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Wenden wir uns jetzt zu den unmittelbaren Agenten dieser Industrie oder den Produzenten dieses Reich-
tums, zur Arbeiterklasse.
"Es ist einer der melancholischsten Charakterzuge im sozialen Zustand des Landes", sagt Gladstone, "daß
mit einer Abnahme in der Konsumtionsmacht des Volks und einer Zunahme in den Entbehrungen und
dem Elend der arbeitenden Klasse <681> gleichzeitig eine beständige Akkumulation von Reichtum in den
höhern Klassen und ein beständiger Anwachs von Kapital stattfinden."
So sprach dieser salbungsvolle Minister im Hause der Gemeinen am 13. Februar 1843. Am 16. April
1863, zwanzig Jahre später, in der Rede, worin er sein Budget vorlegt:
"Von 1842 bis 1852 wuchs das besteuerbare Einkommen dieses Landes um 6% ... In den 8 Jahren von
1853 bis 1861 wuchs es, wenn wir von der Basis von 1853 ausgehn, um 20%. Die Tatsache ist so er-
staunlich, daß sie beinahe unglaublich ist ... Diese berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht ...
ist ganz und gar auf die besitzenden Klassen beschränkt, aber ... aber, sie muß von indirektem Vorteil für
die Arbeiterbevölkerung sein, weil sie die Artikel der allgemeinen Konsumtion verwohlfeilert – während
die Reichen reicher, sind die Armen jedenfalls weniger arm geworden. Daß die Extreme der Armut sich
vermindert <4. Auflage: verändert> haben, wage ich nicht zu sagen."
Welch lahmer Antiklimax! Wenn die Arbeiterklasse "arm" geblieben ist, nur "weniger arm" im Verhält-
nis, worin sie eine "berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht" für die Klasse des Eigentums
produzierte, so ist sie relativ gleich arm geblieben. Wenn die Extreme der Armut sich nicht vermindert
haben, haben sie sich vermehrt, weil die Extreme des Reichtums. Was die Verwohlfeilerung der Lebens-
mittel betrifft, so zeigt die offizielle Statistik, z.B. die Angaben des London Orphan Asylum
Waisenhaus>, eine Verteurung von 20% für den Durchschnitt der drei Jahre von 1860 bis 1862, vergli-
chen mit 1851-1853. In den folgenden 3 Jahren 1863-1865 <682> progressive Verteuerung von Fleisch,.
Butter, Milch, Zucker, Salz, Kohlen und einer Masse andrer notwendiger Lebensmittel. ) Gladstones fol-
gende Budgetrede, vom 7. April 1864, ist ein pindarischer Dithyrambus auf den Fortschritt der Plusma-
cherei und das durch "Armut" gemäßigte Glück des Volks. Er spricht von Massen "am Rand des Paupe-
rismus", von den Geschäftszweigen, "worin der Lohn nicht gestiegen", und faßt schließlich das Glück der
Arbeiterklasse zusammen in den Worten:
"Das menschliche Leben ist in neun Fallen von zehn ein bloßer Kampf um die Existenz."
Professor Fawcett, nicht wie Gladstone durch offizielle Rücksicht gebunden, erklärt rundheraus:
"Ich leugne natürlich nicht, daß der Geldlohn mit dieser Vermehrung des Kapitals" (in den letzten Dezen-
nien) "gestiegen ist, aber dieser scheinbare Vorteil geht in großem Umfang wieder verloren, weil viele
Lebensbedürfnisse beständig teurer werden" (er glaubt, wegen Wertfall der edlen Metalle) " ... Die Rei-
chen werden rasch reicher (the rich grow rapidly richer), während keine Zunahme im Komfort der arbei-
tenden Klassen wahrnehmbar ist ... Die Arbeiter werden fast Sklaven der Krämer, deren Schuldner sie
sind."
<683> In den Abschnitten über den Arbeitstag und die Maschinerie enthüllten sich die Umstände, unter
welchen die britische Arbeiterklasse eine "berauschende Vermehrung von Reichtum und Macht" für die
besitzenden Klassen schuf. Jedoch beschäftigte uns damals vorzugsweise der Arbeiter während seiner
gesellschaftlichen Funktion. Zur vollen Beleuchtung der Gesetze der Akkumulation ist auch seine Lage
außerhalb der Werkstatt ins Auge zu fassen, sein Nahrungs- und Wohnungszustand. Die Grenze dieses
Buchs gebietet uns, hier vor allem den schlechtest bezahlten Teil des industriellen Proletariats und der
Ackerbauarbeiter zu berücksichtigen, d.h. die Majorität der Arbeiterklasse.
Vorher noch ein Wort über den offiziellen Pauperismus oder den Teil der Arbeiterklasse, der seine Exi-
stenzbedingung, Verkauf der Arbeitskraft, eingebüßt hat und von öffentlichen Almosen vegetiert. Die
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offizielle Pauperliste zählte in England 1855: 851.369 Personen, 1856: 877.767, 1865: 971.433. Infolge
der Baumwollnot schwoll sie in den Jahren 1863 und 1864 zu 1.079.382 und 1.014.978. Die Krise von
1866, die London am schwersten traf, schuf in diesem Sitz des Weltmarkts, einwohnerreicher als das
Königreich Schottland, für 1866 einen Pauperzuwachs von 19,5%, verglichen mit 1865, und von 24,4%,
verglichen mit 1864, einen noch größren Zuwachs für die ersten Monate von 1867, verglichen mit 1866.
Bei Analyse der Pauperstatistik sind zwei Punkte hervorzuheben. Einerseits spiegelt die Bewegung im Ab
und Zu der Paupermasse die periodischen Wechselfälle des industriellen Zyklus wider. Andrerseits trügt
die offizielle Statistik mehr und mehr über den wirklichen Umfang des Pauperismus im Grad, worin mit
der Akkumulation des Kapitals der Klassenkampf und daher das Selbstgefühl der Arbeiter sich entwik-
keln. Z.B. die Barbarei in der Behandlung der Paupers, worüber die englische Presse ("Times", "Pall Mall
Gazette" etc.) während der letzten zwei Jahre so laut schrie, ist alten Datums. F. Engels konstatiert 1844
ganz dieselben Greuel und ganz dasselbe vorübergehende, scheinheilige zur "Sensationsliteratur" gehöri-
ge Gezeter. Aber die furchtbare Zunahme des Hungertods ("deaths by starvation") in London, während
des letzten Dezenniums, beweist unbedingt den zunehmenden Abscheu der Arbeiter vor der Sklaverei des
Workhouse , dieser Strafanstalt des Elends.
b) Die schlechtbezahlten Schichten der britischen industriellen
Arbeiterklasse
<684> Wenden wir uns jetzt zu den schlechtbezahlten Schichten der industriellen Arbeiterklasse. Wäh-
rend der Baumwollnot, 1862, wurde Dr. Smith vom Privy Council mit einer Untersuchung über den Nah-
rungsstand der verkümmerten Baumwollarbeiter in Lancashire und Cheshire beauftragt. Langjährige frü-
here Beobachtung hatte ihn zum Resultat geführt, daß, "um Hungerkrankheiten (starvation diseases) zu
vermeiden", die tägliche Nahrung eines Durchschnitts-Frauenzimmers mindestens 3.900 Gran Kohlen-
stoff mit 180 Gran Stickstoff enthalten müsse, die tägliche Nahrung eines Durchschnitts-Mannes minde-
stens 4.300 Gran Kohlenstoff mit 200 Gran Stickstoff, für die Frauenzimmer ungefähr soviel Nahrungs-
stoff als in zwei Pfund gutem Weizenbrot enthalten ist, für Männer
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/9 mehr, für den Wochendurchschnitt
von weiblichen und männlichen Erwachsnen mindestens 28.600 Gran Kohlenstoff und 1.330 Gran Stick-
stoff. Seine Berechnung ward praktisch in überraschender Weise bestätigt durch ihre Übereinstimmung
mit der kümmerlichen Nahrungsmenge, worauf der Notstand die Konsumtion der Baumwollarbeiter her-
abgedrückt hatte. Sie erhielten im Dezember 1862: 29.211 Gran Kohlenstoff und 1.295 Gran Stickstoff
wöchentlich.
Im Jahre 1863 verordnete der Privy Council eine Untersuchung über den Notstand des schlechtestge-
nährten Teils der englischen Arbeiterklasse. Dr. Simon, der ärztliche Beamte des Privy Council, erkor zu
dieser Arbeit den obenerwähnten Dr. Smith. Seine Untersuchung erstreckt sich auf die Agrikulturarbeiter
einerseits, andrerseits auf Seidenweber, Nähterinnen, Lederhandschuhmacher, Strumpfwirker, Hand-
schuhweber und Schuster. Die letzteren Kategorien sind, mit Ausnahme der Strumpfwirker, ausschließ-
lich städtisch. Es wurde zur Regel der Untersuchung gemacht, die gesundesten und relativ bestgestellten
Familien in jeder Kategorie auszuwählen.
Als allgemeines Resultat ergab sich, daß
"nur in einer der untersuchten Klassen der städtischen Arbeiter die Zufuhr von Stickstoff das absolute
Minimalmaß, unter welchem Hungerkrankheiten eintreten, ein wenig überschritt, daß in zwei Klassen
Mangel, und zwar in der einen sehr großer Mangel, an der Zufuhr von sowohl stickstoff- wie kohlenstoff-
haltiger Nahrung stattfand, daß <685> von den untersuchten Ackerbaufamilien mehr als ein Fünfteil we-
niger als die unentbehrliche Zufuhr von kohlenstoffhaltiger Nahrung erhielt, mehr als 1/3 weniger als die
unentbehrliche Zufuhr stickstoffhaltiger Nahrung und daß in drei Grafschaften (Berkshire, Oxfordshire
und Somersetshire) Mangel an dem Min imum der stickstoffhaltigen Nahrung durchschnittlich herrschte."