Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)



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Theodoret von Cyrus († 466)

Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)


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Text ohne Gewähr
Text aus: Des Bischofs Theodoret von Cyrus Kirchengeschichte / aus dem Griechischen übers. und mit Einl. und Anmerkungen versehen von Andreas Seider. (Des heiligen Bischofs Theodoret von Cyrus ausgewählte Schriften Bd. 2; Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 51) Kempten; München : J. Kösel : F. Pustet, 1926.

Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)
Erstes Buch [323—337]

  1. Einleitung. Zweck der Geschichtsschreibung

  2. Die Entstehung der arianischen Häresie

  3. Verzeichnis der vornehmsten Bischöfe jener Zeit

  4. Schreiben des Bischofs Alexander von Alexandrien an den Bischof Alexander von Konstantinopel

  5. Schreiben des Arius an den Bischof Eusebius von Nikomedien

  6. Schreiben des Bischofs Eusebius von Nikomedien an den Bischof Paulinus von Tyrus

  7. Die Verhandlungen auf der großen Synode zu Nizäa (325)

  8. Widerlegung der Anhänger des Arius aus den Schriften des großen Eustathius und des Athanasius

  9. Verhandlungen über Melitius aus Ägypten, von dem die schismatischen Melitianer stammen, die sich bis heute erhalten haben. Synodalschreiben über ihn

  10. Schreiben des Kaisers Konstantin an die abwesenden Bischöfe in Betreff der Konzilsbeschlüsse

  11. Getreideanweisungen zugunsten der Kirchen und andere vortreffliche Taten des Kaisers

  12. Schreiben des Bischofs Eusebius von Cäsarea über das in Nizäa aufgestellte Glaubensbekenntnis

  13. Widerlegung der jetzt von den Arianern vorgebrachten Verleumdungen aus den Schriften des Bischofs Eusebius von Cäsarea

  14. Der Tod des Arius, nach einem Schreiben des Athanasius (336)

  15. Schreiben des Kaisers Konstantin betreffs der Erbauung von Kirchen

  16. Schreiben Konstantins betreffs der Anfertigung der heiligen Bücher

  17. Schreiben des Kaisers Konstantin an den Bischof Makarius von Jerusalem in Betreff der Erbauung des heiligen Tempels

  18. Helena, die Mutter des Kaisers Konstantin, die Auffindung des ehrwürdigen Kreuzesholzes, ihr Eifer für die Erbauung des heiligen Tempels

  19. Die unkanonische Versetzung des Eusebius von Nikomedien nach Konstantinopel

  20. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Nikomedier gegen Eusebius und Theogonius

  21. Hinterlistige Umtriebe des Eusebius und seiner Partei gegen den heiligen Eustathius, Bischof von Antiochien

  22. Die nach dem Weggang des heiligen Eustathius in Antiochien aufgestellten häretischen Bischöfe

  23. Die Bekehrung der Indier

  24. Die Bekehrung der Iberer zum wahren Glauben

  25. Schreiben des Kaisers Konstantin an Sabor, den König der Perser, in Betreff der Sorge für das Volk Gottes

  26. Die gegen den heiligen Athanasius geschmiedeten Umtriebe

  27. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Alexandriner

  28. Neue Verfolgungen des Athanasius

  29. Schreiben des Kaisers Konstantin an die Synode in Tyrus

  30. Die Synode in Tyrus (335) und die Umtriebe gegen den seligen Athanasius mit der berüchtigten Hand des Arsenius

  31. Die Kirchweihe in Jerusalem und die Verbannung des großen Athanasius

  32. Die letzten Verfügungen des seligen Kaisers Konstantin

  33. Apologie des Kaisers

  34. Das Ende des Kaisers

Zweites Buch [337—361]

  1. Rückkehr des heiligen Athanasius

  2. Brief des Kaisers Konstantin, des Sohnes Konstantins, an die Alexandriner

  3. Kaiser Konstantius wird dem wahren Glauben entfremdet

  4. Zweite Verbannung des seligen Athanasius. Erhebung und Ende des Gregorius

  5. Paulus, Bischof von Konstantinopel

  6. Macedonius und seine Irrlehre

  7. Die Synode in Sardika

  8. Synodalschreiben der in Sardika versammelten Bischöfe an die Bischöfe des ganzen Erdkreises

  9. Die Bischöfe Euphrates und Vincentius und der in Antiochien gegen sie unternommene Anschlag

  10. Die Absetzung des Stephanus

  11. Der Brief des Konstantius an Athanasius

  12. Zweite Rückkehr des heiligen Athanasius

  13. Dritte Verbannung und Flucht des Athanasius.

  14. Georgius und seine in Alexandrien verübten Freveltaten

  15. Die Synode in Mailand

  16. Unterredung des Kaisers Konstantius mit dem römischen Bischof Liberius

  17. Verbannung und Rückkehr des heiligen Liberius

  18. Die Synode in Rimini

  19. Synodalschreiben der in Rimini versammelten Bischöfe an den Kaiser Konstantius

  20. Zweites Schreiben der Synode an Konstantius

  21. Die Synode zu Nice in Thrazien und das von ihr aufgestellte Glaubensbekenntnis

  22. Synodalschreiben des Bischofs Damasus von Rom und der abendländischen Bischöfe an die Bischöfe Illyriens in betreff der Synode zu Rimini

  23. Urteil des Bischofs Athanasius über dieselbe Synode (zu Rimini)

  24. Die Arglist des Bischofs Leontius von Antiochien und die Freimütigkeit des Flavianus und Diodorus

  25. Die Neuerung des Eudoxius von Germanicia und der von Basilius von Ancyra und Eustathius von Sebaste gegen ihn bewiesene Eifer

  26. Die zweite Synode von Nizäa

  27. Die Synode zu Seleucia in Isaurien

  28. Die Schicksale der rechtgläubigen Bischöfe zu Konstantinopel

  29. Synodalschreiben gegen Aëtius

  30. Ursache der Trennung der Eunomianer von den Arianern

  31. Die Belagerung der Stadt Nisibis und der apostolische Wandel des Bischofs Jakobus

  32. Synode zu Antiochien. Das Verfahren gegen den heiligen Meletius

  33. Bischof Eusebius von Samosata

Drittes Buch [361—363]

  1. Die Regierung des Kaisers Julian

  2. Die christliche Erziehung Julians

  3. Julians Übertritt zum Heidentum. Anfängliche Verheimlichung desselben

  4. Die Rückkehr der Bischöfe

  5. Die Weihe des Paulinus

  6. Wiedererstarkung des Heidentums

  7. Die Verfolgung der Christen durch die Heiden

  8. Gesetze gegen die Christen

  9. Des heiligen Athanasius vierte Verbannung und Flucht

  10. Apollo von Daphne und der heilige Babylas

  11. Der Bekenner Theodorus

  12. Einziehung der Kirchengüter

  13. Julian, der Oheim des Kaisers

  14. Der Sohn des Priesters

  15. Die Martyrer Juventinus und Maximinus

  16. Valentinian, der spätere Kaiser

  17. Andere Bekenner

  18. Der Feldherr Artemius

  19. Die Diakonissin Publia und ihr freimütiges Eintreten für die Sache Gottes

  20. Die Juden und ihr Versuch des Tempelbaues und die von Gott über sie verhängten Strafen

  21. Der Feldzug gegen die Perser

  22. Der Freimut eines Ratsherrn von Beröa

  23. Die Vorhersagung des Erziehers

  24. Die Weissagung des Mönches Julianus

  25. Der Tod des Kaisers Julian in Persien

  26. Die nach dem Tode des Kaisers zu Karrhä entdeckte abergläubische Beobachtung desselben

  27. Die im Palaste zu Antiochien aufgefundenen Köpfe

  28. Allgemeiner Jubel in Antiochien

Viertes Buch [363—378]

  1. Die christliche Regierung Jovians

  2. Die Rückkehr des heiligen Athanasius

  3. Synodalschreiben über den Glauben an Kaiser Jovian

  4. Wiederaufnahme der Getreidelieferungen an die Kirchen

  5. Das Ende des Kaisers Jovian

  6. Die Regierung des Valentinian und die Annahme seines Bruders Valens zum Mitkaiser

  7. Die Weihe des Bischofs Ambrosius

  8. Schreiben der Kaiser Valentinian und Valens an die asiatische Kirchenprovinz inbetreff des Wortes „gleichwesentlich”

  9. Synodalschreiben der illyrischen Synode über den Glauben

  10. Die Irrlehre der Audianer

  11. Die Irrlehre der Messalianer

  12. Abfall des Valens zur Häresie

  13. Verbannung der durch Tugend ausgezeichneten Bischöfe

  14. Eusebius, Bischof von Samosata

  15. Eifer der Samosatener

  16. Der heilige Barses, Bischof von Edessa

  17. Die Verfolgung in Edessa

  18. Die edessenischen Priester Eulogius und Protogenes

  19. Der heilige Basilius, Bischof von Cäsarea, und die gegen ihn gerichteten Bemühungen des Kaisers Valens und des Präfekten Modestus

  20. Das Ende des heiligen Athanasius und die Weihe des Petrus

  21. Der Arianer Lucius

  22. Bericht des seligen Petrus, Bischofs von Alexandrien, über die Vorgänge zu Alexandrien

  23. Die Weihe des Mönches Moses

  24. Die Verfolgung in Konstantinopel

  25. Sammlung der Rechtgläubigen zu Antiochien durch Flavian und Diodor

  26. Der heilige Mönch Aphraates

  27. Der heilige Mönch Julianus

  28. Andere ausgezeichnete Mönche dieser Zeit

  29. Didymus von Alexandrien und Ephräm der Syrer

  30. Ausgezeichnete Bischöfe dieser Zeit in Asien und Pontus

  31. Schreiben des Valens an den großen Valentinian wegen des Krieges und gläubiges Antwortschreiben des letzteren

  32. Die rechtgläubige Gesinnung des Comes Terentius

  33. Die Freimütigkeit des Feldherrn Trajanus

  34. Der Mönch Isaak in Konstantinopel

  35. Das freimütige Auftreten des scythischen Bischofs Betranio

  36. Feldzug des Valens gegen die Gothen und Strafe für seine Gottlosigkeit

  37. Ursprung des Arianismus bei den Gothen


Fünftes Buch [378—428]

  1. Die Rechtgläubigkeit des Kaisers Gratian

  2. Die Rückkehr der Bischöfe

  3. Die Streitsucht des Paulinus, die Neuerung des Apollinaris von Laodicea, die Weisheit und Frömmigkeit des Meletius

  4. Bischof Eusebius von Samosata

  5. Der Feldzug des Theodosius

  6. Die Regierung und das Traumgesicht des Theodosius

  7. Hervorragende Bischöfe der arianischen Partei

  8. Die Synode in Konstantinopel

  9. Schreiben der Synode in Konstantinopel an die Bischöfe des Abendlandes

  10. Synodalschreiben des Bischofs Damasus von Rom gegen Apollinaris und Timotheus

  11. Ein anderes Synodalschreiben desselben Bischofs Damasus gegen verschiedene Irrlehren

  12. Tod des Gratian und Gewaltherrschaft des Maximus

  13. Justina, die Gemahlin Valentinians, und die Nachstellungen gegen Ambrosius

  14. Botschaft des Usurpators Maximus an Valentinian den Jüngeren

  15. Schreiben des Kaisers Theodosius über dieselbe Angelegenheit

  16. Amphilochius, Bischof von Ikonium

  17. Das Blutbad in Thessalonich

  18. Der Freimut des Bischofs Ambrosius und die Frömmigkeit des Kaisers

  19. Die Kaiserin Placilla

  20. Der Aufstand in Antiochien

  21. Allgemeine Zerstörung der Götzentempel

  22. Die Zerstörung der Götzentempel durch den Bischof Marcellus von Apamea

  23. Theophilus, Bischof von Alexandrien, und die dortigen Vorgänge bei der Zerstörung der Götzenbilder

  24. Bischof Flavian von Antiochien und die Trennung der Abendländer wegen des Paulinus

  25. Die Empörung des Eugenius und der durch den Glauben errungene Sieg des Kaisers Theodosius

  26. Das Ende des Kaisers Theodosius

  27. Der Kaiser Honorius und der Mönch Telemachus

  28. Die Frömmigkeit des Kaisers Arkadius und die Weihe des Bischofs Johannes (Chrysostomus)

  29. Der göttliche Freimut dieses Bischofs

  30. Die Zerstörung der Götzentempel in Phönizien

  31. Die Kirche der Gothen

  32. Seine Sorge für die Scythen und sein Eifer gegen die Marcioniten

  33. Die Forderung des Gainas und die Antwort des Bischofs Johannes

  34. Die Gesandtschaft des Johannes an Gainas

  35. Das ungerechte Verfahren gegen Johannes (Chrysostomus)

  36. Die durch die Verfolgung des Johannes (Chrysostomus) veranlaßten Ereignisse

  37. Alexander, Bischof von Antiochien

  38. Die Zurückführung der Reliquien des Johannes

  39. Der Glaube des Kaisers Theodosius und seiner Schwestern

  40. Theodotus, Bischof von Antiochien

  41. Die Christenverfolgung in Persien und die dortigen Martyrer

  42. Theodor, Bischof von Mopsuestia

Theodoret von Cyrus († 466)

Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica)



Erstes Buch [323—337]
1. Einleitung. Zweck der Geschichtsschreibung
Der Maler, der die Begebenheiten der Geschichte auf Holz oder Stein darstellt, bereitet dadurch nicht nur den Augen einen Genuß, sondern er erhält auch die betreffenden Ereignisse für lange Zeit in lebendiger Erinnerung. Der Geschichtschreiber dagegen, der sich statt der hölzernen Tafeln nur des Papiers und statt der Farben nur des Schmuckes der Rede bedient, sichert den Ereignissen gleichwohl ein dauerhafteres und bleibenderes Andenken, da die Zeit zuletzt das Kunstwerk des Malers ja doch zerstört. Von dieser Erwägung geleitet, will auch ich den Versuch wagen, dasjenige aufzuzeichnen, was bisher eine kirchengeschichtliche Darstellung noch nicht gefunden hat. Ich halte es nämlich für unrecht, sich um das Andenken von so manchen glänzenden Taten und nützlichen Verhandlungen nicht zu kümmern, sondern sie der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Gerade deshalb haben auch einige meiner Freunde mich schon oft zu dieser Arbeit aufgemuntert. Wenn ich allerdings die Schwierigkeit der Aufgabe mit meiner geringen Kraft vergleiche, so möchte ich vor dem Unternehmen zurückschrecken; aber im Vertrauen auf den freigebigen Spender aller guten Gaben will ich mich der Arbeit unterziehen, die meine eigene Kraft für sich allein übersteigen würde. —
Eusebius aus Palästina hat, mit der Geschichte der heiligen Apostel beginnend, bis zur gottgesegneten Regierung Konstantins die auf die einzelnen Kirchen bezüglichen Ereignisse aufgezeichnet1. Ich will daher den Schluß seines Werkes zum Ausgangspunkt meiner Darstellung machen.
2. Die Entstehung der arianischen Häresie
Nach dem Tode jener frevelhaften und gottlosen Tyrannen, ich meine des Maxentius, Maximinus und Licinius1, legte sich der Sturm, den jene Unholde gleich plötzlich sich erhebenden Orkanen gegen die Kirche erregt hatten, und diese erfreute sich nach dem Aufhören der stürmischen Winde fürderhin einer dauernden Ruhe. Der Urheber dieses Friedens war Konstantin, jener ruhmreiche Kaiser, der ähnlich wie der heilige Apostel (Paulus) nicht von Menschen noch durch eines Menschen Vermittlung2, sondern vom Himmel hierzu berufen ward. Er erließ Gesetze, welche die Götzenopfer untersagten und zum Aufbau der Kirchen ermunterten, gab den Provinzen Statthalter, die mit dem christlichen Glauben geschmückt waren, befahl, die Priester zu ehren, und drohte den Verächtern derselben mit dem Tode. Daraufhin stellten die einen ihre zerstörten Kirchen wieder her, andere bauten neue Gotteshäuser, die geräumiger und glänzender waren als die früheren. Währenddessen herrschte bei uns allenthalben Jubel und Freude, bei den Gegnern aber Niedergeschlagenheit und Entmutigung. Denn die Götzentempel standen verschlossen da, in den Kirchen dagegen wurden Feierlichkeiten und Festversammlungen gehalten, eine nach der anderen3.
Doch der boshafte und neidische Teufel, der stets auf das Verderben der Menschen sinnt, konnte es nicht ansehen, wie das Schiff der Kirche von einem günstigen Winde ruhig dahingetrieben wurde, sondern er schmiedete heimtückische Pläne und gab sich alle Mühe, die Kirche zum Sinken zu bringen, sie, die doch vom Schöpfer und Herrn aller Dinge geleitet wird. Er sah nämlich, daß der heidnische Irrwahn offenkundig geworden, daß die mannigfachen Kunstgriffe der Dämonen aufgedeckt seien und daß von den meisten Menschen nicht mehr die geschaffenen Dinge angebetet, sondern an deren Stelle deren Schöpfer gepriesen werde. Deshalb wagte er nicht mehr den offenen Kampf gegen unseren Gott und Heiland; aber da sich Männer fanden, die, obschon des christlichen Namens gewürdigt, dennoch Sklaven des Ehrgeizes und eitler Ruhmsucht waren, so gebrauchte er diese als Werkzeuge zur Ausführung seiner arglistigen Pläne und verführte durch sie wieder viele andere zu dem früheren Irrtum, indem er sie zwar nicht wieder zur Anbetung der Geschöpfe verleitete, wohl aber dazu, den Schöpfer und Herrn der Welt auf gleiche Stufe zu stellen mit den Geschöpfen. Wo zuerst und wie er dieses Unkraut säte, das will ich jetzt berichten.
Alexandrien ist eine sehr große und volkreiche Stadt, welche als Hauptstadt nicht nur über Ägypten, sondern auch über die angrenzenden Teile der Thebais und Libyens regiert. Hier war dem Petrus, jenem siegreichen Kämpfer, der unter der Herrschaft der gottlosen Tyrannen die Krone des Martyriums erlangt hatte4, Achillas für eine kurze Zeit in der Regierung der Kirche gefolgt. Nach diesem aber kam Alexander, ein entschlossener Verteidiger der evangelischen Lehre5.
Um jene Zeit nun lebte Arius, der in den Stand der Priester aufgenommen und mit der Erklärung der heiligen Schriften betraut worden war. Als dieser sah, wie Alexander zu der höchsten Stufe des Priestertums erhoben wurde, konnte er den Einflüsterungen des Neides nicht widerstehen, sondern suchte, von demselben getrieben, Gelegenheit zu Zank und Streit. In Anbetracht des löblichen Wandels, den Alexander führte, konnte er allerdings keine verleumderischen Anklagen gegen ihn aushecken; dennoch ließ ihn der Neid nicht ruhen.
Diesen nun fand und benützte der Feind der Wahrheit, um Verwirrung und Unordnung in der Kirche zu erregen. Er brachte ihn nämlich dahin, daß er der apostolischen Lehre Alexanders offen widersprach. Dieser lehrte im Anschluß an die heiligen Schriften, der Sohn sei gleicher Ehre würdig wie der Vater, und er habe dieselbe Wesenheit wie der ihn zeugende Gott. Arius dagegen nannte in direktem Widerspruch mit der Wahrheit den Sohn ein Geschöpf und ein Gebilde, und fügte hinzu: „Es gab eine Zeit, wo er nicht war“, und so noch anderes, was wir alles noch genauer aus seinen eigenen Schriften kennen lernen werden. Und solches behauptete er fortwährend nicht nur in der Kirche, sondern auch außerhalb derselben in Gesellschaften und Versammlungen. Ja er ging sogar von Haus zu Haus und machte so viele, als er konnte, zu Sklaven seines Irrtums. Alexander nun, der berufene Verteidiger der apostolischen Lehre, versuchte ihn zuerst durch Ermahnung und Zuspruch auf bessere Wege zu bringen; als er aber sah, daß jener ganz wie von Sinnen war und seine gottlose Lehre öffentlich ausposaunte, schloß er ihn vom priesterlichen Amte aus. Er folgte damit nur der göttlichen Vorschrift, die da lautet: „Wenn dich dein rechtes Auge ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir1!“

3. Verzeichnis der vornehmsten Bischöfe jener Zeit
In jener Zeit wurde die römische Kirche von Silvester geleitet, dem Nachfolger des Miltiades. Dieser letztere aber war nach Marcellinus, der in der Verfolgung sich ausgezeichnet hatte, zum Bischof bestellt worden2. In Antiochien war auf Tyrannus nach dem Eintritt des kirchlichen Friedens der Bischof Vitalius gefolgt, derselbe, welcher den Aufbau der von den Tyrannen zerstörten Kirche in der Altstadt in Angriff nahm. Sein Nachfolger Philogonius vollendete den Bau und bewies auch zur Zeit des Licinius einen großen Eifer für den christlichen Glauben. Die Kirche zu Jerusalem wurde nach des Hermonas Tode dem Makarius anvertraut, einem Manne, würdig dieses Namens3 und geschmückt mit vielen herrlichen Tugenden. In Konstantinopel wurde zur selben Zeit Alexander mit dem bischöflichen Amte betraut, ein Mann, der gleichfalls durch apostolische Geistesgaben sich auszeichnete.
Damals nun faßte der alexandrinische Bischof Alexander, da er sah, wie Arius, vom Stachel der Herrschsucht getrieben, die Anhänger seiner gotteslästerlichen Lehre um sich vereinigte und getrennte Versammlungen mit ihnen hielt, den Entschluß, von diesem gottlosen Vorgehen den anderen Bischöfen schriftliche Mitteilung zu machen. Ich will das Schreiben, das er an den gleichnamigen Bischof von Konstantinopel richtete und das über den ganzen Lehrbegriff des Arius klar und deutlich unterrichtet, meiner Geschichte einverleiben, damit nicht etwa jemand auf den Gedanken komme, ich würde das alles frei erfinden. Im Anschluß daran soll dann ein Schreiben von Arius selbst folgen und der Reihe nach die anderen Schriftstücke, deren Anführung durch die geschichtliche Erzählung nahegelegt wird, damit sie für die Wahrheit vorliegender Darstellung Zeugnis ablegen und zugleich eine tiefere Einsicht in den Zusammenhang der Ereignisse vermitteln.
Das Schreiben des alexandrinischen Bischofs Alexander an den gleichnamigen Bischof von Konstantinopel lautet, wie folgt.

4. Schreiben des Bischofs Alexander von Alexandrien an den Bischof Alexander von Konstantinopel
„Dem hochverehrten und gleichgesinnten Bruder Alexander entbietet Alexander Gruß im Herrn.
Das herrschsüchtige und geldgierige Streben böser Menschen hat es naturgemäß immer auf diejenigen Diözesen1 abgesehen, die ihnen größer erscheinen, wenn nämlich solche Leute mit mancherlei Scheingründen gegen die kirchliche Rechtgläubigkeit ankämpfen. Von dem in ihnen wirkenden Teufel getrieben, legen sie nämlich alle Scheu ab, ergreifen mit Freuden die sich bietende Gelegenheit zum Genusse und treten die Furcht vor dem Gerichte Gottes mit Füßen. Von solchen Menschen nun ist es mir, da ich selbst von ihnen zu leiden habe, ein Bedürfnis, Eurer Hochwürden Mitteilung zu machen, damit Ihr Euch vor denselben in acht nehmet, auf daß nicht irgendeiner von ihnen verwegen auch in Euere Diözesen eindringe, sei es persönlich — denn die Gaukler verstehen sich auf Verstellung und Betrug —, sei es durch Briefe, die mit verlogener Schönfärberei leicht für sich einnehmen können, wenn man sie mit einfältiger und argloser Vertrauensseligkeit entgegen nimmt.
Arius nämlich und Achillas haben sich jüngst miteinander verschworen, die Herrschsucht des Kolluthus2 nachzuahmen, nur trieben sie es noch viel schlimmer wie jener. Denn jener gab gerade ihnen die Schuld und fand in ihrem Treiben eine Entschuldigung für seine eigene schlechte Handlungsweise. Diese aber vermochten, als sie dessen Handel mit Christus sahen, der Kirche nicht mehr länger untertan zu bleiben, sondern bauten sich Räuberhöhlen3, in denen sie ununterbrochen Versammlungen halten und Tag und Nacht in Schmähungen gegen Christus und gegen uns sich üben. Und indem sie gegen die ganze rechtgläubige apostolische Lehre Klage erheben, haben sie nach dem Vorbild der Juden eine Christus bekämpfende Rotte um sich gesammelt, leugnen die Gottheit unseres Erlösers und verkünden laut, daß er den übrigen Geschöpfen gleich sei; und indem sie alle diejenigen Schriftstellen auswählen, welche sich auf sein Erlösungswerk und auf seine unsertwegen übernommene Erniedrigung beziehen, versuchen sie aus diesen Stellen die Predigt ihrer Gottlosigkeit zusammenzustellen, während sie dagegen die Zeugnisse für seine uranfängliche Gottheit und seine unaussprechliche Herrlichkeit beim Vater zurückweisen. Gleichwie sie nun so den gottlosen Vorstellungen der Heiden und Juden von Christus Vorschub leisten, so jagen sie auch so viel wie möglich nach dem Lobe dieser Menschen, indem sie alles das treiben, was an uns bei jenen verlacht wird, und indem sie täglich Unruhen und Verfolgungen gegen uns erregen. Bald setzen sie nämlich die Gerichte in Bewegung durch die Anklagen zügelloser Weibspersonen, welche sie in ihre Irrtümer verstrickt haben, bald bringen sie das Christentum in schlechten Ruf durch die ihnen anhängenden jüngeren Frauenzimmer, welche ohne Zucht und Sitte in allen Straßen herumschwärmen. Ja selbst das ungenähte Gewand Christi, das die Henkersknechte nicht trennen wollten, haben sie kein Bedenken getragen zu zerreißen. Wir sind wegen der Heimlichkeit ihres Treibens erst spät auf sie aufmerksam geworden, haben sie aber nunmehr, wie es in Hinsicht auf ihr Leben und frevelhaftes Unternehmen geboten schien, unter allgemeiner Zustimmung aus der Kirche, welche die Gottheit Christi anbetet, ausgeschlossen.
Nun verlegten sie sich auf listige Umtriebe gegen uns, wandten sich an unsere gleichgesinnten Mitbischöfe und baten heuchlerisch und dem äußeren Scheine nach um Friede und Gemeinschaft; in Wirklichkeit aber gaben sie sich Mühe, einige von ihnen durch gleißnerische Reden in ihre eigene Krankheit hineinzuziehen; sie erbaten sich von ihnen ausführlichere und wohlwollend gehaltene Briefe, um sie den von ihnen Verführten vorzulesen, gleich als ob sie selbst Bischöfe zu Freunden und Gesinnungsgenossen hätten, und dadurch ihre Anhänger immer mehr in die Gottlosigkeit hineinzutreiben und unabänderlich im Irrtum festzuhalten. Natürlich gestehen sie ihnen nicht, was sie bei uns Böses gelehrt und getan haben, um dessentwillen sie auch ausgeschlossen wurden; dieses übergehen sie vielmehr mit Stillschweigen oder suchen es durch trügerische Reden und Schriften zu verschleiern und so zu täuschen. Indem sie also ihre verderbliche Lehre hinter gefälligen und schmeichlerischen Reden verbergen, verstehen sie es, jeden, der dem Betruge zugänglich ist, mit sich fortzureißen, wobei sie sich auch nicht enthalten können, unsere Rechtgläubigkeit allenthalben zu verdächtigen. So kommt es denn auch, daß einige ihre Briefe unterschreiben und sie in die Kirche aufnehmen, was meines Erachtens die Mitbischöfe, die solches wagen, in schlimmsten Ruf bringen muß, nicht nur weil die apostolische Vorschrift solches nicht gestattet, sondern auch weil sie durch ihr Verhalten den teuflischen Kampf, den jene gegen Christus führen, noch mehr entfachen.
Unter diesen Umständen habe ich mich denn ohne Zögern entschlossen, Euch, Geliebte, mit dem Unglauben dieser Menschen bekannt zu machen, die da sagen, es habe eine Zeit gegeben, wo der Sohn Gottes nicht gewesen, er sei später geworden, nachdem er früher nicht gewesen, und zwar sei er damals, als er geworden, wann immer dies gewesen sein möge, gerade ein solcher geworden, wie auch jeder (andere) Mensch ist. „Denn alles“, sagen sie, „hat Gott aus nichts gemacht“, wobei sie in die Erschaffung aller vernünftigen und unvernünftigen Wesen auch den Sohn Gottes miteinbeziehen. Demzufolge lehren sie auch, er sei veränderlicher Natur, der Tugend sowohl wie des Lasters fähig; und als Folge der Behauptung, daß er aus nichts sei, verwerfen sie auch die für sein ewiges Sein sprechenden Stellen der Heiligen Schrift, welche die Unveränderlichkeit des Logos und die göttliche Natur der Weisheit des Logos, worunter Christus zu verstehen ist, klar beweisen. Können doch auch wir, so sagen diese Bösewichter, Söhne Gottes werden, geradeso wie jener. Denn es steht geschrieben: „Söhne habe ich gezeugt und erhöht1.“ Wenn ihnen dann allerdings entgegengehalten wird, was unmittelbar darauf gesagt wird: „sie aber haben sich gegen mich empört“, was doch der Natur des Erlösers widerspricht, da er eine unveränderliche Natur besitzt, so entäußern sie sich aller Scheu und sagen, Gott habe gerade dieses durch sein Vorauswissen und seine Voraussicht in bezug auf ihn erkannt, daß er sich gegen ihn nicht auflehnen werde, und habe ihn deshalb vor allen anderen auserwählt. Gott hat ihn nämlich, so sagen sie, auserwählt, nicht weil er von Natur aus und im Unterschied von den anderen Söhnen Gottes etwas besonderes hatte — denn von Natur aus, sagen sie, ist weder irgend jemand Sohn Gottes, noch hat jemand irgendeine besondere eigentümliche Beziehung zu Gott —, sondern weil er, obschon auch er eine an sich veränderliche Natur besaß, dennoch in Kraft seines sittlichen Ringens und Strebens sich nicht zum Schlechteren gewendet hat; so daß, wenn auch Paulus und Petrus dieselbe sittliche Höhe errungen hätten, sich seine Sohnschaft von der jener Apostel in nichts unterscheiden würde. Zum Beweis für diese unsinnige Lehre mißbrauchen sie frech selbst die Heilige Schrift und führen das Wort des Psalmisten über Christus an, das da lautet: „Du hast die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; deshalb hat dich Gott, dein Gott, gesalbt mit dem Öl der Freude vor deinen Genossen1.“
Was nun die Wahrheit2 betrifft, daß weder der Sohn Gottes aus nichts geworden ist, noch daß es jemals eine Zeit gab, wo er nicht war, so belehrt uns hierüber hinreichend der Evangelist Johannes, indem er so über ihn schreibt: „Der eingeborne Sohn, der im Schoße des Vaters ist3.“ Weil nämlich der heilige Lehrer zwei voneinander nicht zu trennende Dinge zeigen wollte, den Vater und den Sohn, so bezeichnete er diesen als im Schoße des Vaters seiend. Weil aber weiterhin das Wort Gottes den aus nichts gewordenen Dingen nicht beizuzählen ist, darum sagt eben derselbe Johannes, daß alles durch ihn geworden ist. Die einzigartige Seinsweise desselben hat er nämlich mit den Worten beschrieben: „Im Anfange war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alles ist durch dasselbe geworden, und ohne dasselbe ist nichts geworden4.“ Wenn also alles durch ihn geworden ist, wie sollte derjenige, der den gewordenen Dingen das Sein geschenkt hat, selbst einmal nicht gewesen sein? Es wird doch in keiner Weise erklärt, daß das Wort, das schaffende Wesen, dieselbe Natur hat wie die geschaffenen Dinge, zumal wenn er im Anfang war und alles durch ihn geworden ist und er alles aus nichts gemacht hat. Denn das Seiende scheint doch das Gegenteil zu sein von dem, was aus nichts geworden ist, und weit von ihm abstehend. Die erste Stelle zeigt also, daß zwischen Vater und Sohn durchaus kein Abstand ist, so daß die Seele sich einen solchen nicht einmal in Gedanken vorstellen kann, die zweite Stelle aber, daß die Welt aus nichts geschaffen worden sei, schließt schon ihren jüngeren und späteren Eintritt in das Sein in sich, wobei alles dieses sein Wesen und Dasein vom Vater durch den Sohn empfangen hat. Da nun der heilige Johannes jenes vom göttlichen Wort ausgesagte „Es war“ betrachtete und erhaben fand und alle geschöpfliche Fassungskraft übersteigend, da getraute er sich nicht, sein Werden und seine Hervorbringung näher zu besprechen; er wagte auch nicht, das Schaffende mit gleichbedeutenden Worten zu bezeichnen wie das Gewordene, nicht als ob der Sohn ungezeugt wäre — denn nur ein Ungezeugtes gibt es, den Vater —, sondern weil die unbeschreibliche Daseinsweise des eingebornen Gottes über die geschärfte Erkenntniskraft der Evangelisten, ja vielleicht sogar über die der Engel weit hinaus liegt. Zu den Frommgläubigen sind daher nach meinem Dafürhalten diejenigen nicht zu zählen, welche sich soweit versteigen, daß sie derartige Untersuchungen anstellen, weil sie die Mahnung nicht beachten: „Was zu schwierig für dich ist, das untersuche nicht, und was dir zu hoch ist, das erforsche nicht1.“ Denn wenn die Erkenntnis vieler anderer Dinge, und zwar solcher, die ungleich niedriger sind als dieses, der Fassungskraft der Menschen entzogen ist — wie zum Beispiel bei Paulus geschrieben steht: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben2.“ Ja sogar von den Sternen sagt Gott zu Abraham, daß er (Abraham) sie nicht zählen könne3, und wiederum: „Den Sand des Meeres und die Tropfen des Regens, spricht der Herr, wer wird sie zählen4?” — wie sollte sich da jemand die nutzlose Mühe machen wollen, die Daseinsweise des göttlichen Wortes zu ergründen — außer er wäre etwa mit einer Neigung zum Tiefsinn behaftet —, jene Daseinsweise, von welcher der Heilige Geist durch den Propheten spricht: „Seine Erzeugung, wer wird sie ergründen5?“ Mit Bezug hierauf hat ja auch unser Erlöser in seiner Fürsorge für die Säulen der Welt (= Apostel) die tiefere Erkenntnis dieses Geheimnisses sorgfältig von ihnen fernhalten wollen, indem er sagte, daß für sie alle eine derartige Erkenntnis nicht naturgemäß sei, daß es vielmehr dem Vater allein zukomme, dieses göttlichste Geheimnis zu durchdringen. „Denn niemand“, so sagt er, „weiß, wer der Sohn ist, als der Vater, und den Vater kennt niemand als der Sohn6.“ Hierauf bezieht sich auch, wie ich glaube, jenes Wort des Vaters: „Mein Geheimnis gehöre mir7.“
Daß es aber ganz unvernünftig ist8, zu denken, daß der Sohn aus nichts geworden sei, ergibt sich daraus, daß der Ausdruck: „aus nichts“ einen zeitlichen Ursprung in sich schließt, wenn auch jene unvernünftigen Menschen das Unsinnige ihrer Behauptung nicht einsehen. Denn dieses „er (der Logos) war nicht“ muß doch irgendeiner Zeit oder einem Zeitraume angehören. Wenn es aber wahr ist, daß alles durch ihn geworden ist, so liegt es doch auf der Hand, daß auch jeder Zeitraum und jede Zeit und jeder Zeitabschnitt und jenes „einmal“, wo das „er war nicht“ gefunden werden könnte, durch ihn geworden ist. Wie sollte man da Glauben finden für die Behauptung, daß der Urheber der Zeiten, Zeiträume und Zeitabschnitte, in welche das „er war nicht“ hineingestellt werden könnte, selbst einmal nicht gewesen ist? Es ist ja doch unfaßbar und der Gipfel aller Torheit, von dem Urheber eines Dinges zu behaupten, er selbst sei erst nach der Entstehung jenes Dinges geworden. Es geht nämlich nach ihrer Ansicht der alles schaffenden Weisheit Gottes jener Zeitabschnitt voraus, in welchem, wie sie sagen, der Sohn noch nicht durch den Vater geworden war. Damit zeihen sie aber selbst die Heilige Schrift der Unwahrheit, da diese ihn darstellt als „den Erstgebornen aller Schöpfung9“. In Einklang damit steht die Sprache des redegewaltigen Apostels Paulus, wenn er also von ihm sagt: „Welchen er zum Erben gesetzt hat über alles, durch den er auch die Zeiten gemacht hat10“; ferner auch folgendes: „Durch ihn ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, seien es Fürstentümer oder Mächte oder Herrschaften oder Throne; alles ist durch ihn und für ihn geschaffen worden, und er selbst ist vor allem1.“
Da nun die Gottlosigkeit der Behauptung, der Sohn sei „aus nichts“ geworden, offen am Tage liegt, so folgt mit Notwendigkeit, daß der Vater immer Vater ist2. Er ist aber immer Vater durch das Dasein des Sohnes, um dessentwillen er Vater genannt wird. Weil aber der Sohn immer bei ihm ist, ist er auch immer im vollen Sinne Vater und ermangelt niemals seiner Vollkommenheit, da er seinen eingebornen Sohn weder in der Zeit noch in irgendeinem Zeitabschnitt noch endlich aus nichts hervorgebracht hat. Wie sollte es da nicht frevelhaft sein, zu behaupten, die Weisheit Gottes sei irgendeinmal nicht gewesen, während sie doch selbst spricht: „Ich war bei ihm leitend und ordnend; ich war seine Freude3“, oder die Macht Gottes habe je einmal nicht existiert oder sein Wort (Logos) sei je unvollkommen gewesen? Und das gleiche gilt hinsichtlich aller anderen Bestimmungen, durch welche der Sohn als solcher erkannt und der Vater als solcher gekennzeichnet wird. Denn wenn man sagt, „der Abglanz der Herrlichkeit4” existiere nicht, so leugnet man damit auch das ursprüngliche Licht, von dem er (der Sohn) der Abglanz ist. Und ebenso, wenn „das Bild Gottes5“ nicht immer war, so ist offenbar auch derjenige nicht immer, von dem jener das Bild ist. Und wenn ferner „der Abdruck der Wesenheit“ Gottes6 nicht ist, so verschwindet damit notwendig auch derjenige, der in ihm vollständig ausgeprägt ist.
Hieraus kann man ersehen, daß die Gottessohnschaft unseres Erlösers mit der Gotteskindschaft der übrigen Wesen nichts gemeinsam hat7. Wie nämlich nach unserer bisherigen Entwicklung sein unaussprechliches Wesen unvergleichlich erhaben ist über alle Wesen, denen er das Sein geschenkt hat, so ist auch seine Sohnschaft, die gegenüber der Gottheit des Vaters eine natürliche (κατα φὺσιν) [kata physin] ist, in unaussprechlichem Abstand erhaben und verschieden von der Sohnschaft derjenigen, die durch ihn mittels Adoption (θέσει) [thesei] zu Kindern Gottes gemacht worden sind. Er ist nämlich unwandelbarer Natur, vollkommen und in keiner Beziehung bedürftig, während die anderen der Veränderlichkeit nach der einen oder anderen Seite hin unterworfen und darum auf seine Gnadenhilfe angewiesen sind. Denn wie könnte die Weisheit Gottes8 noch Fortschritte machen, oder wie könnte die Wahrheit selbst (αὑτοαλὴθεια) [autoalētheia] einen Zuwachs erhalten, oder wie könnte der Gott Logos oder das Leben oder das wahre Licht9 an Güte zunehmen? Wenn aber dieses unmöglich ist, um wieviel mehr widerspricht es der Natur, daß die Weisheit Gottes jemals einer Torheit fähig gewesen oder die Macht Gottes mit der Schwäche zu kämpfen gehabt habe, oder daß die Vernunft durch Unvernunft verdunkelt worden sei, oder daß Finsternis mit dem wahren Licht sich vermischt habe, da doch der Apostel deutlich sagt: „Welche Gemeinschaft hat denn das Licht mit der Finsternis, oder welche Übereinstimmung hat Christus mit Belial1?“ Und Salomon erklärt, es sei unmöglich, auch nur zu denken, daß die Wege einer Schlange auf einem Felsen gefunden werden2. Dieser Fels aber ist Christus nach der Lehre des Apostels3. Die Menschen und Engel dagegen, die seine Geschöpfe sind, haben Gnadengaben empfangen, um durch Übung der Tugenden und Beobachtung der Vorschriften des Gesetzes fortzuschreiten, damit sie nicht sündigen. Deshalb wird auch unser Herr, der von Natur aus Sohn des Vaters ist, von allen angebetet; diejenigen aber, welche den Geist der Knechtschaft abgelegt haben und infolge ihres männlich starken Ringens und Fortschreitens den Geist der Gotteskindschaft angenommen haben, werden durch die Gnade des natürlichen Sohnes Gottes auch ihrerseits Kinder Gottes, aber durch Adoption (θέσει) [thesei]4.
Diese wahre, einzigartige, natürliche und unvergleichliche Sohnschaft Christi hat Paulus in der Weise dargetan, daß er von Gott sagt: „Der seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns hingegeben hat5“, die wir also offenbar nicht natürliche Söhne sind; denn im Gegensatz zu den nicht eigenen Söhnen nannte er ihn seinen eigenen Sohn. Und im Evangelium heißt es: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe6.“ Und im Buche der Psalmen spricht der Erlöser: „Der Herr sprach zu mir: Mein Sohn bist du7.“ Indem der Herr in diesen Worten die Vollbürtigkeit seines Sohnes zum Ausdruck bringt, gibt er damit zugleich zu erkennen, daß er neben diesem andere vollbürtige Söhne nicht mehr besitzt. Was soll ferner jene Stelle: „Aus meinem Schoße habe ich dich gezeugt vor dem Morgenstern8“? Ist sie nicht ein klarer Beweis für die auf väterlicher Zeugung beruhende natürliche Sohnschaft, welche er, der Sohn, nicht durch sittliches Ringen und ständiges Streben nach Fortschritt, sondern als Natureigentümlichkeit empfangen hat? Daher ist auch die Sohnschaft, welche der eingeborne Sohn des Vaters besitzt, unverlierbar. Die Annahme der vernünftigen Wesen an Kindes Statt ist dagegen, weil sie ihnen nicht von Natur aus zukommt, sondern wegen ihrer sittlichen Tüchtigkeit und durch Gottes Gnade ihnen zuteil wird, verlierbar, wie die Schrift zu berichten weiß: denn „als die Söhne Gottes die Töchter der Menschen sahen, nahmen sie sich davon zu Weibern usw.9“. Und: „Söhne habe ich gezeugt und erhöht, sie aber haben sich gegen mich empört10“, so spricht Gott durch Isaias, wie wir belehrt worden sind.
Ich könnte, Geliebte, noch vieles anführen, aber ich will es übergehen, weil ich es für unschicklich halte, solche, die selbst Lehrer und zudem Gesinnungsgenossen sind, mit allzu viel Worten zu ermahnen. Ihr seid ja selbst von Gott belehrt11 und wisset wohl, daß die vor kurzem gegen den wahren und frommen Glauben der Kirche aufgetretene Lehre die des Ebion und des Artemas ist und eine Nachahmung der Lehre des Paul von Samosata zu Antiochia, der durch eine Synode und durch den Richterspruch von Bischöfen, die von allen Seiten her zusammengekommen waren, aus der Kirche ausgeschlossen wurde, und dessen Nachfolger Lucian während der langen Regierungszeit dreier Bischöfe in der Trennung von der Kirche verharrte1. Von der Gottlosigkeit dieser Menschen haben nun jene, welche jetzt mit ihrem Schlagwort „aus nichts“ gegen uns aufgetreten sind, die Hefe geschlürft; sie sind nur deren verborgene Schößlinge, Arius nämlich und Achillas und die ganze Gesellschaft derer, die mit ihnen in der Bosheit übereinstimmen. Und ich weiß in der Tat nicht, wie in Syrien drei rechtmäßig geweihte Bischöfe sich dazu verstehen konnten, diese Menschen durch ihre Zustimmung zu noch schlimmerem Vorgehen zu ermutigen. Indessen möge das Urteil über sie Eurem eigenen Ermessen anheimgestellt sein!
Diese Leute haben ein gutes Gedächtnis für diejenigen Ausdrücke, welche sich auf das erlösende Leiden, die Herablassung, Erniedrigung, sogenannte Armut des Herrn und auf diejenigen Verhältnisse beziehen, rücksichtlich deren der Erlöser unsertwegen neue Bezeichnungen angenommen hat, und sie heben diese Bezeichnungen besonders hervor zur Beseitigung seiner höchsten und ewigen Gottheit. Dagegen sind sie auffallend vergeßlich bezüglich jener Schriftstellen, die seine natürliche Herrlichkeit, seine hohe Abkunft und sein Wohnen beim Vater bezeugen, wie zum Beispiel bezüglich der Stelle: „Ich und der Vater sind eins2.“ So spricht der Herr, nicht um sich für den Vater auszugeben, auch nicht um die Naturen, welche rücksichtlich ihrer Daseinsweise (Hypostase) zwei sind, für eine zu erklären3, sondern weil der Sohn des Vaters die väterlichen Züge getreu wiedergibt, weil er die allseitige Ähnlichkeit mit ihm von Natur aus in sich zum Ausdruck bringt, weil er das unveränderte Bildnis des Vaters und des Urbildes vollkommen ausgeprägtes Abbild ist. Daher offenbarte dieses der Herr auch unverhohlen dem Philippus, als es denselben einst zu schauen gelüstete, indem er auf dessen Bitte; „Zeige uns den Vater“, erwiderte: „Wer mich gesehen hat, hat auch den Vater gesehen4“, so daß also der Vater in seinem göttlichen Abbild wie in einem fleckenlosen und lebendigen Spiegel geschaut wird. Etwas Ähnliches sagen auch die Heiligen im Buche der Psalmen: „In deinem Lichte werden wir das Licht schauen5.“ Deshalb ehrt derjenige, der den Sohn ehrt, auch den Vater, und mit Recht; denn auch jede Lästerung, die man gegen den Sohn auszusprechen wagt, geht zurück auf den Vater.
Wie sollte daher noch auffallend erscheinen, was ich Euch, Geliebte, jetzt noch zu schreiben habe, indem ich Euch die verleumderischen Anklagen auseinandersetze, die sie gegen mich und gegen unser ganzes rechtgläubiges Volk erheben? Denn diejenigen, die gegen die Gottheit des Sohnes Gottes ankämpfen, scheuen sich natürlich auch nicht, die gehässigsten Schmähungen gegen uns zu verbreiten; sie, die weder von den Alten irgend jemand mit sich vergleichen lassen, noch auch es ertragen können, wenn sie mit den Lehrern, deren Umgang wir von Jugend auf genossen haben, auf eine Stufe gestellt werden, noch auch endlich glauben wollen, daß von allen unseren gegenwärtigen Mitbischöfen auch nur einer es bis zu einer mittelmäßigen Wissenschaft gebracht hat, indem sie sich allein für weise und abgetötet und für die Entdecker der wahren Lehre ausgeben, denen einzig und allein geoffenbart worden sei, was sonst keinem anderen unter der Sonne in den Sinn kommen konnte. O diese unselige Verblendung, dieser maßlose Wahnsinn und in Verbindung damit diese schwarzgallige eitle Ruhmsucht und satanische Gesinnung, die in ihren unheiligen Seelen wie eine verhärtete Geschwulst sich festgesetzt hat! Es beschämte sie nicht die göttliche Klarheit der alten Schriften, noch hat der einstimmige Glaube der gegenwärtigen Bischöfe in bezug auf Christus ihr verwegenes Vorgehen gegen denselben zu hemmen vermocht. Ja ihre Ruchlosigkeit werden nicht einmal die Teufel aushalten können, da sich diese wohl hüten, ein Wort der Lästerung gegen den Sohn Gottes auszusprechen.
Dieses möge nun von uns nach unseren schwachen Kräften zur Widerlegung derjenigen angeführt sein, welche mit ungeschickten Waffen den Kampf gegen Christus begonnen und unseren frommen Glauben an ihn anzuschwärzen unternommen haben! Diese Urheber geschwätziger Fabeleien behaupten nämlich, dadurch, daß wir die gottlose und unbiblische Lästerung gegen Christus, nämlich den Ausdruck „aus nichts“, verwerfen, lehrten wir zwei ungezeugte Prinzipien; in ihrer Unwissenheit erklären sie, man müsse notwendig eine von den zwei Möglichkeiten annehmen: entweder müsse man sich den Sohn aus nichts entstanden denken, oder man müsse unweigerlich zwei ungezeugte Prinzipien zugeben. Sie vermögen also in ihrer Kurzsichtigkeit nicht einzusehen, ein wie großer Abstand ist zwischen dem ungezeugten Vater und den von ihm aus nichts geschaffenen vernünftigen wie vernunftlosen Wesen. Zwischen beiden in der Mitte steht die eingeborne Natur, durch welche der Vater des Gottes Logos alles aus nichts geschaffen hat; sie selbst aber ist unmittelbar aus dem durch sich seienden Vater gezeugt, wie der Herr selbst an einer Stelle Zeugnis ablegt: „Wer den Vater liebt, liebt auch den Sohn, der aus ihm gezeugt ist1.“
Bezüglich der genannten Punkte glauben wir nun so, wie es die apostolische Kirche für recht hält, nämlich: An einen allein ungezeugten Vater, der in keinem anderen den Grund seines Seins hat, der unwandelbar und unveränderlich ist, der sich selbst immer vollständig gleich bleibt, der weder einer Zunahme noch Abnahme seiner Vollkommenheit fähig ist, der der Urheber des Gesetzes, der Propheten und der Evangelien, sowie der Herr der Patriarchen, Apostel und aller Heiligen ist2 und an einen Herrn Jesus Christus, den eingebornen Sohn Gottes, der nicht aus dem Nichtseienden (= nichts), sondern aus dem seienden Vater gezeugt ist, nicht in ähnlicher Weise wie die Körper durch Trennung oder Emanation infolge von Teilung, wie Sabellius und Valentinus meinen3, sondern auf unaussprechliche und unbeschreibliche Weise, gemäß den bereits oben angeführten Worten: „Seine Erzeugung, wer wird sie ergründen1?“ Seine Daseinsweise ist nämlich für jede geschaffene Natur unergründlich, wie auch der Vater selbst unergründlich ist, weil die Natur der vernünftigen Wesen die väterliche Gotteszeugung nicht zu begreifen vermag. Übrigens brauchen Männer, die vom Geiste der Wahrheit geleitet werden, dieses nicht erst von mir zu erfahren, da uns hierüber bereits das Wort Christi belehrt und unterrichtet hat: „Niemand weiß, wer der Vater ist, als der Sohn, und niemand weiß, wer der Sohn ist, als der Vater2.“ Ferner haben wir gelernt, daß dieser Sohn unwandelbar und unveränderlich ist wie der Vater, sich selbst genügend und vollkommen, dem Vater ganz gleich und nur darin ihm nachstehend, daß er nicht ungezeugt ist. Denn er ist das genaueste und in nichts verschiedene Ebenbild des Vaters. Es ist ja klar, daß das Ebenbild alles enthält, wodurch das größere Urbild dargestellt wird, wie der Herr selbst gelehrt hat mit den Worten: „Mein Vater ist größer als ich3.“ Demgemäß glauben wir auch, daß der Sohn immer aus dem Vater ist, denn er ist „der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild des väterlichen Wesens4“. Doch möge niemand dieses „immer“ so auffassen, als ob darunter das „Ungezeugtsein“ zu verstehen wäre, wie das jene meinen, deren geistiges Auge geblendet ist. Denn weder der Ausdruck „er war“ noch das Wort „immer“ noch die Bestimmung „vor allen Zeiten“ ist gleichbedeutend mit „ungezeugt“. Ja, welche Worte nur immer der menschliche Verstand zu bilden sich bemühen wird, sie entsprechen nicht dem Begriff des Ungezeugten — und ich glaube, daß auch Ihr geradeso denken werdet, und vertraue ich in dieser Beziehung auf Euer sonstiges richtiges Urteil in allen Dingen —, da ja derartige Bezeichnungen in keiner Weise den Begriff des Ungezeugten wiedergeben. Diese Namen erscheinen vielmehr wie eine Art Ausdehnung der Zeit über die Zeit hinaus, welche die Gottheit und, wenn man so sagen darf, das Alter des Eingebornen nicht gebührend bezeichnen können; sie wurden aber von den heiligen Männern gebraucht, welche, ein jeder nach seinen Kräften, das Geheimnis zu erklären suchten, wobei sie indessen gleichzeitig ihre Zuhörer um Nachsicht baten mit einer wohlbegründeten Entschuldigung, indem sie sagten: „soweit wir es zu begreifen vermögen“. Wenn aber diese Männer behaupten, das, was sie bisher nur stückweise erkannt hätten, habe keine Geltung mehr, und wenn sie deshalb etwas Größeres erwarten, als was ein von Menschenlippen kommendes Wort enthalten kann, so ist klar, daß auch die Ausdrücke „er war“ und „immer“ und „vor allen Zeiten“ weit hinter ihrer Erwartung zurückbleiben. Aber wie immer es sich damit verhalten möge, jedenfalls sind diese Ausdrücke nicht gleichbedeutend mit dem Begriffe „ungezeugt“. Demgemäß muß also dem ungezeugten Vater die ihm gebührende Ehre gewahrt werden, indem man keinen anderen als Urheber seines Seins annimmt; aber auch dem Sohn muß die entsprechende Ehre dadurch zuerkannt werden, daß man seine anfangslose Zeugung aus dem Vater festhält und ihm, wie oben gezeigt wurde, in der Weise Ehrfurcht entgegenbringt, daß man die Ausdrücke „er war“, „immer“ und „vor allen Zeiten“ nur mit frommgläubigem Sinn und mit heiliger Scheu auf ihn anwendet, so daß man dabei seine Gottheit nicht leugnet, sondern dem Bilde und Abdruck des Vaters die genaueste Ähnlichkeit in jeder Beziehung zuschreibt und nur das „Ungezeugtsein“ als eine dem Vater allein zukommende Eigentümlichkeit betrachtet und festhält, wie ja auch der Erlöser selbst sagt: „Mein Vater ist größer als ich5.“
Außer diesem ehrfurchtsvollen Glauben in Betreff des Vaters und Sohnes, wie ihn uns die heiligen Schriften lehren, bekennen wir einen Heiligen Geist, der sowohl die heiligen Menschen des Alten Bundes wie auch die göttlichen Lehrer des sogenannten Neuen Bundes geweiht und geheiligt hat; ferner bekennen wir die apostolische Kirche, die eine einzige, alleinige und allgemeine ist, die stets unüberwindlich bleibt, auch wenn die ganze Welt den Kampf gegen sie aufnehmen wollte, die siegreich ist gegenüber jeder noch so gottlosen Empörung der Irrgläubigen, eine Siegeszuversicht, die uns der Herr selbst einflößt mit den Worten: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden1!“ Nach dieser Welt kennen wir eine Auferstehung von den Toten, deren Erstling unser Herr Jesus Christus ist2, der in Wahrheit und nicht nur dem Scheine nach einen Leib angenommen hat aus Maria der Gottesgebärerin, der am Ende der Zeiten zur Tilgung der Sünde inmitten des Menschengeschlechtes erschienen3, gekreuzigt worden und gestorben ist, ohne jedoch hierdurch an seiner Gottheit eine Einbuße zu erleiden, der, auferstanden von den Toten und aufgenommen in den Himmel, sitzet zur Rechten der Majestät4.
Dieses alles habe ich im vorliegenden Briefe nur unvollständig, nur in Umrissen dargestellt, weil ich es, wie gesagt, für unschicklich halte, das einzelne noch eingehender zu behandeln, da ja diese Dinge Euerem heiligen Eifer nicht unbekannt sind. Dieses also lehren wir, dieses predigen wir, dies sind die apostolischen Dogmen der Kirche, für welche wir selbst zu sterben bereit sind, und wir kümmern uns wenig um jene, welche uns drängen, sie abzuschwören; und selbst wenn sie uns durch die Folter dazu zwingen wollten, lassen wir nicht von der auf diese Lehren gegründeten Hoffnung. Gerade wegen ihres Widerspruches gegen diese Lehren sind die Anhänger des Arius und Achillas und die mit ihnen verbundenen Feinde der Wahrheit aus der Kirche ausgestoßen worden, nachdem sie sich selbst von unserer frommen und rechtgläubigen Lehre getrennt hatten, gemäß der Mahnung des heiligen Paulus: „Wenn euch jemand ein anderes Evangelium verkündet als das, welches ihr empfangen habt, so sei er verflucht5“, selbst wenn er sich für einen Engel vom Himmel ausgeben sollte6, und wiederum: „Wenn jemand anders lehrt und nicht an den heilsamen Worten unseres Herrn Jesu Christi und der rechtgläubigen Lehre festhält, so ist er dünkelhaft, obschon er nichts versteht7“ usw.
Diese also, welche von den Brüdern mit dem Banne belegt worden sind, möge niemand von Euch aufnehmen, niemand auch ihre Reden und Schriften geduldig hinnehmen! Denn diese Gaukler lügen in allem und werden niemals die Wahrheit reden. Sie durchwandern die Städte in keiner anderen Absicht, als unter dem Schein der Freundschaft und im Namen des Friedens mit Heuchelei und Schmeichelei Gemeinschaftsbriefe zu geben und zu empfangen und dadurch einige von ihnen irregeführte Weiblein zu täuschen, die mit Sünden beladen sind8 usw.
Diese also, die so große Frevel gegen Christus zu verüben wagten, die das Christentum bald vor dem Volke herabwürdigen, bald vor den Gerichten bloßzustellen bestrebt sind, die, soviel in ihren Kräften liegt, mitten im Frieden eine Verfolgung gegen uns anzetteln, die das unaussprechliche Geheimnis der Zeugung Christi verflüchtigen, diese weist von Euch, geliebte und gleichgesinnte Brüder, schließt Euch vielmehr unserer Verurteilung ihrer wahnwitzigen Verwegenheit an nach dem Beispiel unserer Mitbischöfe, die über sie entrüstet waren und Briefe gegen sie an mich richteten, die auch die Akten mitunterzeichneten, die ich Euch zugesandt habe durch meinen Sohn, den Diakon Api, nach dem Beispiel der Bischöfe aus ganz Ägypten und der Thebais, aus Libyen und der Pentapolis, aus Syrien und dazu noch aus Lycien und Pamphylien, aus Asia (proconsularis), Kappadozien und den anderen angrenzenden Ländern. Wie von diesen, so hoffe ich zuversichtlich auch von Euch zustimmende Schreiben zu erhalten. Zwar stehen mir viele Mittel zu Gebote, um denjenigen zu helfen, die Schaden gelitten haben; aber auch dies hat sich als ein kräftiges Heilmittel für das von jenen irregeleitete Volk erwiesen, weil man dem übereinstimmenden Urteil unserer Mitbischöfe leichter Glauben schenken und infolgedessen eilig zur Umkehr sich wenden wird.
Grüßet einander, zugleich mit Euern Brüdern! Lebet wohl im Herrn! Das wünsche ich Euch, Geliebte; gönnet mir doch einige Frucht von Euerer Christus liebenden Gesinnung!
Die mit dem Banne belegten Häretiker sind folgende: von den Priestern Arius, von den Diakonen Achillas, Euzoius, Aeithales, Lucius, Sarmates, Julius, Menas, ein anderer Arius und Helladius.“
Gleichlautende Schreiben richtete Alexander auch an Philogonius, den Vorsteher der Kirche von Antiochien, und an Eustathius, der damals die Kirche von Beröa zu leiten hatte, und an alle übrigen Verteidiger der apostolischen Lehre. Aber auch Arius konnte sich nicht ruhig verhalten. Er schrieb seinerseits an diejenigen, welche er für seine Gesinnungsgenossen hielt. Daß aber der göttliche Alexander nichts Unwahres gegen ihn geschrieben hat, das bezeugt Arius selbst in seinem Briefe an Eusebius von Nikomedien. Ich will auch dieses Schreiben in mein Werk aufnehmen, um die Teilnehmer an der gottlosen Ketzerei denen, die sie nicht kennen, bekannt zu machen.

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