Bunter Vortrag: Glück auf Kohlen und Bergleute in unserer Region



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Bunter Vortrag: Glück auf – Kohlen und Bergleute in unserer Region

Vor zahlreich erschienenen Gästen in der evangelischen Kirche in Miesau begrüßte Ingrid Stach im Namen des veranstaltenden Landfrauenvereins die beiden Referentinnen Dr. Eva Schillo und Doris Koch. Während Schillo auf der Orgel hymnenhaft das Steigerlied interpretierte und als Bergmannsfrau mit Kohleneimer, Hammer und Grubenlampe auf dem Podium erschien erläuterte Koch die Tradition des Bergmannslieds und bekräftigte mit einer regionalen Sage die Wertigkeit der Kohlen gegenüber dem Gold der Erde. Nun galt es den komplexen, geologischen Abhandlungen Schillos zu folgen und 350 Mio. Jahre zurückzureisen in das erdgeschichtliche Zeitalter Karbon, in dem einst die Kohlen mit hangenden und liegenden, „toten“ Nachbargesteinen in einem tropischen Klima bei sich absenkendem Becken, gefüllt mit gigantischen Kohlensumpfwäldern in einer Seen- und Zopfmusterflusslandschaft entstanden, und die Lagerstätten durch zweifachen „Stress“, nämlich durch die magmatische Aufwölbung der variskischen und den Schub auf den Rheingraben bedingten alpinen Gebirgsbildung gefaltet und gebrochen wurden. Die nunmehr komplizierte Lagerung der Kohlenhorizonte, „bergauf und bergab“, mit oft täuschender Mächtigkeit der schwarzen Flöze und die zunehmende Hitze in der Tiefe der Erdkruste machte die schweißtreibende Arbeit des Bergmanns unter Tage zu einer mühsamen Herausforderung. Der Inkohlungssprung zwischen Gas- und Fettkohle führte zu „schlagendem Wetter“ durch Grubengas und verursachte, u. a. 1962 in der Grube Luisental, tödliche Bergmannsunglücke, welche alle Teilnehmer durch einen Knall mittels aufgeblasener Papiertüten imitierten. Schutz vor solchen Katastrophen bot die heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, deren Vita und noch praktizierten Brauchtümer Doris Koch vorstellte und zu einem überlieferten Gedicht über ein trauriges Kind, das seinen Vater in der Grube verlor, intonierte Schillo an der Kirchenorgel das Trauerlied für einen verlorenen Kumpel: „ich hatte einen Kameraden“. Im Zuge der industriellen Revolution, mit dem Einsatz der Dampfmaschine und Elektrizität und der damit zum Rhein hin verbundenen Inbetriebnahme der Pfälzischen Ludwigsbahn im Jahre 1848 „kollidierten das Saarland und die Pfalz“, die Saarländer wurden von den Pfälzern abhängig, denn ohne das zündende Feuer als „urpfälzische Erfindung“ wären im Saarland, dem „Lyoner- und Schwenkerland, Kohlen und Schwenker kalt geblieben“, zitierte Doris Koch aus einem von Schillo eigens geschriebenen Gedicht. Die Entwicklung des von Geographin Schillo beschriebenen, 600 Jahre währenden Steinkohlenbergbaus zeigte ein absolutes Hoch ab 1950 während des deutschen „Wirtschaftsbooms“ mit ständiger Modernisierung der Abbaumethoden und Ausrüstung der Bergleute, die nun „zur Schicht“ mit dem Imfeld-Bus zu den saarländischen Gruben fuhren. Ab 1970 bis 2012, dem Ende der Saarkohle, ging die Kohlenförderung und Anzahl der Bergleute sprunghaft zurück. Während frühe Bergleute unter der Woche in einfachen Schlafhäusern auf saarländischem Grubengelände übernachteten, förderte der preußische Bergfiskus ab 1842 den Bau von Prämienhäusern, um den Bergmann und seine Familie „an die Scholle zu binden“ und im landwirtschaftlichen Nebenerwerb eine Ziege zu halten, die sog. „Bergmannskuh“. Die einstigen Prämienhäuser – gelegentlich mit Hammer und Schlegel über dem Türsturz versehen - schmücken noch heute das Ortsbild des Dorfes Miesau. Kinder, deren Alltag und Spiel, laut Koch, durch das Bergmannsleben geprägt war, bauten die Betten ihrer Schlafstuben zu Grubenlandschaften aus, um den Beruf ihres Vaters spielerisch, zum Leidwesen der Eltern oft auch eingeschwärzt, umzusetzen. Die Verwandtschaft zwischen Kohlen und Diamanten mit über 2,5 Milliarden Jahren Altersdifferenz, die unterschiedliche Betrachtungsweise der Schauspielerin Marilyn Monroe und des Geologen Euan Nisbet mündeten in Vorschläge und Rezepturen zur Diamantherstellung, welche Schillo, aus ihrem „Nähkästchen plaudernd“, bildhaft preisgab aber auch die berühmtesten aus Graphit einst in 120 Kilometern Tiefe entstandenen und durch Tiefenexplosion mit dem Gestein „Kimberlit als Fahrstuhl“ in höhere, abbauwürdige Gesteinsetagen transportierten Edelsteine, wie der unter beachtlich teurem Liebesbeweis stehende „Taylor-Burton-Diamant“, vorstellte. Bilder über die einstige saarländische Bergbau- und Industrielandschaft, Folgeschäden an Gebäuden und Infrastruktur durch Oberflächenabsackung und humorvoll kommentierte, „heutzutags“ gefährliche Bahnfahrt in das Saarland, sekundär begrünte Kunstlandschaften über historischen Abraumhalden und nachhaltige Maßnahmen zur Landschaftsgestaltung im Zuge des Strukturwandels mündeten in ein Abschied nehmendes Schlussbild mit einer vor dem einst Kohlen liefernden Saar-Nahe-Bergland und „Kohlensattel“ stehenden, von Heinz Erhardt gedichteten und Doris Koch interpretierten „einsamen Lore“, musikalisch mit dem Volkslied „im schönsten Wiesengrunde“ durch Schillo untermalt. Ein Grubenschnaps und ein mit der saarländischen Post angekommenen, gefüllten Portemonnaie mit der Aufschrift „ab heute hab´ ich Kohle im Sack“ sorgte für ein verabschiedendes und überraschendes „Schluck runter…und Glück auf“. „Eine pfiffige Veranstaltung“, stellte Pfarrerin Stoll-Rummel erfreut fest. Der Erlös aus Spenden des Vortrags der Landfrauen Miesau dient als Beitrag zur Renovierung der Kirchenfenster.

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