Schizophrenie Tutorium: Medizinische Psychologie Frank Weiss-Motz



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tarix17.09.2017
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Schizophrenie


Schizophrenie - Übersicht

  • Was ist Schizophrenie ?

  • Symptomatik

  • Varianten

  • Verlauf der Erkrankung

  • Morphologie und Physiologie der Schizophrenie

  • Auslöser

  • Behandlung

  • Empfehlungen für Literatur und andere Medien



Was ist Schizophrenie ?

  • Benennung von Eugen Bleuler 1911, Schweizer Arzt

  • Alternativ oft auch Psychose genannt

  • Zusammengesetzt aus den Wörtern:

    • Schizo [griechisch], spalt..., gespalten
    • Phrenos [griechisch] der Geist, das Bewusstsein
  • Fehlverstanden oft als gespaltene Persönlichkeit oder multiple Persönlichkeit

    • Unterscheidung:
      • Multiple Persönlichkeiten haben 2 oder mehr Identitäten, die aber jede für sich gut angepasst und unauffällig ist
      • Schizophrene haben nur eine Persönlichkeit die sich aber durch die Krankheit so verändert, dass die Person auffällig und unfähig wird ihr Leben selbst in den Griff zu bekommen
  • Auftretenshäufigkeit:

    • 1% in allen Kulturen
    • Männer erkranken leicht häufiger
    • Höhere soziale Schichten seltener


Bedeutung der Schizophrenie

  • In psychiatrischen Kliniken die zweithäufigste Erkrankung nach Depressionen

  • 60 Mio Menschen Weltweit daran erkrankt

  • 9 Mio davon werden durch die Erkrankung sterben !!!



Variantenreichtum:

  • 3 Beispiele aus der klinischen Praxis

    • Ann 26 Jahre
    • Richard 23 Jahre
    • Laura 40 Jahre


Schizophrenie - Symptomatik



Symptombereiche der Schizophrenie

  • Frühstadium

  • Emotional

  • Motorisch

  • Denken

  • Aufmerksamkeit und Wahrnehmung

  • Alltagsfertigkeiten

  • Residual- / Alterssymptome



Frühsymptome (Prodromalsymptome) einer Schizophrenie

  • Gefühle von sozialer Unsicherheit, Sozialer Rückzug

  • Über Wochen gedrückte Stimmung

  • Schlafstörungen

  • Gefühle von Lustlosigkeit, Antriebsstörungen

  • Anspannung, Nervosität, innere Unruhe

  • Gedanken geraten durcheinander, werden von anderen Gedanken unterbrochen

  • Konzentrationsstörungen

  • Erhöhtes Misstrauen, Reizbarkeit, vermehrte Konflikte

  • Gefühle von Unwirklichkeit ("alles wie im Film")

  • Erhöhte Licht- und Geräuschsempfindlichkeit

  • Tendenz belanglose und zufällige Gegebenheiten auf sich zu beziehen

  • Trugwahrnehmungen



Symptome aus dem emotionalen Bereich

  • flacher Affekt

  • unangebrachter Affekt

  • Anhedonie (Unfähigkeit zum Genießen)

  • Antriebsarmut

  • Probleme beim Erkennen von emotionalen Gesichtsausdrücken und bei der Einschätzung von zu erwartendem Verhalten

  • Widersprüchlichkeit der verschiedenen Ausdrucksebenen von Emotionen



Motorische Symptome einer Schizophrenie

  • Verlust der Bewegungsspontaneität

  • Gesten und Manierismen

  • rituelle oder magische Handlungen

  • katatone Rigidität bis Stupor

  • Haltungsstereotypien

  • Flexibilitas carea (wächserne Biegsamkeit)

  • Aber auch katatone Erregung (hypermotorisch)



Katatone Symptome bei Schizophrenen



Störungen der Sprache und des Denkens

  • Gelockerte Assoziationen oder Zerfahrenheit des Denkens

  • Schnelle Themawechsel

  • Unzusammenhängende Bemerkungen

  • Gedankenabriss bis Blockierung

  • Neologismen (Traurig + grausam = trauram)

  • Perseverationen (Wiederholungen)

  • Wahnvorstellungen

  • Suizid bei 15% der Patienten



Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen

  • Erhöhte Empfindlichkeit für Geräusche und optische Eindrücke

    • Überflutet werden der Sinne
    • Es fällt schwer die Aufmerksamkeit auf etwas wichtiges zu richten
  • Halluzinationen

    • Meist auditorisch
    • Stimmen die kommentieren, warnen oder anweisen
    • Aber auch alle anderen Sinne
  • Gedankeninduktion, Gedankenentzug

  • Störungen der Augenfolgebewegungen



Einschränkungen der Alltagsfertigkeiten

  • Ausfall sozialer Fertigkeiten und Wegfall sozialer Kontakte

  • Ausfall von Exekutiv- und Planungsfähigkeiten

  • Schwere Verwahrlosung ist oft die Folge



Residual- (Rest-) Symptome einer Schizophrenie

  • Meist Rückkehr zum Stadium der Frühsymptome

  • Flacher Affekt

  • „Merkwürdiges“ Verhalten

  • Soziale Zurückgezogenheit

  • Aber keine akuten Wahn- oder Halluzinationssymptome



Andere Unterteilung der Symptome

  • Unterteilung in positive und negative Symptomatik

  • Positiv = Produktiv also etwas das über das normale hinaus geht:

    • Halluzinationen, Wahn, inadequater Affekt
  • Negativ = Verlust von Funktionen im Vergleich zum Normalen:

    • Flacher Affekt, Konzentrationsstörungen, Spracharmut
  • Unterteilung für Diagnose und Medikation von Bedeutung



Varianten der Schizophrenie

  • sehr variantenreiche Erkrankung

  • selten alle Symptome auf einmal

  • evtl. nicht eine einzelne Erkrankung Schizophrenie mit vielen Varianten sonder verschiedene Erkrankungen

  • gängige Unterteilung heute:

      • Paranoider Typus (Wahn + Halluzinationen)
      • Desorganisierter Typus (Sprechen und Denken)
      • Katatoner Typus (vor allem motorisch)
      • Residualer Typus (Restsymptomatik)


Alternative Einteilung

  • Typ I (positive Symptomatik)

  • Typ II (negative Symptomatik)

  • Unterscheidung gewinnt an Bedeutung für Prognose Behandlung und Ursachenforschung

    • Prognose bei Typ-I besser
    • Typ I reagiert besser auf Medikamente
    • Typ I eher biochemische Auffälligkeiten
    • Typ II eher hirnanatomische Normabweichungen
  • Evtl. also zwei getrennte Erkrankungen



Verlauf der Erkrankung

  • Krankheit verläuft immer in Schüben (floride Episoden) unterbrochen von relativ ruhigen Phasen (Residualphasen)

  • 4 Verläufe

    • 25 % eine einzelne Episode ohne weitere Erkrankun
    • 32 % mehrere Phasen ohne akute Residualsymptomatik
    • 8 % mehrere Phasen mit konstanter Residualsymptomatik
    • 35 % mehrere Phasen mit sich verschlechternder Residualsymptomatik
    • Letzte Gruppe ist praktisch Lebenslang beeinträchtigt und muss i.d.R. hospitalisiert werden


Neurophysiologie der Erkrankung 1

  • Dopamin

  • Dopaminüberschuss führt zu positiven Symptomen der Schizophrenie

  • Aber bei Erkrankten wohl eher eine Überfunktion der Dopamin-Rezeptoren oder zu große Anzahl nicht zu viel Dopamin

  • Dopamin-Unterfunktion führt zu Parkinson-Symptomen (Problem bei der Therapie)

  • Kausaler Zusammenhang Dopamin -> Symptome ist noch nicht geklärt daher ist eine kausale Therapie noch nicht möglich



Neurophysiologie der Erkrankung 2

  • NMDA

  • Relativ neue Theorie

  • NMDA ist wichtigster Botenstoff im Gedächtnis- und Bewusstseinssystem des Gehirns

  • NMDA und Dopamin stehen in reziprokem Zusammenhang (NMDA-Theorie beinhaltet auch die Dopamin-Theorie)

  • Belege ergeben sich aus Beobachtungen:

    • Bei einer Narkose werden primär die NMDA-Rezeptoren ausgeschaltet  Narkose kann Episode bei erkrankten auslösen
    • NMDA-Agonisten lösen Krampfanfälle aus  aber Krampfbehandlung ist wirksam bei Schizophrenie
  • Vorteile:

    • Erklärung des Zusammenhangs zu Stress und Erkrankung
    • Erklärung sowohl negativer als auch positiver Symptome
    • Neue Pharmakologische Therapien


Neuroanatomie der Erkrankung

  • Vergrößerung des 3. Hirnventrikel vor allem bei Typ-II-Schizophrenie sowie Volumenverlust des Vorderhirns



Auslöser der Erkrankung 1

  • Endogene Ursachen:

  • Hoher Anteil genetischer Verursachung

    • 1% Erkrankung in Grundpopulation unabhängig von Kultur spricht für genetische Ursachen
    • 33-50% Erkrankung bei eineiigen Zwilligen schizophrener Patienten
    • Weitere Belege aus der Endophänotypforschung:
    • Aber keine 100%ige Vererbung also auch andere Auslöser nötig
  • Viruserkrankung

    • Januar und Februar sind überdurchschnittlich häufig die Geburtsmonate von Schizophrenen Patienten, also die Monate mit erhöhtem Infektionsrisiko


Auslöser der Erkrankung 2

  • Diathese-Stress-Modell:

  • Man erbt ein Risiko für Schizophrenie

  • Ob die Krankheit ausbricht wird von äußeren Faktoren vor allem von Stress bestimmt

  • Belege:

    • Expressed Emotions sind bester Rückfallprädiktor bei Schizophrenen Patienten: In Familien ohne EE 12-15% Rückfall In Familien mit hohem EE 53-90% Rückfall
    • Episoden einer Erkrankung geht häufig eine Zeit mit erhöhtem Stress voraus
    • Kann gut mit der NMDA-Theorie erklärt werden, da Stresshormon Cortisol die Produktion von NMDA hemmt
  • Ältere Ansätze:

    • Schizophrenogene Mutter
    • Double Bind
    • Eigentlich alle wissenschaftlich widerlegt


Auslöser der Erkrankung 3

  • Drogen:

  • Halluzinogene wie LSD, Cannabis oder Magic-Mushrooms shütten Dopamin im Gehirn aus und lösen so Halluzinationen und verfälschte Sinneswahrnehmungen aus

  • Auch Amphetamine wie Speed oder Extacy wirken auf den Dopamin-Haushalt

  • Bei Personen mit erhöhtem genetischem Schizophrenie-Risiko können diese Drogen eine Episode auslösen mit massiven Symptomen

  • Bei regelmäßigem oder massivem Konsum kann es auch ohne genetisches Risiko zu Ausbruch einer drogeninduzierten Schizophrenie kommen

  • Besonders gefährlich: Cannabis

    • Während Drogenpsychosen bei LSD von relativ kurzer Dauer sind können Cannabis-Psychosen bis zu einem Jahr anhalten und anschließend zu einer Residualsymptomatik führen


Behandlung 1

  • Psychopharmaka:

  • Müssen in den meisten Fällen lebenslang genommen werden

  • Vorsichtige Eindosierung ist immer nötig

  • Problem ist die Mitarbeit der Patienten bedingt durch die Symptome der Krankheit

  • Typika (Haldol, Chlorpromazin)

    • Wirken auf D2-Rezeptor
    • Wirken vor allem bei Typ I
    • Starke Nebenwirkungen (Tremor bis Rigor)
    • Malignes Neuroleptisches Syndrom
    • Spätdyskinesien (sehr ähnlich der Parkinsonkrankheit) bereits nach wenigen Jahren der Einnahme
  • Atypika (Clozapin, Risperdal)

    • Wirken jeweils zur Hälfte auf D1 und D2 Rezeptor aber blockieren diese nicht vollständig
    • Weniger motorische Nebenwirkungen auch keine Spätdyskinesien
    • Aber Gefahr von Agranulozytose (mehrere Todesfälle)
    • Wirken auch bei Typ II


Behandlung 2

  • Aussichten für Psychopharmaka

  • Zusammen mit der NMDA-Theorie hat man auch nach pharmakologischen Umsetzungen gesucht

  • NMDA-Agonisten bergen zu hohes Krampfpotential daher für Behandlung unbrauchbar

  • Zum Funktionieren der NMDA-Rezeptoren ist ein Stoff namens D-Glycoserine notwendig

  • Gabe von D-Serine hat sehr große Erfolge bei der Behandlung von Schizophrenie gezeigt mit minimalen Nebenwirkungen

  • Marktreife solcher Präparate in 5-10 Jahren



Behandlung 3

  • EKT – Elektrokrampftherapie

  • Sehr umstrittene Therapie

  • Kleiner Elektroschock ins Gehirn

  • Unter Vollnarkose

  • Auslösung eines epileptischen Anfalls

  • Evtl. so eine Art „Reset“ des Gehirns

  • Wirkt bei Schizophenie und Depressionen

  • Kann aber zu kurzen Amnesien führen



Behandlung 4

  • Psychotherapie

  • Nur in Maßen erfolgreich

  • Am ehesten noch begleitend zu einer Pharmakotherapie

  • Hospitalisation und Betreuung notwendig

  • Suizidprävention

  • Arbeit mit Angehörigen sehr wichtig



Weitere Informationen

  • Gehirn und Geist, Ausgabe 4/2002

  • Meine Psychose, mein Fahrrad und ich – Zur Selbstorganisation der Verrücktheit (Fritz B. Simon)

  • http://www.zebb.de

  • http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de

  • http://www.psychosenetz.de

  • Das weiße Rauschen (DVD/Video/Buch)

  • A beautifull Mind (DVD/Video/Buch)





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