher Platz für den Abend ist die Terrasse des Hotels. Bei Kerzenlicht, einem Glas Wein und deftiger Hausmannskost fällt der Blick auf das gegenüber liegende ehemalige Gutsschloss. Wenn allmählich die Dunkelheit anbricht, braucht es schon ein wenig Vorstellungskraft, um im Geiste wieder ein belebtes Bauwerk mit erleuchteten Fenstern vor sich zu sehen. Die Brüder Andziak haben sich in der Tat viel vorgenommen. Denn nicht nur das Schloss soll renoviert werden, sondern auch die Parkanlage, die im hinteren Teil bis jetzt vor lauter Gestrüpp und Unkraut nur schwer zugänglich ist. Dort befindet sich auch das bei Kriegsende weitgehend zerstörte Grab des 1927 verstorbenen Gutsbesitzers Hartwig von Bredow. Die Brüder Andziak sehen es als ihre Aufgabe an, die Grabanlage wieder instand zu setzen.
Zwei weitere Wirtschaftsgebäude, die zur Zeit leer stehen, sollen später einmal die bestehende Hotelanlage erweitern. So will man Stück für Stück dem Ziel näherkommen, aus dem historischen Gebäudeensemble ein lebendiges Zentrum für Touristen, Kurzurlauber, Geschäftsleute und Jugendgruppen zu schaffen. Bei allem Idealismus möchte Bogdan Andziak die Realität nicht ausblenden: „Vor uns liegt noch ein langer und hürdenreicher Weg; wir brauchen ohne Frage auch ein wenig Glück und zusätzliche Unterstützung durch Fördermittel der öffentlichen Hand oder der EU, um unsere Pläne in dieser Form verwirklichen zu können.“ Und wer wollte den beiden Brüdern da nicht die Daumen drücken?
Mathias von Bredow
Weitere Informationen unter www.pommern-travel.eu
Text als Download verfügbar unter www.pr-spezial.de/pressezentrum


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