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Heino Kebschull
Von Hinterpommern nach irgendwo …
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Heino Kebschull
Von Hinterpommern
nach irgendwo …
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Heino Kebschull
Von Hinterpommern nach irgendwo …
Wennigsen 2009
Selbstverlag H. Kebschull
Lektorat und Layout: H. Kuritz M.A., Freital
Umschlag:
Dorfstraße Klein Nossin, Postkarte um 1930
Innere Umschlagseiten:
Feldmark und Dorfplan Klein Nossin,
Zeichnungen aus dem Nachlass Ernst Blaurock
Alle Rechte beim Autor
Bibliographische Information
der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten
sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Inhalt
Vorbemerkung 7
Kindheit in Hinterpommern,
Flucht und Nachkriegszeit
9
Das Heimatdorf
11
In der Familie bis 1944
17
Bei Arbeit und Dorfleben
54
In der einklassigen Dorfschule
78
Nationalsozialismus und Krieg
86
Aus Familie und dörflicher
Gemeinschaft nach Köslin
95
Kriegsende und Flucht aus Köslin
104
Die Flucht als ein Weg von
Hinterpommern nach irgendwo
109
Nachkriegszeit
138
Als Bergmann und Industrie-
arbeiter
157
Persönliche und politische
Orientierung in der Großstadt
165
Studienzeit und Beruf 1955 bis 1993
175
Abkürzungen
177
6
7
Mit Recht kann man sagen, dass das vorliegende
Buch das vorläufige Ergebnis eines langen Prozesses
der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte
ist. Dabei wird deutlich, dass die frühe Herkunft für
den Autor eine herausgehobene Bedeutung besitzt
und der Verlust der hinterpommerschen Heimat
eine ständige Reibungsfläche bietet, die es immer
wieder neu und auf veränderte Weise zu bearbeiten
gilt. Diese beschützende und vergangene Welt ist
dabei zugleich das Land der Kindheit – glücklicher
Tage beim Baden an der Schottow, im elterlichen
Landarbeiterhaus, mit dem lesenden Großvater, bei
alltäglichen Verrichtungen, in der Schule. Gerade
Vorbemerkung
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aber weil diese versunkene Welt mit Kinderaugen
wahrgenommen wurde, wird sie für den Leser
lebendig. Aus der gelehrten und aufgeklärten Retro-
spektive des gereiften Erwachsenen wird sie zudem
lehrreich, geistig anregend und wissensreich. Dies
hat mich beim Lesen dieses Textes besonders faszi-
niert: die Lebendigkeit und Anschaulichkeit, die sich
verallgemeinern lässt und mir als Nachgeborenen zu
einem besseren Verständnis verhilft.
Was mir an diesem Text ebenfalls sehr gefallen hat,
ist, dass er nicht in der Vergangenheit verharrt,
sondern die Entwicklung und Perspektive eines
demokratischen Deutschlands anhand einer einzel-
nen Biographie positiv deutlich macht. Die Entwick-
lungschancen durch Bildung, Weiterbildung und
Erwachsenenbildung sind das durchweg Humanisti-
sche und Hoffnungsvolle, das ich ganz persönlich
als wichtigen Anknüpfungspunkt empfinde. Inso-
fern zeichnet dieser Text nicht nur ein Bild einer
vergangenen, fernen Welt, sondern bietet zudem
Bezugspunkte und Denkanstöße besonders zu ge-
genwärtigen und ganz alltäglichen Fragen und Pro-
blemen.
Ich bin froh und danke herzlich dafür, dass ich an
diesem Buch mitarbeiten konnte.
Freital, im Frühjahr 2009
Henry Kuritz
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Kindheit in Hinterpommern
,
Flucht und Nachkriegszeit
An meine in Hinterpommern verlebte Kindheit
und die Flucht aus Hinterpommern mit der Lehrer-
bildungsanstalt Köslin im März 1945 erinnerte mich
stets eine kleine Bürste, einziger geretteter Besitz aus
der Zeit vor 1945. Mein Bruder Otto hatte mir die
Bürste im Jahre 1944 nebst anderen Utensilien zur
Schuh- und Kleiderpflege vor dem Einzug ins Kösli-
ner Internat geschenkt. Für die Zeit der Flucht hatte
ich sie griffbereit im Brotbeutel verstaut, den ich als
einziges Gepäckstück nach dem Beschuss durch
Stalinorgeln nahe Degow bei Kolberg weiter an mich
hielt. Mit diesen Eigenschaften wurde die Bürste
immer zum ständigen Wegweiser an die Flucht
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entlang der Ostsee. Viele viele Einzelheiten der
Kindheit, Flucht, der Monate davor und ersten
Nachkriegsjahre waren dann mir immer so lebhaft
im Gedächtnis parat, dass ich annahm, sie so lebens-
lang als Erinnerungen zur Verfügung zu haben und
keine Notwendigkeit verspürte, sie aufzuschreiben.
Wenn meine Schwiegermutter, meine Frau und ihre
Geschwister von den Stationen und Ereignissen ihrer
Flucht aus Breslau erzählten, war das einige Jahr-
zehnte hindurch auch immer Anlass, meine Erinne-
rungen an das heimatliche Leben vor 1945, die
Flucht und deren Folgen aufzufrischen. Aber es
kamen im Laufe der Zeit doch nicht mehr alle ur-
sprünglich vorhandenen Ereignisse, Daten und
Namen zum Vorschein. Im September 1998 besuchte
ich zusammen mit meiner Frau Klein Nossin als das
Dorf meiner Kindheit, Köslin und Stationen meiner
Flucht und der Flucht meiner Familie. Danach
drängte sie mich beharrlich, die nun noch in meinem
Gedächtnis haftenden Erinnerungen an die in Klein
Nossin verlebte dörfliche Kindheit und die Flucht
aus Hinterpommern aufzuschreiben.
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