Konstantin und seine Familie in Trier Vortrag am 24



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Bettina von Engel

„Konstantin und seine Familie in Trier“


Vortrag bei der Mitgliederversammlung der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft am Sonntag, 3. Juni 2007 im Ristorante „Giovannotti“, Trier-Zurlauben

Von der Parteien Gunst und Hass verzerrt ( i.O. verwirrt)



schwankt sein Charakterbild in der Geschichte ( Schiller: Wallenstein, Prolog)
Kaum ein Zitat der Weltliteratur scheint so perfekt auf den Hauptdarsteller des Römischen Reiches im 4. Jahrhunderts zu passen wie dieses. Die höchst widersprüchliche Beurteilung Konstantins hat einmal ihren Grund darin, dass die Quellenlage schlecht ist, d.h. die zeitgenössischen schriftlichen Quellen sind zahlenmäßig sehr begrenzt. Viele sind z.T. verstümmelt worden oder verloren gegangen, daher war der Sagen- und Legendenbildung vor allem im Mittelalter Tür und Tor geöffnet. Die wenigen tauglichen sind entweder christlich –prokaiserlich ausgerichtet, oder heidnisch –antikaiserlich, d.h. in beiden Fällen parteiisch. Durch die Jahrhunderte hindurch lässt sich dieser gleichbleibende Eindruck verfolgen, je nachdem, wer über den Kaiser oder seine Epoche schreibt und bis heute , trotz sicher größeren Bemühens um Objektivität und detaillierteren Kenntnissen , entzieht sich dieser Mann wie eine Sphinx der klaren Deutung. Der zweite Grund liegt darin, dass Konstantin, der schon in spätantiker und byzantinischer Zeit das (epitheton ornans ,) schmückende Beiwort „der Große“ erhielt, eine Wende in der europäischen Geschichte eingeleitet hat, die uns bis heute prägt: Die Anerkennung des Christentums, eines monotheistischen Glaubens als allgemeine Religion und die langfristige Zurückdrängung heidnischer polytheistischer Glaubensrichtungen. Konstantin hat die neue Religion in sein politisches Denken eingebunden und ihr damit eine stabilisierende Rolle im Staat gegeben, selbst wenn sie erst unter dem späteren Kaiser Theodosius 391 offiziell als Staatsreligion anerkannt wurde. Diese Wende geht einher mit dem langsamen Zerfallsprozess des Römischen Imperiums, das an vielen seiner Grenzen durch die Wanderbewegungen nordischer und östlicher Völkerschaften massiv gefährdet war, und der Verlagerung des politischen und ökonomischen Zentrums von Rom im Westen nach Konstantinopel im Osten, ein Prozess der schon mit Diokletian begonnen hatte. Es ist daher kein Wunder, dass die meisten Zeitgenossen die politische Lage als bedrohlich empfanden und die Verbreitung einer neuen Religion und damit die Aufgabe und zunehmende Unterdrückung der eigenen Göttervorstellungen als Ursache für den sich nahenden Untergang des Reiches begriffen, andere hingegen das Christentum als persönliche und politische Rettung sahen. Die Auseinandersetzungen um Glaubensfragen wurden mit zunehmender Intensität und Leidenschaft geführt, auch innerhalb des Christentums selbst , Ausdruck eines Ringens um Erkenntnis in einer tiefen Krise und eines beginnenden Neuanfangs. Für Menschen aus dem 21. Jahrhundert ist die Stimmung jener Zeit schwer einzufangen, 1700 Jahre liegen dazwischen – erst vielleicht unsere aktuelle Konfrontation mit dem Islam macht es uns leichter, mindestens die religiösen Auseinandersetzungen nachzuvollziehen. Klar wird, dass hier ein dramatischer Umbruch stattfindet, der von späteren Historikern als Übergang von der Antike zum Mittelalter bezeichnet wird.

Ein dritter Grund für die Schwierigkeit, Konstantin zu begreifen, liegt in seiner Persönlichkeit selbst und den daraus resultierenden Handlungsweisen : Als Christ lässt er Kirchen bauen, doch er baut auch weiterhin Tempel, auf Münzen lässt er sich mit dem Sonnengott –sol invictus- darstellen, aber auch mit dem christlichen chi-ro, den griechischen Buchstaben für Christus, er regiert wie ein orientalischer Herrscher mit ungeheurem Prunk und die Bittsteller müssen den Saum seines Kleides küssen; aber im Krieg ist er Soldat unter seinen Soldaten .... die Serie der Widersprüchlichkeiten ließe sich beliebig fortsetzen und die Kaisergestalt verstärkt im Zwielicht erscheinen. In der mittelalterlichen Literatur bietet er ein unerschöpfliches Reservoir für die Rollen als Held und Heiliger, aber auch Kinds- und Gattenmörder, Feldherr und Reichsgründer, Retter und Verderber.


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Bei einem Versuch der Annäherung, begeben wir uns von diesen widersprüchlichen Bildern auf festen, vertrauten Boden, wo eindeutige Spuren des Kaisers bis heute von ihm zeugen : nach Trier. Ehe wir ihn aber 306 in die Stadt und in die Geschichte eintreten lassen ,- denn bis dahin gibt es von dem schon zu diesem Zeitpunkt erwachsenen Mann nur wenige Spuren-, wollen wir uns etwas mit Trier beschäftigen, mit seinem Aufstieg, seiner politischen und wirtschaftlichen Situation, mit seinen Bürgern, mit seiner Rolle als kaiserlicher Residenz.
Die erste sichere Auskunft über die Treverer, einem keltischen Stamm, der in Teilen des heutigen Luxemburgs, Belgiens, der Eifel, des Moseltals und des Saarlandes siedelte, haben wir aus Caesars Schrift über den Gallischen Krieg, den er von 58 – 50 v. Chr. geführt und Gallien, das Gebiet zwischen Pyrenäen und Rhein, für das Römische Reich erobert hat. Die Grenzen des Imperiums hatten sich dadurch im Norden weit vorgeschoben und die Mosel wurde zu einem wichtigen Teil der Fernverkehrsachse vom Mittelmeer zum Rhein. Die Gründung der Stadt Trier unter Augustus um 16 v. Chr. – daher ihr Name Augusta Treverorum- und zunehmende Bedeutung ist also der Tatsache zu verdanken, dass sie sehr verkehrsgünstig lag : an der Fernstrasse Marseille – Lyon –Metz –zu den römischen Legionslagern des späteren Mainz bzw. Köln. Sie wurde militärisch, wirtschaftlich und politisch zur eigentlichen Lebensader des östlichen Gallien. Der Romanisierungsprozess dieses Gebietes, der sogenannten Gallia Belgica wurde nach ersten blutigen Unterdrückungs-maßnahmen sehr geschickt von Rom gesteuert. Es gab zwar eine römische Besatzungsarmee, aber man ließ den Treverern ihre Stammesgliederung und ihre traditionellen politischen Gemeinschaftsformen. Es wurde keine systematische Ansiedlung römischer Bürger vorgenommen, - wie z.B. in Köln - um sie den Treverern als Führungsschicht vor die Nase zusetzen. Es wurde diesen hingegen ermöglicht, in die römische Armee einzutreten und Karriere zu machen, eine für beide Seiten nützliche Entscheidung : Sie wurden integriert, zunächst ihre Eliten und später alle erhielten das römische Bürgerrecht und fühlten sich zunehmend als Bürger des Reiches. Ihr Interesse an einem Aufstand gegen die Besatzer nahm ab in dem Maße wie sie Prestige und Wohlstand erwarben und Rom gewann neue Soldaten und Schutz gegen die vordrängenden Germanen. Die Segnungen der römischen Zivilisation und Kultur zogen nach und nach in Gallien ein : Römisches Recht, die lateinische Sprache, die Architektur und der Straßenbau, Kanalisation und Wasserleitungen, der Götterglaube, der sich mit dem keltischen vermischte und schließlich das Christentum. Bis Trier die typischen Strukturmerkmale einer römischen Stadt aufweist, dauert es weit ins 1. nachchristliche Jahrhundert hinein; eine städtische Besiedlung der Treverer hatte es wohl vorher nicht gegeben. Bis heute sind auf Triers Stadtplan noch Merkmale der röm. Stadtanlage zu erkennen : der rechtwinklige Straßenverlauf z.B., aber wichtig für die Stadt waren zunächst Rathaus, Forum, Basilika und Tempel, d.h. die Verwaltung, das Geschäftsviertel, die politische Repräsentation und die Götterverehrung. Von 70 n.Chr. bis 260 n., also fast 200 Jahre, erlebt die Stadt und das Trevererland eine Periode tiefsten Friedens , die sich auf alle Lebensbereiche positiv auswirkt. Wirtschaft und Handel blühen, die Bürger werden reich und die Stadt wächst. Ausdruck ihres Wohlergehens ist der Bau wichtiger öffentlicher Gebäude wie der Römerbrücke und des Amphitheaters am Ende des 1. Jhts., sowie im 2. Jahrhundert der Circus und die Barbarathermen, die Stadtmauer mit der Porta Nigra sowie verschiedener großer Tempelanlagen diesseits und jenseits der Mosel. Die wirtschaftliche Grundlage dieses Gebietes war die Landwirtschaft, die sich im wesentlichen in den Händen von Großgrundbesitzern befand. Ihre Erzeugnisse fanden vor allem Absatz in den Militärlagern am Rhein und den Siedlungen in ihrem Umkreis. Angebaut wurden Weizen, Roggen, Gerste und Hafer und über die Handelsstraße vom Mittelmeer gelangten typisch südliche Obst- und Gemüsesorten wie Pfirsich, Kirsche, Spargel, Zwiebel usw. und natürlich

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die Traube zu uns. Auch der Anbau dieser Sorten wurde übernommen, was uns noch heute, besonders bezüglich des Weins mit Dankbarkeit erfüllt. Auch Textilerzeugnisse waren ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft. Mäntel und Hosen aus Wolle, von der heimischen Schafzucht stammend , wurden exportiert. Ein weiterer Zweig war die Ziegel- und Töpferproduktion, sowie die Metallbearbeitung die wegen der wachsenden Bevölkerung ständig zunahmen und an Bedeutung gewannen. Münzen waren schon zu keltischer Zeit in der Region im Umlauf, doch durch die wachsende Bedeutung Triers wurde die Stadt am Ende des 3. Jhdts. zu einer der wichtigsten Prägestätten des Reichs.



Ab den 30 er Jahren des 3. Jhdts. wurden Rhein- und Donaugrenze zunehmend von Alemannen und Franken bedroht und 259/60 brachen sie schließlich in Gallien ein. Da der römische Kaiser in Persien gebunden war, gelang die Machtergreifung eines gallischen Usurpators, der ein Sonderreich ausrief, was unter verschiedenen Kaisern fast 15 Jahre Bestand hatte. Vermutlich wurde Trier Hauptstadt dieses Gallischen Reiches, was seine künftige Stellung im diokletianischen Imperium vorbereitete. Ab 274 , nach der Beseitigung der gallischen Usurpatoren, wurde die Region wieder der Reichszentrale unterstellt, die aber größte Schwierigkeiten hatte, die Verhältnisse wegen der dauernden Germaneneinfälle in Gallien zu konsolidieren. Auch Trier wurde 275/6 stark in Mitleidenschaft gezogen, viele Gebäude zerstört und das Umland gebrandschatzt. Erst unter Kaiser Diokletian, einem aus Dalmatien stammenden Bauernsohn, gelang ab 284 eine Neuordnung des Reiches, mit bedeutenden Reformen auf politischem, wirtschaftlichem, militärischem und administrativem Gebiet. Er führte ein Regierungssystem ein, dass der Größe des Röm. Imperiums und der existentiellen Bedrohung aus Ost und West wirksamer gerecht werden sollte : die Tetrarchie – die Viererherrschaft . Schon früher hatten manche Kaiser – augusti- ihre Söhne zu Caesaren ernannt und sie im Westen als eine Art Stellvertreter eingesetzt , um selbst im Osten den Persern entgegentreten zu können. Diokletian hatte keinen Sohn und machte daher Maximian, einen seiner Waffengefährten, 285 zum Caesar und ein Jahr später zum Augustus und setzte ihn im Westen gegen die Germanen ein. Von 286 bis 293 wurde Trier die wichtigste Kaiserresidenz Maximians, in sicherem Abstand zur Rheingrenze und nahe genug, um bei Bedrohung einzugreifen. Angesichts neuer Gefahren aus dem Osten setzten beide Kaiser wiederum Caesaren als Helfer ein, Diokletian den Galerius im Osten und Maximian den Constantius Chlorus, den Vater Konstantins, im Westen. Um sie noch stärker an sich zu binden, haben sie sie als Söhne adoptiert. So gab es jetzt vier Herrscher, die zwar ein relativ klar abgegrenztes Herrschaftsgebiet hatten, aber keine klar abgegrenzten Kompetenzen. Die Schwierigkeiten waren absehbar. Diokletian als der älteste hatte Jupiter zu seinem besondern Schutz gewählt , dem auch Galerius unterstand und Maximian den Herkules, der auch für Constantius Chlorus zuständig war. So war ihre Herrschaft theokratisch fundiert, doch schon hier wurde die Rangordnung deutlich : Jupiter war der höchste Staatsgott, Herkules nur ein Halbgott. Zunächst funktionierte das System: Alle vier Tetrarchen kämpften erfolgreich gegen Eindringlinge von außen und Aufständische im Reichsinnern und die Reformen Diokletians griffen im Wesentlichen. Sie basierten auf konservativen römischen Ordnungsvorstellungen und heidnisch-religiösen Werten, die im Kaiser eine als Gott zu verehrende Gestalt sahen und daher mit christlichen Gedankengut unvereinbar waren. So kam es 303 zu einer systematischen Christenverfolgung, mit der Diokletians Regierungszeit , trotz seiner bedeutenden politischen Leistungen, auf ewig verbunden bleibt. 305 hatten Diokletian und Maximian nach 20 Jahren Herrschaft abgedankt, was im Sinne des tetrarchischen Regierungsmodells war, um den Caesaren Galerius und Constantius Chlorus die Herrschaft zu übergeben, und nach gemeinsamer Auswahl zwei neue Caesaren einzusetzen. Die Erblichkeit des Amtes sollte damit ausgeschlossen und im Idealfall nur die besten ausgewählt werden. Als Caesaren wurden zwei erprobte Heerführer ernannt : (Severus und Maximinus Daja,)

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während die ebenfalls militärisch erfolgreichen Kaisersöhne Konstantin und Maxentius, der Sohn Maximians , zu deren Enttäuschung, nicht ernannt wurden. Doch gelang es beiden auf anderem Wege an die Macht zu gelangen, wie wir noch sehen werden; dass dabei das Experiment der Tetrarchie scheiterte, war durchaus in ihrem Sinne. In diesem Moment also betritt Konstantin die politische Bühne , wenn auch noch nicht Trier. Er war 305 in Yorck/England seinem Vater Constantius Chlorus bei der Unterdrückung der Aufstände in Britannien zu Hilfe geeilt und beide hatten erfolgreich gekämpft. 306 starb der Vater plötzlich und die Soldaten riefen Konstantin zum Augustus aus. Zu diesem Zeitpunkt war er vermutlich um die 30 , um 275 im heutigen Nisch in Serbien geboren. Seine Mutter Helena, wohl als Dienstmagd in einem Wirtshaus oder einer Poststation tätig, wo Soldaten nächtigten und ihre Pferde wechselten, lernte dort den Vater Constantius Chlorus kennen und für sich zu gewinnen, wenn auch nicht als Ehemann. Sie war sicher sehr schön, folgt man dem Eindruck, den ihr Bildnis auf Münzen wiedergibt, und zudem auch klug. Maximian jedoch, der herkulische Kaiser, der Constantius in die Götterfamilie aufgenommen hatte, band ihn an sich, indem er ihn offiziell mit seiner Tochter Theodora um 290 verheiratete. Damit verschwand Helena zunächst aus der Geschichte, ihre Karriere „vom Mist zur Macht“ (zit. n. Ambrosius v. Mailand) ist vorläufig gestoppt, während Theodora mit Constantius in Trier residierte und mit ihm 6 Kinder hatte. Konstantin aber, Helenas Sohn, wurde zur Erziehung nach Nicomedia an den Hof von Kaiser Diokletian bzw. später Galerius geschickt und verbrachte dort wohl seine Jugend- und frühen Mannesjahre; wirklich präzise Informationen gibt es nicht über diese Zeit. Er wurde zum Soldaten ausgebildet und hatte seine ersten militärischen Erfolge. Die Beziehungen zwischen dem Ostkaiser Galerius und dem Westkaiser Constantius Chlorus waren gespannt und Galerius hielt Konstantin quasi als Geisel an seinem Hof fest. Doch diesem gelang es zu fliehen und er ritt die gesamte Strecke bis zur Kanalküste in wenigen Wochen; vom Bosporus durch die Balkanländer, donauaufwärts zum Rhein bis nach Gallien, ein wahrhaft strapaziöses Unternehmen, das uns Zähigkeit, Willensstärke und Mut Konstantins deutlich machen. Seine Soldaten in Britannien sahen das auch so und lernten ihn zudem als tapferen und geschickten Feldherrn kennen. Ihn nach dem Tod des Vaters zum Kaiser zu proklamieren war für sie selbstverständlich, doch Konstantin wusste, dass es nicht systemkonform war. Er informierte den rangältesten Kaiser Galerius darüber und dieser machte ihn zum Caesar, in der klaren Erkenntnis, dass er gegen die Soldaten Konstantins nichts würde ausrichten können. Konstantin akzeptierte zunächst diplomatisch die Zurückstufung, entschlossen jedoch seinen Machtbereich in Gallien zu festigen und auszudehnen. Zu diesem Zweck kommt er 306 an den Hof nach Trier.

Die Stadt hatte sich nach den 30 Jahre zurückliegenden Verwüstungen erholt, wenn auch noch Spuren davon zu sehen waren. Sie war nun seit 20 Jahren Kaiserresidenz und militärische Zentrale des Westens mit einer starken Garnison. Durch die diokletianischen Verwaltungsreformen hatte Trier enorm an Bedeutung gewonnen: Aus der Hauptstadt der Gemeinde der Treverer, die Teile Luxemburgs, Belgiens und Lothringen umfasste, war es die Haupstadt der Provinz Belgica, zu der Metz, Toul und Verdun gehörte, geworden. Vor allem aber war es die Hauptstadt Galliens, Zentrale eines Territoriums, das die britannischen, germanischen, gallischen und spanischen Provinzen samt Marokko umfasste. Das Bild der bürgerlichen Großgrundbesitzer-und Kaufmannstadt hatte sich gründlich gewandelt. Mit den Soldaten aus allen Teilen des Röm. Reich waren auch Händler und Gelehrte, Prediger und Handwerker gekommen, die der Stadt einen multikulturellen Anstrich gab und geistige und religiöse Impulse mitbrachten. Die Bevölkerung wuchs auf 80 000 (?) und die Stadt dehnte sich aus. Handwerk und Künste blühten und der Handel profitierte mehr denn je von Triers Lage. Konstantin gab ihr mit dem Bau der Basilika, die wohl um 310 (neueste Forschung
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spricht von 330 – 340) fertiggestellt wurde, das Flair einer Weltstadt, die mit Rom verglichen wurde.

Doch erst mit dem von ihm bzw. seinem Sohn gebauten Dom und den Kaiserthermen hat sie eine nie wieder erreichte städtebauliche Bedeutung erlangt....

Konstantin ist von England aus auf seinem Weg nach Trier wohl über Belgien gekommen und dann durch die Eifel über die Bitburgerstrasse ins Moseltal gelangt. Nach der letzten Wegbiegung bekam er schon einen ersten Eindruck von der Stadt: er sah die Brücke, das rechtwinklig angelegte Straßennetz , die Porta Nigra und den Getreidespeicher in St. Irminen, die Barbarathermena, das Forum , den Circus, das Amphitheater und die Tempelanlagen rechts und links des Flusses. Schon die Gutshöfe auf seinem Wege werden ihm den Eindruck einer wohlhabenden Gemeinde vermittelt haben, umso mehr diese reiche römische Stadt! Die Trierer haben ihn sicher mit großer Sympathie und hohen Erwartungen empfangen, denn sein Ruf als guter Soldat war ihm wohl vorausgeeilt. Seine militärischen Fähigkeiten waren in den ersten Trierer Jahren auch stark gefordert. Germanische Stämme bedrohten immer wieder die Rheingrenze und Konstantin war bald von den Feinden wegen seiner strategischen Tüchtigkeit und unerbittlichen Härte gefürchtet. Nach alter, römischer Sitte ließ er gefangene Germanenfürsten im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen. Aber auch mit der Zivilbevölkerung kannte er keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.

Doch nicht nur auf militärischen Gebiet wurden die Erwartungen der Trierer Bevölkerung erfüllt. Die christliche Gemeinde der Stadt hoffte darauf, dass Konstantin die tolerante Religionspolitik seines Vaters fortführen und die Bestimmungen Diokletians zur Christenverfolgung umgehen würde und sie wurde nicht enttäuscht.

Trier hatte nicht nur verkehrspolitisch von seiner günstigen Lage profitiert, sondern auch von den geistig-religiösen Anregungen, die mit Händlern und Soldaten in die Stadt gelangt waren. Die römischen Götter wurden problemlos integriert und den eigenen keltischen gleichgesetzt., wie Mars, Merkur und Apollo. Dabei kam es zu gallo-römischen Doppelnamen, wie z.B. Lenus Mars, den wichtigsten Gott der Treverer, der in Trier-West seine Verehrung fand und die Verschmelzung der Kulturen deutlich machte. Das Aufkommen der ersten Christen ist zeitlich nicht eindeutig feststellbar; es muss wohl am Ende des 2., Anfang des 3. Jhdts. liegen und Lyon, das mit Trier in enger Verbindung stand, als Ausgangspunkt haben. Christliches Gedankengut konnte sich ungehindert verbreiten, solange es die römischen Ordnungsvorstellungen nicht störte. Der Römische Staat war im Prinzip allen religiösen Ideen gegenüber offen, solange die Religion, - welche auch immer- als Ordnungsmacht funktionierte. Dazu gehörte die öffentliche Verehrung des Kaisers als göttliche Verkörperung der Staatsidee und die Teilnahme an religiösen Festen, an denen Tiere geopfert und gegessen wurden und genau da verweigerten sich die Christen. Das Abhalten ihrer Gottesdienste in nichtöffentlichen Räumen machten sie zudem verdächtig und bösartige Gerüchte brachten sie in Verruf und provozierten Pogrome. Nicht ihre monotheistische Glaubensrichtung war das Problem, denn schon der Mithras-Glaube und die Verehrung des Sonnengottes, die im ganzen Röm. Reich zunehmend Anhänger fanden, waren Hinwendungen zu einem Ein-Gott-Glauben. Sein Erlösungsgedanke und die Vorstellung eines glücklichen Jenseits zog die Menschen vor allem im 3. Jhdt. an, in dem die innenpolitische Situation durch häufigen und blutigen Kaiserwechsel instabil und die Reichsgrenzen ständig gefährdet waren. Die Situation der Christen in Trier war weniger schwierig als es die späteren Legenden vermuten lassen. Weder vor Diokletian, noch während seiner Christenverfolgung kam es in der Region zu spektakulären Übergriffen. Die diokletianische Verfolgung fand vor allem im Osten des Reiches statt, während Constantius Chlorus zwar christliche Gotteshäuser zerstören ließ und ein Versammlungsverbot erging, um nach außen hin Diokletians Vorschriften zu befolgen,

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aber den Christen selber geschah in seinem Herrschaftsbereich nichts, es kam zu keinem Martyrium. Die ersten Bischöfe von Trier Eucharius, Valerius und wohl Maternus konnten

ihre Gemeinde ab 250 n.Chr. ungefährdet durch die schwierigen Zeiten steuern und die Mitgliederzahlen vermehren. Constantius Chlorus war sicher kein Christ, aber seine Frau

Theodora war Christin, erzog ihre Kinder christlich und beeinflusste ihn wohl in seinen Entscheidungen. Als Konstantin nach Trier kam, traf er auf einen christlich geprägten Kaiserhof und seine erste Verordnung betraf die Aufhebung des Versammlungsverbots und die Möglichkeit der freien Religionsausübung (n. Laktanz).



Eine Änderung eher privater Art nahm er ebenfalls zu Beginn seiner Herrschaft in Trier vor : Er holte seine Mutter Helena zu sich, die von da an die wichtigste Frau am Hofe wurde und somit Theodora, die legitime Witwe des Constantius Chlorus samt ihren Kindern verdrängte und sie rachsüchtig zwang, die Stadt zu verlassen. Ebenfalls nach Trier kam der kleine Crispus, der erste Sohn Konstantins aus einer kurzen vorehelichen Beziehung. Helena kümmerte sich intensiv um diesen Enkel und hing offenbar in besonderer Weise an ihm. Eine andere wichtige Entscheidung, die Konstantin in dem 1. Jahr traf, war die Ehe mit Fausta, einem damals noch sehr jungen, schönen, vermutlich nicht einmal 10jährigen Mädchen,- Frauen durften im Röm.Reich erst mit 12 Jahren heiraten und vermutlich blieb die kleine Fausta noch eine Zeit in der Obhut ihrer syrischen Mutter Eutropia, denn Faustas erster Sohn kam erst 317 auf die Welt. Sie war eine weitere Tochter Maximians. Dieser hatte nicht nur Constantius Chlorus mit seiner Tochter Theodora an sich gebunden, sondern wollte sich auch den nächsten Tetrarchen mit einer Heirat politisch verpflichten. Zur Hochzeit in Trier 307 reiste er an und das Fest wurde vermutlich mit großem Aufwand im kaiserlichen Palast gefeiert. Wir wissen nicht genau, wo er stand, vielleicht an der Stelle des heutigen Domes, unter dessen Chor man 1946 bei Grabungen die Deckenfresken gefunden hat, oder weiter entfernt in der Nähe der Basilika. Es waren wohl die Honoratioren der Stadt geladen, die Senatoren, Kaufmanns- und Großgrundbesitzerfamilien, die militärische Elite und vielleicht sogar der Bischof Agritius Ein zahlreiches Personal, darunter viele Sklaven, bediente sie – der Hof war sicher der größte Arbeitgeber der Region - und mit Darbietungen aller Art unterhielt man die Gesellschaft : Tanz, Musik, Circusvorstellungen mit den sehr beliebten Pferderennen, Tier- und Gladiatorenkämpfen im Amphitheater und natürlich den Lobreden , die vor allem die Funktion hatten, die Leistungen des Herrschers herauszustellen und die der Konkurrenten abzuwerten. Dazu wurde üppig gegessen und getrunken; exotische Speisen aus entferntesten Winkeln des Röm.Reiches wurden herbeigeschafft :Straußenzungen aus Afrika, Pflaumen aus Damaskus, Champignons aus Indien, in Honig geröstetes Lammfleisch aus Gallien, Austern aus Baiae (It), Wein aus Apulien; nur das Bier kam aus dem Trevererland und wurde ans Volk verteilt, samt den bei solchen Anlässen üblichen Spenden. Doch deshalb war Maximian nicht gekommen. Trotz seiner zusammen mit Diokletian erfolgten Abdankung strebte er erneut das Kaiseramt an und wurde von Konstantin als solcher bestätigt. Daraufhin nahm Maximian ihn, wie seinerzeit den Vater auch, in die Herkulierdynastie auf, und machte ihn ebenfalls zum Kaiser, was widerrechtlich war. Er brauchte ihn als Verbündeten gegen den eigenen Sohn Maxentius, der inzwischen von der Prätorianergarde, der persönlichen Schutztruppe des Kaisers in Rom, auf den Schild gehoben worden war. Die innenpolitische Situation wurde außerordentlich kompliziert : Es gab jetzt den Alt-Neukaiser Maximian ohne Herrschaftsgebiet, seinen Sohn Maxentius in Italien, Konstantin in Gallien, dessen Status unklar war, Galerius im Osten, dessen Caesar Maximin Daja und seinen Favoriten Licinius, ein Waffengefährte. Um diesem Chaos Herr zu werden, wurde der alte Diokletian bemüht , 308 in Carnuntum bei Wien ein Kaisertreffen einzuberufen, um die Tetrarchie zu retten. Das Ergebnis war, dass jetzt 6 Aspiranten den Kaisertitel beanspruchten und keiner bereit war zu verzichten.. Konstantin verhielt sich bei diesen Auseinandersetzungen sehr diplomatisch und

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wartete ab. Seine Stunde würde noch kommen. Er kümmerte sich zunächst wieder um die Sicherung der Grenzen in Gallien, bis er zusammen mit Maximinus Daja endlich 310 von Galerius zum Augustus ernannt wurde. Diokletian hatte sich verbittert in seinen Palast ins heutige Split zurückgezogen ; Maximian musste demissionieren und wurde wegen ständiger Provokationen von seinem Schwiegersohn Konstantin schließlich ermordet, und als im darauffolgenden Jahr auch Galerius starb, gab es keinen weiteren Versuch mehr, die Tetrarchie fortzuführen. Das bedauerte Konstantin zuallerletzt, sein Ehrgeiz lag woanders. Mit dem Tod Maximians fiel für ihn auch der Bezug zu Herkules weg; nach einer angeblichen Vision in einem Apollotempel mit einer Prophezeiung, die ihm 30 Jahre Kaisertum vorhersagte, ließ er sich fortan auf Münzen mit dem Sonnengott darstellen, dem sol invictus, der mit Apoll identifiziert wurde, und Konstantin eine neue sakrale Herrschaftslegitimation lieferte. Er stellte sich so dem Gott gleich und übernahm dessen Unbesiegbarkeit für sich selbst. Er übernahm auch das aus dem Orient kommende Hofzeremoniell, das schon Diokletian eingeführt hatte: wenn er Bittsteller oder Gesandte empfing, trug er ein Diadem auf dem Kopf und schwere bestickte Kleidung aus Damast und Seide, die bis zum Boden reichte. Jeder, der sich ihm näherte, musste sich zu Boden werfen und den Saum des Kleides küssen, ehe der Kaiser ihm erlaubte, sich wieder aufzurichten. In Rom, als einstiger Verkörperung der Republik, wurde die Proskynese natürlich verachtet, aber was spielte Rom noch für eine Rolle ? Die Machtzentren lagen im Norden und Osten des Reiches und die Kaiser vom Balkan hassten das arrogante Rom, dass sie als barbarische, ungebildete Aufsteiger betrachtete. Der römische Senat stellte zwar eine geistige Elite dar, aber seine politische Rolle war fast ausgespielt.

Um das Erbe des Galerius, die Herrschaft auf dem Balkan und Kleinasiens, entbrannte ein Streit zwischen Maximinus Daja und Licinius. Von dieser kriegerischen Spannung profitierte Konstantin und bot seine Halbschwester Constanzia dem Licinius als Ehefrau an, um ihn zur Zurückhaltung bei der Auseinandersetzung zu zwingen, die ihm selber am Herzen lag: die Vertreibung des Maxentius aus Rom, um die Herrschaft über den Westen ungeteilt zu übernehmen. Konstantin hatte vorausschauend geplant : die Konkurrenten im Osten waren mit sich beschäftigt und Konstantin konnte sich auf die Eroberung Italiens vorbereiten. Er zog einen Teil seiner Soldaten vom Rhein ab, bereitete mit Straßenbaumaßnahmen den Übergang über die Alpen vor und marschierte im Frühjahr 312 nach Italien. Maxentius’ Soldaten versuchten Konstantin an den oberitalienischen Festungen in Turin, Mailand und Verona aufzuhalten, aber es gelang ihnen nicht. Maxentius selbst hatte sich in Rom hinter den aurelianischen Mauern verbarrikadiert und hätte wegen der reichen Vorräte eine lange Belagerung überstanden in der Hoffnung, dass der Gegner aufgeben würde. Aber Maxentius änderte aus unerfindlichen Gründen seine Taktik und stellte sich den Truppen Konstantins im Oktober 312 an der Milvischen Brücke zum Kampf. Konstantins Truppen überrannten die Gegner, die samt ihrem Anführer Maxentius in den Tiber stürzten und da ein unrühmliches Ende fanden. Damit war der Krieg entschieden.

Die Bedeutung dieser Schlacht lag zum einen darin, dass Konstantin jetzt über die gesamte Westhälfte des Reiches herrschte; zum anderen, dass er mit Hilfe des Christengottes gesiegt hatte; eine Interpretation jener Epoche zwar, aber in ihrer Auswirkung von ungeahnter Dimension. Angeblich hatte Konstantin am Vorabend der Schlacht einen Traum gehabt oder eine Vision am Himmel, die ihm sagte, er werde im Zeichen des Kreuzes siegen. Dann habe er, so der zeitgenössische christliche Schriftsteller Laktanz, seinen Soldaten befohlen, das Christogramm auf den Schilden der Soldaten anbringen zu lassen und so sei es ihnen möglich geworden einen eindeutigen Sieg über Maxentius davonzutragen und damit einen Sieg des

Christengottes über die heidnischen Götter. Eine große Überzeugungskraft gewann dieser Glaube dadurch, dass man wusste, dass ein Teil des militärischen Stabes Konstantin vorher

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von dieser Konfrontation abgeraten hatte, da seine Siegeschancen aus vielen Gründen eher schlecht standen. Das Ergebnis zeigte das Gegenteil und hier liegt der Ausgangspunkt für die Hinwendung des Kaisers zum Christentum; und der Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke ist für die nächsten 1700 Jahre in der Literatur, Theologie und vor allem der Kunst zu einem unerschöpflichen Thema geworden.


Das, was man später als Konstantinische Wende bezeichnet hat, bedeutete langfristig die Christianisierung Europas, aber für ihn noch nicht die völlige Abkehr von den alten Göttern, es war noch keine persönliche Konversion;. wie wir wissen, ließ er sich erst auf dem Sterbebett 337 taufen. Es bedeutete aber, dass er anfing, eine bewusste Religionspolitik zu betreiben, die die Christen stark favorisierte und die ihn langfristig zu einer ernsthaften Beschäftigung mit dem Christentum zwang. Zunächst aber ließ er sich nach seinem Sieg in einem Triumphzug feiern, wenn er sich auch weigerte, nach römischer Sitte auf dem Kapitol zu opfern, was als Zeichen seiner christlichen Überzeugung gesehen werden kann, dagegen mit Verwunderung und Befremden von der Stadtbevölkerung aufgenommen wurde. In Rom wurde christliches Gedankengut eher verächtlich behandelt; die geistige Elite der Stadt war geprägt von antiker Philosophie und heidnischer Religiosität. Die christliche Minderheit fand sich fast nur in ungebildeten und armen Bevölkerungsschichten; das Kreuz als Symbol war für die meisten Römer negativ besetzt : es stellte nur die schlimmste Hinrichtungsart für Kriminelle dar. So ist auch der Konstantinsbogen beim Colosseum, den der römische Senat dem Kaiser bei der 10-Jahresfeier seines Amtes 315 zum Gedenken an den Sieg stiftete, eher heidnisch geprägt mit Darstellungen der Siegesgöttin Viktoria und dem Sol invictus. Nur der eingravierte Text lässt vielleicht absichtlich offen, für welche Gottheit Konstantin gekämpft hatte. Aus Dankbarkeit aber über seinen dem Christengott geschuldeten Sieg, ließ Konstantin in den nächsten Jahren die ersten Kirchen bauen, wie z.B. den Lateran, die Hauptkirche der Christenheit und begann damit ein beeindruckendes Bauprogramm christlicher Kirchen im gesamten Röm. Reich.

Als Herrscher der Westhälfte brauchte Konstantin keine religionspolitischen Rücksichten mehr gegenüber Kollegen zu nehmen. Der Osten erholte sich von den Christenverfolgungen, vor allem weil Galerius noch auf seinem Sterbebett 311 ein Toleranzedikt erlassen hatte. Die Ausgangslage für Konstantins Religionspolitik war günstig, auch wenn zu bedenken ist, dass zu jener Zeit maximal 10% der Bevölkerung des Röm. Reiches Christen waren, davon 2/3 im Osten. Zu seinem Herrschaftsbereich gehörte jetzt auch Karthago, eine Stadt in der das Christentum zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Faktor geworden war, mit dem sich ein Bündnis lohnte. Aber hier war ein heftiger Streit innerhalb der Glaubensgemeinschaft ausgebrochen, den der Kaiser bis ans Lebensende nicht schlichten konnte. Es ging darum, ob man die Christen, die während der Verfolgung abgefallen waren oder die Heiligen Schriften ausgeliefert hatten und somit als Verräter galten, wieder in die Kirche aufnehmen könne oder nicht. Die Strenggläubigen, die sich nach ihrem Bischof Donatus Donatisten nannten, waren der Ansicht, ein Christ müsse für seinen Glauben das Martyrium erleiden. Zwei gegnerische Bischöfe besetzten das Amt in Karthago und man wandte sich zum 1. Mal in kirchlichen Angelegenheiten an den Kaiser, d.h. an die weltliche Macht, um den Konflikt zu lösen. Dieser berief 314 ein Konzil nach Arles ein und die geladenen Bischöfe kamen zu dem Schluss, dass die Donatisten im Unrecht waren, eine Ansicht, der sich auch der Kaiser anschloss. Hier hatte Konstantin für eine tolerante Haltung Stellung bezogen, ohne die Bischöfe unter Druck zu setzen. Er respektierte ihre freie Entscheidung, sowie er den katholischen Priestern in einem Gesetz von 313 die staatliche Steuerbefreiung zugestand und ihnen damit größere Unabhängigkeit gewährte. Bei diesen und späteren religiösen Auseinandersetzungen ging es Konstantin möglicherweise nicht um die Erkenntnis der Wahrheit, sondern um den


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politischen Frieden, der von einer geeinten Kirche ausgehen würde. Er war wohl fasziniert von der gutorganisierten christlichen Gemeinschaft, die, vom Staat gefördert, die staatliche Ordnung stützen würde. Eine Trennung von Politik und Religion, von Staat und Kirche war in der Spätantike undenkbar. Konstantin, der immer noch pontifex maximus, Oberpriester des Röm. Reiches war, sah es als seine wichtigste Aufgabe an, für alle Kulte des Reiches, also auch für das Christentum die Aufsicht zu übernehmen, seine Regeln zu vereinheitlichen, seine Priester mit Rechten auszustatten, seine Gemeinschaft zu fördern, um das Wohlwollen des Christengottes zu sichern und damit das Wohlergehen des Staates. Auf der Konferenz von Mailand 313 , wo er sich mit Licinius traf, um ihn mit seiner Schwester zu verheiraten, aber auch um ein weiteres Entgegenkommen den Christen im Osten gegenüber zu erreichen, wurde festgelegt , dass das Christentum als „staatserhaltende Religion“ angesehen werden sollte; das bedeutete eine uneingeschränkte Religionsausübung und die Rückgabe des vom Staat eingezogenen kirchlichen Besitzes. Wie weit Licinius Christ war, ist schwer abzuschätzen, vermutlich war er aus pragmatischen Gesichtspunkten zu diesem Zeitpunkt christenfreundlich. Es gelang auch ihm mit Hilfe eines christliches Gebetes, das seine Soldaten beschwörend dem Feind entgegenriefen, seinen Gegner Maximin Daja zu besiegen und damit den gesamten Osten unter seine Herrschaft zu bringen. Aus Angst, seine Macht zu gefährden, brachte er anschließend die gesamte Verwandtschaft der Vorkaiser um, einschließlich der Frauen. Zwei Kaiser waren nun übriggeblieben: Licinius und Konstantin, Schwäger, die in Mailand noch ihre Eintracht beschworen hatten, aber sich bald misstrauisch beäugten, zu Recht, wie sich herausstellte.

Aber zunächst kehrte Konstantin nach Trier zurück, seiner bis dahin bevorzugten Residenz, um dort noch einmal die 10 Jahresfeier seiner Kaisererhebung zu feiern, um Crispus, seinem Erstgeborenen, die Regentschaft in Gallien zu übertragen und sicher auch wegen der Geburt Konstantins II, des 1. Sohnes von Fausta. Wieder wurde ein üppiges Fest mit Spielen und Reden gefeiert, an dem sich die Kaiserfamilie dem Volk zeigte und großzügige Spenden verteilte, ein Anlass für kaiserliche Propaganda. Doch noch während des Aufenthaltes des Kaisers in der Stadt, brachte eine Verschwörung des Licinius den Stein ins Rollen und Konstantin brach sofort mit seinen gallischen Truppen auf, um eine Entscheidung auf dem Schlachtfeld zu erzwingen.

Es kam zu mehreren verlustreichen Schlachten und schließlich zu einem Waffenstillstand zwischen beiden, der für Licinius den fast völligen Verlust des Balkans bedeutete, aber beiden Kaisern die Erhebung ihrer Söhne zu Caesaren ermöglichte. Dabei war der Sohn des Licinius wohl erst 18 Monate alt. Konstantin aber beschloss, den Feind aus größerer Nähe zu überwachen und verließ Trier 317 endgültig, um Serdica, das heutige Sofia, was er selbst liebevoll „mein Rom“ nannte, zu seiner nächsten Residenz zu machen und damit zu seinen Ursprüngen zurückzukehren. Die nächsten Jahre der Beziehung zwischen den Kaiserhöfen war geprägt von politischer Unfreundlichkeit : Man ließ sich nicht mehr zusammen auf einer Münze abbilden, wie es in tetrarchischer Zeit üblich gewesen war und es gab keine gemeinsame Gesetzgebung mehr, was die Reichtsteilung verschärfte. Licinius zeigte sich außerdem den Christen gegenüber wieder feindselig und die Christen des Ostens sahen daher Konstantin als ihren Beschützer an. Dieser mischte sich zunehmend in die außenpolitischen Angelegenheiten seines Schwagers, indem er dessen Grenzen erfolgreich gegen die einfallenden Goten verteidigte, sehr zu dessen Missfallen. Es musste erneut zur Konfrontation zwischen beiden kommen und beide bereiteten sich darauf vor. 324 kam es zu einer großen Schlacht bei Adrianopel, nach dessen Verlust Licinius nach Byzanz floh, einer noch unbedeutenden aber gut befestigten Stadt. Hier wurde er von Crispus, Konstantins Sohn, in einer Seeschlacht vernichtend geschlagen und musste auch Byzanz aufgeben. Er floh nach Nicomedia und hoffte auf erträgliche Kapitulationsbedingungen, aber Konstantin garantierte

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ihm nur das Überleben. Seine Herrschaft hatte er verspielt und ein Jahr später ließ Konstantin ihn trotz des gegenteiligen Versprechens hinrichten und seinen Sohn ermorden. Damit war sein Ziel erreicht : er war Alleinherrscher.

Für weitere 12 Jahre bestimmte er den Gang der Ereignisse. Nach Trier kehrte er nur noch einmal im Jahr 328 zurück zur 10 Jahresfeier seines Sohnes Konstantin. Auf dem Konzil von Nicaea 325 versuchte er den Streit zwischen Arianern und Katholiken zu schlichten, was damals nur vorübergehend gelang; er beschäftigte sich intensiv mit der Reform der römischen Gesetze, und drückte ihr seinen Stempel auf, wenn auch nicht in christlichem Sinne, und er kümmerte sich bis zum Lebensende um sein Lieblingsprojekt: Dem Bau seiner Stadt Konstantinopel, dem „neuen Rom“, das er 330 einweihte und für mehr als 1000 Jahre zu einem bedeutenden politischen und geistigen Zentrum machte. 336 feierte er dort sein 30jähriges Regierungsjubiläum. Die Trennung zwischen Ost und West war damit besiegelt und die Rolle des „alten Rom“ weitgehend ausgespielt.

Unser Interesse gilt jetzt seiner Familie, obwohl hier die Quellenlage sehr viel dürftiger ist, vor allem was die Frauen angeht, und durch Legendenbildung einerseits und der „damnatio memoriae“ der absichtlichen Auslöschung der Erinnerung andrerseits, zusätzlich verschleiert wurde. Die wichtigste und bis heute bekannteste Familienangehörige ist sicherlich Helena, Konstantins Mutter, an der er offenbar mit besonderer Liebe und Verehrung hing. Abgesehen von ihrem unrühmlichen Anfang , wissen wir vor allem ab Mitte der 20ger Jahre von ihr, als Konstantin ihr nach seinem Sieg über Licinius den Augusta-Titel verlieh, wie auch seiner Frau Fausta, und sie damit besonders heraushob. Die Deckenfresken zeigen uns möglicherweise diesen Moment glücklicher politischer und privater Konstellation mit Helena in der Mitte, sowie auch das Kameo in der Trierer Stadtbibliothek die Geschlossenheit und Harmonie in der Familie als Spiegel der staatlichen Harmonie zum Ausdruck bringen will. Dass Zweifel an diesem Glück erlaubt sind, zeigt uns das dramatische Jahr 326 und die Rolle, die Helena in dieser Tragödie spielt, ist ungeklärt.

Im Frühjahr 326 wird der offenbar militärisch und politisch hochbegabte erstgeborene Sohn Konstantins, Crispus, in Pula von seinem Vater hingerichtet. Bis heute ist das Motiv für diese Bluttat unklar; der kaiserliche Propagandaapparat funktionierte perfekt : der Mord wurde totgeschwiegen, Cripus’ Name verschwand aus Inschriften, die Münzen zeigten nicht mehr sein Bildnis, so als hätte er nie existiert : damnatio memoriae. Erst 100 Jahre später trauen sich Schriftsteller und Historiker das Thema aufzunehmen und ihre Darstellungen des Sachverhaltes liefern bis heute Stoff für bewegende Romane und Opern :1. Theorie : Hochverrat. Crispus wollte nach 20 Jahren Herrschaft seinen Vater beerben und ihn stürzen 2. Crispus und Fausta, Stiefsohn und Stiefmutter, die sich altersmäßig sehr viel näher standen als Fausta und Konstantin hatten ein Liebesverhältnis, was dem Kaiser zu Ohren gekommen ist. 3. Fausta wollte Crispus heiraten und war am Hochverrat beteiligt.4. :Fausta wollte die Nachfolge ihrer eigenen Söhne sichern und Crispus vernichten; 5. Fausta liebte Crispus , wurde aber nicht wiedergeliebt und denunzierte ihn als Vergewaltiger beim Vater, worauf Helena, die besonders an Crispus hing, Konstantin über diesen Irrtum aufklärte und dafür sorgte, dass Fausta diese Verleumdung mit dem Tode bezahlte. Wie auch immer, Fausta wurde im Spätsommer desselben Jahres, knapp 30jährig, auf Veranlassung ihres Mannes im Bade erstickt. Für die Liebesgeschichte spricht, dass Konstantin in diesem Jahr 326 Gesetze erließ, die den Ehebruch scharf sanktionierten, auch wenn er sich selber über diese Gesetze hinwegsetzte. Auch Fausta verfiel der damnatio memoriae und deshalb wissen wir von ihr und Crispus so wenig. Auch die beiden zeitgenössischen christlichen Biographen Konstantins, Laktanz und Eusebius von Caesarea verschweigen schamhaft diese Untaten ihres für sie über

alle Zweifel erhabenen christlichen Kaisers. Dabei war Laktanz ab 317 Crispus’ Lehrer in Trier gewesen und kannte ihn folglich gut. Aus der letzten Variante ergibt sich die mögliche



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Schlussfolgerung, dass Helena von schlechtem Gewissen geplagt, ihren Palast mit den Deckenfresken der Kirche schenkte, um darauf den Dom errichten zu lassen. Das kann

Legende sein; wahr aber ist, dass Helena , inzwischen Christin geworden und fast 80 Jahre alt, sich nach Palästina begibt , um dort nach dem Kreuz Christi zu suchen. Theoretisch wäre denkbar, dass sie es gefunden hat, denn Golgatha war eine bekannte Hinrichtungsstätte; ob es nun genau die Holzreste waren, die vom Kreuz Christi stammten, ist dabei unerheblich. Helena suchte und fand nicht nur Reliquien, sondern förderte auch den Bau von Geburts- und Grabeskirche in Jerusalem. Sie kümmerte sich ebenfalls in mildtätiger Weise um die Bevölkerung und wurde dabei von Konstantin unterstützt, der sie als lebende Propaganda für Reich und Glauben einsetzte. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Eutropia, Mutter von Theodora, Fausta und Maxentius mit ihr in dieser Weise wirkte. Helena ist wohl um 329 gestorben und zunächst in Rom mit großem Pomp bestattet worden; ihre eigentliche Karriere beginnt erst danach. Im Osten wie im Westen wird sie wegen ihrer Wohltaten unter die Heiligen eingereiht. Erst Ambrosius, Bischof von Mailand, aus Trier gebürtig, nennt sie 395 als die Kreuzesauffinderin und von da an wird sie immer mit dem Kreuz dargestellt. In Trier spielt sie bis heute eine besondere Rolle und ist auch im Bewusstsein stark verankert. Eine Quelle aus dem 9. Jhdt aus Reims( Frkr) berichtet über Helena, dass sie aus einer reichen Trierer Familie stamme und auf ihren Grundstücken der Dom gebaut wurde. Sie wurde damit zur Gründerin der Kathedrale gemacht. Ebenfalls kann auf sie die Heilig-Kreuz-Kapelle aus dem 11. Jdt. zurückgehen und selbst das Kloster St. Maximin hat sie und ihren Sohn im MA als Gründer in Anspruch genommen. In der oben genannten Quelle wird weiterhin erwähnt, dass Helena bedeutende Reliquien aus dem Hlg. Land nach Trier gebracht habe : darunter den Hlg. Rock, Splitter des Kreuzes, ein Nagel des Kreuzes, die Sandale des Apostels Andreas u.a., die im MA besondere Verehrung genossen und Trier im Wettstreit mit den anderen Bistümern eine gute Position einräumten. Eine besondere Verehrung genoss die konstantinische Familie auf der anderen Moselseite : die Igeler Säule, Grabmonument einer Trierer Tuchhändlerfamilie aus dem 3. Jhdt. wurde im MA als Hochzeitsdenkmal von Helena und Constantius Chlorus gedeutet und wurde deshalb nicht zerstört wie andere heidnische Monumente. In Euren lässt sich ebenfalls eine lange Helenaverehrung nachweisen, die ihren Ausdruck in der der Kaiserin geweihten Pfarrkirche aus dem 11. Jhdt. und dem Helenenbrunnen findet. Schließlich bewahrt der Dom Reliquien der Kaiserin selbst, wobei das wichtigste ihr Schädel ist, der im 14. Jhdt. von Kaiser Karl IV der Trierer Kirche geschenkt wurde. Constantius Chlorus, der Vater Konstantins, wurde nach seinem Tod in York nach Trier überführt und hat wohl in einem Mausoleum im nördlichen Gräberfeld der Stadt, also bei St.Paulin, seine letzte Ruhestätte gefunden.. Wo Crispus oder Fausta begraben sind – wir wissen es nicht. Konstantin selber wurde 337 in Konstantinopel in der Apostelkirche beigesetzt , wie seine beiden ältesten Söhne auch; nach der Eroberung der Stadt 1453 durch die Türken wurde diese Kirche zerstört. Auf Spurensuche von Konstantin brauchen wir uns wohl nicht zu begeben : Er hat das römische Bild Triers wesentlich mit seinen Bauten geprägt und der Stadt Glanz und Ansehen verschafft, von denen sie bis heute zehrt; nur sein Sohn Konstantin II hatte daran teil.

Konstantin, wüsste er von seiner Ausstellung in diesem Jahr, wäre nicht weiter erstaunt. Er hätte nichts anderes erwartet und sähe nun, dass seine Stadt von ihm gelernt hat. Sie macht kaiserliche Propaganda für sich.



Die Tetrarchien von 285 – 313

JUPITER HERKULES

Osten Westen


Augustus Usurpator Augustus


Caesar Caesar

___________________________________________________________________________________

1.T. Diokletian Maximian

285 -305 Galerius 285 - 305 ConstantiusChlorus

Selbstm.313

2.T. Galerius Const. Chlorus

305 –311 Maximin Daja Konstantin 305 -306 Severus

306

Maxentius


305 – 312
3.T. Galerius Maximian Severus Maximin Daja 307 -308 305 – 307 Konstantin erm.310 erm. 307

Domitius

4.T. Galerius Alexander Licinius

308 - 311 308 – 324


Maximin Daja Konstantin

___________________________________________________________________________
Augustus Augustus

_________________________________________________________________

Maximin Daja /Licinius Konstantin

310 – 313 erm. 325

___________________________________________________________________________


Augustus

Konstantin


305 (310)- 337

Söhne : Caesares u. Augusti



Constantin II Constantius II Constans

erm. 340 + 361 erm. 350



Die Familie Konstantins d. Großen


Maximian & Eutropia

Erm. 310 +?



Constantius Chlorus 1. & Helena 2. & Theodora Maxentius Fausta

+ 305 + 328 ? + 312

3 Söhne , 3 Töchter( darunter Constanzia & Licinius)

erm. 325


Licinius

erm. 325
Konstantin 1. & Minervina 2.& Fausta

+ 337 ? erm. 326

Crispus Constantinus II Constantius II Constans 2 Töchter

erm. 326 erm. 340 + 361 erm. 350

Julian „Apostata“ ( ein Neffe Konstantins aus Theodoras Linie)

+363


Fremdwörter

Gallier /Kelten : Bezeichnung für dasselbe Volk; Treverer : Keltischer Stamm an der Mosel; theokratisch : Gottesherrschaft...; proklamieren : ausrufen; Monotheismus: Eingottglaube; Polytheismus : Vielgottglaube; Tetrarchie : Viererherrschaft ; Usurpator : jem. der sich widerrechtlich die Macht aneignet; Mithras : Ein Gott, der jedes Jahr den Stier tötet, aus dessen Blut neues Leben entsteht, sein Geburtstag wurde am 25.12. gefeiert; Sol invictus = der unbesiegte Sonnengott, wurde mit Apoll und später mit Mithras gleichgesetzt; Augustus = der Erhabene ( Kaisertitel) Caesar : Unterkaiser; Christogramm : Chi – Ro griech. Buchstaben für Christus X P;

Benutzte Literatur :

Bruno Bleckmann : Konstantin der Große, Hamburg 2003


Hartwin Brandt : Konstantin der Große , München 2006
Jakob Burckhard : Die Zeit Konstantins des Großen, Basel 1853
Manfred Clauss : Konstantin der Große und seine Zeit, München 2005
Karl Christ :
Alexander Demandt : Die Spätantike, München 2007
A.Donati, / G. Gentili :Costantino il Grande. La civiltà antica al bivio fra occidente e oriente, Ausstellungskatalog Rimini 2005, Milano 2005
Michael Fiedrowicz u.a. : Konstantin der Große, Saarbrücken 2006
Klaus Girardet : Die Konstantinische Wende, Darmstadt 2006
Heinz Heinen : Trier und das Trevererland in Römischer Zeit, Trier 1985
Heinz Heinen : Das frühchristliche Trier, Trier 1996
Elisabeth Hermann-Otto : Vorlesung im WS 2006/7 Uni Trier
Eberhard Horst: Konstantin der Große, Hildesheim 1993
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