behandelten die Ärzte ohne nähere Gebietsbezeichnung mittelstarke Schmerzen trotz
Schmerzdiagnose nicht.
Bei den starken Schmerzen wurden recht hohe Dosierungen im Vergleich zu den
mittelstarken Schmerzen gegeben. In den meisten Fällen wurden dann Narkosen
durchgeführt. Ärzte ohne nähere Gebietsbezeichnung verabreichten weniger
Schmerzmittel (10 mg vs. 13,7
2,1 mg), Allgemeinmediziner dagegen dosierten
überdurchschnittlich hoch (16,5 mg vs. 13,7
2,1 mg). Die übrigen Fachgruppen lagen
innerhalb der statistischen Streuungsbreite mit 12,8 mg bei den Anästhesisten, 15,1 mg
bei Chirurgen, 13,2 mg bei Internisten und 15,5 mg bei den Neurologen.
Vergleicht man den unterschiedlichen Ausbildungsstand, so verabreichten
Assistenzärzte häufiger Analgetika als Fachärzte bei der Gruppe der Patienten, die
keine Aussagen zu Schmerzen machten. Dies ist auf die seltener erhobene
Schmerzanamnese durch Assistenzärzte zurückzuführen. Assistenzärzte dosierten
jedoch im Bereich der mittelstarken Schmerzen höher.
In Abbildung 28 wird der Zusammenhang zwischen der Anzahl der Patienten, die in
Abhängigkeit der Schmerzstärke ein Schmerzmittel erhielten und der Dosierung von
Analgetika dargestellt.
Bei Patienten der Gruppe “schwere Schmerzen“ erhielten 90 % der Patienten, die
analgetisch therapiert wurden 40 oder weniger Milligramm äquipotente
Morphindosierung, die restlichen 10 % lagen deutlich über der Dosierung von 40 mg.
Die maximale Höchstdosierung lag im Rahmen des Notfalleinsatzes bei 135 mg
äquipotenter Morphindosis.
Sowohl in der Gruppe der Patienten, die bei denen keine Angabe zu Schmerzen
gemacht wurden, als auch in der Gruppe von Patienten, bei denen dokumentiert wurde,
dass keine oder nur leichter Schmerz vorlag, wurden morphinäquivalente
Schmerzmitteldosen deutlich über 30 mg verabreicht.
Aus dieser Betrachtung wird ersichtlich, dass es nicht möglich ist, einen linearen
Zusammenhang zwischen der Schmerzstärke und der tatsächlichen Dosierung von
Schmerzmittel zu ziehen.
55
Schmerzstärke "kein Schmerz"
0
20
40
60
80
100
120
140
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Anzahl (n)
Dosierung (mg)
Schmerzstärke "keine Angaben"
0
20
40
60
80
100
120
140
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Anzahl (n)
Dosierung (mg)
Schmerzstärke "leicht"
0
20
40
60
80
100
120
140
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Anzahl (n)
Dosierung (mg)
Schmerzstärke "mittel"
0
20
40
60
80
100
120
140
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Anzahl (n)
Dosierung (mg)
Schmerzstärke "schwer"
0
20
40
60
80
100
120
140
0
50
100
150
200
250
300
350
400
Anzahl (n)
Dosierung (mg)
Abb.28:
Höhe der morphinäquivalenten Schmerzmitteldosierung in Abhängigkeit von der
Schmerzstärke
56
3.7 Behandlungszeit
Die durchschnittliche Behandlungszeit wurde als feste Variabel ebenfalls untersucht. Es
konnten 2589 Angaben zur Behandlungszeit ausgewertet werden. Die mittlere
Behandlungszeit betrug 34 min. Die minimale Behandlungszeit betrug 3 Minuten, die
längste dokumentierte Zeit 200 Minuten. Im Bereich der Rettungswache Neuwied Stadt
war die Behandlungszeit mit 28 Minuten deutlich kürzer, als in den ländlichen Bereichen
Dierdorf oder Asbach mit einer mittleren Behandlungszeit von 38 bzw. 41 min, in Linz
waren es 35 min im Durchschnitt, d.h. die durchschnittliche Behandlungszeit war in den
ländlichen Bezirken 25 - 45% längerer als im städtischen Bereich (siehe Abbildung 29).
41
38
28
35
0
10
20
30
40
50
60
70
Asbach
Dierdorf
Linz
Neuw ied
t
(m
in)
Abb.29:
Durchschnittliche Behandlungszeit in Minuten (min) im ausgesuchten
Rettungsdienstbereich
Zwischen der Verabreichung von Schmerzmittel und der Behandlungszeit gibt es keinen
direkten Zusammenhang(siehe Abbildung 30). Die Korrelation r zwischen der
Transportzeit und der Analgetikadosierung beträgt nur r=0,16.
57
0
20
40
60
80
100
120
0
60
120
180
t (min)
M
or
phi
nä
qui
va
le
nt
e
D
os
is
(m
g)
Abb.30:
Angabe der Analgesie in Abhängigkeit der Behandlungszeit
3.8 Glascow-Koma-Skala
Die Vigilanz wurde an Hand des Glasgow-Coma-Scales (GCS) dokumentiert. Es
konnten 3981 Angabe zur Vigilanz erfasst werden. Davon wurden die Patienten von der
Untersuchung ausgeschlossen, deren NACA-Score VII betrug, bzw. die erfolglos
reanimiert wurden.
Von den 3780 Patienten, die in die Betrachtung aufgenommen werden konnten, hatten
162 Patienten bzw. 4,3 % einen Glasgow-Coma-Scale von 5 oder niedriger. 319 (8,4 %)
lagen mit dem GCS zwischen 5 und 11. 3275 (86,6 %) der behandelten Patienten
hatten eine Glasgow-Coma-Scale von 12 oder mehr.
58