44
Klassenlehrersystem Naturgeschichte- und Geographieunterricht entfiel.
176
In den Jahren 1807
bis 1818 wurden Geographie und Geschichte als eigenes Fach von
einem Fachlehrer in jeder
Klasse drei Stunden in der Woche unterrichtet.
177
Anschauungsmaterialien, im Fall von
Geographie hauptsächlich Karten, sollten den Unterricht stützen. Finanziert wurden diese
Lehrmittel – für andere Gegenstände wurden Tierpräparate und Herbarien benötigt – von den
Lehrern und den Familien der Schüler selbst.
178
Kolumban Koffler war bis zu seinem Tod 1809
der erste Lehrer für Geschichte und Geographie am neugegründeten Gymnasium.
179
Nach ihm
übernahm Ildefons Leyerer dieses Fach bis 1814.
180
In seinem Unterricht wurde vermutlich die in
den Sammelatlas 3 mit der Signatur 108.8. eingebundene Karte verwendet, die der Schüler
Vinzenz Klasarek im Jahr 1811 signiert hat (Abb. 9f.).
181
3.3.2 Die Kartensammlung
Neben bedeutenden Bücherbeständen enthält die Bibliothek
auch Landkarten und andere
Kupferstiche. Im Winter 1976/77 sahen der Historiker Johannes Dörflinger und Cölestin Roman
Rapf, der zu dieser Zeit Archivar und Bibliothekar des Schottenstifts war, das vorhandene
Kartenmaterial an und gaben ihm eine neue Ordnung nach chronologischen Kriterien.
Einzelblätter wurden in Mappen im Bibliothekssaal untergebracht und nicht katalogisierte
Atlanten kamen ins Münzkabinett.
182
Aus der Zeit vor 1815
183
stammen ungefähr 5.500 bis 6.000
Kartenblätter, von denen die meisten in Atlanten eingebunden sind.
184
Albert Hübl fand im Jahr
1907 eine bedeutend geringere Anzahl an Karten vor.
„Die geographische Sammlung besitzt [1907, Anm. d. Verf.] an Karten, Bildern und Apparaten 715
Stücke.“
185
176
Rapf, Schottenstift, 98.
Hübl,
Geschichte des Unterrichtes, 113.
177
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 118.
178
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 119.
179
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 107f., 136. Koffler starb sehr jung mit nur 24 Jahren.
180
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 136.
181
Schottenstift, Sammelatlas 3, 108.8.-26, Charte von Africa (Nürnberg 1797).
182
Katalogisierte Atlanten besaßen schon eine Standortangabe.
183
Dörflinger wählte den Wiener Kongress als Endpunkt der alten Karten. In dieser Zeit veränderte sich die
Kartenproduktion (Stichwort: Lithographie), sodass diese zeitliche Begrenzung Sinn macht.
184
Dörflinger, Maps, Atlases and Globes, 7.
Dörflinger,
Landkarten und Atlanten, 70f.
Hier spricht Dörflinger noch
von 5.200 Karten von denen rund 4.500 in Atlanten eingebunden sind. Der Buchbestand der Bibliothek des
Schottenstifts umfasst laut Dörflinger rund 130.000 Bände. In der Handschriftensammlung werden rund 700
Manuskriptbände aufbewahrt, ca. 400 Codices vor 1500 und rund 440 Inkunabeln.
185
Hübl, Geschichte des Unterrichtes, 174.
45
Die ältesten Karten befinden sich in Inkunabeln des späten 15. Jahrhunderts. Hier handelt es sich
um kleine TO-Karten oder Zonenkarten. Mit einem Exemplar in der Schedel’schen Weltchronik
ist auch eine frühe Geschichtskarte in der Sammlung vertreten.
186
In der Sammlung befindet sich
eine Ausgabe von Philipp Galäus’ kleinformatigem Atlas „Epitome Theatri Ortelani“.
187
Atlanten
des 17. Jahrhunderts sind von Mathias Quad und Petrus Bertius vorhanden. Von Jodocus
Hondius’ „Atlas Minor“ aus dem Jahr 1621 sind zwei Exemplare in der Bibliothek bekannt.
188
In
der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die niederländische Kartographie,
besonders
Amsterdam, führend. Das spiegelt sich auch im Bestand der Bibliothek wieder. Der
Konkurrenzstreit der Verlagshäuser Blaeu und Janssonius, die sich gegenseitig mit ihren
Publikationen übertrumpfen wollten, hatte prächtige Atlanten zur Folge.
189
Das Schottenstift
besitzt das „Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas novus“ der Familie Blaeu aus dem Jahr 1640
mit mehr als 300 Karten in 3 Bänden sowie Johannes Janssonius’ „Novus Atlas“ ab 1647
in fünf
Bänden mit mehr als 400 Karten.
190
Zu den Beständen der niederländischen Kartographie
gehören außerdem Petrus Kaerius’ „Germania Inferior“ (1617) sowie der bei Blaeu erschienene
„Novus Atlas Sinensis“ (1655) von Martin Martini. Die antike Geographie wird mit Petrus
Bertius’ „Theatrum Geographiae Veteris“ (1618/19) abgedeckt, das bei Jodocus Hondius in
Amsterdam verlegt wurde. Aus dem Jahr 1730 sind zur antiken Geographie die „Orbis Antiqui
Tabulae Geographicae Secundum Cl. Ptolemaeum“ vorhanden,
erschienen in Amsterdam bei
Westenius & Smith.
191
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erlebte die französische
Kartographie einen Aufschwung. Hier besitzt die Bibliothek der Benediktinerabtei Atlanten von
Nicolas Sanson d’Abbeville, Charles-Hubert Alexis Jaillot und Nicolas de Fer. Die italienische
Kartographie ist in der Sammlung mit Giambattistia Nicolosi, Giovanni Giacomo de Rossi und
Vicenzo Maria Coronellis „Atlante Veneto“ aus dem Jahr 1691 vertreten. Den
186
Dörflinger, Maps, Atlases and Globes, 7, 10 Kat.-Nr. B.1-B.3.
187
Dörflinger, Landkarten und Atlanten, 59f. Eine Ptolemäus-Ausgabe sowie Abrahma Ortelius’ „Theatrum Orbis
Terrarum“, zwei kartographische Must-haves für Bibliotheken dieser Zeit, scheinen zwar in Verzeichnissen des
Schottenstifts auf, konnten von Dörflinger und Rapf jedoch nicht aufgefunden werden.
188
Dörflinger, Landkarten und Atlanten, 60. Gerhard Mercators „Atlas sive cosmographicae meditationes“ konnte
von Dörflinger und Rapf nicht gefunden werden, obwohl das Werk in den Verzeichnissen des Schottenstifts
aufschien.
189
Dörflinger, 18. Jahrhundert, 15.
Van Egmond, Kommerzielle Kartographie, 174.
190
Dörflinger, Landkarten und Atlanten, 60f., 64.
191
Dörflinger, Landkarten und Atlanten, 61.