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schrauben. Eher dürfte das Silber auch auf dem Weltmarkt seine Geldqualität mehr und mehr
einbüßen. – F.E.}
[109] Die Gegner des Merkantilsystems, welches die Saldierung überschüssiger Handelsbilanz
durch Gold und Silber als Zweck des Welthandels behandelte, verkannten ihrerseits durchaus die
Funktion des Weltgeldes. Wie die falsche Auffassung der Gesetze, welche die Masse der Zirku-
lationsmittel regeln, sich in der falschen Auffassung der internationalen Bewegung der edlen
Metalle nur widerspiegelt, habe ich ausführlich an Ricardo nachgewiesen(l.c.p.150sqq.[1*]). Sein
falsches Gogma: "Eine ungünstige Handelsbilanz kann nie anders als durch als durch eine Über-
fülle von Zirkulationsmitteln entstehen ... Die Ausfuhr von Münzen ist ihrer Billigkeit geschuldet,
und ist nicht die Frage, sondern die Ursache einer ungünstigen Bilanz" findet man daher schon
bei Barbon: "Die Handelsbilanz, wenn es eine solche gibt, ist nicht die Ursache dafür, daß das
Geld aus einem Lande ausgeführt wird. Die Ausfuhr ergibt sich vielmehr aus dem Wertunter-
schied der Edelmetalle in jedem Land."(N. Barbon, l.c.p.59.) MacCulloch in "The Literature of
Political Economy: a classified Catalogue", Lond. 1845, belobt Barbon für diese Antizipation,
vermeidet aber wohlweislich die naiven Formen, worin bei B. die absurden Voraussetzungen des
"currency prindiple" noch erscheinen, auch nur zu erwähnen. Die Kritiklosigkeit und selbst Un-
ehrlichkeit jenes Katalogs gipfeln in den Abschnitten über die Geschichte der Geldtheorie, weil
MacCulloch hier als Sykophant des Lord Wverstone(ex-banker Loyd), den er "facile princeps ar-
gentariorum"[2*] nennt, schwanzwedelt.
[110] Z.B. bei Subsidien, Geldanleihen zur Kriegführung oder zur Wiederaufnahme der Barzah-
lungen von Banken usw. kann Wert grade in der Geldform erheischt sein.
[1*] Siehe Band 13 unserer Ausgabe, S.143ff. – [2*] "den anerkannten König der Geldleute"
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springen also teils aus der Funktion des Geldes als inneres Zirkulations- und Zahlungsmittel,
teils aus
seiner Funktion als Weltgeld.[110a] In der letzteren Rolle ist stets die wirkliche Geldware, leibhaftes
Gold und Silber, erheischt, weswegen James Steuart Gold und Silber, im Unterschied von ihren nur lo-
kalen Stellvertretern, ausdrücklich als money of the world[1*] charakterisiert.
Die Bewegung des Gold- und Silberstroms ist eine doppelte. Einerseits wälzt er sich von seinen Quellen
über den ganzen Weltmarkt, wo er von den verschiednen nationalen Zirkulationssphaären in verschie d-
nem Umfang abgefangen wird, um in ihre inneren Umlaufskanäle einzugehn, verschlissene Gold- und
Silbermünzen zu ersetzen, das Material von Luxuswaren zu liefern und zu Schätzen zu erstarren.[111]
Diese erste Bewegung is vermittelt durch direkten Austausch der in Waren realisierten Nationalarbeiten
mit der in delen Metallen realisierten Arbeit der Gold und Silber produzierenden Länder. Andrerseits
laufen Gold und Silber fortwährend hin und her zwischen den verschiednen nationalen Zirkulationssphä-
ren, eine Bewegung, die den unaufhörlichen Oszillationen des Wechselkurses folgt.[112]
[110a] Note zur 2. Ausgabe: "Tatsächlich könnte ich mir keinen überzeugenderen Beweis dafür
wünschen, daß der Mechanismus der Schatzbildung in Ländern mit Metallwährung imstande ist,
jede notwendige Funktion bei Begleichung internationar Verbindlichkeiten zu erfüllen, und zwar
ohne wahrnehmbare Unterstützung durch die allgemeine Zirkulation, als die Leichtigkeit, mit der
Frankreich, das erst im Begriffe war, sich von der Erschütterung durch eine zerstörende Invasion
zu erholen, in einem Zeitraum von 27 Monaten die Zahlung der ihm auferlegten Kriesentschädi-
gung von fast 29 Millionen an die verbündeten Mächte leistete, und zwar einen beträchtlichen
Teil dieser Summe in Metallgeld, ohne merkbare Einschränkung oder Störung des inländischen
Geldumlaufs oder irgendwelche alarmierende Schwankungen seines Wechselkurses."(Fullarton,
l.c.p.141.){Zur 4. Auflage. – Ein noch schlagenderes Beispiel haben wir in der Leichtigkeit, wo-
mit dasselbe Frankreich 1871-1873 in 30 Monaten eine mehr als zehnfach größere Kriegsent-
schädigung, ebenfalls zum bedeutenden Teil in Metallgeld, abzutragen imstande war. – F.E.}
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[111] "Das Geld verteilt sich auf die Nationen nach ihren Bedürfnissen ... indem es immer durch
die Produkte angezogen wird."(Le Trosne, l.c.p.916.) "Die Minen, die fortwährend Gold und Sil-
ber liefern, sind ergiebig genug, um jeder Nation dieses notwendige Quantum zu liefern."(J. Van-
derlint, l.c.p.40.)
[112] "Die Wechselkurse steigen und fallen in jeder Woche, sie steigen zu bestimmten Zeiten des
Jahres zuungunsten einer Nation in die Höhe und erreichen zu anderen Zeiten die gleiche Höhe
zu deren Vorteil."(N. Barbon, l.c.p.39.)
[1*] Weltgeld
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Länder entwickelter bürgerlicher Produktion beschränken die in Bankreservoirs massenhaft konzentrier-
ten Schätze auf das zu ihren speizifischen Funktionen erheischte Minimum.[113] Mit gewisser Ausnahme
zeigt auffallendes Überfüllen der Schatzreservoirs über ihr Durchschnittsniveau Stockung der Warenzir-
kulation an oder unterbrochenen Fluß der Warenmetamorphose.[114]
[113] Diese verschiednen Funktionen können in gefährlichen Konflikt geraten, sobald die Funkti-
on eines Konversionsfonds für Banknoten hinzutritt.
[114] "Was an geld mehr vorhanden ist, als für den inländischen Handel unbedingt notwendig,
stellt totes Kapital dar, und bringt dem Lande, das es besitzt, keinen Gewinn, außer wenn es selbst
exportiert bzw. importiert wird." (John Bellers, "Essays etc.", p.13.) "Was aber, wenn wir nun zu-
viel gemünztes Geld haben? Wir können dann das vollwichtigste einschmelzen und es zu prächti-
gen Tischgerät, zu Gefäßen und Hausrat aus Gold und Silber umarbeiten; oder es als Ware dort-
hin schicken, wo Bedarf und Nachfrage danach besteht; oder es dort auf Zins ausleihen, wo man
einen hohen Zinssatz zahlt." (W. Petty, "Quantulumcunque", p.39.) "Geld ist nur das Fett des
Staatskörpers, weshalb zuviel davon ebenso seine Beweglichkeit behindert, wie zu wenig ihn
krank macht ... wie Fett die Bewegung der Muskeln geschmeidig macht, fehlende Nahrungsmittel
ersetzt, Unebenheiten ausfüllt und den Körper verschönt, so erleichtert das Geld die Bewegungen
des Staates, bringt, wenn Teuerung im Inlande, vom Auslande Lebesnmittel herein, begleicht
Schuldenrechnungen ... und verschönt das Ganze; allerdings", ironisch abschließend,"ganz be-
sonders die einzelnen Personen, die viel davon haben." (W. Petty, "Political anatomy of Ireland",
p.14,15.)