Das kapital, Band



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tische Ökonomie unbegangen treiben konnten, fehlten die modernen ökonomischen Berhältnisse in der



deutschen Wirklichkeit. Sobald diese Berhältnisse ins Leben traten, geschah es unter Umständen, welche

ihr unbefangenes Studium innerhalb des bürgerlichen Gesichtskreises nicht länger zulassen. Sowiet sie

bürgerlich ist, d.h. die kapitalistische Ordnung statt als geschichtlich vorübergehende Entwicklungsstufe,

umgekehrt als absoute und letzte

[1*] 3. und 4. Auflage: hoffnungslose

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Gestalt der gesellschaftlichen Produktion auffaßt, kann dei politische Ökonomie nur Wissenschaft ble i-

ben, solange der Klassenkampf latent bleibt oder sich in nur vereinzelten Erscheinungen offenbart.

Nehmen wir England. Seine klssische politische Ökonomie fällt in die Periode des unentwickelten Klas-

senkampfs. Ihr letzter großer Repräsentant, Ricardo, macht endlich bewußt den Gegensatz der Klassen-

interessen, des Arbeitslohns und des Profits, des Profits und der Grundrente, zum Springpunkt seiner For-

schungen, indem er diesen Gegensatz naiv alls gesellschaftliches Naturgesetz auffaßt. Damit war aber

auch die bürgerliche Wissenschaft der Ökonomie bei ihrer unüberschreibaren Schranke angelangt. Noch

bei Lebzeiten Ricardos und im Gegensatz zu ihm trat ihr in der Person Sismondis die Kritik gegenüber[1].

Die nachfolgende Zeit bon 1820-1830 zeichnet sich in England aus durch wissenschaftliche Lebendigkeit

auf dem Gebiet der politische Ökonomie. Es war die Periode wie der Vulgarisierung und Ausbreitung der

Ricardosche Theorie, so ihres Kampfes mit der alten Schule. Es wurden glänzende Turniere gefeiert. Was

damals geleistet worden, ist dem europäischen Kontinent wenig bekannt, da die Polemik großenteils in

Revueartikeln, Gelegenheitsschriften und Pamphlets zerstreut ist. Der unbefangne Charakter dieser Pole-

mik – obgleich die Ricardosche Teorie ausnahmsweise auch schon als Angriffswaffe wider die bügerliche

Wirtschaft dient – erklärt sich aus den Zeitumständen. Einerseits trat die große Industrie selbst nur aus

ihrem Kindheitsalter heraus, wie schon dadurch besiesen ist, daß sie erst mit der Krise von 1825 den peri-

odischen Kreislauf ihres modernen Lebens eröffnet. Andrerseits blieb der Klassenkampf zwischen Kapital

und Arbeit in den Hintergrund gedrängt, politisch durch den Zwist zwischen den um die Heilige Allianz

gescharten Regierungen und Feudalen und der von der Bourgeoisie geführten Volksmasse, ökonomisch

durch den Hader des industriellen Kapitals mit dem aristokratischen Grundeigentum, der sich in Frank-

reich hinter dem Gegensatz von Parzelleneigentum und großem Grundbesitz verbarg, in England seit den

Korngesetzen offen ausbrach. Die Literatur der politischen Ökonomie in England erinnert während dieser

Periode an die ökonomische Sturm- und Drangperiode in Frankreich nach Dr.Quesnays Tod, aber nur wie

ein Altweibersommer an den Frühling erinnert. Mit dem Jahr 1830 trat die ein für allemal entscheidende

Krise ein.

[1]Siehe meine Schrift "Zur Kritik etc.",p.39.[1*]

[1*] Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S.46

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Die Bourgeoisie hatte in Frankreich und England politische Macht erobert. Von da an gewann der Klas-

senkampf, praktisch und theoretisch, mehr und mehr ausgesprochne und drohende Formen. Er läutete die

Totenglocke der wissenschaftlichen bürgerlichen Ökonomie. Es handelte sich jetzt nicht mehr darum,

obdies oder jenes Theorem wahr sei, sondern ob es dem Kapital nützlich oder schädlich, bequem oder

unbequem, ob polizeiwidrig oder nicht. An die Stelle uneigennütziger Forschung trat bezahlte Kopffech-

terei, an die Stelle unbefangner wissenschaftlicher Untersuchung das böse Gewissen und die schlechte

Absicht der Apologetik. Indes selbst die zudringlichen Traktätchen, welche die Anti-Corn-Law League,

mit den Fabrikanten Cobden und Bright an der Spitze, in die Welt schleuderte, boten, wenn kein wissen-

schaftliches, doch ein historisches Interesse durch ihre Polemik gegen die grundeigentümliche Aristokra-

tie. Auch diesen letzten Stachel zog die Freihandelsgesetzgebung seit Sir Robert Peel der Vulgärökono-

mie aus.

Die kontinentale Revolution von 1848 schlug auch auf Englland zurück. Männer, die noch wissenschaft-

liche Bedeutung beanspruchten und mehr sein wollten alls bloße Sophisten und Sykophanten der herr-



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schenden Klassen, suchten die politische Ökonomie des Kapitals in Einklang zu setzen mit den jetzt nicht



länger zu ignorierenden Ansprüchen des Proletariats. Daher ein geistloser Synkretismus, wie ihn John

Stuart Mill am besten repräsentiert. Es ist eine Bankrotterklärung der "bürgerlichen" Ökonomie, welche

der große russische Gelehrte und Kritiker N. Tschernyschewski in seinem Werk "Umrisse der politischen

Ökonomie nach Mill" bereits meisterhaft beleuchtet hat.

In Deutschland kam also die kapitalistische Produktionsweise zur Reife, nachdem ihr antagonistischer

Charakter sich in Frankreich und England schon durch geschichtliche Kämpfe geräuschvoll offenbart

hatte, während das deutsche Proletariat bereits ein viel entschiedneres thoretisches Klassenbewußtsein

besaß als die deutsche Bourgeoisie. Sobald eine bürgerliche Wissenschaft der politischen Ökonomie hier

möglich zu weden schien, war sie daher wieder unmöglich geworden.

Unter diesen Umständen teilten sich ihre Wortführer in zwei Reihen. Die einen, kluge, erwerbslustige,

praktische Leute, scharten sich um die Fahne Bastiats, des flachsten und daher gelungensten Vertreters

vulgär-ökonomischer Apologetik; die andren, stolz auf die Professoralwürde ihrer Wissenschaft, folgten

J. St. Mill in dem Versuch, Unversöhnbares zu versöhnen. Wie zur klassischen Zeit der bürgerlichen

Ökonomie blieben die Deutschen auch zur Zeit ihres Verfalls bloße Schüler, Nachbeter und Nachtreter,

Kleinhausierer des ausländischen Großgeschäfts.

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Die eigentümliche historische Entwicklung dr deutschen Gesellschaft schloß hier also jede originelle

Fortbildung der "bürgerlichen" Ökonomie aus, aber nicht deren – Kritik. Soweit solche Kritik überhaupt

eine Klasse vertritt, kann sie nur die Klasse vertreten, deren geschichtlicher Beruf die Umwälzung der

kapitalistischen Produktionsweise und die schließliche Abschaffung der Klassen ist – das Proletariat.

Die gelehrten und ungelehrten Wortführer der deutschen Bourgeoisie haben "Das Kapital" zunächst tot-

zuschweigen versucht, wie ihnen das mit meinen frühern Schriften gelungen wwar. Sobald diese Taktik

nicht länger den Zeitverhältnissen entsprach, schrieben sie, unter dem Vorwand, mein Buch zu kritisieren,

Anweise "Zur Beruhigung des bürgerlichen Bewußtseins", fanden aber in der Arbeiterpresse – sieh z.B.

Joseph Dietzgens Aufsätze im "Volksstaat" – überlegene Kämpen, denen sie die Antwort bis heute schul-

dig[1].


Eine treffliche russische Übersetzung des "Kapitals" erschien im Frühling 1872 zu Petersburg. Die Aufla-

ge von 3.000 Exemplaren ist jetzt schon beinahe vergriffen. Bereits 1871 hatte Herr N. Sieber, Professor

der politischen Ökonomie an der Universität zu Kiew, in seiner Schrift : "D. Ricardos Theorie des Werts

und des Kapitals etc." meine Theorie des Werts, des Geldes und des Kapitals in ihren Grundzügen als

notwendige Fortbildung der Smith-Richadoschen Lehre nachgewiesen. Was den Westeuropäer beim Le-

sen seines gediegnen Buchs überrascht, ist das konsequente Festhalten des rein theoretischen Stand-

punkts.

[1]Die breimäuligen Faselhänse der deutschen Vulgärökonomie scelten Stil und Darstellung mei-



ner Schrift. Niemand kann die literarischen Mängel des "Kapital" strenger beurteilen als ich

selbst. Dennoch will ich, zu Nutz und Freud dieser Herren und ihres Publikums, hier ein engli-

sches und ein russisches Urteil zitieren. Die meinen Ansichten durchaus feindliche "Saturday Re-

view" sagte in ihrer Anzeige der ersten deutschen Ausgabe : Die Darstellung "verleiht auch den

trockensten ökonomischen Fragen einen Reiz(charm). Die "St.-Petersburger Zeitung" bemerkt in

ihrer Nummer vom 20.April 1872 u.a.:"Die Darstellung mit Ausnahme weniger zu spezieller

Teile zeichnet sich aus durch Allgemeinverständlichkeit, Klarheit und, trotz der wissenschaftli-

chen Höhe des Gegenstands, ungewöhnliche Lebendigkeit. In dieser Hinsicht gleicht der Verfas-

ser ...auch nicht von fern der Mehrzahl deutscher Gelehrten, die ...ihre Bücher in so verfinsterter

und trockner Sprache schreiben, daß gewöhnlichen Sterblichen der Kopf davon kracht." Den Le-

sern der zeitläufigen deutsch-national-liberalen Professoralliteratur kracht jedoch etwas ganz and-

res als der Kopf.




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