Analgetische Therapie durch Notärzte im Rettungsdienst Eine retrospektive Analyse von 4045 Einsätzen unter besonderer Berücksichtigung der Facharztgruppen und patientenbezogener Parameter



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6,5

1,2


3,8

1,2


5,6

6,3


3,6

1,0


1,6

2,1


2,3

2,2


1,2

0

1



2

3

4



5

6

7



3

4

5



6

7

8



9

10

11



12

13

14



15

Glasgow-Coma-Scale

M

o

rp

h

in

äq

u

iv

al

en



(m

g

)

Trend



Abb.31:

Angabe   der   mittleren   Schmerzmitteldosierung   in   Abhängigkeit   des   Glasgow-

Coma Scales

Bei   einem   niedrigen   GCS   wurde   im   Durchschnitt   die   höchsten   analgetischen

Dosierungen gegeben. Die durchschnittliche Dosierung aller Patienten mit einem GCS

unter 5 liegt bei 6,1 mg Morphinäquivalenten. 

Höhere Dosierungen mit einer äquipotenten Dosis zu Morphin von 3,8 mg wurden im

Bereich   von   GCS   9   gegeben.   Ein   weiterer   Peak   ist   im   Bereich   um   GCS   15

nachzuvollziehen. Bei diesen Patienten liegt eine voll erhaltene Vigilanz vor, so dass

gerade   in   diesem   Bereich   eine   erfolgreiche   Kommunikation   zwischen   Notarzt   und

Patient   erfolgen   kann,   und   so   eine   vom   Patienten   mitbestimmte   Analgesie   erfolgen

konnte (siehe Abbildung 31).

Anhand   der   erhobenen   Daten   zum   Glasgow-Coma-Scale   lässt   sich   eine   lineare

Beziehung zwischen Analgesie und einer erniedrigten Vigilanz feststellen.

Betrachtet   man  die  mittlere   schmerzmitteläquivalente  Dosis,  so  wird  bei   niedrigerem

Glasgow-Coma-Scale eher ein Schmerzmittel gegeben.

59



Schockindex'>3.9 Schockindex

Es   wurde   untersucht,   ob   die   Kreislaufverhältnisse   einen   Einfluss   auf   die

Schmerzmitteldosierung hatten. 

Hierzu wurde  der Schockindex (SI), der sich aus dem Quotienten von Herzfrequenz

(HF)   und   systolischem   Blutdruck   (RR   syst.)   definiert,   herangezogen.   Ausgewertet

wurden 3341 Patientendaten, bereinigt um die Anzahl der Patienten mit NACA-Score

VII, bei denen kein Transport stattfand.

Der   Korrelationskoeffizient   zwischen   der   mittleren   Schmerzmitteldosierung   und   dem

Allgöwer’schen Schockindex beträgt r=0,7. Es besteht keine Abhängigkeit zwischen der

Höhe der Analgetikadosierung und der Kreislaufsituation. Im Bereich um SI 3-4 wurde

etwas   zurückhaltender   dosiert.   Die   Höhe   der   durchschnittlichen   Dosierung   der

Analgetika bei Patienten mit einem hohen SI von über 4 ist darauf zurückzuführen, dass

in diesem Bereich bei Patienten Narkosen durchgeführt wurden. 

Zwischen den einzelnen Schockindizes gibt es keine signifikanten Unterschiede in der

mittleren Schmerzmitteldosierung (siehe Abbildung 32).

4,2


4,5

3,1


3,8

3,9


2,8

0

1



2

3

4



5

6

7



8

1

2



3

4

5



6

Schockindex

M

o

rp

h

in

äq

u

iv

al

en



(m

g

)

Abb.32:


Angabe der mittleren Schmerzmitteldosierung in Abhängigkeit vom Schockindex

60



3.10 NACA-Score

An   Hand   das   NACA-Scores   kann   die   Notwendigkeit   eines   Notarzteinsatzes   erfasst

werden. Außerdem lassen sich Rückschlüsse auf die Komplexität der Erkrankung oder

Verletzung ziehen. Dabei wird die Form der medizinischen Hilfe definiert.

Bei 3980 verwertbaren Aussagen konnten 210 Patienten (5 %) der NACA-Gruppe I, 343

Patienten (9 %) der NACA-Gruppe II und 2191 Patienten (55 %) der NACA-Gruppe III

zugeordnet   werden.   Somit   bestand   bei   69   %   der   geleisteten   Einsätze   keine   akute

Lebensgefahr.

Die   restlichen   31   %   teilen   sich   wie   folgt   auf:   in   782   Fällen   (19   %)   konnte   eine

Lebensgefahr   nicht   ausgeschlossen   werden   (NACA   IV),   bei   200   Patienten   (5   %)

bestand   eine   akut   lebensbedrohliche   Situation   (NACA   V),   54   Patienten   (1%)   wurde

primär   erfolgreich   reanimiert   (NACA   VI),   und   bei   236   Patienten   (6   %)   fand   kein

Notarzttransport auf Grund des eingetretenen Todes statt (siehe Abbildung 33).

III


55%

VII


6%

VI

1%



V

5%

IV



19%

I

5%



II

9%

Abb.33:



Prozentuale Darstellung der NACA-Score-Verteilung

Behandlungen   bei   Patienten   mit   NACA   I   wurden   überdurchschnittlich   häufig   von

Notärzten   der   Gruppe   “andere   Fachrichtung“   durchgeführt   (11,6   %   vs.   5,9   %).

Allgemeinmediziner dosierten in der NACA I-Gruppe signifikant höher (1,1 mg) als im

Mittel. Die durchschnittlich verabreichte Dosierung lag bei 0,5  

  0,4 mg äquipotenter

Morphindosierung (siehe Abbildung 34).

61



0,0

2,0


4,0

6,0


8,0

10,0


12,0

14,0


Dos

is

 (m

g)

I

1,1



0,1

0,0


0,7

0,9


0,3

0,5


II

0,9


1,4

0,0


1,1

0,0


0,0

0,6


III

4,2


2,5

2,7


3,6

2,5


4,1

3,3


IV

3,3


4,0

2,7


3,7

4,4


4,8

3,8


V

12,4


13,6

9,5


7,5

7,6


10,1

VI

3,1



9,3

0,0


6,8

4,8


4,8

Allg.medizin

Anästhesie

andere


Chirurgie

Innere


Neurologie

Mittelw ert

Abb.34:

Schmerzmitteldosierung in mg in Abhängigkeit vom NACA-Score



Häufiger als andere Notärzte nicht genannter Fachgruppen (8,8  

  3,0 %) begleiteten

Allgemeinmediziner (13 %) Patienten mit NACA II zur weiteren ambulanten Abklärung

ins Krankenhaus. Die mittlere Schmerzmitteldosierung bei lag durchschnittlich bei 0,6 

0,6 mg, wobei Anästhesisten höher als die anderen  Fachgruppen mit Schmerzmittel



therapierten (1,4 mg).

Am häufigsten ordneten Ärzte ohne spezielle Fachgruppenbezeichnung die Patienten

dem NACA-Score III zu (66,4 % vs. 57,1 

 7,1 %). Allgemeinmediziner dosierten in der

Gruppe der Patienten mit NACA III im Durchschnitt höher als die übrigen Notärzte (4,2

mg vs. 3,3 

 0,8 mg).

Neurologen dagegen gruppierten dieser Patientengruppe deutlich weniger Patienten zu

(47,5 %), dagegen klassifizierten sie zu einem höheren Prozentsatz Patienten in die

NACA   IV-Gruppe   ein.   (29,5   %   vs.   17,1  

  9,1   %).   Die   durchschnittliche

Schmerzmitteldosierung der Neurologen lag deutlich über dem Mittel (4,8 mg vs. 3,8 

0,8   mg).   Dieser   Gruppe   ordneten   Ärzte   ohne   näher   definierte   Gebietsbezeichnung



auffallend wenig Patienten zu (4,1 %) und behandelten sie deutlich unterdurchschnittlich

mit Analgetika (2,7 mg vs. 3,8 

 0,8 mg). 

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