Rezension von Schillers Don Karlos
(Mia Lukic)
Ich habe das Drama „Don Karlos“ gelesen und mir daraufhin am 28.Oktober 2009 die aktuelle
Inszenierung im Bielefelder Stadttheater mit der Jahrgangsstufe 12 des Brackweder Gymnasiums
angesehen.
Das Drama „Don Karlos“ von Friedrich Schiller, verfasst im Jahre 1787, handelt von einem politisch-
gesellschaftlichen Konflikt zwischen Spanien, den Niederlanden und den familiären und sozialen
Intrigen am spanischen Hof.
Unter anderem wird der Vater-Sohn-Konflikt zwischen König Philipp und seinem Sohn Don Karlos
besonders durch die verbotene Liebe Karlos‘ zur Stiefmutter Königin Elisabeth dargestellt.
Ich möchte nun auf die Umsetzung und die Stimmigkeit der Inszenierung genauer eingehen. Hierbei
werde ich die Rolle des Don Karlos genauer ausführen.
Die tiefe und innige Freundschaft der beiden Jugendfreunde Don Karlos und dem Marquis von Posa
wird sowohl im Drama als auch in der Inszenierung hervorgehoben.
In der Inszenierung jedoch wird der Marquis von Posa verstärkt als Einzelkämpfer dargestellt, der
auch ohne Karlos zurechtkommt. Der Marquis von Posa möchte Karlos helfen mehr Macht zu
erlangen und seine eigenen politischen Ziele weiter verfolgen. Hierbei vergisst er Karlos’ Gefühle für
kurze Zeit, opfert sich am Ende auf Grund seines schlechten Gewissens und des Scheiterns seines
Plans, aber trotzdem für seinen einzig wahren Freund auf. Die Einsamkeit Karlos’ wird in der
Inszenierung ebenfalls deutlicher akzentuiert als im Drama.
Der Marquis von Posa hat so großen Einfluss auf Don Karlos, dass dieser sich am Ende betrogen und
alleine gelassen fühlt.
Die Figur des Don Karlos wird in der Inszenierung gut umgesetzt. Don Karlos ist ein
unentschlossener, leicht beeinflussbarer, unbeherrschter und rebellischer junger Mann, der sich stark
von seinen Gefühlen leiten lässt und dabei alles um sich herum vernachlässigt.
Seine Kleidung in der Inszenierung war dementsprechend gut seiner Person angepasst.
Man konnte in ihm die Verkörperung eines jugendlichen und rebellischen Mannes wiedererkennen,
was schon im Drama zum Vorschein kommt, da ihn die Liebe zu seiner Stiefmutter „blind macht und
er seinen Freund, den Marquis von Posa, in gewisser Hinsicht im „Stich lässt, weil er ihre
gemeinsamen politischen Ziele in Folge dessen vernachlässigt.
Die Königin rät ihm, als Statthalter nach Flandern zu gehen, anstatt sich mit seinen Liebesgefühlen für
sie zu beschäftigen. Er soll dort zur Vernunft kommen. Diesen Rat nimmt sich Karlos sehr zu Herzen
und will diesen auch sofort im Gespräch mit seinem Vater umsetzen. Daran sind seine
Unentschlossenheit und Beeinflussbarkeit deutlich zu erkennen, da er sich von anderen, ihm sehr
wichtigen Personen, leiten lässt, wie von dem Marquis von Posa und dessen politischen Zielen.
Auch die Entwicklung Don Karlos‘, welche im Drama zu beobachten ist, wird gut erfasst. Er wird
sowohl von seinem Vater als auch von seiner Mutter zurückgewiesen und durch das Verhalten des
Marquis von Posa zur Verunsicherung geführt.
Zur Umsetzung allgemein kann ich sagen, dass die Inszenierung sehr einfallsreich war, auch wenn an
einigen Stellen durchaus übertrieben wurde.
Vor allem die Sprache wich teilweise von der Vorlage des Dramas ab, dass ich an diesen Stellen
wirklich unsicher war, ob es sich tatsächlich um das Drama handelte, welches ich zuvor gelesen hatte.
Die Inszenierung wurde meiner Meinung nach etwas zu modern gestaltet und hat mich dadurch etwas
verwirrt.
Requisiten, wie z.B. die Pistole, haben nicht überzeugend zu dem Drama gepasst, weil sie dem 17.
Jahrhundert nicht entsprachen. Auch die Schauplätze kamen durch das viele „Hin und Her der
Drehbühne nicht wirklich zur Geltung.
Dies muss für Zuschauer, die das Drama nicht gelesen hatten, zur Verwirrung geführt haben.
An dieser Stelle kann ich sagen, dass es gut war das Drama vorher zu lesen, um die Inszenierung
besser nachvollziehen zu können.
Die Inszenierung an sich war trotz der zahlreichen Abweichungen im vom Test des Dramas sehr
interessant anzusehen. Zudem habe ich einige Szenen im Nachhinein wesentlich besser verstanden.
Die Handlungen und die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren waren gut herausgearbeitet und
auch durch die musikalische Ergänzung wurden wichtige Gefühle zusätzlich betont und in ihrer
Wichtigkeit hervorgehoben.