Zeugen des gegenwärtigen Gottes Band 001 Friedrich von Bodelschwingh Der Vater des Bethel-Werkes


Schon vorher, seit 1888, hatte Bodelschwingh sich darum bemüht, die theoretische Arbeit des Studiums durch praktische Arbeit zu ergänzen und in einem



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Schon vorher, seit 1888, hatte Bodelschwingh sich darum bemüht, die theoretische Arbeit des Studiums durch praktische Arbeit zu ergänzen und in einem „Kandidatenkonvikt" in Bethel besonders die Kandidaten, die Lust hätten, später einmal unter den Heiden das Wort Gottes zu verkünden, im praktischen Dienst auszubilden. Wer dort eintrat, bekam die blaue Schürze der Pfleger um und machte bei den Epileptischen jeden Dienst mit. Hier kam der junge Kandidat in die Hochschule des Dienstes, lernte er das Bücken und Kleinwerden. Aus eigener Erfahrung wußte Bodelschwingh, daß dieser niedrige Dienst die beste praktische Vorschule für die Verkündigung des Wortes Gottes ist. Hier steht man nicht der Not gegenüber, sondern mittendrin, sieht sie nicht bloß von außen, sondern faßt selbst mit helfenden Hän

den an. Das mußte der Verkündiger des Wortes Gottes lernen, um nachher in seiner Gemeinde mit gutem Beispiel voranzugehen und auch andere zu jedem Dienst willig machen zu können. Sie lernten dort angesichts des Elends etwas von dem Segen des Elends, das sie später in ihrer Gemeinde in tausend Formen trafen, und die Kraft kennen, die aus dem Leid kommt, wenn es im Gehorsam getragen wird. Viele Hunderte spätere Pastoren haben diesen „Dienst mit der blauen Schürze" als ihre schönste und eindrück- lichste Vorbereitungszeit bezeichnet. Andererseits wurde das Hereinströmen junger, glaubensfroher Menschen für die Gemeinde der Kranken ein hoher Gewinn. Sie blieb auf diese Weise ganz praktisch mit dem Leben in der Welt verbunden und nahm betend und glaubend teil an den Fragen, die das Volk bewegten. Ihr Blick blieb nicht auf die „Anstalt" beschränkt, sondern weitete sich, sah hin über das Vaterland und auch über die Grenzen hinweg in die Gebiete der Welt, in die noch kein Wort Gottes gedrungen war.

Aeußere Mission

„So wenig ihr die rechte Hand von der linken trennen könnt, ohne daß ihr Krüppel schafft, so wenig dürft ihr die Aeußere und die Innere Mission auseinanderreißen. Keine kann die andere entbehren, jede muß der anderen helfen; denn sie sind Geschwister."



War Bodelschwingh der Dienst an der Heidenwelt persönlich versagt geblieben, so hatte er sich doch für diese Arbeit seine ganze Liebe be-


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wahrt. Er stand im steten Zusammenhang mit der Baseler Mission, und als bei der Erwerbung von Ostafrika unser letzter Kaiser forderte, daß dieser Erwerbung die Christianisierung des Landes folgen müsse, trat diese Frage durch Pastor Diestelkamp von der Nazarethgemeinde in Berlin an ihn heran. Diestelkamp hatte selbst bei den bestehenden Missionsgesellschaften sich Kräfte für diese Arbeit beschaffen wollen, war aber überall auf Absage gestoßen. Als er selber bei allem guten Willen und brennendem Eifer mit den Schwierigkeiten nicht fertig werden konnte, war er zuletzt zu Vater Bodelschwingh gekommen; der aber zögerte angesichts seiner eigenen großen Arbeit. Alles Bitten half nichts. Schließlich sagte Diestelkamp, der in Bodel- schwinghs Zimmer auf dem Sofa saß: „Ich stehe nicht eher aus dieser Ecke auf, als bis du mir hilfst." Da sagte er seine Hilfe zu. Zunächst versuchte er noch einmal, ob nicht doch irgendeine andere Missionsgesellschaft die Arbeit übernehmen wolle; als sich niemand fand, stellte er die Gemeinde seiner Kranken und Gesunden in den Missionsdienst. Es war, als hätten alle nur auf diesen Ruf gewartet. Pfleger und Pflegerinnen wollten gern nach Afrika gehen, auch zwei Pastoren, Johannsen und W o h 1 r a b , waren bereit. Im Frühjahr 1892 wurden sie für den Dienst imUsambaralande abgeordnet. Es galt, dem Vordringen des Islams Widerstand zu leisten, vor allem aber den Hauptstoß des Angriffs mitten hinein in das Herz des Heidenlandes zu führen. War Bodelschwingh zuerst nur zögernd an diese Arbeit gegangen, so schenkte er ihr nach und nach sein ganzes Herz. Als kurz vor seinem Tode die Aussendungen nach Ruanda erfolgten, rief er: „Nicht so langsam, siesterbensonstdarüber!" Seiner Arbeit in der Äußeren Mission ging es ähnlich wie seiner Arbeit in Bethel, die Arbeitskräfte kamen wie von selbst: Theologen, Handwerker, Landwirte, Kaufleute und auch die für diesen Dienst geeigneten Frauen, verheiratete und unverheiratete. Aus dem Usambaragebiet heraus wurde der Vorstoß in das Land zwischen Kongo und Nil gewagt. In L u t i n d i gründete er die erste AnstaltfürGeisteskranke auf afrikanischem Boden — nach Bethels Vorbild. Ja, Bethels Augen hingen an Afrika, hinterden Missionaren stand die Bethelgemeinde in Bethel selbst und die große Bethelgemeinde des Vaterlandes mit ihrer Liebe, ihren Gebeten und ihren Gaben, Bodelschwingh allen anderen voran. Als sein erster Schlaganfall ihn an das Zimmer und an den Lehnstuhl fesselte, war doch sein Herz weit drinnen in Afrika. Noch kurz vor seinem Ende hatte er in der einen Hand eine Nilpferdpeitsche und in der anderen ein Stück Kautschuk und sagte bei sich selbst: „Um dieses Kautschuks willen werden deine farbigen Brüder geschlagen; vorwärts, du alter Faulpelz!"

Der Heimgang

,,Christus steht nicht hinter uns als unsere Vergangenheit, sondern vor uns als unsere Zukunft."

Wer den Herrn Christus im Herzen trägt, ist für den Heimgang gerüstet, weil er weiß, wo sein Weg hingeht. Als Bodelschwingh kurz vor dem Zusammenbruch seiner Kräfte in Berlin seinen 82jährigen Freund K u h 1 o , den früheren Leiter des Elisabeth-Krankenhauses, zwei Tage vor dessen Heimgang besuchte, fielen sich die beiden Freunde in die Arme, und Vater Bodelschwingh rief: „Bruderherz, was sind wir doch für glückselige Leute, daß wir so dicht vor den Toren der Ewigkeit stehen!" Und dann stimmten sie wie von selbst an:

„Ein Tag, der sagt's dem andern, mein Leben sei ein Wandern zur großen Ewigkeit.

O Ewigkeit, du schöne,

mein Herz an dich gewöhne,

mein Herz ist nicht von dieser Zeit."



In Bethel traf ihn kurz darauf ein Schlaganfall. Doch erholte er sich bald und gewann auch durch eiserne Uebung seine Sprache wieder. Ein stilles Jahr wurde ihm noch geschenkt, in dem er wie von drüben her noch einmal sein Lebenswerk überblicken durfte. Aus dem kleinen Bethel war eine „Stadt auf dem Berge" geworden, „die Stadt der Barmherzigkeit", wie man sie später einmal genannt hat, aus den Einöden der Arbeiterkolonien blühende Gärten, aus dem Stöhnen und Seufzen beladener Menschen Lob- und Danklieder. Seinen 79. Geburtstag feierte er noch einmal im Kreise der Seinen,

Gott hatte ihm noch ebensoviel Kinder geschenkt, wie er ihm genommen hatte, dann brach sein ewiger Tag an.

In seine letzten Tage hinein waren noch Verhandlungen mit dem Kriegsministerium gekommen. Bodelschwingh wollte für die Soldaten gern solche Einzelstübchen haben, wie er sie für seine Wanderer in den Arbeiterkolonien hatte, um bei der Gemeinschaftserziehung für jeden Soldaten auch das nötige Maß von Einsamkeit zu schaffen, das der Mensch für die charakterliche Ausbildung zur Selbstbesinnung braucht. An seinem letzten Geburtstag war als Geschenk die Antwort gekommen: man wolle trotz der finanziellen und militärischen Bedenken diese Frage prüfen und Hoffnungstal besichtigen. „Sechs Jahre", sagte er, „möchte ich noch leben, dann habe ich die Sache durch." Der Tod hat ihm diese letzte Arbeit an den Wehrfähigen aus der Hand genommen. Um diese Frage ist es später wieder still geworden.

Am Abend des 1. April 1910 betete er noch mit den Seinen nach der Abendandacht: „Sorget nichts, liebe Kinder, alle eure Sorge werfet auf ihn!" Oben im Schlafzimmer traf ihn ein neuer Schlaganfall. Am Mittag des übernächsten Tages ging er heim, denselben Weg, den seine Frau fast sechzehn Jahre vor ihm gegangen war. Sie dürfen schauen, was sie geglaubt haben.

Was können wir von Vater Bodelschwingh iernen?

„Du mußt klein werden und Er ganz groß."

Christus hat ewige Geltung, und das Leben seiner Zeugen behält für alle Zeiten seinen unverlierbaren Wert. Wenn große Epochen der Geschichte zu Ende gehen, setzt der lebendige Gott an das Ende immer wieder einen Mann, der mit seinem Leben über seine Zeit hinausweist und seiner Gemeinde Ziel und Weg zeigt. So dürfen wir Vater Bodelschwingh ansehen. Es liegt uns fern, ihn zu rühmen; das wäre gar nicht in seinem Sinn, er wollte keine Ehre, nicht für sich und nicht für sein Werk. „Wenn es je dahin käme, daß Bethel zur Ehre von Menschen benutzt würde, dann wäre es besser, die ganze Anstalt ginge in Flammen auf", hat er selbst gesagt. Damit wollte er bezeugen, daß er sein Werk als eine Gabe Gottes ansah und alles, was er geschaffen hat, zur Ehre Gottes dienen sollte. Es war ihm ein heiliges Anliegen, daß es so bliebe. In seinem Vermächtnis schreibt er:

„Die Hauptsache bleibt, daß die Anstalten im bisherigen Frieden miteinander zusammenbleiben. Jeder Versuch, dieselben geistlich und leiblich und materiell streng voneinander zu scheiden, wird die schmerzlichsten Folgen haben und den Frieden zerreißen. Sehr herzlich möchte ich auch bitten, daß unseren Anstalten einesteils das Gepräge der Armut und Niedrigkeit, andererseits der weiten Barmherzigkeit bewahrt bleibe. Nie soll das Geld Königin sein, sondern die Barmherzigkeit. Hierbei werden die Anstalten sich auch materiell am besten stehen. Nicht die festen Kapitalien, sondern der Glaube soll die Sicherheit unseres Bestehens sein und bleiben. Der barmherzige Heiland, der diese Anstalten bisher mit seiner Gnade erhalten hat, wolle allezeit mit seinem teuren Wort und Sakrament in denselben wohnen und walten, damit sein Name allein gepriesen und vielen Elenden geholfen werde."

Die Nachfolge Christi ist zu lernen, der Gehorsam gegen sein Wort, der kindliche Glaube, die nimmermüde Liebe, die jede Aufgabe angreift, die ihr vor die Füße gelegt wird. Man kann nur unterstreichen, was Fritz von Bodelschwingh bei der Feier des hundertsten Geburtstages seines Vaters in Berlin gesagt hat: „Wir wollen nicht trauern, daß wir ihn nicht mehr haben, sondern loben und danken, daß wir ihn gehabt haben, und uns die Augen und das Herz erbitten, daß jeder einzelne von uns so wird wie er."

Lebte Vater Bodelschwingh noch, er würde wieder wie einst an der Seite aller Gedrückten, Elenden und Schwachen stehen und mit der ganzen Glut seiner Liebe sich ihrer annehmen, in der Gewißheit, auf diese Weise am besten den Gesunden Raum zu schaffen zur Entfaltung und durch den Dienst am Elend den Gesunden die Bedeutung der Kraft Christi für ihr eigenes Leben aufgehen zu lassen. Denn immer noch ist das Liebhaben um Christi willen das geheimnisvolle Band, das Menschen unauflöslich fest zusammenbindet zu einer echten, unzerstörbaren Gemeinschaft und gemeinsamem Loben und Danken. Und das ist der beste Weg, um mit allen Schwierigkeiten des Lebens und mit dem Sterben fertig zu werden. Dies Vermächtnis trägt die Bethelgemeinde von ihrem Vater, um es weiterzugeben an alle, die es annehmen wollen.

Wir schließen dieses kleine Lebensbild dieses ersten Diakonen seines Werkes mit den Worten seines Sohnes und Nachfolgers D. Fritz von Bodelschwingh:

„Wenn Gott allen Berechnungen zum Trotz unsere Arbeit erhält und weiterführt, so soll uns das nicht nur danken lehren für seine Barmherzigkeit, sondern helfen, immer eifriger, wärmer und weitherziger zu werden in der Liebe gegen die, um derer willen wir da sind. Gewiß nötigt uns der Mangel zur größten Sparsamkeit. Aber wir wollen nicht sparsam sein in der Liebe, nicht sparsam im fröhlichen Dienen, nicht sparsam in erfinderischen Gedanken, die neue Wege suchen und täglich neue Nöte heilen. Daß diese Not in immer wachsendem Strom nach Bethel kommt und in immer erschütternderen Bildern vor unseren Augen steht, scheint ein Zeichen dafür zu sein, daß die Welt uns noch braucht, und daß auch Gott der Herr uns noch gebrauchen will. Darum muß unsere Losung heißen: Fröhlich vorwärts!" —



Durch die Liebe aus dem Leid neues Leben wecken, das soll die Aufgabe von Bethel bleiben.

Eine Reihe christlicher Lebensbilder

Die durchweg ausgezeichnet abgefaßten Schriften eignen sich in ganz hervorragendem Maße zur Verwendung im Religionsunterricht, für Konfirmanden- und Jugendstunden, für Männer- und Frauenabende, für die Zurüstung der Helfer und Helferinnen im Gemeindedienst, sowie als feine Geburtstags- oder Weihnachtsgabe an verdiente Gemeindeglieder und an unsere Jugend.

Evang. Kirchenbote für die Pfalz“



In jedem Band betrachtet man nicht nur den Ablauf eines bedeutenden Lebens, man sieht auch staunend Gottes Wunderwege im Leben der Männer und Frauen, man erkennt die ernsten Führungen und die ausgestreckten Segenshände des Meisters, dessen Eigentum das Leben des einzelnen geworden war.

Männliche Diakonie“



Das ist ein außerordentlich glückliches Unternehmen, die Lebensbilder dieser Zeugen Gottes in so volkstümlicher und plastischer Art darzustellen. Die literarische Verwertung der besten Quellen ist dabei besonders hervorzuheben. Ein wirklicher Dienst zur kirchengeschichtlichen Blickerweiterung und Glaubensstärkung.

Sup. Lic. Th. Brandt







1 Die den einzelnen Abschnitten vorangestellten Worte sind Aussprüche Vater Bodelschwinghs.

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