Unterrichtsplanung, -vorbereitung und -durchführung I



Yüklə 63 Kb.
tarix15.08.2018
ölçüsü63 Kb.
#62676

Einführung in die Literatur- und Mediendidaktik

Dozent: W. Melchior




ES Literatur- und Mediendidaktik (RS)

Sitzung 12:

Literaturgeschichte(n)


1. Typen von Literaturgeschichten für die Schulen 1

2. Lesealter-Theorie (Charlotte Bühler, Susanne Engelmann) 1

3. Probleme des Epochenbegriffs 2

________________________________________________________________________




1. Typen von Literaturgeschichten für die Schulen


Literaturgeschichten für das Studium1 sind in der Regel darstellend-informierende Texte, oft in Essayform gehalten. Sie beschränken sich – aus Platz- und Instruktionsgründen auf sehr wenige Beispiele, die wenn überhaupt nur exemplarisch und kaum interpretativ herangezogen werden.

Schul-Literaturgeschichten hingegen bewegen sich heute von diesen reinen Darstellungstexten weg und orientieren sich an einer exemplarischen LG (= Literaturgeschichte).



  • informierend-darstellend: Hauptaugenmerk liegt wie in den oben angegebenen LGen in der Überblicksdarstellung.

  • rein exemplarisch: Literaturgeschichte in Beispielen, die exemplarisch besprochen und/oder interpretiert werden.

  • integrierte: informierende Einleitungen mit Beispielen


2. Lesealter-Theorie (Charlotte Bühler, Susanne Engelmann)


Die Lesealter-Theorie geht vor allem auf die Entwicklungspsychologin Charlotte Bühler zurück, der Ehefrau Karl Bühlers. Bereits 1918 veröffentlichte sie eine Schrift „Das Märchen und die Phantasie des Kindes“, in der sie drei Lesealtersstufen des Kindes umschrieb: das Struwwelpeteralter (2-4; Lektüre, die Normverletzungen und die Frage des normgerechten Verhaltens zum Gegenstand haben), das Märchenalter (4-7; Märchen als Typus des Phantastischen) und das Robinsonalter (7-12; Abenteuererzählungen). Susanne Engelmann erweiterte 1928 in ihrem Werk „Methodik der deutschen Unterrichts“ dieses Modell um das Dramen- und Balladenalter (12-15) und das lyrische und Romanalter (15-20). Abgesehen von der bisweilen recht altbacken klingenden Sprache , sind für die Deutschdidaktik folgende Aspekte wichtig:

  • Bühler und Engelmann verknüpfen die Lesealtersstufen nicht einfach (wie heute) mit bestimmten Lesemotivationen, Lesemodi oder Lesearten (lustvolles, individualtypisches Lesen nach Philipp), sondern mit ganz bestimmten Textsortengattungen und Großgattungen. Statt formaler Abgrenzungen verwenden sie also inhaltliche.

  • Sie stellen ein weitgehend sozialisationsfreies, auf jeden Fall aber ahistorisches, von einigen sogar als biologistisch kritisiertes, zumindest nativistisch klingendes Lesealterkonstrukt vor, d.h. es wird unterstellt, dass alle Kinder immer diesen Leseprozess durchlaufen.

  • Bühler und Engelmann sind bei ihren Stufen weitgehend von der damals gewählten schulischen Lektüre ausgegangen, die jedoch vielfach wiederum vorgegeben war.

Heute, anhebend mit den 1970er Jahren, werden diese Vorstellungen vielfach kritisiert, da

  • Lesestoff und Leseentwicklung vor allem außerinstitutionell (also zuhause in der Familie, in Peer-groups) bestimmt wird (Lesesozialisation),

  • eine Entsprechung zwischen Inhalt und entwicklungspsychologischem Status heute nicht mehr haltbar ist.

Das Lesealterkonzept ist jedoch vor allem im institutionellen (schulischen) Umfeld in den deutschen Lehrplänen noch stark wirksam: So gilt in nahezu allen Lehrplänen weiterführender Schulen:

  • In der untersten Klassenstufe werden Märchen - als eine Art Reminiszenz an die Grundschulzeit – und in den Unterstufen vorwiegend epische Texte (Robinsonalter) gelesen ,

  • Anschließend drehen die Lehrplan-Empfehlungen einerseits Engelmanns Systematik um, indem in der Schule die Lyrik immer mehr in den Mittelpunkt rückt, andrerseits werden nun tatsächlich Balladen behandelt. Allerdings bleiben dramatische Werke der Oberstufe vorbehalten.

Die Stufung Epik, Lyrik, Dramatik hat demnach auch heute noch Gültigkeit an Schulen. Dies wird allerdings nicht allein mit Lesealtertheorien, sondern auch der Komplexität der Gattung selbst begründet


3. Probleme des Epochenbegriffs


Epoche ist eigentlich seiner griechischen etymologischen Bedeutung nach der Zeitpunkt eines Einschnitts, also gerade der Umbruch oder Wandel, während er heute für Kontinuität und Dauer steht. Die Bedeutungsverschiebung (in sein eigentliches Gegenteil) der Epoche macht gerade ihr Wesen aus, hinter dem auch eine bestimmte Geschichtsauffassung steht: der Wechsel von Kontinuität und Diskontinuität.

Eine solche Vorstellung widerspricht allen Vorstellungen, wonach Geschichte (auch der Literatur) Wiederholung des Gleichen (höchstens in neuen Gewändern) ist. Der Epochenbegriff ist jedoch vereinbar mit deterministischen (positiv wie negativ) Geschichtstheorien.

Neben diesen Theorietheorien quälen den Epochenbegriff wenigstens zwei Umstände:


  1. Die gängige Einteilung der Literaturepochen folgt meist völlig unterschiedlichen Kriterien (der Begriff „Expressionismus“ wird aus der bildenden Kunst übernommen, der „Symbolismus“ wird der Epoche nachträglich „erfunden“

  2. Sie beruht sowohl auf nachträglicher Interpretation als auch auf einem Epochenbewusstsein ihrer Vertreter (programmatisch-deklarative Epochen)

  3. Sie stellt ein hermeneutisches Grundproblem dar: Das Fremde (ein zu untersuchendes Werk eines Autors) kann ich nur verstehen, wenn ich seine Epoche kenne, und die Epoche nur dann wenn ich die in ihnen verfassten Werke untersuche.

Neben dem und den Epochenbegriff(en) ist die zeitliche Epochenabgrenzung das Hauptproblem. Sie werden



  • entweder an Autoren (Lessing = Aufklärung),

  • oder an bestimmten Werken (Maria Stuart = klassisch),

  • oder an geschichtlichen Ereignissen (Vormärzliteratur bis 1848)

ausgerichtet.

Didaktisch für die Schule folgt daraus,



  • dass vom Auswendiglernen von Epochenjahreszahlen abzuraten ist,

  • man den Epochenbegriff als vorläufig zu begrenzen hat.



1 Zu nennen sind hier etwa: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, hg. v. W. Beutin et al., Stuttgart: Metzler oder: Hand Gerd Rötzer: Geschichte der deutschen Literatur, Bamberg: CC Buchner oder: Erika und Ernst von Borries: Deutsche Literaturgeschichte in 12 Bänden, München: dtv.

Mel Seite von

Yüklə 63 Kb.

Dostları ilə paylaş:




Verilənlər bazası müəlliflik hüququ ilə müdafiə olunur ©genderi.org 2024
rəhbərliyinə müraciət

    Ana səhifə