Robert Wilhelm Bunsen –
Anekdote 1
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Bunsen und Kirchhoff wandelten einst, in gelehrte Gespräche
vertieft, durch den sonnigen Garten ihres Hauses in Heidelberg. Dort
stand auf dem Rasen eine der großen, innen versilberten, spiegelnden
Zierkugeln, wie sie damals Mode waren. Im Vorüberschreiten strich
Bunsen spielerisch mit Hand über diese Kugel und fand sie auf der der
Sonne abgewandten Seite merkwürdigerweise ganz warm, während
die andere Seite, die der Sonne zugekehrt war, sich kühl anfühlte.
Bunsen machte Kirchhoff darauf aufmerksam, der fühlte ebenfalls die
beiden Kugelhälften an und war nicht minder erstaunt. Lange
debattierten die beiden Forscher über die Ursache und erwogen alle
physikalischen Gesetze, die hier in Frage kämen, um das Rätsel zu
lösen. Bunsen glaubte mit Hilfe einer scharfsinnigen Theorie sogar
beweisen zu können, daß es eigentlich so sein müsse. Da kam der
Gärtner vorüber und löste mit einem Schlage das Problem in sehr
einfacher Weise: Er drehte nämlich die Kugel herum, so daß nun die
Schattenhälfte zur Sonnenhälfte wurde. „
Das tue ich immer, wenn ich
vorübergehe, sonst wird die eine Hälfte schneller blind als die
andere“
, sagte er und die beiden gelehrten Herren gingen etwas
verblüfft und um eine Erfahrung reicher weiter.
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B. Lingmann, Helga Schmiedel, Anekdoten, Episoden, Lebensweisheiten –
von Naturwissenschaftlern und Technikern, Aulis Verlag, Köln 1987
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