Was ist Informatik – Unser Positionspapier



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schließlich solchen, die genomische oder proteomische Hochtechnologie einsetzen.

Vor allem aber liefert die Informatik Methoden zur Analyse der Daten, die bei diesen

Experimenten anfallen. Durch solche Analysen lassen sich die von der Natur evolutio-

när entwickelten Strukturen wie Moleküle oder molekulare Netzwerke besser verste-

hen. Zugleich können Informatiksysteme als ausgesprochen mächtiges Vorschlags-

instrument für weitere Experimente eingesetzt werden. So werden heute zum Bei-

spiel Kandidaten für neuartige Medikamente unter intensivem Rechnereinsatz ge-

sucht und geformt. Auch die Erkennung geeigneter »Zielmoleküle« im Körper, an die

die Wirkstoffe binden sollen, erfolgt verstärkt mit Rechnerunterstützung. Langfristig

werden biologische Prozesse immer besser rechnergestützt simuliert werden können,

indem die biologischen Zusammenhänge durch den Einsatz der Informatikmethoden

immer besser verstanden werden. Dadurch können etwa Krankheitsprozesse, aber

auch Prozesse, die zur Heilung der Krankheit führen, mit steigender Genauigkeit nach-

vollzogen werden.

In der Meteorologie ermöglicht die Informatik

neue, umfassende Erkenntnisse über den gesam-

ten Wetterverlauf und die Klimaentwicklung auf

der Erde. Durch die enorme Rechenleistung und

Speicherkapazität heutiger Rechner und entspre-



Computergeneriertes Mosaik

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Das Globale Modell (GME)



des DWD liefert dem eingebetteten

und genaueren Lokalen Modell (LM) wichtige

Informationen zur Berechnung der

Wettervorhersage in Deutschland.

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chende Entwicklungen in der Softwaretechnologie lassen sich zunehmend komplexe

Modelle zur Vorhersage aufstellen und simulieren. Aus großen Mengen kontinuierlich

aufgezeichneter Wetterdaten wie Luftdruck, Temperatur, Windstärke, Niederschlags-

menge und Sonneneinstrahlung werden umfangreiche Statistiken für nahezu beliebi-

ge Orte erstellt und deren klimatische Eigenschaften erfasst. Neben Bodenwetterbe-

obachtungen und Ballonaufstiegen dienen inzwischen vor allem Radar- und Satelli-

tenbilder, die durch Bildverarbeitungsalgorithmen nachbearbeitet werden, der Ablei-

tung meteorologischer Daten. Mit Informatiksystemen lassen sich Vorhersagen und

Beobachtungen kontinuierlich überwachen, so dass Unwetter frühzeitig und zuverläs-

sig erkannt und Warnungen rechtzeitig herausgegeben geben werden können. In der

Klimaforschung erlauben computergestützte Klimamodelle Umwelteinflüsse wie den

CO2-Ausstoß zu simulieren und dessen Einfluss auf künftige Klimaentwicklungen vor-

herzusagen.

Auch in der Weltraumforschung und Astronomie sind

neue Erkenntnisse ohne den massiven Einsatz von

Informatiktechnologie und -systemen undenkbar. Hier

ermöglichen die Methoden der Künstlichen Intelli-

genz nicht nur den kostengünstigen Betrieb, eine opti-

male Auslastung und die bestmögliche Auswertung

von Beobachtungsergebnissen moderner Satelliten,

sondern auch die vollständig autonome Steuerung

von Raumsonden, Landefähren und Erkundungsrobo-

tern. Damit sind Forschungen möglich, die mit der

herkömmlichen Technologie der Fernsteuerung nie

durchführbar wären. Ein Beispiel hierfür ist die Erkun-

dung des Jupitermondes Europa, bei der ein Roboter

selbstständig die Eisoberfläche durchdringt und dort

nach Wasser oder gar organischen Substanzen sucht.

Derartige Missionen lassen sich nur deshalb realisie-

Informatik für die Wissenschaft

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Shuttle Radar Topography

Mission (SRTM). Das Bild zeigt, wie

während der Mission SRTM die

Oberfläche der Erde gescannt

wurde. Ziel war die Herstellung

einer dreidimensionalen Welt-

karte.

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ren und auch wirtschaftlich rechtfertigen, weil sie mit Hilfe moderner Informatiksys-

teme in fast allen Eventualitäten vorgeplant und simuliert werden können und weil

die Steuerungssoftware den autonomen Betrieb aller Bordsysteme einschließlich der

adäquaten Behandlung möglicherweise auftretender Fehlfunktionen gewährleistet.

Wie in diesen vorgestellten Beispielen entstehen in nahezu allen Wissenschaftsge-

bieten durch die Informatik neue Methoden zur Analyse und Modellierung von Phäno-

menen und dadurch oft völlig neue Dimensionen von Erkenntnissen. Denn die Infor-

matik ermöglicht eine neuartige Sicht auf die Dinge. Dies hat häufig zur Folge, dass

sich ein Gebiet selbst verändert, sobald Methoden und Sichtweisen der Informatik

Eingang gefunden haben, und nach einiger Zeit geht die Informatik mit dem Gebiet

eine enge, fast unauflösliche Verbindung ein.

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Die Wirtschaft zieht aus Verfahren und Hilfsmitteln der

Informatik einen derart unmittelbaren Nutzen, dass

sich schon früh die Disziplin der Wirtschaftsinformatik

herausgebildet hat.

Sie nimmt heute, gemessen an der Zahl der Lernenden

und Lehrenden, den ersten Platz unter den Angewandten Informatiken ein. Sie befasst

sich mit der Konzeption und Entwicklung von Informatiksystemen im Unternehmen.

In der Praxis beschäftigt sie sich zudem nicht nur mit der Einführung und Einbettung

der Systeme, sondern auch mit deren Betreuung, Wartung und Nutzung sowie mit

den damit verbundenen organisatorischen Herausforderungen. Dabei stehen die so

genannten betrieblichen Anwendungssysteme im Vordergrund, die Anwender im

Unternehmen bei der Bewältigung ihrer Aufgaben unterstützen.

Aus volkswirtschaftlicher und gesellschaftspolitischer Sicht besteht das Ziel der Wirt-

schaftsinformatik darin, substanziell und nachhaltig zur Steigerung menschlicher

Arbeitsproduktivität beizutragen, und dies bei geringst möglichem Verbrauch vor al-

lem nicht erneuerbarer Ressourcen – ein Ur-Anliegen der Ökonomie. Der Weg dorthin

führt über zunehmende Automatisierung der betrieblichen Funktionen und Prozesse.

So beschleunigt beispielsweise  das kontaktlose Auslesen von Chips an der Kasse eines

Supermarktes in Verbindung mit rechnergestützten Warenwirtschaftssystemen den

Bezahlvorgang. Die dabei registrierten Daten helfen so zu disponieren, dass die benö-

tigten Artikel mit hoher Wahrscheinlichkeit im Ladenlokal vorrätig sind, andererseits

aber möglichst wenig Ware verdirbt. Informatiksysteme in Lieferketten und -netzen

(»Supply Chain Management«) und in der Logistik tragen dazu bei, dass die weltwei-

ten Standorte der Produktionsstätten und Warenverteilzentren günstig gewählt, ihre

Kapazitäten richtig dimensioniert, Engpässe und Überbestände flexibel ausgeregelt

sowie der Transportaufwand und die damit verbundene Umweltbelastung minimiert

werden. Elektronische Marktplätze ermöglichen Kunden herauszufinden, wie sie ihren

Bedarf am besten decken können und fördern den effizienten Ausgleich von Angebot

und Nachfrage.

Informatik 



für die Wirtschaft

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