"Nein! Heut ist mir das Glück erbost!" "Du sattle gut und reite getrost!"



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"Nein! Heut ist mir das Glück erbost!"

- "Du sattle gut und reite getrost!"

Laß nur die Sorgen sein,

das gibt sich alles schon;

und fällt der Himmel ein,

kommt doch eine Lerche davon.

Goethe

Abend
Der Abend wechselt langsam die Gewänder,



die ihm ein Band von alten Bäumen hält;

du schaust und von dir scheiden sich die Länder,

ein himmelfahrendes und eins, das fällt,
und lassen dich, so keinem ganz gehörend,

nicht ganz so dunkel wie das Haus, das schweigt,

nicht ganz so sicher Ewiges beschwörend,

wie das, was Stern wird jede Nacht und steigt .-


und lassen dir (unsäglich zu entwirrn)

dein Leben bang und riesenhaft und reifend,

so daß es, bald begrenzt und bald begreifend,

abwechselnd Stein in dir wird und Gestirn.


Rainer Maria Rilke

Abendlied


Der Mond ist aufgegangen,

die goldnen Sternlein prangen

am Himmel hell und klar;

der Wald steht schwarz und schweiget,

und aus den Wiesen steiget

der weiße Nebel wunderbar.


Wie ist die Welt so stille

und in der Dämmrung Hülle

so traulich und so hold !

Als eine stille Kammer,

wo ihr des Tages Jammer

verschlafen und vergessen sollt.


Seht ihr den Mond dort stehen?

Er ist nur halb zu sehen

und ist doch rund und schön !

So sind wohl manche Sachen,

die wir getrost belachen,

weil unsre Augen sie nicht sehn.


Wir stolze Menschenkinder

sind eitel arme Sünder

und wissen gar nicht viel;

wir spinnen Luftgespinste

und suchen viele Künste

und kommen weiter von dem Ziel.


Gott, laß uns dein Heil schauen,

auf nichts Vergänglichs trauen,

nicht Eitelkeit uns freun !

Laß uns einfältig werden

und vor dir hier auf Erden

wie Kinder fromm und fröhlich sein.


Wollst endlich sonder Grämen

aus dieser Welt uns nehmen

durch einen sanften Tod !

Und wenn du uns genommen,

laß uns in` Himmel kommen,

du, unser Herr und unser Gott !


So legt euch denn, ihr Brüder,

in Gottes Namen nieder !

Kalt ist der Abendhauch.

Verschon uns, Gott, mit Strafen

und laß uns ruhig schlafen !

Und unsern kranken Nachbar auch !

Matthias Claudius
Aber der Mann
Immer nur lobt man und preist man die Frau,

Ihr weiht man Lieder,

Uns drückt man nieder.

Das ist ein Fehler, wir sind zu galant

Und dadurch werden die Frauen arrogant.

Schaun auf uns runter und bilden sich ein

Mächt'ger und schöner als wir noch zu sein.
Aber der Mann!

Aber der Mann!

Der ist der erste, er denkt nur nicht dran

Der ist der Herrscher, der Meister, der Held;

Der Mann ist's, denn er kam zuerst auf die Welt.

Aus einer Rippe kam Eva alsdann,

Die war nichts, wie 'ne Filiale vom Mann.
Wir sind die ersten und wir gehn voran,

Wir rüsten Taten,

Wir sind Soldaten,

Wir nur regieren, wir herrschen im Land,

Wir sind auch schöner, das liegt auf der Hand.

Schon bei den Tieren, das lehrt uns ein Blick

Da stehn die Weibchen entschieden zurück
Aber der Mann!

Aber der Mann!

Ist bei den Tieren auch stets vornean

Wenn man nen Löwen, nen Hahn sich beschaut

Löwin und Huhn sind nicht halb so gebaut.

Und bei den Menschen ist's grad wie beim Tier

Die Männer sind schöner, das sehn se an mir!
Ist eine Maid in nen Jüngling verliebt

Darf sie nicht wagen

Ihm das zu sagen

Nein, sie muß warten, bis er sagt "Sei mein!"

Auch in der Ehe herrscht er nur allein!

Sie darf nicht sagen "Komm, küß mich doch nur,

Ich bin heut gar so verliebter Natur."
Aber der Mann!

Aber der Mann!

Der hat das Recht, wenn er will, fängt er an.

Der braucht nur sagen "Komm, gib mir nen Kuß."

Er muß nur wollen, ne Frau aber muß

Er küßt die Frauen, er ladet sie ein,

Es braucht nicht mal immer die eigene sein.
Nimmt man mal heute ein Witzblatt zur Hand

Kann man oft schauen

Witze auf Frauen.

Auf Schwiegermütter werden Witze gemacht,

Der Schwiegervater wird niemals verlacht.

Schon die Natur schuf uns anders wie sie,

Frauen kriegen Kinder, haben Plage und Müh.
Aber der Mann!

Aber der Mann!

Der tut, als geht ihn die Sache nichts an!

Vettern und Basen, die fragen geschwind:

"Wie geht's der Mutter? Wie geht's dem Kind?"

"Was machen beide?" wird oftmals gefragt,

"Was macht der Vater?" hat noch keiner gesagt.
Wenn man die Frauen auf nem Ball sich beschaut,

Wie sie sich rüsten,

Wie sie sich brüsten,

Wie sie sich kleiden, so ganz raffiniert,

Es wird eben stets auf den Mann spekuliert.

Die Kleider ganz eng wegen der schönen Figur,

Manchmal da ist es mehr Kunst wie Natur.
Aber der Mann!

Aber der Mann!

An dem ist alles echt und an dem ist was dran,

Aber er zeigt's nicht, kämen wir im Triokot

Na dann wär'n wir ja auch viel schöner wie so.

Manch eine Frau hat nen herrlichen Mann

Geh'n se nach Hause und schau'n sen sich an!

Otto Reutter

Aber wir lassen es andere machen
Ein Chinese ('s sind schon an zweihundert Jahr)

In Frankreich auf einem Hofball war.

Und die einen frugen ihn: ob er das kenne?

Und die anderen frugen ihn: wie man es nenne?

"Wir nennen es tanzen", sprach er mit Lachen,

"Aber wir lassen es andere machen."


Und dieses Wort, seit langer Frist,

Mir immer in Erinnerung ist.

Ich seh das Rennen, ich seh das Jagen,

Und wenn mich die Menschen umdrängen und fragen,

"Was tust du nicht mit? Warum stehst du beiseit?"

So sag ich: "Alles hat seine Zeit.

Auch die Jagd nach dem Glück. All derlei Sachen,

Ich lasse sie längst durch andere machen."


(Theodor Fontane)

Abschied


1

Du füllst mich an wie Blut die frische Wunde

Und rinnst hernieder seine dunkle Spur.

Du dehnst dich aus wie Nacht in jeder Stunde

Da sich die Matte färbt zur Schattenflur.

2

Du blühst wie Rosen schwer in Gärten allen,



Du Einsamkeit aus Alter und Verlust

Du Überleben wenn die Träume fallen,

zuviel gelitten und zuviel gewußt.

3

Entfremdet früh dem Wahn der Wirklichkeiten,



Versagend sich der schnell gegebenen Welt;

Ermüdet von dem Trug der Einzelheiten

Da keine sich dem tiefen Ich gesellt.

4

Und aus der Tiefe selbst durch nichts zu rühren



Und die kein Wort und Zeichen je verrät,

Mußt du dein Schweigen nehmen und abwärts führen

Zu Nacht und Trauer und den Rosen spät.

5

Manchmal noch denkst du dich, die eigne Sage



Das warst du doch, ach! Wie du dich vergaßt.

War das dein Bild, war das nicht deine Frage

Dein Wort, Dein Himmelslicht, das du besaßt.

6

Mein Wort, mein Himmelslicht, dereinst besessen



Mein Wort, mein Himmelslicht, zerstört, vertan.

Wem das geschah, der muß sich wohl vergessen

Und rührt nicht mehr die alten Stunden an.

7

Ein letzter Tag, spät glühend weite Räume



Ein Wasser führt dich zu entrücktem Ziel

Ein hohes Licht umströmt die alten Bäume

Und schafft im Schatten sich ein Widerspiel.

8

Von Früchten nichts, aus Ähren keine Krone



Und auch nach Ernstem hat er nicht gefragt.

Er spielt sein Spiel und führt sein Licht

Und ohne

Erinnern nieder. Alles ist gesagt.


Gottfried Benn 1950

Ach das Ende ist so trübe

nach der holden Liebesnot

kommen Nöte ohne Liebe

und am Ende kommt der Tod

H. Heine 31.12.1799-27.2.1856

All You Need Is Love

Lennon/McCartney


Love, love, love

Love, love, love

Love, love, love
There's nothing you can do that can't be done

Nothing you can sing that can't be sung

Nothing you can say but you can learn how to play the game

It's easy


There's nothing you can make that can't me made

No one you can save that can't be saved

Nothing you can do but you can learn how to be you in time

It's easy


All you need is love

All you need is love

All you need is love, love

Love is all you need


Love, love, love

Love, love, love

Love, love, love
All you need is love

All you need is love

All you need is love, love

Love is all you need


There's nothing you can know that isn't known

Nothing you can see that isn't shown

No where you can be that isn't where you're meant to be

It's easy


All you need is love

All you need is love

All you need is love, love

Love is all you need


All you need is love

All you need is love

All you need is love, love

Love is all you need

Love is all you need

That is all you need

That is all you need

That is all you need

That is all you need

Lennon / McCartney

Alle Dinge
Alle Dinge sind Vermählung

Dieses mögt ihr überdenken,

dieses Wort will ich euch schenken:

Alles, alles ist Vermählung.


Alles ist Einander-Wählung,

ist ein Sich in Dich Versenken -

und aus solchem Urverschränkten

ewig dritten Wesens Schälung.


Mann und Weib und - Kind, so schau ich

Welt und Gott vor mir gebreitet;

Ahne nicht, wohin es schreitet.
Aber daß es schreitet, trau ich.

Denn ich glaube an die große

Unsagbare Schönheit Gottes.
Christian Morgenstern 1871 - 1914

Alle Freuden, die unendlichen


Alles geben die Götter, die unendlichen,

Ihren Lieblingen ganz,

Alle Freuden, die unendlichen,

Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

Goethe

Alles ist eitel


Du sieht, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden!

Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein;

Wo jetztund Städte stehn, wird eine Wiese sein,

auf der ein Schäferkind wird spielen mit den Herden.


Was jetztund prächtig blüht, soll bald zertreten werden

Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch und Bein;

Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.

Jetzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.


Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehen.

Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?


Ach, was ist alles dies, das wir für köstlich achten,

als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind,

als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't!

Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten!.

Andreas Gryphius (1616 - 1664)

Allons enfants

de la patrie,

le jour de gloire est arrive;

Contre nous de la tyrannie

l`étendard sanglant est levé,

l`étendard sanglant est levé.

Entendez-vous dans les campagnes

mugir ces féroces soldats ?

Ils viennent jusque dans nos bras

égorger nos fils, nos compagnes!

Auf Ihr Kinder des Vaterlandes,

der Tag der Ehre ist gekommen.

Gegen uns ist erhoben

das blutige Banner der Tyrannei.

Hört Ihr auf den Feldern

diese wilden Soldaten schreien ?

Sie kommen direkt in unsere Arme,

um unsere Söhne, unsere Gefährtinnen zu töten.

Refrain:
Aux armes, citoyens,

formez vos bataillons,

marchons, marchons,

qu`un sang impur

abreuve nos sillons.

An die Waffen, Bürger,

formiert Eure Bataillone,

marschiert, marschiert,

damit das unreine Blut

unsere Ackerfurchen tränke.
Amour sacré de la patrie,

Conduis, soutiens nos bras vengeurs!

Liberté, Liberté cherie,

Combats avec tes defenseurs!

Sous nos drapeaux, que la victoire

Accoure à tes males accents!

Que tes ennemis expirants

Voient ton triomphe et notre gloire!


Refrain:
Nous entrerons dans la carrière

Quand nos ainés n'y seront plus;

Nous y trouverons leur poussi*re

Et la trace de leurs vertus.

Bien moins jaloux de leur survivre

Que de partager leur cercueil,

Nous aurons le sublime orgueil

De les venger ou de les suivre!


Als dein Gesicht

vor mir sich hob und aufging über meinem Leben

Begriff ich erst- erbärmlich arm war ich...nichts konnte ich dir geben.


Du schenktest mir den Wald, den Fluss in immer neuen Farben.

Durch dich erst war die Welt für mich erdacht in Regenbogenfarben.


Jetzt hab ich Angst- es könnte sein, der Sonnenaufgang geht zu Ende.

Die Freudentränen trocknen ein.

Und doch, Ich wende
mich nicht dagegen, weil ich liebe.

Ich hab aus Liebe Angst. Ich liebe!

Ich gäbe gegen meine Art was drum,

wenn diese Angst mir bliebe...


Vor Angst bin ich gepackt, vor Angst, wie schnell solch Augenblick vorübergeht.

Für mich sind alle Farben tot, wenn dein Gesicht mir untergeht.


Jewgwni Jewtuschenko

Als die Römer frech geworden


1.Als die Römer frech geworden, sim se rim, sim sim sim sim

zogen sie nach Deutschlands Norden, sim se rim, sim sim sim sim

vorne mit Trompetenschall, täterätätätä

ritt der Genaralfeldmarschall, täterämtätätä

Her Quintilius Varus, wau, wau, wau, wau, wau, wau

Herr Quintilius Varus, schnedereng täng, schnedereng täng schnedereng teng tereng teng teng!


2. Doch im Teutoburger Walde, huh! wie pfiff der Wind so kalte! Raben flogen durch die Luft, und es war ein Moderduft wie von Blut und Leichen!

3. Plötzlich aus des Waldes Duster brachen kampfhaft die Cherusker. Mit Gott für Fürst und Vaterland stürmten sie, von Wut entbrannt, auf die Legionen.

4. Weh, das ward ein großes Morden, sie erschlugen die Kohorten. Nur die römsche Reiterei rettete sich noch ins Frei', denn sie war zu Pferde!

5. O - Quintili, armer Feldherr, dachtest du, daß so die Welt wär? Er geriet in einen Sumpf, verlor zwei Stiefel und einen Strumpf und blieb elend stecken.

6. Da sprach er voll Ärgernussen zum Centurio Titiussen: Ò Kamarad zeuch dein Schwert hervor und von hinten mich durchbohr', weil doch alles futsch ist.

7. In dem armen römschen Heere diente auch als Volontäre Scaevola, ein Rechtskandidat, den man schnöd gefangen hat, wie die andern alle.

8. Diesem ist es schlecht ergangen; eh da§ man ihn aufgehangen, stach man ihm durch Zung und Herz, nagelte ihn hinterwärts auf sein Corpus juris.

9. Als die Waldschlacht war zu ende, rieb Fürst Hermann sich die Hände, und um seinen Sieg zu weihn, lud er die Cherusker ein, zu nem gro§en Frühstück.

10. Hui, da gabs westfälschen Schinken, Bier soviel man wollte trinken. Auch im Zechen blieb er Held, doch auch seine Frau Thusneld, soff als wie ein Hausknecht.

11. Nur in Rom war man nicht heiter, sondern kaufte Trauerkleider. Gerade als beim Mittagsmahl Augustus saß im Kaisersaal, kam die Trauerbotschaft.

12. Erst blieb ihm vor jähem Schrecken ein Stück Pfau im Halse stecken. Dann geriet er außer sich und schrie Vare schäme dich, redde legiones!

13. Ein deutscher Sklave Schmidt geheißen, dacht, ihn sollt das Mäuslein beissen, wenn er je sie wiederkriegt! Denn wer einmal tot daliegt, wird nicht mehr lebendig!

14. Und zu Ehren der Geschichten tat ein Denkmal man errichten. Deutschlands Kraft und Einigkeit kündet es jetzt weit und breit: Mögen sie nur kommen!
Worte Victor von Scheffel l847 (1826-86)

Alt Heidelberg du feine


Alt Heidelberg, du feine, du Stadt an Ehren reich,

am Neckar und am Rheine, kein andre kommt dir gleich.

Stadt fröhlicher Gesellen, an Weisheit schwer und Wein,

klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein, /../

Und kommt aus lindem Süden der Frühling übers Land,

so webt er dir aus Blüten ein schimmernd Brautgewand.

Auch mir stehst du geschrieben ins Herz gleich einer Braut,

es klingt wie junges Lieben, /: dein Name mir so traut. :/

Und stechen mich die Dornen und wird’s mir drauß zu kahl,

geb’ ich dem Roß die Sporen /. und reit ins Neckartal. :/

Joseph Victor Scheffel 1852 (1826-1886)

Alte Geschichte


Ein Jüngling liebt ein Mädchen,

Das hat einen andern erwählt.

Der andre liebt eine andre,

Und hat sich mit dieser vermählt.


Das Mädchen heiratet aus Ärger

Den ersten besten Mann

Der ihr über den Weg gelaufen;

Der Jüngling ist übel dran.


Es ist eine alte Geschichte,

Doch bleibt sie immer neu;

Und wem sie just passieret,

Dem bricht das Herz entzwei.


Heinrich Heine

Alter
Es ist schon seltsam mit dem Alter

wenn man 13 und noch Kind

weiß man glasklar, daß das Alter

so um 20 rum beginnt.
Ist man selber aber 20

denkt man nicht mehr ganz so steif,

denkt jedoch so um die 30

sei man für den Sperrmüll reif.


30er, schon etwas weiser

und vom Lebenskampf geprägt

haben den Beginn des Alters

dann auf 40 festgelegt.


40er mit Hang zum Grübeln

sagen dumpf wie ein Fagott:

Mit 50 sei die Altersgrenze

und von da ab sei man Schrott.


Doch nach der 50, peu a peu

schraubt man das Alter in die Höh!

Die 60 scheint noch ganz passabel

und erst die 70 miserabel.


Mit 70 aber hofft man still

Ich werde 80 so Gott will.

Und wer die 80 Überlebt,

zielsicher nach der 90 strebt.


Dort angelangt, zählt er geschwind

die Leute, die noch älter sind.

Die 90er, die denken dann,

das Alter fängt mit 100 an....

Am Abend
Wenn ich vom Abendlärm der Städte

getrieben in die Schenke trete

um erst mit innigstem Behagen

so ein, zwei Schnäpschen einzujagen

um dann mit freudigstem Begreifen

diverse Bierchen einzupfeifen

um drauf mit holdestem Entzücken

rasch drei, vier Puffer zu verdrücken

um noch mit dankbarstem Verstehen

verschiedne Weine einzudrehen -

dann pfleg ich mit gespieltem Klagen

Ach, ach und auch Doch, doch zu sagen.

Robert Gernhardt
Am Brunnen vor dem Tore

Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum

Ich träumt in seinem Schatten so manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde so manches liebe Wort.

Es zog in Freund und Leiden zu ihm mich immer fort, zu ihm mich immer fort.
Ich mußt auch heute wandern, vorbei in tiefer Nacht,

so hab ich noch im Dunkeln die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten, als riefen sie mir zu:

Komm her zu mir Geselle, hier findest du deine Ruh, hier findest du deine Ruh!


Die kalten Winde bliesen mir grad ins Angesicht

der Hut flog mir vom Kopfe, ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde entfernt von jenem Ort

und immer hör ich's rauschen: Du fändest Ruhe dort, du fändest Ruhe dort.


Müller
Moldau
Am Grunde der Moldau wandern die Steine,

Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.

Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine,

Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.


Es wechseln die Zeiten, die riesigen Pläne

Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.

Und gehen sie einher auch wie blutige Hähne,

Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.


Am Grunde der Moldau wandern die Steine,

Es liegen drei Kaiser begraben in Prag.

Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine,

Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag.


B. Brecht

Amerika


du hast es besser

Als unser Kontinent, der alte,

Hast keine verfallene Schlösser

Und keine Basalte.

Dich stört nicht im Innern,

Zu lebendiger Zeit,

Unnützes Erinnern

Und vergeblicher Streit.

Goethe
An den Mond
Füllest wieder Busch und Tal

still im Nebelglanz,

lösest endlich auch einmal

meine Seele ganz,


breitest über mein Gefild

lindernd deinen Blick,

wie des Freundes Auge mild

über mein Geschick.


Jeden Nachklang fühlt mein Herz,

froh und trüber Zeit,

wandle zwischen Freud und Schmerz

in der Einsamkeit.


Fließe, fließe lieber Fluß!

Nimmer werd ich froh,

so verrauchte Scherz und Kuß,

und die Treue so.


Ich besaß es doch einmal

was so köstlich ist!

Daß man doch zu seiner Qual

nimmer es vergißt!


Rausche, Fluß, das Tal entlang,

ohne Rast und Ruh,

rausche, flüstre meinem Sang

Melodien zu,


wenn du in der Winternacht

wütend überschwillst,

oder um die Frühlingspracht

junger Konspen quillst.


Selig, wer sich vor der Welt

ohne Haß verschließt,

einen Freund am Busen hält

und mit dem genießt,


was, von Menschen nicht gewußt

oder nicht bedacht,

durch das Labyrinth der Brust

wandelt in der Nacht.


Goethe

An die Deutschen


Spottet ja nicht des Kinds, wenn es mit Peitsch und Sporn

Auf dem Rosse von Holz mutig und gross sich dünkt,

Denn, ihr Deutschen, auch ihr seid

Tatenarm und gedankenvoll.


Oder kömmt, wie der Strahl aus dem Gewölke kömmt,

Aus Gedanken die Tat? Leben die Bücher bald?

O ihr Lieben, so nimmt mich,

Daß ich büße die Lästerung.


Hölderlin

An die Nachgeborenen


I
Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!

Das arglose Wort ist töricht. Eine glatte Stirn

Deutet auf Unempfindlichkeit hin. Der Lachende

Hat die furchtbare Nachricht

Nur noch nicht empfangen.
Was sind das für Zeiten, wo

Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.

Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!

Der dort ruhig über die Straße geht

Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde

Die in Not sind?


Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt

Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts

Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.

Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)


Man sagt mir: iß und trink du! Sei froh, daß du hast!

Aber wie kann ich essen und trinken, wenn

Ich dem Hungernden entreiße, was ich esse, und

Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt?

Und doch esse und trinke ich.
Ich wäre gerne auch weise.

In den alten Büchern steht, was weise ist:

Sich aus dem Streit der Welt halten und die kurze Zeit

Ohne Furcht verbringen

Auch ohne Gewalt auskommen

Böses mit Gutem vergelten

Seine Wünsche nicht erfüllen, sondern vergessen

Gilt für weise.

Alles das kann ich nicht:

Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten!


II
In die Städte kam ich zur Zeit der Unordnung

Als da Hunger herrschte.

Unter die Menschen kam ich zu der Zeit des Aufruhrs

Und ich empörte mich mit ihnen.

So verging meine Zeit

Die auf Erden mir gegeben war.
Mein Essen aß ich zwischen den Schlachten

Schlafen legte ich mich unter die Mörder


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