ERMLANDBRIEFE
3
Sommer 2005
Katechismus
Ecke
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind ..."
Lebendige Steine
Von Pfr. i. R. Rüdiger Hinz
war er das Zeichen der Gemein-
schaft. Wäre er - der Friedensgruß -
ausgelassen worden, es hätte etwas
Wichtiges gefehlt, meine ich.
Sicher wird mancher Leser, der
schon älter ist, daran denken, wie
das damals war, nach Flucht, nach
der Vertreibung. Als wir in Klassen-
zimmern in kleinen Schulen die hl.
Messe gefeiert hatten, oft in armseli-
ger Umgebung. Ich selbst denke an
eine Weihnachtsmesse, für welche
uns ein Bauer sein großes Wohnzim-
mer irgendwo in Nordfriesland zur
Verfügung gestellt hatte. Den Namen
dieses evangelischen Christen weiß
ich nicht mehr, aber die dankbare
Erinnerung ist geblieben.
Der Leser mag meinen, das diese
Zeilen etwas zu optimistisch ge-
schrieben wurden. Das kann zutref-
fend sein. Nur - mit dem üblichen
Klagen über zu geringen Kirchenbe-
such kommen wir auch nicht weiter.
Der Schreiber dieser Zeilen hat im-
mer wieder erlebt, dass auch bei
jungen Christen die Feier der Eucha-
ristie kein alter Zopf ist, den man
besser abschneidet. Gewiss ist auch
hier die Gefahr der Routine gegeben.
Und Routine führt zum Leerlauf ...
Die Mitfeier der hl. Eucharistie ist
nach wie vor für den katholischen
Christen wesensnotwendig. Es ist
schade, wenn Christen etwa im Ur-
laub meinen, das sei alles überholt.
Der Schreiber dieser Zeilen kennt
nicht wenige, die sogar ihren Ferien-
ort danach auswählen, ob dort die
Gelegenheit zur Mitfeier der Sonn-
tagsmesse möglich ist.
Vielleich fehlt uns oft auch die
rechte Glaubenshaltung. Eucharistie-
feier ist ja nicht nur Erleben der Ge-
meinschaft, sondern Bekenntnis. Der
HERR ist bei uns. „Wo zwei oder drei
...“. Eucharistie ist nicht reine Mit-
menschlichkeit. Es ist bei allen positi-
ven Beobachtungen nicht zu überse-
hen, dass heute die Gefahr besteht,
hier eine unzulässige Verwechslung
vorzunehmen. Denn in der Mitte ei-
ner solchen Feier steht nicht das „Er-
leben“, sondern Christus.
Und ein Letztes: Es kommt nicht
immer darauf an, dass wir im Gottes-
dienst alle einander bekannt sind.
Das wird oft auch gar nicht möglich
sein. Denn wen wir als Christen er-
kennen, der kann uns doch eigent-
lich nicht so ganz fremd sein. Und
haben nicht viele Heilige immer wie-
der in dem Anderen, besonders
wenn dieser in Not war, Christus ge-
sehen, eine hl. Elisabeth, ein hl.
Franziskus und viele andere?
Und heißt nicht unser Fremdwort
„Kommunion“ auf Deutsch „Gemein-
schaft“? Möge Christus der Herr uns
allen den rechten Glauben schen-
ken, dass Er immer für uns da ist als
der Auferstandene, als der uns Men-
schen Suchende und nicht zuletzt
als der uns Liebende. Es lohnt sich,
zu Ihm zu gehören.
Sonntagnachmittag. Die Juli-Sonne
meint es fast zu gut mit den Men-
schen im Warburger Land. In der
freien Natur spürt kaum einer, das
(wie) alltäglich in der Welt furchbare
Dinge geschehen. Auf der Calenber-
ger Höhe, wenige Kilometer südlich
von Warburg an der „Landesgrenze"
nach Hessen, versammeln sich etwa
100 Menschen auf dem Lagerplatz ei-
nes Messdienerzeltlagers, um Eu-
charistie zu feiern. Auch zahlreiche
Eltern sind gekommen. Zwei Prie-
ster, der Gemeindepfarrer und des-
sen Vorgänger, stehen gemeinsam
am Altar. Die innere Konzentration
auf das, was dort geschieht, ist den
meisten Jungen Menschen anzumer-
ken. Und das im Jahre 2005.
„Wo zwei oder drei in meinem
Namen versammelt sind ...“, dieser
moderne Kanon leitet die Feier ein.
Die Gemeinde singt begeistert mit.
Da ist nichts zu spüren von „Kein
Bock auf Kirche“.
Das Gleichnis vom Sämann nach
der Fassung des Matthäus bildet
das Evangelium. Der Prediger ver-
sucht, diesen Text ganz schlicht
auf die Menschen zu bezeihen, de-
nen das Wort Gottes als Samen-
korn anvertraut ist.
„Wenn das Brot, das wir teilen, als
Rose blüht ...“, dieses rhythmische
Lied aus den Gemeinden der frühe-
ren DDR, dessen Text an die deut-
sche Heilige St. Elisabeth erinnert,
sagt Wesentliches für unser Christ-
sein aus. „Wer das heilige Mahl rich-
tig mitfeiern will, muss teilen kön-
nen“. So oder so ähnlich haben un-
sere jungen Christen in der Vorberei-
tung auf die Erstkommunion gelernt,
damals wie heute. „Dann hat Gott
unter uns schon sein Haus gebaut
...". Die Eltern und einer der beiden
Priester erinnern sich noch an den
Kirchbau damals, in den Jahren 1965
und 1966. Da wuchs ein fast zu mo-
derner asymetrischer Bau empor.
Und doch ist der andere Bau wichti-
ger, denn wir alle sind Kirche, sind
die „lebendigen Steine“, wie es in
den offiziellen Texten der Kirchweih-
messe heißt.
Gott baut durch uns und mit uns.
Der heute weithin gelebte krasse In-
dividualismus kann gefährlich sein.
Kirche ist nämlich mehr!
Zurück zur Messfeier auf der Ca-
lenberger Höhe. Da fehlt so vieles,
was wir - sicher auch mit guten Grün-
den - für wichtig halten. Die Altar-
schellen wurden durch ein kleines
Glöckchen ersetzt - es wäre auch oh-
ne dieses Zeichen möglich gewesen.
An Stelle der Orgel spielte einer der
beiden Priester Gitarre. Ich meine,
dass kein anderes Instrument einen
solchen Gottesdienst so gut beglei-
ten kann. Da war der Friedensgruß,
vor welchem wir Deutschen uns
manchmal fürchten, eine Selbstver-
ständlichkeit. In der Freude des
Glaubens ohne alle Übertreibung
Ermländer freuen sich über den neuen Papst
Gruß an Benedikt XVI.
Herzliche Freude und große Dankbarkeit
Bischöfe grüßen Papst
Grußadresse der deutschen Bischöfe an Seine Heiligkeit Papst Bene-
dikt XVI. aus Anlass seiner Wahl am 19. April 2005
Der Ständige Rat der Deutschen Bi-
schofskonferenz hat auf seiner Sitzung
am 25. April 2005 in Mainz eine Gruß-
botschaft an Seine Heiligkeit Papst Be-
nedikt XVI. aus Anlass seiner Wahl am
19. April 2005 gerichtet. Wir dokumen-
tieren das Schreiben im Wortlaut:
„Heiliger Vater,
es erfüllt uns Bischöfe der deutschen
Diözesen mit herzlicher Freude und gro-
ßer Dankbarkeit, dass das Kollegium der
Kardinale, gestärkt durch den Heiligen
Geist, Sie, verehrter Heiliger Vater, am 19.
April 2005 zum Bischof von Rom und
265. Nachfolger des heiligen Petrus ge-
wählt hat. 17 Tage nach dem Tod Ihres
verehrten Vorgängers Johannes Pauls II.
hat die Kirche mit Ihnen wieder ein
Oberhaupt und einen Hirten. Heute ha-
ben wir Bischöfe im Hohen Dom zu
Mainz einen festlichen Gottesdienst gefei-
ert. Wir haben unsere Freude und Dank-
barkeit, welche die Wahl des Heiligen Va-
ters für uns bedeutet, vor Gott gebracht
und um die Gaben des Heiligen Geistes
für Sie zur Leitung der Kirche gebetet.
Für uns deutsche Bischöfe hat es eine
tiefe Bedeutung, dass mit Ihnen, verehr-
ter Heiliger Vater, nun ein früherer Mit-
bruder aus der Deutschen Bischofskon-
ferenz Oberhaupt der Kirche ist. Viele
von uns stehen in einer lange währen-
den Verbindung mit Ihnen. Für viele wa-
ren Sie ein begeisternder theologischer
Lehrer. Manche haben noch persönli-
che Erinnerungen daran, dass Sie als
Erzbischof von München und Freising,
zu dem Sie im Frühjahr 1977 von Papst
Paul VI. bestellt worden sind, in der Voll-
versammlung der Bischöfe und als Vor-
sitzender der Glaubenskommission der
Deutschen Bischofskonferenz tätig wa-
ren. In ökumenischer Hinsicht haben
Sie nach dem Papstbesuch vom Novem-
ber 1980 das große Projekt über die
wechselseitigen Lehrverurteilungen des
16. Jahrhunderts von unserer Seite her
wohlwollend begleitet. Ihre besondere
Verbundenheit mit der Kirche in
Deutschland hat auch in den 23 Jahren
fortbestanden, in denen Sie als Präfekt
der Kongregation für die Glaubenslehre
in Rom gewirkt haben.
Verehrter Heiliger Vater, Ihre Heimat
ist Deutschland. Die Gläubigen Ihres
Heimatlandes haben Ihre Wahl mit
Freude und auch ein wenig mit Stolz
aufgenommen. In Deutschland findet
(...) der Weltjugendtag statt. Dieses gro-
ße Ereignis soll für die Jugend der
Welt, aber auch für die Christen in
Deutschland, ein Fest des Glaubens, ei-
ne Feier der Gemeinschaft der Kirche
und Anstoß für einen missionarischen
Aufbruch sein. Uns erfüllt es mit großer
Freude, dass Sie gemeinsam mit den
jungen Menschen aus aller Welt den
Weltjugendtag in Köln feiern werden.
Wir beten mit allen Gläubigen für Sie,
den Heiligen Vater Benedikt XVI., auf
dass der Geist des Herrn auf Ihnen ruhe,
Sie stärke und leite zum Segen für das
ganze Gottesvolk und für die Welt. Wir
Bischöfe versichern Ihnen, verehrter
Heiliger Vater, unsere Liebe und Treue
und unsere volle Unterstützung für die
schwere Bürde, die Sie nun tragen. Der
Herr schenke Ihnen ein gesegnetes Pon-
tifikat in der Kraft des Heiligen Geistes.
Wir bitten um Ihren Apostolischen Se-
gen, wie auch wir mit unseren Mitchri-
sten Ihnen unser Gebet versprechen.“
Eure Heiligkeit
Papst Benedikt XVI.
Im Namen der seit Ende des Zweiten Weltkrieges in der Zer-
streuung lebenden, sich als kirchliche Gemeinschaft bekennen-
den Ermländer grüßen wir Sie voll Freude als Nachfolger des hei-
ligen Petrus und wünschen Ihnen Gottes reichen Segen.
Als Bischof von München haben Sie bei der großen Feier zu Eh-
ren der hl. Dorothea von Montau selbst das wegweisende Pre-
digtwort über die Heilige gesprochen.
Papst Johannes Paul II. hat die ermländische Ordensgründerin
Mutter Regina Protmann in die Schar der Seligen aufgenommen.
Nun beten deutsche und polnische Ermländer um die Seligspre-
chung des Dieners Gottes Bischof Maximilian Kaller.
Wir hoffen, in ihm einen weiteren Brückenbauer zwischen un-
seren Völkern zu haben, den wir um Fürsprache anrufen dürfen,
dass die Wunden der Vergangenheit heilen und ein friedliches
Miteinander selbstverständlich wird.
Heiliger Vater, wir freuen uns, Ihnen die Glückwünsche von
Ermländern zu überreichen, die alljährlich zu Muttergottes nach
Werl pilgern und in Ihrem und der Weltkirche Anliegen gebetet
haben.
Ehrfurchtsvoller Gruß
Ihr in Christo ergebener
Gez. Domkapitular Msgr. Dr. Lothar Schlegel, Visitator Ermland
Gez. Norbert Block, Vorsitzender des Ermländerrates
Werl, 8. Mai 2005