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folgenden Subskalen zusammenaddiert: Mobilität, Alltagsaktivitäten, emotionales Wohlbefinden,
Stigma, soziale Unterstützung, Kognition, Kommunikation, körperliches Unbehagen. Dieser in Deutsch
übersetzte und validierte Fragebogen kann als übergeordnetes Verlaufsinstrument angewendet
werden
123
.
Goal Attainment Scale (GAS)
Zentral in der Anamnese steht die Zielformulierung, bei der kurz- oder langfristige Ziele formuliert
werden sollten.
Die Formulierung von Patienten-Rehabilitationszielen sollte ein interaktiver Prozess
sein und die Bedürfnisse und Erwartungen des Patienten (und/oder Angehörigen) wiedergeben.
Assessments wie z.B. GAS (Goal Attainment Scaling) sind dafür geeignet und sinnvoll für die
Quantifizierbarkeit der Zielerreichung. Sie helfen „SMART“ (Spezifisch, Messbar, Aktionsorientiert,
Realistisch, Terminiert) Ziele zu formulieren und die Therapieziele objektiv zu überprüfen
133
(z.B. „Die
kommenden 4 Wochen mache ich jeden Montag, Mittwoch und Freitag einen halbstündigen
Spaziergang“). Anhand der GAS kann dieses Ziel schriftlich und detailliert festgelegt werden (-2 bis
+2). Auf einer Skala von 0 bis 10 hat man eine andere Möglichkeit festzulegen, wie sicher der Patient
ist, dass dieses Ziel erreicht wird. Hier zeigen Studien, dass bei einer Patientenbewertung von 7/10 dieses
Ziel realisierbar ist
134
.
6. Befund Körperfunktions-, Aktivitäts- und Partizipationsebene
(Quick Reference Card 2)
Basierend auf den Informationen aus der Anamnese formuliert der Physiotherapeut eine Anzahl
Probleme, die im Rahmen der Befundaufnahme zu testen sind. Quick Reference Card 2 kann als
Leitfaden für eine strukturierte Befundaufnahme und Hinweise auf angemessene Assessments benutzt
werden. Möglichkeiten sind (siehe QRC 2) z.B.: physische Kapazität, Transfers-Lagewechsel,
Gleichgewicht und Gang.
Assessments
Outcomemessungen oder Assessments dienen dazu, Gesundheitsprobleme aufzuzeigen und objektiv zu
bewerten. Es sind zahlreiche Assessments verfügbar, um Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit
Parkinson zu identifizieren und evaluieren. Die Guideline–Entwicklungsgruppe wählte Assessments,
die für den „Alltagsgebrauch“ geeignet scheinen. Im Auswahlprozess wurden klinimetrische
Eigenschaften berücksichtigt
123
.
Durch die obengenannten Wirkungsfluktuationen
ist es wichtig, dass Assessments jeweils zur gleichen
Tageszeit durchgeführt werden, in der Annahme, dass auch die Medikamente täglich zur selben Zeit
eingenommen werden.
Assessments
Ausgewählte Empfehlungen der LEG S.51:
Dokumentiere die Situation, in der die Assessments durchgeführt werden, und kopiere diese
Situation für die Wiederholung (Posttest) so genau wie möglich:
• Zeitpunkt und Müdigkeitsniveau der PMP und/oder Zeit nach der letzten Medikamenteneinnahme
und Dosis
• Falls möglich: „On oder Off-Phase“
• Kleidung und Schuhe der PMP, die getragen wurden
• Inanspruchnahme von Hilfsmitteln oder Hilfestellung durch eine andere Person
MDS-Unified Parkinson Disease Rating Scale (MDS-UPDRS)
Der MDS-UPDRS (der neue UPDRS, revidiert durch Mitglieder der Movement Disorder Society) misst
die Progression
135
. Der MDS-UPDRS gilt als Standard bei grossen klinischen Studien und ist in sechs
Subskalen unterteilt. Für Physiotherapeuten ist Teil III (motorische Untersuchung), II (ADL) und IV
(Komplikationen der Behandlung) relevant. Die motorische Untersuchung erfasst klinische
Parkinsonsymptome (Akinese, Tremor, Rigor, posturale Stabilität) sowie einfache Bewegungsabläufe
(u.a. Aufstehen, Gang, Körperhaltung)
123
. Teil II und IV beurteilen anamnestisch Beeinträchtigungen
10
im Alltag, respektive die Dyskinesien, klinische Fluktuationen und andere Komplikationen. Für die
Einteilung wird eine Ordinalskala angewendet: 0 = normal, 4 = deutliches Symptom.
Retropulsionstest / Push and Release Test
Es sind mehrere Tests verfügbar, um Gleichgewichtsprobleme zu testen, jedoch misst kein
Messinstrument das ganze Spektrum der Gleichgewichtsreaktionen. Für eine vollständige Sturzrisiko-
Einschätzung sollten also mehrere Tests durchgeführt werden (z.B. Berg Balance Scale, Functional Gait
Assessment, Timed Up and Go). Am meisten gebraucht, schnell und einfach durchführbar ist der
Retropulsionstest, bei dem ein unerwarteter Stoss an der Schulter (schnell und bestimmt nach hinten)
angewendet wird
136
. Der „Push and Release Test“ bewertet die Gleichgewichtskontrolle im ruhigen
Stand
137
. Beide geben Auskunft über die Funktion der unwillkürlichen Bewegungsreaktionen, die
wichtig sind für das Aufrechterhalten des Gleichgewichtes, zum Rückwärtsgehen und um auf einer
glatten Oberfläche spazieren zu gehen. Beim „Push and Release Test“ steht der Physiotherapeut hinter
dem Patienten, die Hände sind an den Schulterblättern. Er bittet den Patienten sich zurückzulehnen,
dann werden die Hände plötzlich entfernt. Die Gleichgewichtsreaktionen werden auf einer Fünf-
Punkteskala bewertet im Intervall von 0 (PMP ist „in der Lage, unabhängig einen Schritt mit normaler
Länge und Breite zu machen“) zu 4 (PMP „fällt ohne einen Schutzschritt zu machen“ oder „ist unfähig
ohne Hilfe zu stehen“
).
Timed Up and Go Test (TUG)
Der TUG Test ist ein kurzer, praktischer Test, bei dem Gang und Gleichgewicht getestet werden
123
. Der
TUG ist ein reliables und valides Instrument
für Patienten mit MP
138,139
. Es ist wichtig,
dass der Patient
bei allen Messungen die gleichen Schuhe trägt
140
.
Functional Gait Assessment (FGA)
Der FGA ist ein valider und reliabler Test, um die Anpassungsfähigkeit des Gangbildes zu
evaluieren
141
,
142
(z.B. rechts-links schauen während des Gehens, Tempowechsel, Hindernisse
übersteigen, auf einer Linie gehen etc.). Jedes Item wird bewertet von 0 bis 3, wobei 3 der bestmögliche
Skore ist. Insgesamt kann ein maximaler Skore von 30 Punkten erreicht werden.
Five Times Sit to Stand (5TSTS)
Der 5TSTS ist eine schnelle Möglichkeit, das Gleichgewicht und die Sturzgefahr zu messen. Es wird
die Zeit gemessen, die der Patient braucht, um sich von einem 43cm hohen Stuhl zu erheben. Die LEG
empfiehlt, den 5TSTS bei Patienten anzuwenden, die beim Durchführen des Transfers Probleme in der
Balance haben. Er wird in Kombination mit dem ‘Push and Release Test’ durchgeführt. Im Vergleich
zum FGA und Berg Balance Scale gibt dieser Test jedoch keine ausführliche Auskunft über die
Gleichgewichtseinschränkungen im Stand oder beim Gehen.
6 Minuten Gehtest (6MGT)
PMP haben die Tendenz weniger aktiv zu sein. Um die körperliche Leistungsfähigkeit bei Patienten, die
nicht durch Freezing beeinträchtigt sind, zu identifizieren und zu evaluieren, wird der 6MGT
angewendet. Dieser Test ist funktionell, leicht anzuwenden und reliabel für diese Patientengruppe
143
.
Ausserdem kann der 6MGT Veränderungen aufgrund des Trainings zeigen
143
. Wird dieser Test auf einer
markierten Strecke ausgeführt, sollte der Therapeut nicht mit dem Patienten gehen
144
. Wird der Test auf
einem Laufband durchgeführt, muss die Neigung 0 sein und wenn der Patient es verlangt, kann die
Geschwindigkeit gesteigert werden (dies sollte nicht durch den Patienten selbst durchgeführt werden)
144
.
Es ist wichtig, dass der Patient bei allen Messungen die gleichen Schuhe trägt
140
und dass der Therapeut
den Patienten in gleichem Ausmass ermutigt
144
.
10 Meter Gehtest (10MGT)
Der 10 MGT Gehtest ist ein reliables Instrument, um die angenehme Gehgeschwindigkeit von
selbständig gehfähigen PMP zu ermitteln. Ausserdem wird die Anzahl benötigter Schritte in
angenehmer Gehgeschwindigkeit für 10 Meter benutzt um die Schrittlänge zu bestimmen (in
Verbindung mit einem möglichen Gebrauch von visuellen „Cues“). Während der Ausführung des Tests
kann, wenn nötig eine Gehhilfe benutzt werden.