31 Befiehl du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.
2 Dem Herren mußt du trauen,
wenn dir's soll wohlergehn;
auf sein Werk mußt du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
läßt Gott sich gar nichts nehmen,
es muß erbeten sein.
3 Dein ewge Treu und Gnade,
o Vater, weiß und sieht,
was gut sei oder schade
dem sterblichen Geblüt;
und was du dann erlesen,
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt.
4 Weg hast du allerwegen,
an Mitteln fehlt dir's nicht;
dein Tun ist lauter Segen,
dein Gang ist lauter Licht;
dein Werk kann niemand hindern,
dein Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern
ersprießlich ist, willst tun.
5 Und ob gleich alle Teufel
hier wollten widerstehn,
so wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurücke gehn;
was er sich vorgenommen
und was er haben will,
das muß doch endlich kommen
zu seinem Zweck und Ziel.
6 Auf, auf, gib deinem Schmerze
und Sorgen gute Nacht,
laß fahren, was das Herze
betrübt und traurig macht;
bist du doch nicht Regente,
der alles führen soll,
Gott sitzt im Regimente
und führet alles wohl.
Ps.37,5. Paul Gerhardt 1653 (vgl. EG 361)
35 Kleines Kind Gottes, was fehlt dir denn?
Gott, deinen Vater im Himmel, kenn!
Er ist so gut, er ist so reich,
keiner kommt ihm an Stärke gleich.
O, Gott sei Dank!
2 Essen und Kleider wie Haus und Herd
Gott seinen Kindern gewiß beschert.
Lebt doch der Mensch von Gottes Wort,
hat bei dem Vater Heim und Hort.
O, Gott sei Dank!
3 Morgens bis abends das Vögelein
singt über Felsen wie Flur und Hain,
schläft auf dem Stein so süß und fest
wie unterm Laub versteckt im Nest.
O, Gott sei Dank!
4 Niemals es pflüget, und nie es sät,
auch keinen Vorrat für morgen mäht;
herrschte auch Hungersnot im Land,
stets doch ein Korn das Vöglein fand.
O, Gott sei Dank!
5 Prächtig gekleidet die Blume fein
siehst du am schönsten im Felsgestein;
weder sie spinnt noch Kleider näht,
prangt doch wie keine Majestät.
O, Gott sei Dank!
6 Blumen erblühen und welken gleich.
Was zählen sie wohl in Gottes Reich
gegen die Kleinen, die wir sehn
vor seinem Antlitz ewig stehn?
O, Gott sei Dank!
7 Kleines Kind Gottes auf dieser Erd,
halt dich drum an deinen Vater wert!
Such seine Macht und Liebe du!
Traue nur ihm, in Frieden ruh!
O, Gott sei Dank!
8 Essen und Kleider schon schenkt er dir
morgen wie gestern fürs Leben hier,
und wenn die Sonne sinkt im Herbst,
all seine Herrlichkeit du erbst.
O, Gott sei Dank!
Matt.6,25-34. Grundtvig-Werkstatt 1995
41 Kummer und Freude, zusammen sie wandern,
Unglück und Glück, sie auch gehen zu zweit,
Aufstieg und Fall, eines folget dem andern,
Sonne und Wolken sich geben's Geleit;
dieser Welt Gold
im Sand verrollt,
einzig im Himmel wohnt Seligkeit hold.
2 Krone und Zepter im Goldspiel entzücken,
Spiel ist doch selten der Könige Tracht,
tausende Lasten die Krone bedrücken,
tausendfach Sorgen beschwert ihre Macht;
wo der Fürst wohnt,
Unruhe thront,
einzig der Himmel mit Freude belohnt.
3 Allem sich ändert das Glück wie beim Losen,
jeder kann finden sein Leid in der Brust;
oft ist ein Herz unter goldenen Rosen
voll eines Kummers, den keiner gewußt; jeder hat seins,
großes und klein's,
einzig der Himmel der Leiden hat keins.
4 Weisheit und Macht wie auch weltlich Behagen,
Jugend und Kraft, die in Vollblüte stehn,
können den Kopf über andern hoch tragen,
schwinden beim Altern doch, schließlich vergehn;
Sonne, Planet, -
alles vergeht,
einzig das Himmelreich ewig besteht.
5 Herrlichste Rosen am Dornenstrauch glühen,
Blumen voll Duft haben schleichendes Gift;
bluten kann's Herz, wo die Wangen rot blühen,
seltsam verteilt doch das Schicksal uns trifft!
Trügerisch' Meer
braust um die Fähr',
einzig der Himmel dem Glück gibt Gewähr.
6 Ernten soll Angst eine bleibende Freude,
Blöße soll spinnen und weben ihr Lein',
Armut soll prangen im prächtigsten Kleide,
Schwäche soll aufstehn mit kräftigem Bein;
Neid wird getan
in Acht und Bann,
einzig der Himmel all dieses doch kann.
7 Laß denn mein Los und mein Glück sich gestalten,
wie meinem Gott es auch immer gefiel',
laß nur mit Galle den Neid sich entfalten,
laß nur die Welt mit uns treiben ihr Spiel!
Kummer verdorrt,
bergender Port
bleibet des Himmelreichs blühender Hort.
Grundtvig-Werkstatt 1995
45 Unterm Schatten deiner Schwingen
laß mich meinen Lauf vollbringen,
Herr, bis einst dein Ruf gilt mir,
meine matten Augen brechen,
meine müden Lippen sprechen:
Herr, nimm meinen Geist zu dir!
2 Unterm Schatten deiner Schwingen,
da nur's Leben kann gelingen,
unser geistlich Heim auf Erd.
Was mit Adam wir verloren,
Eden, zu dem wir erkoren,
sprießt aufs neue wundernswert.
3 Unterm Schatten deiner Schwingen
kindlich sicher wir mit Singen
wandern, ob's auch stürmt und schneit.
Drohen uns auch stets Gefahren,
du, o Herr, wirst uns bewahren
vor der Macht der Dunkelheit.
4 Unterm Schatten deiner Schwingen
laß des Kreuzes Last nur zwingen
und voll Klage sein den Gang;
deine Weisheit ohnegleichen
wandelt's Kreuz zum Siegeszeichen,
Klageruf zum Lobgesang.
5 Unterm Schatten deiner Schwingen
laß dein Lob im Herzen klingen,
schmück es mit der Liebe dein,
Licht und Reinheit und Erbarmen,
daß zuletzt in deinen Armen
ich mit Frieden schlummre ein!
Grundtvig-Werkstatt 1974 und 1995, teilweise nach A.Otte 1895
46 Herr Jesu Christ,
mein Heil du bist,
auf dich hoff ich alleine.
Ich glaub an dich,
verlaß mich nicht
elendiglich.
Mich tröst dein Wort, das reine.
2 Wahrhaftiglich
verlaß ich mich
auf deine große Güte.
Jesu, mein Gott,
hilf mir aus Not
durch deinen Tod.
Vor allem Leid mich hüte!
3 Nach dir verlang
ich, wenn mir bang.
Bei dir mein Herz Trost findet.
Wohl selig ist
derselbe Christ,
des Schutz du bist.
All ander Hilf verschwindet.
4 Ach, laß mich sein,
o Jesu mein,
wo du mich gern willst haben.
Ich schließ dich ein
ins Herzens Schrein,
o Heiland mein,
mit deinen Gnadengaben.
5 Ich weiß gewiß,
o Jesu Christ,
daß du mich nicht kannst hassen.
Ich ruf dich an;
du bist der Mann,
der mich nicht kann
in meiner Not verlassen. Ps.50,15
6 Verleih, o Hort,
daß auf dein Wort
wir leben so zusammen,
daß wir auch dich
im Himmelreich
mögn allzugleich
anschaun mit Freuden! Amen.
Unbekannt. Ausgabe Stockholm 1681
50 Jesus, mein Herr,
Felsen und Wehr,
die nie der Feind kann zerstören,
kaufte mich frei,
taufte mich neu,
hört meinen Schrei,
will Tag und Nacht ihn erhören.
2 Welt, deine Gunst,
weiß ich, ist Dunst,
wechselt, wie Wolken hinziehen;
darum ich, Herr,
eins nur begehr:
Schätzen mich lehr,
was du in Liebe verliehen!
3 Ständig auf dich
stütze ich mich,
hart von der Sünde getroffen;
was sie auch tut,
Balsam vollgut
ward mir dein Blut,
Jesus, mein Gott, all mein Hoffen!
4 Jesus, mit Rat,
Jesus, mit Tat
helfend die Hand willst mir geben.
Heiland und Held,
du bist mir Schild,
Wehr in der Welt,
du, selbst im Tod, bist mein Leben!
Grundtvig-Werkstatt 1995
57 Voll Leben einst vom Himmelreich
kam Gottes Sohn zur Erde,
nicht einem strengen Richter gleich,
nicht mit dem Henkersschwerte;
nein als ein Kind auf Mutters Arm
er wollte mild und herzenswarm
uns Weihnachtsgaben bringen:
Für jedes Kind hat er bereit
ein helles himmelblaues Kleid
und goldne Engelschwingen.
2 Voll Leben er auf Erden ging,
war Gast an jedem Orte.
Als Bräutigam man ihn empfing,
wie Wunder seine Worte;
denn, wenn er sprach, ward alles still,
ob Vogelsang, ob Stürme wild,
es lauschten Kinderseelen,
und wenn er schwieg, zur selben Stund
sein Lob ward laut aus Frauenmund
und aus der Stummen Kehlen.
3 Voll Leben er trotz Todesqual
zur Hölle ist gefahren
und hat erlebt im finstern Tal
die Not der Totenscharen.
Da wurde Gottes Gnade kund
den Geistern in der Hölle Schlund,
wo Leere ist und Öde.
Den Kummer traf der Freude Pfeil,
der Hölle Nacht durchbrach das Heil,
des Himmels Morgenröte.
4 Voll Leben auferstand der Herr
trotz Wache, Stein und Siegel;
als Lebenssonne strahlte er
mit Glanz am Himmelsspiegel.
Sein Tun verklärt, sein Werk vollbracht,
er leiblich in des Geistes Macht
zum Himmel ward erhoben.
Die Engel und Apostel sahn,
der Welt verborgen, seine Bahn
zum Königsthron dort droben.
5 Voll Leben er, zur rechten Hand
des Vaters, führt die Seinen,
bis sichtbar einst in jedem Land
er allen wird erscheinen.
Voll Leben bahnt trotz jedem Nein
sein Wort sich einen Weg herein
mit Tönen, himmelklaren.
Im Lebensfluß er tauft uns rein,
zum Lebensbaum er lädt uns ein,
bespeist schon hier die Scharen.
6 Voll Leben warst du, bist und bleibst;
wir glauben nicht vergebens,
denn treu du unsre Namen schreibst
mit Blut ins Buch des Lebens.
Wenn, Heiland, du als Richter einst
in deiner Herrlichkeit erscheinst
mit dem Posaunenschalle,
dann birst der Erde Grabgestein,
dann freuet sich verdorrt' Gebein:
Der Lebensfürst ruft alle.
Joh.14,19. Grundtvig-Werkstatt 1983 und 1995
60 "Blühen wie ein Rosenhag
wird die Wüste wieder,
blühn in einem Jubeljahr
voller Vogellieder,
neigen sich im Strahlentanz
Libanons und Karmels Glanz,
Sarons Lieblichkeiten!
2 Keine Hand mehr sinke matt,
und kein Knie mehr wanke,
jede Runzel glätte sich,
sprieße dorre Ranke,
stehe auf gefallner Mut,
fließe leicht unruhig Blut,
Furcht und Gram verschwinde!
3 Gott mit uns, es kommt der Herr,
Glauben harret seiner.
Er dem Feind wird bieten Trutz
als des Volks Befreier,
zahlt dem Feind, was ihm gebührt,
und dem Volk, das ihm gehört,
schenkt er doppelt Gnade.
4 Da, vom schwarzen Star befreit,
sehen Augen wieder,
taube Ohren, nah und fern,
hören Freudenlieder,
wie ein Hirsch der Lahme springt,
Stammler, stumm geheißen, singt
und hebt klar die Stimme."
5 So Jesaja sah und sang
vor des Tempels Lade.
Zeit rann hin, es kam der Tag
voller Licht und Gnade
mit dem Sohn, der noch voll Kraft
sichtbar und verborgen schafft
Paradies aus Wüste.
6 Unserm Herrn und seinem Geist
Lob und Preis erklingen!
Sie in unserm Himmelreich
alles wohl vollbringen;
Taube, selbst dem Grabe nah,
Ohr'n, zu hören, finden da,
stumme Lippen singen.
7 Laut verkünden Jubeljahr
frohe Neujahrslieder:
"Blühen wie ein Rosenhag
wird die Wüste wieder,
neigen sich im Strahlentanz
Libanons und Karmels Glanz,
Sarons Lieblichkeiten!"
Jes.35,1-6. Grundtvig-Werkstatt 1983 und 1995
62 Gott sei Dank durch alle Welt,
der sein Wort beständig hält
und der Sünder Trost und Rat
zu uns hergesendet hat.
2 Was der alten Väter Schar
höchster Wunsch und Sehnen war
und was sie geprophezeit,
ist erfüllt in Herrlichkeit.
3 Sei willkommen, o mein Heil!
Dir Hosianna, o mein Teil!
Richte du auch eine Bahn
dir in meinem Herzen an.
4 Zieh, du Ehrenkönig, ein,
es gehöret dir allein;
mach es, wie du gerne tust,
rein von allem Sündenwust.
5 Tritt der Schlange Kopf entzwei,
daß ich, aller Ängste frei,
dir im Glauben um und an
selig bleibe zugetan,
6 daß, wenn du, o Lebensfürst,
prächtig wiederkommen wirst,
ich dir mög entgegengehn
und vor dir gerecht bestehn.
Heinrich Held 1658 (vgl. EG 12)
73 Wie soll ich dich empfangen
und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen,
o meiner Seelen Zier?
O Jesu, Jesu, setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was dich ergötze,
mir kund und wissend sei.
2 Dein Zion streut dir Palmen
und grüne Zweige hin, Matt.21,8
und ich will dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen,
so gut es kann und weiß.
3 Ich lag in schweren Banden,
du kommst und machst mich los;
ich stand in Spott und Schanden,
du kommst und machst mich groß
und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht läßt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.
4 Nichts, nichts hat dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt
als das geliebte Lieben,
damit du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund kann aussagen,
so fest umfangen hast.
5 Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.
6 Ihr dürft euch nicht bemühen
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen,
ist voller Lieb und Lust,
all Angst und Not zu stillen,
die ihm an euch bewußt.
Paul Gerhardt 1653 (vgl. EG 11)
74 Nun freut euch, Christen aller Welt,
im Herren freuet euch, ja füllt
das ganze Herz mit Freuden!
Denn Jesus kommt, die Weihnacht naht;
er will nun, weil er lieb uns hat,
in unser Fleisch sich kleiden.
2 Nun hebt euch weg, all Leid und Pein!
Wir lassen Gottes Freude ein,
daß Jesus wir umfangen.
In ihm das Herz hat Ruh und Fried,
solln Glaube, Hoffnung und Gebet
um Freude niemals bangen.
3 Dein Friede, Gott, der höher reicht
denn alles, was Vernunft uns zeigt,
mög unser Herz bewahren
in Christus Jesus, daß uns werd
solch große Weihnachtsfreud beschert,
die nie kann von uns fahren!
Phil.4,4-7. Grundtvig-Werkstatt 1995
76 Es läutet nun zum Weihnachtsfest,
es läutet für den hohen Gast,
der tief zu Hütten niederstieg
mit Neujahrsgaben, Freud und Fried.
2 O kommt doch mit zur Davidsstadt,
wo Engel jubeln laut bei Nacht!
Geht mit ins Feld, wo Hirten hör'n
nun Botschaft neu von Gott dem Herrn!
3 Und laßt uns wie die Hirten gehn
mit stillem Sinn, das Kind zu sehn,
mit Tränen danken Gott voll Freud
für Gnade und Barmherzigkeit!
4 Die weite Welt, o Jesus fein,
als Wiege wär dir doch zu klein,
zu arm, wenn auch mit Gold bereit',
mit Perlenschmuck und Seidenkleid!
5 Doch Ehre, Macht und Gold der Welt
bei dir wie Sand und Staub nur zählt;
in Krippe, Stroh und Lumpen hier
ein Himmelbett du kauftest mir!
6 Wohlan nun, Seele, sei voll Freud!
In Davids Stadt halt Weihnacht heut!
Preis deinen Gott zu jeder Stund
mit Lobgesang aus Herzensgrund!
7 Ja singe, wer da singen kann:
Nun kam das Licht ins Schattenland;
beim Hahnenschrei um Mitternacht
ward Jakobs Stern zu Sonnenpracht! 4.Mos.24,17
8 Nun kam er, den die Schrift verheißt,
der tauft mit Flammenwort und Geist,
und in dem Kind nun wird uns klar,
was David dunkel sang und sah!
9 Sei, Jesus, unser Hüttengast!
Halt selbst in uns dein Weihnachtsfest!
Dann wird mit Davids Harfenklang
dir danken unser Neujahrssang.
Grundtvig-Werkstatt 1995
79 "Vom Himmel hoch, da komm ich her,
ich bring euch gute neue Mär;
der guten Mär bring ich so viel,
davon ich singn und sagen will.
2 Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein so zart und fein,
das soll eu'r Freud und Wonne sein.
3 So merket nun das Zeichen recht:
die Krippe, Windelein so schlecht,
da findet ihr das Kind gelegt,
das alle Welt erhält und trägt."
4 Des laßt uns alle fröhlich sein
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehn, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
5 Sei mir willkommen, edler Gast!
Den Sünder nicht verschmähet hast
und kommst ins Elend her zu mir:
wie soll ich immer danken dir?
6 Ach Herr, du Schöpfer aller Ding,
wie bist du worden so gering,
daß du da liegst auf dürrem Gras,
davon ein Rind und Esel aß!
7 Und wär die Welt vielmal so weit,
von Edelstein und Gold bereit',
so wär sie doch dir viel zu klein,
zu sein ein enges Wiegelein.
8 Das hat also gefallen dir,
die Wahrheit anzuzeigen mir,
wie aller Welt Macht, Ehr und Gut
vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.
9 Ach mein herzliebes Jesulein,
mach dir ein rein sanft Bettelein,
zu ruhen in meins Herzens Schrein,
daß ich nimmer vergesse dein.
10 Lob, Ehr sei Gott im höchsten Thron,
der uns schenkt seinen ein'gen Sohn.
Des freuet sich der Engel Schar
und singet uns solch neues Jahr.
Luk.2,9-16. Martin Luther 1535 (vgl. EG 24)
81 Willkommen, du liebe Engelschar,
aus hohem Himmelssaale
mit Kleidern aus Sonnenschein so klar
im dunklen Erdentale!
Trotz klirrendem Frost ein gutes Jahr
ihr bringt für's Feld, das kahle!
2 Willkommen zur Mitternacht allhier
im Schnee auf Kirchenpfade!
Die Freude der Weihnacht bringet ihr,
wo immer man euch lade.
O geht nicht vorbei an unsrer Tür,
ihr gönnet uns die Gnade!
3 Die Hütte ist eng, wo ihr euch schart,
in unsern armen Tagen.
Ihr früher schon Hüttengäste wart,
das ließen wir uns sagen.
Ob irden der Krug, der Kuchen hart,
das werdet ihr ertragen.
4 Mit freundlichen Augen himmelblau
bei uns die Kleinen liegen
wie Blumen, die wachsen auf der Au, -
o singt an ihren Wiegen,
ja singt, wie im Lenz die Lerchen grau,
die allzu lange schwiegen!
5 Da schlafen sie süß und sehn im Traum, -
dem dunklen aber wahren, -
das Bethlehemskind im Krippenraum,
wie sie von euch erfahren;
da tanzen sie um den Weihnachtsbaum
mit euch, ihr Engelscharen.
6 Da wachen sie morgens auf voll Freud
und zählen nicht mehr Stunden;
da hören wir Lieder, die erneut
dem Herzen sind verbunden;
da Glocken mit lieblichem Geläut
das Weihnachtsfest bekunden.
7 Die Stufen der Töne steigen dort
die Engel auf und nieder.
Uns bringen sie Gottes Friedenswort,
und ihm die Lobeslieder.
Da öffnet sich Gottes Himmelspfort,
da recht sein Reich kommt wieder.
8 O dürften wir nur die Freude sehn
vor unserm letzten Schlummer,
dann schwindet der Schmerz wie Mutterwehn
beim Wiegenlied im Schummer!
Laß, Vater im Himmel, dies geschehn!
Wieg fort den Weihnachtskummer!
Grundtvig-Werkstatt 1983 und 1995
93 Fröhlich soll mein Herze springen
dieser Zeit,
da vor Freud
alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
alle Luft
laute ruft:
Christus ist geboren!
2 Sollt uns Gott nun können hassen,
der uns gibt
was er liebt
über alle Maßen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
seinen Sohn
aus dem Thron
seiner Macht und Ehren.
3 Die ihr schwebt in großem Leide,
sehet, hier
ist die Tür
zu der wahren Freude;
faßt ihn wohl, er wird euch führen
an den Ort,
da hinfort
euch kein Kreuz wird rühren.
4 Die ihr arm seid und elende,
kommt herbei,
füllet frei
eures Glaubens Hände.
Hier sind alle guten Gaben
und das Gold,
da ihr sollt
euer Herz mit laben.
5 Ei so kommt und laßt uns laufen,
stellt euch ein,
groß und klein,
eilt mit großen Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
schaut den Stern,
der euch gern
Licht und Labsal gönnet.
6 Süßes Heil, laß dich umfangen,
laß mich dir,
meine Zier,
unverrückt anhangen.
Du bist meines Lebens Leben;
nun kann ich
mich durch dich
wohl zufrieden geben.
Paul Gerhardt 1653 (vgl. EG 36)
98 Die köstlichste Rose wir fanden
in dornigsten Ranken erstanden,
denn Jesus, der herrlichste Sprößling,
bei Sündern wuchs auf, Gottes Schößling.
2 Ach, seit wir die Ehre vergaben,
des Gottesbilds Früchte zu tragen,
die Welt war verwildert, verdorben,
und wir in der Sünde gestorben.
3 Da ließ Gott die Rose ersprießen,
die längst die Propheten verhießen,
zu läutern, veredeln aufs Ganze
der Menschheit verdorbene Pflanze.
4 Nun sollte sich alle Welt freuen,
ihm mannigfach Loblieder weihen,
doch mancher hat noch nicht vernommen,
daß zu uns die Rose gekommen.
5 Verhärtete Distelgemüter!
Wie dornige, starre Gebieter
ihr steht da so aufrecht ohn' Wanken,
verdorben in stolzen Gedanken.
6 Ach, suchet die demütgen Stätten,
im Staub vor dem Heiland zu beten!
Da lohnt unser Jesus die Mühen;
die Rosen im Tale ja blühen.
7 Mein Jesus, nur dies ich begehre:
Sei du meine Rose, mein Ehre!
Den giftigen Trieb du beschneidest,
das Kreuz mir so lieblich bereitest.
8 Die Welt laß mir alles zerschlagen,
die Dornen laß reißen und nagen,
den Tod laß ans Herz mir nur fassen:
ich nie meine Rose will lassen.
Grundtvig-Werkstatt 1995
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