Was ist Informatik – Unser Positionspapier



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Das Geburtsdatum der Informatik ist unbestimmt.

Man


kann das Jahr 1941 wählen, in dem Konrad Zuse seinen Rechenautomaten Z3 vorstell-

te, oder das Jahr 1947, in dem die erste Informatikgesellschaft in den USA entstand,

oder man kann sich für das Jahr 1960 entscheiden, in dem der

weltweite Informatik-Dachverband gegründet wurde. In Europa

wurde das Wort Informatik in den sechziger Jahren eingeführt.

Im Jahr 1969 wurde in Bonn die Gesellschaft für Informatik ge-

gründet.

Die Wurzeln der Informatik reichen jedoch weit in die Geschich-

te der Menschheit zurück. Die Erfindung der Schrift als symboli-

sche Darstellung von Information, die ersten Algorithmen,

Rechenwerkzeuge wie der Abakus und erste Rechenhilfen, die

Rechenautomaten von Pascal, Schickardt, Leibniz und Hahn,

die »Analytical Engine« von Babbage und die Beschreibung ihrer

Einsatzmöglichkeiten durch Augusta Ada Byron Lovelace

kennzeichnen frühe Meilensteine der Informatik.

Im Zentrum der Informatik steht die Information. Sie bezieht

sich auf Fakten, Wissen, Können, Austausch, Überwachen und

Bewirken; sie will erzeugt, dargestellt, abgelegt, aufgespürt, wei-

tergegeben und verwendet werden; sie ist meist komplex und

undurchschaubar mit anderen Informationen vernetzt.

In der Regel hat die Information sich selbst als Bearbeitungsob-

jekt: Um Information zu nutzen, werden konkrete Gegebenhei-

ten und Vorgänge, aber auch abstrakte Bereiche – mit Hilfe von

Information – in geeigneter Weise modelliert und simuliert.

Informatik

Die Disziplin 

Konrad Zuse 



(1910 – 1995)

Erbauer des ersten 

programmgesteuer-

ten Rechners der Welt

Heinz Zemanek



(* 1920) 

Erbauer des

»Mailüfterl«,

gezeichnet von

Konrad Zuse

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Hierfür werden Werkzeuge konzipiert, entwickelt und

eingesetzt. Es werden Sprachen und Systeme zur Rea-

lisierung der abstrakten Vorgehensweisen und Verarbei-

tungsvorschriften – mit Hilfe von Information – konstru-

iert, hergestellt und genutzt. Alle auf diese Art gewonne-

nen Erkenntnisse, Methoden und Ergebnisse werden

überall dort, wo Information eine Rolle spielt, in ständig

wachsendem Maße verwendet – und kontrolliert, wiederum mit Hilfe von Informa-

tion. Diese starke innere Vernetzung, der hohe Abstraktionsgrad, die digitale Darstel-

lung, die Mischung aus Analyse und Synthese, aus Konstruktion und Integration be-

herrschen das Denken und Arbeiten in der Informatik.

Die Wissenschaft Informatik befasst sich mit der Darstellung, Speicherung, Übertra-

gung und Verarbeitung von Information. Dabei untersucht sie die unterschiedlichsten

Aspekte: elementare Strukturen und Prozesse, Prinzipien und Architekturen von Sys-

temen, Interaktionen in kleinen, mittleren und weltumspannenden Netzen, die Kon-

zeption, Entwicklung und Implementierung von Hardware und Software bis hin zu

hochkomplexen Anwendungssystemen und der Reflexion über ihren Einsatz und die

Auswirkungen.

Die Informatik ist sowohl eine Grundlagenwissenschaft als auch eine Ingenieurwis-

senschaft. Darüber hinaus besitzt sie Aspekte einer Experimentalwissenschaft. Ihre

Produkte sind zwar überwiegend abstrakt, haben aber sehr konkrete Auswirkungen.

Ihre Denkweisen dringen in alle anderen Wissenschaften ein, führen zu neuen Model-

len und Darstellungsweisen und lassen neuartige Hard- und Softwaresysteme ent-

stehen.

Rekonstruktion der ersten programmgesteuerte Rechenanlage »ZUSE Z3«, 1941

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Die Informatik ist wie die Mathematik eine auf alle 

anderen Wissensgebiete ausstrahlende Grundlagen-

und Formalwissenschaft.

Fasst man die Mathematik als die Wissen-

schaft vom »formal Denkbaren« auf, so konzentriert sich die Informatik auf das »Reali-

sierbare«, also auf Formalismen und Begriffe, die der maschinellen Verarbeitung zu-

gänglich sind. Beispiele sind 



>

Programmiersprachen und ihre Semantik



>

Logiken, Kalküle und Beweisverfahren 



>

Automaten, Schaltwerke und Maschinenmodelle



>

Datenstrukturen, Datentypen und Objekte



>

Algorithmen und ihre Komplexität



>

Programme und Prozesse 



>

Künstliche Intelligenz



>

Naturanaloge Verfahren und Heuristiken



>

Sicherheit, Korrektheit und Zuverlässigkeit

und vieles mehr.

Informatik 



als Grundlagenwissenschaft

Links: Niklas Wirth (* 1934)



Erfinder vieler Programmiersprachen

Rechts: John von Neumann (1903 – 1957)



entwickelte ein Schaltungskonzept

für Universelle Rechner

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Die Informatik ist vorwiegend »diskret« – im Gegensatz zur meist »kontinuierlichen«

Mathematik. Ihre Untersuchungsgegenstände sind klar gegeneinander abgrenzbar

und lassen sich durch endlich viele Zeichen eindeutig identifizieren. Sie analysiert,

strukturiert, modelliert und entwickelt Lösungen für reale Aufgabenstellungen in

Form konkreter Systeme.

Grundlagenorientierte Untersuchungen klären auch die Möglichkeiten des techni-

schen Einsatzes und befassen sich mit der Akzeptanz von Informatiksystemen, in 

denen die immense wirtschaftliche Bedeutung der Disziplin liegt.

Sie führen jedoch noch weiter. Es entstehen Fragen der Art: Wie verarbeitet der

Mensch Informationen? Wo bestehen Analogien zu Maschinen, etwa beim »Abspei-

chern« von Information? Welche Probleme können Maschinen prinzipiell nicht lösen?

Worauf beruht Kommunikation letztlich? Wie entstehen Erkenntnisse und wie kann

man sie weiterverarbeiten? Wie können Systeme und Menschen reibungsfrei zusam-

menwirken? Wie lässt sich Vertrauen gewinnen? Welche Folgen hat die automatische

Informationsverarbeitung für die Gesellschaft, für die Natur, für den Einzelnen, was ist

vertretbar und wo müssen Grenzen liegen? 

Durch solche Fragen greift die Informatik bis in die Philosophie hinein, beeinflusst un-

sere Vorstellungen vom Menschen und von der Natur und schärft die Verantwortung

für die menschliche Gemeinschaft und die Umwelt.

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