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Die Besiedlung Istriens durch die Kolchier 

 

Auf den folgenden Seiten wird der Zusammenhang zwischen Argonautensage und 



Istrien behandelt. Auf der Basis der 23. Fabula Hygins soll der Besiedlungsmythos Istriens, 

wonach die Kolchier auf der Suche nach Medea ebendort eine Stadt gründeten, beleuchtet 

werden. Dabei wird unter besonderer Berücksichtigung von Apollonius Rhodius und Hygin 

auf verschiedene Überlieferungen der Sage eingegangen. 

1. Sagenkreis 

Im Folgenden soll die Argonautensage des Apollonius von Rhodos, die unter anderem 

durch die Bearbeitung Gustav Schwabs große Bekanntheit erlangte, dargelegt werden.

 

Das 



Werk des Apollonius bildet die Grundlage für die weitere Auseinandersetzung Hygins mit der 

Thematik. 

Beauftragt von seinem Onkel Pelias, dem König von Jolkos, machte sich Jason mit 

seinen Begleitern, den Argonauten, auf den Weg nach Kolchis, um durch die Beschaffung des 

Goldenen Vlieses seine Eignung zum König unter Beweis zu stellen. Dort angekommen, 

forderte er König Äetes auf, ihm das Gewünschte auszuhändigen, wofür dieser die Erfüllung 

einer praktisch unmöglichen Aufgabe zur Bedingung machte. Durch die Zauberkünste der 

Königstochter Medea gelang es ihm jedoch, diese Prüfung zu bewältigen. Als Äetes sich 

weigerte, sein Versprechen einzulösen, und die Argonauten nachts erschlagen wollte, verriet 

Medea sein Vorhaben und rettete dadurch deren Leben. Medea versprach Jason, ihn beim 

Raub des Vlieses zu unterstützen, wenn er sich mit ihr vermählte. Er willigte ein und floh mit 

Medea und den Argonauten aus Kolchis. Auf Rat eines Sehers wählten sie nicht den ihnen 

bekannten Weg, sondern nahmen Kurs auf das Adriatische Meer, wo sie zunächst von den 

Kolchiern überrascht wurden. Konfrontiert mit der großen Anzahl an Gegnern ließen sich die 

Argonauten auf einen Handel ein

1

: Die Griechen durften im Besitz des Goldenen Vlieses 



bleiben, wenn sie im Gegenzug Medea auf der Insel der Artemis zurückließen, bis ein König 

als Schiedsrichter über das weitere Vorgehen entscheiden würde. Jason und Medea planten 

ihren Bruder Absyrtus in einen Hinterhalt zu locken, um ihn zu töten und die Kolchier damit 

führungslos zu machen. Nach dessen Ermordung durch Jason schlugen die Argonauten 

schließlich auch seine Begleiter nieder und segelten den übrigen Feinden entgegen, um ihnen 

den Verlust ihres Anführers und seiner Gefährten zu verkünden. Aus Angst vor dem Zorn 

                                                            

1

 Ab dieser Stelle weicht die Überlieferung des Hygin von der des Apollonius von Rhodos ab, hier sei Letztere 



angeführt, bezüglich Hygin cf. Übersetzung Fabulae 23.

 



 

 

 



 

2

ihres Königs Äetes kehrten die Kolchier nicht nach Kolchis zurück, sondern flohen teils auf 



Inseln, die Schauplatz der grausamen Morde geworden waren, und benannten sich selbst nach 

Absyrtus. Andere wiederum siedelten in Flussnähe oder in den Bergen. 

Nach langen Irrfahrten gelangten die Argonauten schließlich nach Phäakien, wo sie 

vom König Alkinous und seiner Frau Arete freundlich empfangen wurden. Das Heer der 

Kolchier holte sie jedoch ein und forderte erneut die Auslieferung Medeas. Um einen Kampf 

zu vermeiden, bot sich Alkinous als Schiedsrichter an, wobei er Medea den Kolchiern 

zurückgeben wollte, falls sie noch jungfräulich war. Durch Bitten und Flehen, an Jasons Seite 

bleiben zu dürfen, überzeugte Medea Arete ihr zu helfen. Die Königin schickte deshalb einen 

Boten zu Jason, der ihn überzeugen sollte, sich noch in derselben Nacht mit Medea das 

Ehebett zu teilen. Nach dieser Vereinigung musste Alkinous Medea den Argonauten 

überlassen und damit den Kolchiern die Forderung abschlagen. Diese aber baten aus Angst 

vor dem König um das Recht, in Phäakien bleiben zu dürfen. Ihre Bitte wurde ihnen gewährt, 

worauf sie lange Zeit die Insel bewohnten, sich aber später am gegenüberliegenden Festland 

ansiedelten. Nach einiger Zeit gelangten Jason und Medea schließlich wieder nach Jolkos. 

 

Abb. 1: Fahrt der Argonauten mit apsyrtischen Inseln 




 

 

 



 

3

2. Hyginus, fabulae XXIII 



Wie beinahe alle wichtigen antiken Mythen wird auch die Argonautensage von Hygin 

rezipiert. In den Grundzügen stimmt er mit seinem griechischen Vorgänger Apollonius 

überein, weicht jedoch in manchen Details ab. So unterscheiden sich etwa Art und Zeitpunkt 

des Mordes an Absyrtus. Im Anschluss findet sich der lateinische Hygin-Text mit der 

deutschen Übersetzung: 

Aeeta ut resciit Medeam cum Iasone profugisse, naue comparata misit Absyrtum 

filium cum satellitibus armatis ad eam persequendam. qui cum in Adriatico mari 

in Histria eam persecutus esset ad Alcinoum regem, et uellet armis contendere, 

Alcinous se inter eos interposuit, ne bellarent; quem iudicem sumpserunt, qui 

eos in posterum distulit. qui cum tristior esset et interrogatus est a coniuge Arete 

quae causa esset tristitiae, dixit se iudicem sumptum a duabus diuersis ciuitati-

bus, inter Colchos et Argiuos. quem cum interrogaret Arete quidnam esset 

iudicaturus, respondit Alcinous, si uirgo fuerit Medea, parenti redditurum, sin 

autem mulier, coniugi. hoc cum audiuit Arete a coniuge, mittit nuntium ad 

Iasonem, et is Medeam noctu in antro deuirginauit. postero autem die cum ad 

iudicium uenissent et Medea mulier esset inuenta, coniugi est tradita. nihilo-

minus cum profecti essent, Absyrtus timens patris praecepta persecutus est eos 

in insulam Mineruae; ibi cum sacrificaret Mineruae Iason et Absyrtus inter-

uenisset, ab Iasone est interfectus. cuius corpus Medea sepulturae dedit, atque 

inde profecti sunt. Colchi qui cum Absyrto uenerant, timentes Aeetam, illic 

remanserunt, oppidumque condiderunt quod ab Absyrti nomine Absoron 

appellarunt. haec autem insula posita est in Histria contra Polam, iuncta insulae 

cantae. 

„Sobald Äetes erfuhr, dass Medea mit Jason geflohen war, schickte er auf einem 

Schiff, das er beschafft hatte, seinen Sohn Absyrtus mit bewaffneten Begleitern, um sie 

einzuholen. Nachdem sie dieser in Istrien im Adriatischen Meer bis zu König Alkinous 

verfolgt hatte, und schon zu den Waffen greifen wollte, stellte sich Alkinous zwischen sie, um 

einen Kampf zu verhindern; sie setzten ihn als Schiedsrichter ein, er hielt sie bis zum nächsten 

Tag hin. Als er recht betrübt war und von seiner Gattin Arete nach dem Grund seiner 

Niedergeschlagenheit gefragt wurde, antwortete er ihr, er sei von zwei gegnerischen Völkern, 

nämlich Kolchiern und Griechen, als Schiedsrichter eingesetzt worden. Auf Aretes Frage, wie 

er denn urteilen werde, antwortete ihr Alkinous, er werde Medea, sollte sie noch Jungfrau 




 

 

 



 

4

sein, dem Vater, sollte sie hingegen eine Frau sein, dem Gatten zurückgeben. Nachdem Arete 



dies von ihrem Ehemann vernommen hatte, schickte sie einen Boten zu Jason; dieser entjung-

ferte Medea daraufhin nachts in einer Höhle. Als sie aber am nächsten Tag zur Verkündung 

der Entscheidung gekommen waren und Medea als Frau befunden wurde, wurde sie ihrem 

Gatten überlassen. Nachdem sie aufgebrochen waren, folgte ihnen Absyrtus trotzdem bis zur 

Insel der Minerva, weil er die Weisungen seines Vaters fürchtete; als Jason dort der Minerva 

opferte und Absyrtus dazwischen ging, wurde er von Jason getötet. Medea ließ seine Leiche 

bestatten, woraufhin sie aufbrachen. Die Kolchier, die Absyrtus begleitet hatten, blieben aus 

Angst vor Äetes dort und gründeten eine Stadt, die sie nach Absyrtus ‚Absoron‘ nannten. 

Diese Insel liegt gegenüber Pula in Istrien, mit der Insel Canta verbunden.“ 

 

3. Vergleich der Überlieferungen unterschiedlicher Autoren 



In der ursprünglichen, vorhomerischen Fassung ist Absyrtus noch ein Kind, als er von 

Medea entführt, auf der Flucht vor König Äetes zerstückelt und seine Teile verstreut werden. 

Den Argonauten gelingt nur deshalb ein Entkommen, weil Äetes zunächst die Überreste 

seines Sohnes einsammeln muss, um ihn angemessen bestatten zu können. Dieser Verlauf der 

Geschichte wird auch in der Bibliotheke des Apollodorus und in den Tristien Ovids gefun-

den.


2

 Bei Sophokles und Kallimachos

3

 finden der Mord an Medeas Bruder im Haus des Äetes 



in Kolchis statt. Die Rolle des Absyrtus als Anführer der kolchischen Verfolger, der von 

Jason und Medea in einen Hinterhalt gelockt und ermordet wird, wird erstmals bei Apollonius 

erwähnt.

4

 In seiner Version des Mythos bleiben die Kolchier aus Angst vor Äetes in der 



Gegend des heutigen Kroatiens und gründen dort neue Siedlungen, wie etwa auf den apsyrti-

schen Inseln (siehe Abb. 1) oder in Dalmatien. 

Woher rührt nun aber die Verbindung der Argonautensage mit der Halbinsel Istrien? 

Mitverantwortlich ist Apollonius, der die Argonauten den Rückweg vom Schwarzen Meer 

über den Unterlauf der Donau – seine Bezeichnung lautete Ister (griech. Ἴστρος) – bis in die 

Adria antreten ließ. In der Antike wurde in Istrien lange Zeit eine zweite Mündung des 

Flusses vermutet, was auch die Namensherkunft der Halbinsel erklärt. Großen Flüssen wie 

der Donau oder der Wolga wurde im Laufe der Geschichte häufig eine zweite Mündung 

zugesprochen. Laut Richard Hennig basiert die Überlieferung dieser Doppelmündungen 

wahrscheinlich auf wichtigen Schiffsschleppwegen, die den Transport kleiner, leichter Schiffe 

                                                            

2

 cf. Apollod. 1, 132 f. bzw. Ov. trist. 3, 9.



 

3

 cf. Soph. fr. 343 TrGF 4 bzw. Kall. fr. 8.



 

4

 cf. Apollon. 4, 303–481.



 


 

 

 



 

5

über den Landweg ermöglichten. Daher vermutet er folgenden Verlauf für die Fahrt der Argo-



nauten: vom Schwarzen Meer in die Donau, anschließend in die Save, danach in den Laibach, 

ehemals Nauportus, und schließlich über einen Schiffsschleppweg in die Adria. Diese Route 

wird schon bei Plinius Maior beschrieben.

5

 Er erwähnt weiters, dass man häufig der Meinung 



sei, Istrien sei nach einem Fluss benannt worden, der von der Donau in die Adria mündet. 

Dabei sei man jedoch einer Täuschung erlegen, da ein solcher Flusslauf nicht existiere

6



Diodorus Siculus sieht es bereits im ersten Jahrhundert v. Chr. als seine Aufgabe an, 



die seiner Meinung nach unmögliche Fahrt der Argonauten über den Istros in die Adria zu 

korrigieren. Den Ursprung dieses Fehlers, den man auch bei Herodot

7

 und Apollonius



8

 findet, 

vermutet er in der Gleichsetzung zweier unterschiedlicher Flüsse, die beide den Namen Istros 

tragen – der Unterlauf der Donau einerseits, ein kleinerer, tatsächlich in die Adria mündender 

Fluss andererseits. In seiner Version des Mythos führt die Flucht der Argonauten deshalb über 

den Don. 

Das von ihm erwähnte Canta konnte jedoch bis heute noch nicht identifiziert werden. 

Der historische Geograph Clüver hält Cantae für Curictae – also das heutige Krk, was 

wiederum mit Apollonius übereinstimmen würde. Auch der Name der gegründeten Stadt 

weicht in den verschiedenen Lesarten von Hygins Fabulae ab: Entweder findet man die 

Bezeichnung AbsoronAbsorin oder Absyrtin. 

 

4. Fazit 



Dass die Verfolger der Argonauten nicht den Heimweg antraten, sondern im kroati-

schen Adriaraum blieben, wird schon in den Argonautika des Apollonius erwähnt. Eine kol-

chische Niederlassung in Istrien ist jedoch ausschließlich bei Hygin überliefert. Die Ursache 

für diese Interpretation könnte einerseits in der Verwechslung zweier Flüsse mit dem Namen 

Istros liegen. Andererseits erscheint auch die mögliche Reiseroute vom Ister über die Save, 

den Nauportus und über Land in die Adria als Ausgangspunkt für eine Verknüpfung der 

Region Istrien mit dem Fluss schlüssig. Eine Besiedlung Istriens durch die Kolchier wie bei 

Hygin bleibt aber wohl reiner Mythos. 

 

                                                            



5

 cf. Plinius naturalis historia 3, 128. 

6

 ebd. 127.



 

7

 cf. Herodot IV, 179.



 

8

 cf. Apollonius IV, 1549.



 


 

 

 



 

6

 



 

 

 



 

 

 



 

Literatur: 

 

Clairmont, Ch. W.: Apsyrtos: Lexicon iconographicum mythologiae classicae, Bd. II, 1, 

Zürich – München 1990, 467. 

Dräger, P.: Apollonios von Rhodos. Die Fahrt der Argonauten, Stuttgart 2002. 

Dräger, P.: Apsyrtos: Der neue Pauly, Bd. 1, Stuttgart – Weimar 1999, 920. 

Dräger, P.: Medeia: Der neue Pauly, Bd. 7, Stuttgart – Weimar 1999, 1091–1093. 

Giebel, M.: Plinius der Ältere. Naturalis historia, Stuttgart 2005. 

Gutscher, H.: Istrien und Dalmatien im klassischen Unterricht: Fünfunddreißigster Jahres-

bericht des k. k. zweiten Staats-Gymnasiums in Graz, Graz 1904. 

Hennig, R.: Die Ursache des Glaubens an eine adriatische Mündung der Donau: Rheinisches 

Museum für Philologie, Bd. 81, Düsseldorf 1932, 204–208. 

Marshall, P. K.: Bibliotheca Teubneriana. Hyginus Fabulae XXIII, Stuttgart 1993, 37 f. 

Roscher, W. H.: Medea: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, 

Bd. II, 2, Hildesheim – New York 1978, 2487–2490. 

Roscher, W. H. - Seeliger, K.: Absyrtos: Ausführliches Lexikon der griechischen und römi-

schen Mythologie, Bd. I, 1, Hildesheim – New York 1978, 3 f. 

Rose, H. J.: Hygini Fabulae, Leyden 1933, 26 f. 

Abb. 2: Jason erhält den Auftrag, das Goldene Vlies nach 

Jolkos zu holen 

Abb. 3: Er übergibt es nach 

erfolgreicher Mission dem 

Onkel 



 

 

 



 

7

Wahrmund, A.: Diodors von Sizilien Geschichtsbibliothek: Langenscheidsche Bibliothek 



sämtlicher griechischen und römischen Klassiker in neueren deutschen Musterübersetzungen, 

Bd. 29, Berlin – Stuttgart 1855–1919. 

 

Abbildungsnachweis: 

 

Abb. 1: Paul Dräger. Argonauten: Der neue Pauly, Bd. 1, Stuttgart – Weimar 1996, 1066. 



Abb. 2: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d6/Pelias_Sending_Forth_Jason_-

_Project_Gutenberg_eText_14994.png, Stand: 17.06.2012. 

Abb. 3: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/dc/Jason_Pelias_Louvre_ 

K127.jpg, Stand: 17.06.2012. 



 

Yvonne Oppermann 



Irini Koblmüller 

 

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