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gewöhnlichen Wassers), erschienen in Duisburg am Rhein 1756, neu aufgelegt 1796.
Darin beschreibt und deutet er den von ihm beobachteten Vorgang der in einer glü-
hend heißen Metallschale vor dem Verdampfen tanzenden Wassertropfen. Dies ist als
„Leidenfrostsches Phänomen“ in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen und bis in
die Schul- und Lehrbücher der Physik gelangt. Im selben Jahr 1756 wurde Leiden-
frost in die Akademie der Wissenschaften zu Berlin berufen. Der namhafteste seiner
Doktoranden war 1766, vielleicht neben dem schon genannten Franz Wilhelm Kauh-
len (1774), unbestritten Carl Arnold Kortum (1745-1824) aus Mülheim an der Ruhr,
Arzt und Dichter der spätestens durch Wilhelm Busch deutschlandweit bekannten
„Jobsiade“. Die Bochumer Ruhr-Universität vergibt seit 1991 eine „Kortum-Me-
daille“. Leidenfrost, der im Laufe der Jahre fünfmal Rektor seiner Universität war,
zeigte daneben viel soziales Engagement. 1760, während des Siebenjährigen Krieges,
beteiligte er sich maßgeblich am Freikauf des von den Franzosen bis nach Moers ver-
schleppten Rektors Otto Ludwig von Eichmann. 1762 trug er abermals mit erheb-
lichen privaten Mitteln zur Begleichung einer vom französischen Militär erpressten
Forderung von tausend Reichstalern bei, obwohl die Duisburger Professoren in jenen
harten Zeiten schlecht und oftmals sehr unregelmäßig besoldet wurden. Nebenher
pflegte er zahlreiche wissenschaftliche Kontakte. Ob Goethe bei seinem Duisburg-
besuch vom 4. bis zum 6. Dezember 1792 auch Professor Leidenfrost begegnet ist,
bleibt einstweilen ungewiss.
Die Gedenkmedaille auf Johann Gottlob Leidenfrost und sein
50-jähriges Dozentenjubiläum am 14.9.1793
Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie es zum Entstehen der hier
vorzustellenden, vom Duisburger akademischen Senat Anno 1793 gestifteten Leiden-
frost-Medaille gekommen ist. Im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung
Rheinland, jetzt Standort Duisburg, fand sich ein aufschlussreiches, bisher unbeach-
tetes Sitzungsprotokoll vom 10. August 1793, das nun erstmals im Wortlaut wieder-
gegeben sei:
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„Duisburg in Senatu academico den 10 aug. 1793 Praes[ide] Dno [Domino] Rectore
Magn[ifico] Merrem et Prof Berg, Grimm, Möller, Schlegtendal, Krafft, Hageman,
Plessing, Borheck.
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Signatur RW 1264, Universität Duisburg A/B, Senatsprotokolle, Bd. 191, Blatt (neue Zählung) 198 f. Für
die Überlassung einer Kopie des von ihm 2015 in Duisburg persönlich nachgewiesenen Originaltextes ist
Herrn Dr. Friedrich Winterhager vom Universitätsarchiv Hildesheim sehr zu danken. Weitere Quellen zum
Thema harren noch ihrer Entdeckung in diesem von manchem Benutzer eher distanziert gesehenen NRW-
Archiv.
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Der Herr Rector zeigte an, daß am 14ten Sep. c[urrentis = des laufenden Jahres] der
Introductions Tag sey, an welchem der Herr Prof Leidenfrost auf hießiger Univer-
sitaet 50 Jahr als Professor gestanden habe, und da der H[err] Rector schon anfangs
dessen Rectorats dem academischen Senat vorgestellet habe auf diesem Tag selbst ei-
ne Rede zu halten; So würde dabey auch heute zugleich wegen der zu schlagenden
Medaille deliberiret [beraten], und zeigte der H[err] Rector an, daß der H[err] Post-
Director Faber von dem Medailleur Stierle aus Berlin die Antwort erhalten habe, daß
dieser solche verfertigen wolle: diese Medaille solle auf der Haupt seite das Brustbild
des H[errn] Professor Leidenfrost, mit der Umschrift Johannes Gottlob Leidenfrost,
der revers Hygaea enthalten, welcher auf einem Altar eine Opfer Schale ausgießet,
mit der Umschrift Senatus Academiae Duisburgensis Optimo Seni und im Abschnitte
muneres gesti semi Secularia Sacra die XIV Septbris 1793. Diese Medaille solle bey
dem Stierle bestellet werden, und ein schriftlicher Contract darüber mit demselben
geschloßen werden. […] [unterschrieben:] Merrem“
Der akademische Senat bestand aus der Gesamtheit der ordentlichen Professoren, da-
runter der Rektor. Das waren zur Zeit der Protokoll-Niederschrift zwölf Mitglieder.
Als Rector Magnificus amtierte vom 1.10.1792 bis zum 30.9.1793 Professor Blasius
Merrem. Die Studentenzahl hatte, nebenbei bemerkt, damals die Fünfzig schon be-
denklich unterschritten; die Endphase der Duisburger Universität begann sich abzu-
zeichnen.
Abb. 1 und 2: Vorder- und
Rückseite der Medaille. Prä-
geort Berlin, 1793; Silber,
Gewicht des abgebildeten Ex-
emplars 14,04g; Durchmesser
34,2 mm; Rand: glatt. Stu-
diensammlung Wolf Göttin-
gen/Fotos Michael Hötzel,
Göttingen. Auf der Vorder-
seite (Avers): Profil-Brustbild
Leidenfrosts im bürgerlichen
Habit nach links, unter dem
Armabschnitt Medailleur-
Signatur in lateinischen Schreibbuchstaben: Stierle. Oberhalbe Umschrift: IOH[ANNES] GOTTLOB LEI-
DENFROST. Auf der Rückseite (Revers): Göttin Hygieia stehend nach links opfert über einem flammenden
Altar. Oberhalbe lateinische Umschrift: SENATVS ACAD[EMIAE] DVISB[VRGENSIS] OPTIMO SENI
(Der Senat der Duisburger Akademie dem besten Senior). Unten im Abschnitt lateinische Inschrift in vier
Zeilen: MVNERIS GESTI/SEMISAECVLARIA SACRA/DIE XIIII SEPT[EMBRIS]/MDCCLXXXXIII (Ge-
widmet zum halbhundertjährigen Jahrestage erfüllten Dienstes am 14. September 1793).
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Medailliennachweis in: Numophylacii Ampachiani Sectio II. d.i. Verzeichniss der von … Herrn Stifts-
Regierungsrath Christian Leberecht von Ampach hinterlassenen Münz- und Medaillen-Sammlung, Zweite
Abtheilung. Naumburg an der Saale 1834, Nr. 9704, S. 622 f.; Verzeichnis der Münz- und Medaillen-
Sammlung des … Hofrathes... Herrn Leopold Welzl von Wellenheim. II. Band, II. Abtheilung, Wien 1845,