Spoon river project



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(Es war unsere Wassermühle – bevor Henry Wilkin auf Dampfbetrieb umstellte)

Dass ich mich ihrer nicht würdig erwies, setzte meinem Leben ein Ende.

84 Jonas Keene
Warum brachte sich Albert Schirding um

beim Versuch, Oberster Schulaufseher zu werden,

gesegnet, wie er war, mit allen Vorzügen des Lebens

und so wohl geratenen Kindern, die ihm Ehre eintrugen,

lange vor seinem sechzigsten Jahr?

Wenn wenigstens einer von meinen Jungs einen Zeitungskiosk hätte betreiben können

oder eines von meinen Mädels einen anständigen Mann bekommen hätte,

wäre ich nicht durch den Regen gelaufen,

hätte mich nicht danach ins Bett gelegt in meinen durchweichten Kleidern

und jede ärztliche Hilfe verweigert.

85 Yee Bow
Sie schickten mich Ilfe abgelehnt.Hin die Sonntagsschule

von Spoon River, ich sollte Konfuzius abschwören

zugunsten von Jesus. Ich hätte nicht schlimmer dran sein können,

wenn ich ihnen gesagt hätte, sie sollten für Konfuzius auf Jesus verzichten.

Denn ohne Vorwarnung, als wäre es ein Schülerstreich, schlich sich

Harry Wiley, der Sohn des Priesters von hinten an

und rammte mir seine Faust in die Rippen,

die bohrten sich in die Lunge.

Jetzt kann ich nicht bei meinen Ahnen ruhen

in Peking, kein Kind wird andächtig beten an meinem Grab.


86 Washington McNeeley


Reich und von meinen Mitbürgern geehrt,

Vater zahlreicher Kinder, geboren von einer untadeligen Mutter,

alle dort drüben aufgewachsen

in dem großen Herrenhaus am Rand unseres Ortes.

Habt ihr die Zeder inmitten des Rasens gesehen?

Ich schickte alle Söhne nach Ann Arbor, alle Töchter nach Rockford,

derweil ging mein Leben weiter: Reichtum und Ehre mehrten sich.

Abends saß ich unter meinem Zedernbaum.

Die Jahre vergingen. Ich schickte die Mädchen nach Europa,

sie erhielten Mitgift, als sie heirateten.

Ich gab den Jungen Geld, damit sie Geschäfte betreiben konnten.

Es waren Kinder voll Kraft, so viel versprechend wie Äpfel,

bevor man sie umdreht und die angefressenen Stellen bemerkt.

John fiel in Missgunst und floh außer Landes.

Jenny starb bei einer Geburt.

Ich saß unter meinem Zedernbaum.

Nach einer Ausschweifung brachte sich Harry um, Susan wurde geschieden.

Ich saß unter meinem Zedernbaum.

Paul überzog seine Studien und war zu keinem Beruf mehr fähig.

Mary verliebte sich und wurde zuhause eingesperrt.

Ich saß unter meinem Zedernbaum.

Alle waren fortgegangen oder saßen irgendwo fest oder das Leben hatte sie schon

verschlungen.

Ich saß unter meinem Zedernbaum.

Meine Frau, Mutter meiner Kinder, wurde hinweggenommen.

Ich saß unter meinem Zedernbaum.

Bis die Glocke schlug, und es waren neunzig Jahre vergangen.

O Mutter Erde, du wiegst die gefallenen Blätter in den Schlaf.

87 Mary McNeeley
Der du vorbeigehst, höre:

Lieben heißt: seine eigene Seele finden

durch die Seele der geliebten Person.

Wenn diese sich deiner Seele entzieht,

ist deine Seele verloren.

Es steht geschrieben: Ich habe einen Freund.



Aber meine Betrübnis hat keinen.

Daher verbrachte ich lange Jahre der Einsamkeit im Haus meines Vaters,

versuchte wieder ich selbst zu sein,

meine Betrübnis in ein höheres Selbst zu verwandeln.

Doch da saß meines Vaters Betrübnis

unter dem Zedernbaum:

ein Bild, das zuletzt in mein Herz sank

und mir die grenzenlose Ruhe schenkte.

Ihr Seelen, die ihr Wohlgeruch ins Leben brachtet und weiße Narden

wachsen ließet aus dem dunklen Grund der Erde,

ewiger Friede euch!

88 Daniel M’Cumber


Als ich in die Stadt ging, Mary McNeeley,

wollte ich zu dir zurück, ja wirklich.

Aber Laura, die Tochter meiner Wirtin,

stahl sich in mein Leben, ich weiß nicht wie, und zog mich von dir weg.

Dann, Jahre später, wen sollte ich treffen, wenn nicht

Georgine Miner aus Niles, ein Spross

freier Liebe, Fourier-Gärten waren in ganz Ohio

vor dem Krieg aus dem Boden geschossen.

Ihr unfähiger Liebhaber war ihrer müde.

Bei mir suchte sie Stärke und Trost.

Sie war so eine Heulsuse:

Du nimmst sie in den Arm und auf einmal

hast du ihren Rotz im Gesicht:

sie leert ihr Innerstes über dich aus.

Dann beißt sie dich in die Hand und hüpft fort.

Und du stehst da, blutest und stinkst zum Himmel.

Das ist es, Mary McNeeley, ich war nicht würdig,

den Saum deines Kleides zu küssen!

89 Georgine Sand Miner
Eine Stiefmutter brachte mich weg von zuhause, ich wurde verbittert.

Ein Weichei, Herumtreiber und Pfuscher nahm mir die Unschuld.

Jahrelang war ich seine Geliebte, keiner wusste es.

Von ihm lernte ich die Schlauheit des Parasiten,

dank derer ich mich durchschwindelte wie ein Floh im Fell eines Hundes.

Die ganze Zeit war ich nur etwas sehr Privates, bei unterschiedlichen Männern.

Dann behielt mich Daniel, einige Jahre, er krempelte mich um.

Seine Schwester nannte mich Maitresse.

Und Daniel schrieb:

Ein schändliches Wort, das unsere schöne Liebe befleckt!

Aber mein Ärger wand sich hin und her, bleckte die Zähne.

Meine lesbische Freundin half mir dann.

sie hasste Daniels Schwester.

Und Daniel verachtete ihren Winzling von Mann.

Sie sah die Gelegenheit, giftig zu sticheln:

Ich soll mich bei seiner Frau beklagen, dass Daniel hinter mir her ist!

Doch zuvor bettelte ich ihn an, mit mir nach London zu fahren.



Warum können wir nicht in der Stadt bleiben, wie wir s immer getan haben? fragte er.

Da tauchte ich unter und rächte mich für seine Zurückweisung

in den Armen meines Pfuscher-Freundes.

Dann tauchte ich wieder auf. Ich überbrachte Daniels Brief ,

um zu beweisen, dass meine Ehre völlig intakt war, zeigte ihn

seiner Frau, meiner lesbischen Freundin und jedermann.

Hätte mich Daniel bloß tot geschossen!

Anstatt dass ich all meine Lügen wegwarf wie Kleider und nackt dastand,

eine Hure in Leib und Seele.
90 Thomas Rhodes
Prima, ihr Liberalen, die ihr – im Kopf – auf Alleinherrschaft Kurs nehmt

und – in der Phantasie – zu Höhenflügen ansetzt,

herumgetrieben von unvorhergesehenen Strömungen und in Luftlöcher fallend,

ihr Leute wie Margaret Fuller Slack, Petit und Tennessee Claflin Shope –

mit all eurer prahlerischen Klugheit fandet ihr heraus,

wie schwierig es am Ende ist,

die Seele davor zu bewahren, dass sie nicht zerfällt in ihre kleinsten Teile.

Wir dagegen, die wir nach den Schätzen der Erde fahnden,

uns Gold aneignen und es horten,

wir sind unabhängige, in sich geschlossene, harmonische Persönlichkeiten,

sogar wenn es mit uns zu Ende geht.

91 Penniwit, der Künstler


Ich habe meine Kundschaft in Spoon River verloren,

weil ich immer alle meinen Grips darauf verwendete,

mit meiner Kamera die Seele der Person einzufangen.

Das beste Bild, das ich je aufgenommen habe,

war das von Richter Somers, dem Rechtsgelehrten,

Er saß kerzengerade da und ließ mich warten,

bis er sein Schielauge auf geraden Kurs gebracht hatte.

Als er soweit war, sagte er: Fertig!

Und ich schrie laut: Abgelehnt! und sein Auge drehte sich zurück.

So habe ich ihn erwischt, wie er immer schaute, wenn er sagte:



Ich schließe ausdrücklich aus!

92 Jim Brown


Als ich die Sache mit Dom Pedro durchzog,

stieß ich auf die Grenze, die unsere Leute trennt

in Männer, die bereit sind, Truthahn im Stroh zu singen

oder Da ist ein Brunnen voller Blut

(was Rile Potter immer wieder gesungen hat drüben im Concord),

die gern Karten spielen oder Rev. Peets Vorträge über das Heilige Land hören,

die romantisch das Licht abdrehen oder den Sammelteller weiterreichen,

die in Pinafore gehen oder eine Sonntagsschulkantate trällern,

die für die Menschen sind oder fürs Geld,

für die Leute oder gegen sie.

So war es: Rev. Peet und der Tugendverein,

angeführt von Ben Pantiers Frau,

wandten sich an die Gemeindeverwaltung

und baten sie, ich solle Dom Pedro wegholen

von Wash McNeelys Scheune, draußen am Rand der Ortschaft,

und ihn in eine Scheune außerhalb der gemeindlichen Zuständigkeit bringen.

Begründung: er verderbe die öffentliche Moral.

Nun, Ben Pantier und Fiddler Jones retteten den Tag:

Sie dachten, es sei ein dummes Gerede von Leuten, die nichts verstünden.

93 Robert Davidson


Ich wuchs und wurde fett im Geiste,

ich nährte mich von menschlichen Seelen.

Wenn ich eine Seele sah, die stark war,

verwundete ich ihren Stolz und fraß ihre Stärke auf.

Wer sich in Freundschaft flüchtete, lernte meine Verschlagenheit kennen,

denn wo ich jemandem einen Freund entfremden konnte, tat ich es.

Und wo immer ich den Ehrgeiz anderer untergraben

Und meine Macht vergrößern konnte, tat ich es.

So rundete ich ab, was mein war.

Der Triumph über andere Seelen,

um die Überlegenheit meiner Kraft zu bestätigen und zu beweisen,

war mir eine Wonne,

war leidenschaftliche Erheiterung bei solchem Seelenturnen.

Da ich Seelen vertilgte, hätte ich ewig leben sollen.

Aber deren unverdauliche Rückstände ließen in mir eine tödliche Nierenschwäche ausbrechen

Mit Angst, Unruhe, Eintrübung des Geistes,

mit Hass, Verdächtigungen und gestörter Wahrnehmung.

Zuletzt brach ich mit einem gellenden Schrei zusammen.

Vergesst nicht: Die Eichel

Frisst keine anderen Eicheln.

94 Elsa Wertman
Ich war ein Bauernmädchen aus Deutschland

Mit blauen Augen, rosigem Teint, glücklich und stark

Mein allererster Arbeitsplatz war bei Thomas Greene.

An einem Sommertag, als seine Frau ausgegangen war,

schlich er sich in die Küche und nahm mich

geradewegs in die Arme und küsste mich auf den Hals.

Ich drehte den Kopf weg. Keiner von uns schien

zu begreifen, was dann geschah.

Ich weinte, denn was sollte aus mir werden,

und weinte und weinte noch mehr, als mein Geheimnis offenkundig wurde.

Eines Tages sagte Mrs. Greene, sie habe verstanden,

doch es sollte mir keine Probleme machen,

denn sie hätte kein Kind und würde meines adoptieren.

(Er hatte ihr einen Hof geschenkt, damit sie nichts ausposaunte.)

So blieb sie verborgen im Haus und streute Gerüchte aus,

so als sei alles mit ihr geschehen.

Und alles ging gut und das Kind kam zur Welt.

Sie waren wirklich nett zu mir.

Später heiratete ich Gus Wertman und die Jahre vergingen.

Wenn aber in politischen Meetings die Leute, die neben mir saßen, dachten,

ich weinte, weil Hamilton Greene so wunderbar reden konnte,

doch das war es nicht. Nein! Ich wollte sagen:

Das ist mein Sohn!

Das ist mein Sohn!


95 Hamilton Greene
Ich war das einzige Kind von Frances Harris aus Virginia

Und Thomas Greene aus Kentucky,

beide aus tatkräftigen und ehrenhaften Familien.

Ihnen verdanke ich alles, was ich geworden bin:

Richter, Mitglied des Kongresses, Führer des Staates.

Von meiner Mutter erbte ich:

Lebendigkeit, Phantasie und die Kunst der Sprache.

Von meinem Vater erbte ich: Willensstärke, Urteilskraft, logisches Denken.

Beiden gebührt die Ehre

Für die Dienste, die ich meinem Volk erwies!


96 Ernest Hyde


Mein Verstand war ein Spiegel:

Er sah, was er sah, er wusste, was er wusste.

In meiner Jugend war mein Verstand nur ein Spiegel in einem dahinrasenden Wagen,

der Fetzen von Landschaft einfängt und wieder verliert.

Mit der Zeit wurde dann

Der Spiegel grob verkratzt;

Da drang die Welt von draußen herein,

und mein Eigenstes konnte nach draußen blicken.

Denn das ist die Geburt der Seele im Leid,

eine Geburt mit Gewinn und Verlust.

Der Verstand sieht jetzt die Welt als ein gesondertes Ding,

und die Seele schließt die Welt mit sich selbst zusammen.

Ein verkratzter Spiegel wirft kein Bild zurück:

So schweigt Klugheit.


97 Roger Heston


Wie oft haben Ernest Hyde und ich

Über die Willensfreiheit diskutiert!

Mein liebstes Bild dafür war Pritchetts Kuh,

die graste, aber angebunden war, genau so frei

wie das Seil lang war.

Eines Tages, als wir so debattierten, fiel uns die Kuh auf,

sie zog am Strick, sie wollte aus dem Kreis hinaus,

den sie schon kahl gefressen hatte:

Sie riss den Pfahl heraus, sie warf den Kopf herum

Und stürzte auf uns los.



Ist das jetzt freier Wille oder was? sagte Ernest und rannte,

ich stolperte, sie spießte mich, ich starb.


98 Amos Sibley


Nicht Charakter, nicht Geduld, nicht Stärke

besaß ich, von dem alle hier am Ort dachten,

ich hätte all das, weil ich mein Weib ertrüge und weiter

predigte und das Werk vollendete, das Gott für mich ausersehn.

Ihre Streitsucht, ihre Schamlosigkeit waren mir zuwider,

ich wusste um jeden Ehebruch, den sie beging.

Trotzdem – hätte ich mich scheiden lassen,

hätte ich das Priesteramt aufgeben müssen.

Deswegen, um Gottes Werk zu tun und den Ertrag zu haben, hielt ich sie aus.

So belog ich mich selbst!

So belog ich Spoon River!

Ich versuchte mich an Vorträgen, drängte in den Rat,

warb für Bücher und hatte nur eins im Sinn:

Wenn ich so zu Geld komme,

lasse ich mich scheiden.

99 Mrs. Sibley


Das Geheimnis der Sterne - die Schwerkraft.

Das Geheimnis der Erde – Schichten von Fels.

Das Geheimnis des Ackers – Samen aufzunehmen.

Das Geheimnis der Aussaat – das Keimen.

Des Mannes Geheimnis – auszusäen.

Der Frau Geheimnis – Acker zu sein.

Mein Geheimnis liegt unter einem Hügel, den ihr nie finden werdet.

100 Adam Weirauch


Zwischen Altgeld und Armour wurde ich zerrieben,

verlor viele Freunde, viel Zeit und Geld,

als ich mich einsetzte für Altgeld, den der Verleger Whedon

verleumdete als Kandidat der Zocker und Anarchisten.

Dann begann Armour per Schiff Pökelfleisch nach Spoon River zu liefern

Und zwang mich, mein Schlachthaus zu schließen.

Dann ging auch meine Metzgerei vor die Hunde.

Der Zwang, der neuerlich von Altgeld und Armour ausging, erfasste mich

zur gleichen Zeit. Jetzt sei es angebracht, dachte ich, um mein Geld zurückzubekommen

und die Freunde zu versöhnen, die mich verlassen hatten,

wenn der Gouverneur mich zum Kanalschifffahrtsbeauftragten ernennen würde.

Statt dessen ernannte er Whedon vom Spoon River Argus.

Ich kandidierte also für den Rat und wurde gewählt.

Ich sagte: Zur Hölle mit den Grundsätzen! Und verkaufte meine Stimmen

für Charles T. Yerkes‘ Straßenbahnlizenz.

Und klar, ich war einer von denen, die man erwischte.

Wer war es jetzt, Armour oder Altgeld oder ich selber –

Wer hat mich ruiniert?

101 Ezra Bartlett
Seelsorger in der Armee,

Seelsorger im Gefängnis,

ein Mahner in Spoon River,

berauscht vom Göttlichen, Spoon River -

brachte ich doch die arme Eliza Johnson in Schande,

wurde selbst zum Gespött und zur Unperson.

Warum wollt ihr nicht begreifen dass die Liebe zu Frauen,

ja sogar die Liebe zum Wein

Reizmittel sind, durch die nach dem Göttlichen hungernde Seelen

Ekstase erreichen und in Visionen

Die Vorposten des Himmelreichs sehen?

Nur wenn immer wieder die eigene Stärke Proben besteht,

nur wenn alle Reizmittel fehlschlagen,

findet die strebende Seele

durch ihre reine innere Kraft,

gestützt auf sich selbst

zu Gott.

102 Amelia Garrick


Hier liege ich neben einem verkrüppelten Rosenbusch

An einer vergessenen Stelle, nah beim Zaun

Wo das Gestrüpp von Sievers Wäldern

Schon herübergekrochen ist und kümmerlich wächst.

Und du spielst in New York eine große Rolle,

verheiratet mit einem bekannten Millionär,

hast einen Namen in den Klatschspalten,

bist schön, wirst bewundert, verklärt vielleicht

von der Fata Morgana der Ferne.

Du hast alles erreicht.

Ich habe versagt in den Augen der Welt.

Du lebst, ich bin tot.

Doch ich weiß: ich habe deinen Geist bezwungen.

Und ich weiß, dass ich, die ich hier liege, weit entfernt von dir,

ich, von der keiner deiner großartigen Freunde

in der Glitzerwelt, in der du verkehrst, je gehört hat,

ich bin in Wahrheit die unbezwingliche Macht, die dein Leben überschattet

und ihm den vollständigen Triumph raubt.

103 John Hancock Otis
Ihr lieben Mitbürger, ihr seid weder bereit für die Demokratie

noch zuzugeben, dass ich, der Reichtum erbte und auf einem Gutshof

zur Welt kam, hinter niemand zurückstand in Spoon River

in meiner Hingabe an die Sache der Freiheit?

Dagegen Anthony Findlay, gleichaltrig mit mir,

geboren in einer Baracke und am Anfang

Wasserträger für die Hilfsarbeiter eines Streckenabschnitts,

dann selber Hilfsarbeiter, als er älter wurde,

dann Vorarbeiter in der Kolonne, bis er aufstieg

in die oberste Aufsichtbehörde der Eisenbahn -

Er wohnt in Chicago

und war in Wahrheit ein Sklaventreiber,

der die Arbeiter malochen ließ,

und er war ein erbitterter Feind der Demokratie.

Und ich sage euch, Bürger von Spoon River,

und ich sage es auch zu dir, Republik,

hütet euch vor einem Mann, der aufsteigt zur Macht

und zuvor in Hosenträgern ging.

104 Der Unbekannte
Ihr, die ihr noch etwas vom Leben erwartet, hört die Geschichte

des Unbekannten, der hier liegt, dessen Platz kein Grabstein anzeigt.

Als Junge war ich rücksichtslos und verwildert,

ich wanderte durch den Wald mit meiner Knarre in der Hand.

Nah beim Haus von Aaron Hatfield

saß ein Falke auf dem Wipfel eines toten Baums.

Ich schoss ihn. Mit einem kehligen Klageruf

Fiel er mir vor die Füße, sein Flügel war gebrochen.

Ich steckte ihn in einen Käfig, wo er noch viele Tage lebte.

Wenn ich ihn fütterte, krächzte er mir ärgerlich entgegen.

Jeden Tag suche ich jetzt in Hades‘ Reichen

Nach der Seele das Falken:

Ich könnte ihm die Freundschaft eines Mannes anbieten,

den das Leben verwundet und eingesperrt hat.

105 Alexander Throckmorton
Als ich jung war, hatte ich starke, unermüdliche Flügel.

Aber ich kannte die Berge nicht.

Als ich älter wurde, lernte ich die Berge kennen.

Aber meine müden Flügel konnten meinen hochfliegenden Plänen nicht folgen.

Genie entsteht aus Klugheit und Jugend.
106 Jonathan Swift Somers (Verfasser der Spooniade)
Wenn du deine Seele reich gemacht,

zum höchsten Gipfel geführt hast

mit Büchern, mit Gedanken, durch Leid,

mit dem Verständnis vieler bedeutender Menschen,

mit der Fähigkeit, die flüchtigen Blicke und das Schweigen zu deuten,

mit dem Innehalten bei folgenschweren Veränderungen

und dem Genius von Erahnen und Prophezeiung,

fühlst du dich manchmal fähig, die Welt

in deiner hohlen Hand zu halten:

Wenn dann, weil so viele Kräfte einströmen

In den innersten Kreis deiner Seele,

deine Seele Feuer fängt

und in dem Feuersturm in deiner Seele

das Böse in der Welt aufglimmt und durchschaubar wird –

dann sei dankbar, dass in dieser Stunde äußerster Klarsicht

das Leben dich nicht betrügt.


107 Witwe McFarlane


Ich war die Witwe McFarlane,

ich habe Teppiche gewebt für alle hier am Ort.

Ihr aber, die ihr noch sitzt am Webstuhl des Lebens,

mit dem Schiffchen singt und liebevoll

eurer Hände Werk beschaut, ihr tut mir Leid,

wenn ihr angekommen seid am Tag

des Hasses und der fürchterlichen Wahrheit:

Denn, wisst ihr, das Tuch des Lebens ist gewebt

nach einem Muster, das der Webstuhl euch verbirgt,

nach einem Muster, das ihr niemals seht!

Und ihr webt voller Eifer, singt und singt,

bewahrt die Fäden der Liebe und Freundschaft

für edle Gestalten von Gold und Purpur.

Und lange Zeit danach sehen andere Augen,

was ihr gewebt habt: einen Streifen Tuch, bleich wie der Mond.

Stark wie ihr seid, lacht ihr jetzt, denn die Hoffnung

Legt Schichten aus Liebe und Schönheit drüber -

Da bleibt der Webstuhl plötzlich stehen!

Da ist kein Muster mehr.

Ihr seid allein im Raum!

Ihr habt ein Leichentuch gewebt.

Hass steigt auf in euch und wickelt euch hinein.


108 Carl Hamblin


Sie haben die Druckerpresse des Spoon River Weckrufs zerstört,

und ich wurde geteert und gefedert,

weil ich, als die Anarchisten in Chicago

gehängt wurden, Folgendes drucken ließ:



Ich sah eine wunderschöne Frau mit verbundenen Augen.

Sie stand auf den Stufen eines Tempels aus Marmor.

Viele, viele Menschen gingen an ihr vorbei

Und erhoben flehend ihren Blick zu ihr.

In der linken Hand hielt sie ein Schwert,

sie schwang das Schwert,

traf manchmal ein Kind, dann einen Arbeiter,

dann eine Frau, die sich davonstahl, dann einen Geisteskranken,

In der rechten Hand hielt sie eine Waage.

In die Waagschalen warfen die, die sich vor den Streichen

des Schwertes drückten, Stücke von Gold.

Ein Mann im schwarzen Rock las vor aus einem Schriftstück:

... ohne Ansehen der Person ...

Da sprang ein junger Mann mit einer roten Mütze

Zu ihr auf den Sockel und riss ihr die Binde von den Augen:

Oh je! Von den verklebten Augen waren die Wimpern

weggeätzt, die Augäpfel ausgebrannt und mit milchigem Schleim überzogen.

Der Irrsinn einer sterbenden Seele

stand ihr ins Gesicht geschrieben.

Da sahen die vielen, vielen Menschen, warum sie die Binde trug.

109 Verleger Whedon


In der Lage sein, jede Seite jeder Frage zu sehen;

auf jeder Seite stehen, jedes sein, aber nichts allzu lange;

die Wahrheit verdrehen, sie besteigen in bestimmter Absicht;

tiefe Gefühle, starke Leidenschaften der Menschenfamilie nutzen

für niederträchtige Zwecke, für einen durchtriebenen Schlussstrich;

eine Maske tragen wie die Schauspieler im alten Griechenland -

Dein achtseitiges Blatt, hinter dem du dich duckst, dabei brüllst

durch ein großformatiges Megaphon: Ich bin’s und ich bin ein Riese!

Nebenbei führst du das Leben eines Gelegenheitsdiebs,

das die namenlosen Wörter

deiner Seele vergiften, die im Untergrund wohnt. -

Schmutz scharren über Finanzskandale

und sie wieder frei legen, wenn die Rachewinde wehen;


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