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COCHRANE Review Map
Physiotherapie – Morbus Parkinson
Ergebnisse aus Cochrane Reviews auf einen Blick
Stand: November 2015
Cochrane Review Maps stellen Cochrane Reviews zu einem bestimmten Fachgebiet zusammen und geben damit eine
Übersicht über valide Forschungsergebnisse, die zur Optimierung der Versorgung in diesem Fachgebiet genutzt werden
können. Soweit vorhanden, werden auch Links zu entsprechenden Leitlinien oder Übersetzungen von laienverständlichen
Zusammenfassungen der Cochrane Reviews angegeben.
Für eine angemessene Interpretation und Übertragung der Ergebnisse ist forschungsmethodische Expertise und
ein intensives Studium des jeweiligen Cochrane Reviews notwendig.
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie & Multidisziplinär
Quelle
Elbers et al. 2015, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD010925.pub2
Primäre Endpunkte
Subjektives Müdigkeitsempfinden (Fatigue)
Vergleiche und Anzahl
Vergleich von pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Interventionen vs. passiven
Kontrollinterventionen (11 RCTs, 1817 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Basierend auf der aktuellen Evidenz können keine eindeutigen Empfehlungen für die
Behandlung bei subjektiv empfundener Müdigkeit bei Parkinson Erkrankung ausgesprochen
werden. Doxepin könnte die Auswirkung der Müdigkeit auf ADLs und die Schwere der
Ermüdung verringern, jedoch müssen diese Ergebnisse durch Studien mit hoher Qualität
bestätigt werden. Rasagilin könnte effektiv sein, um den Grad der körperlichen Müdigkeit bei
Parkinson-Erkrankten zu reduzieren. Es wurde keine Evidenz für die Effektivität von
Levodopa + Carbidopa, Memantin, Koffein, Methylphenidat, Modafinil oder Übungen
gefunden. Studien, die den Effekt von Übungsintensität auf körperliche Leistungsfähigkeit und
subjektive Ermüdung untersuchen, werden benötigt. Zukünftige Studien sollten den Fokus auf
Interventionen legen, die die maladaptiven verhaltensbedingten und kognitiven Aspekte von
Ermüdung bei Menschen mit der Parkinson-Krankheit ansprechen. Merkmale, wie der
Schweregrad und die Art der wahrgenommenen Müdigkeit und zugrunde liegenden
Gemütsstörung sollten bei der Untersuchung von Interventionen bei Müdigkeit für die
Identifizierung von Respondern und Non-Respondern berücksichtigt werden. Die Entwicklung
eines Core-Sets von Fragebögen zur Selbsteinschätzung der Müdigkeit mit etablierter
Responsivität und bekannten minimalen Differenzwerten von (klinischer) Bedeutung wird die
Interpretation von Veränderungen in den Werten der Müdigkeit erleichtern.
Weitere Informationen
Nicht vorhanden
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie
Quelle
Mehrholz et al. 2015, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD007830.pub4
Primäre Endpunkte
Gangart sowie Akzeptanz und Sicherheit von Laufbandtraining
Vergleiche und Anzahl
Vergleich von Laufbandtraining vs. kein Laufbandtraining (18 RCTs, 633 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Dieses Update unserer systematischen Übersichtsarbeit liefert Evidenz aus 18 Studien mit
moderatem bis niedrigem Bias-Risiko (Verzerrungsrisiko) dafür, dass die Durchführung von
Laufbandtraining bei Patienten mit Parkinson-Krankheit klinisch relevante Gangparameter
verbessern kann, wie beispielsweise Gehgeschwindigkeit (moderate Evidenzqualität) und
Schrittlänge (niedrige Qualität der Evidenz). Dieser offensichtliche Nutzen für Patienten wird
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jedoch nicht von allen sekundären Variablen gestützt (z.B. Schrittfrequenz und Gehstrecke).
In der Behandlung von Gang-Hypokinese scheint Physiotherapie und Laufbandtraining im
Vergleich zu anderen Alternativen, wie Physiotherapie ohne Laufbandtraining, in der Praxis
vorteilhafter zu sein, ohne das Risiko zu erhöhen. Der Zugewinn scheint in kleinem bis
moderatem Maße klinisch relevant zu sein. Jedoch sollten die Ergebnisse mit Vorsicht
interpretiert werden, da es unklar ist, wie lange diese erzielten Verbesserungen anhalten und
außerdem setzten manche Studien keine Intervention in der Kontrollgruppe ein und es lagen
einige Verzerrungsrisiken („Bias-Risiken“) vor. Zusätzlich waren die Ergebnisse sehr
heterogen und wir haben Variationen zwischen den Studien hinsichtlich
Patientencharakteristiken, der Dauer und Anzahl von Trainingseinheiten und der Art des
angewandten Laufbandtrainings festgestellt.
Weitere Informationen
Laienverständliche Zusammenfassung
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie & Multidisziplinär
Quelle
Coggrave et al. 2014, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD002115.pub5
Primäre Endpunkte
Stuhlinkontinenz und Verstopfung von Personen mit Erkrankungen des zentralen
Nervensystems
Vergleiche und Anzahl
Evaluation von konservativen (z.B. orale Medikation, physikalische Maßnahmen) und
chirurgischen Methoden (rektale Stimulanzien) zur Bewältigung von Stuhlinkontinenz und
Verstopfung (20 Randomisierte und quasi-randomisierte Studien, 902 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Es existiert immer noch bemerkenswert wenig Forschung zu diesem häufigen und für Patienten
sehr wichtigen Thema des Managements von Darmerkrankungen. Die verfügbare Evidenz ist
fast einheitlich von geringer methodischer Qualität. Die klinische Signifikanz einiger hier
präsentierter Forschungsergebnisse ist schwierig zu interpretieren, nicht zuletzt, da einzelne
Interventionen nur in Einzelstudien mit Kontrollgruppen untersucht wurden, anstatt die
Interventionen untereinander zu vergleichen. Zudem unterscheiden sich die Interventionen stark
voneinander. In sehr begrenztem Maß liegt Evidenz aus einzelnen Studien zugunsten eines
volumensteigernden Abführmittels (Psyllium), eines Abführmittels auf Macrogel Basis, einer
abdominalen Massage, einer elektrischen Stimulation und einer Kombination der Medikamente
Anticholinesterase und Anticholinergika (Neostigmine-Glycopyrrolate) im Vergleich zu keiner
Behandlung oder Kontrollen. Zudem zeigte sich Evidenz zugunsten von transanaler Spülung
(verglichen mit konservativem Management), orales kohlensäurehaltiges Wasser (eher als
Leitungswasser) und abdominaler Massage mit Lebensstilberatung (verglichen mit
Lebensstilberatung allein). Jedoch müssen diese Ergebnisse durch gut konzipierte, kontrollierte
Studien bestätigt werden, die auch eine Auswertung der Akzeptanz der Interventionen bei
Patienten und den Effekt auf die Lebensqualität beinhalten.
Weitere Informationen
Nicht vorhanden
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie
Quelle
Tomlinson et al. 2014, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD002815.pub2
Primäre Endpunkte
Selbstständigkeit, Sicherheit, Wohlbefinden und Lebensqualität
Vergleiche und Anzahl
Eine physiotherapeutische Intervention vs. eine andere (z.B. allgemeine Physiotherapie,
Übungen, Laufbandtraining, „Cueing“ - eine spezielle Übungsform mit Anwendung von
Hilfreizen wie Klatschen oder Striche auf dem Boden, Tanzen und Kampfkunst) (43 RCTs,
1673 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Angesichts der geringen Zahl von Studienteilnehmern, der methodischen Fehler in vielen
Studien, der Möglichkeit von Publikations-Bias und der Vielfalt an Interventionen, konnten
keine formalen Vergleiche der verschiedenen physiotherapeutischen Techniken
vorgenommen werden. Es gibt unzureichende Evidenz dafür, den Einsatz eines bestimmten
physiotherapeutischen Behandlungsansatzes gegenüber einem anderen Ansatz für die
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Behandlung bei Parkinson zu bevorzugen.
Dieser Review macht deutlich, dass ein breites Spektrum an physiotherapeutischen
Interventionen für die Behandlung der Parkinson-Krankheit untersucht worden ist.
Spezifischere Studien mit verbesserten Behandlungsstrategien werden gebraucht, um die
angemessenste Auswahl physiotherapeutischer Intervention und Ergebnismessungen zu
untermauern.
Weitere Informationen
Laienverständliche Zusammenfassung
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie
Quelle
Tomlinson et al. 2013, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD002817.pub4
Primäre Endpunkte
Selbstständigkeit, Sicherheit, Wohlbefinden und Lebensqualität
Vergleiche und Anzahl
Physiotherapeutische Interventionen vs. keine Behandlung (39 RCTs, 182 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Für die meisten Endpunkte konnte ein physiotherapeutischer Nutzen über eine kurze
Zeitspanne (d.h. < 3 Monate) festgestellt werden; Signifikant war der Nutzen jedoch nur für
die Geschwindigkeit, den 2- oder 6-Minuten Gehtest, den „Freezing of Gait“ Fragebogen
(misst die Unterbrechung in Bewegungsinitiierung und –ablauf beim Gehen), den Timed up
and go Test (misst die Zeit für Aufstehen und Standardgehstrecke), den Functional Reach
Test (erfasst das Gleichgewicht bei alltagsbezogenen Bewegungen), die Berg Balance Skala
(misst das Gleichgewicht) und für die Unified Parkinson’s Disease Rating Skala (UPDRS,
erfasst den Verlauf der Erkranung). Die meisten der beobachteten Unterschiede zwischen
den Behandlungen waren klein. Jedoch kann man manche der beobachteten Unterschiede
für einige Endpunkte (wie z.B. Geschwindigkeit, Berg Balance Skala, UPDRS) als minimal
klinisch wichtige Veränderungen betrachten. Dieser Nutzen sollte mit Vorsicht interpretiert
werden, da die Qualität der meisten eingeschlossenen Studien nicht hoch war. Variationen
zwischen den Studien bei der Medssung der Endpunkte hatten zur Folge, dass unsere
Analysen einen geringen Teil der rekrutierten Teilnehmer einschließt.
Dieser Review zeigt, dass eine große Vielfalt an Methoden zur Behandlung von Parkinson-
Patienten von Physiotherapeuten zum Einsatz kommt. Jedoch konnte keine Evidenz für
Unterschiede im Behandlungseffekt zwischen den unterschiedlichen Arten der eingesetzten
physiotherapeutischer Interventionen festgestellt werden, auch wenn dies auf indirekte
Vergleiche basiert. Eine einheitliche Best-Practice-Übersicht für die Physiotherapie ist
notwendig, ebenso wie große, gut konzipierte, randomisiert kontrollierte Studien zur
Untersuchung der Langzeitwirksamkeit und Kosteneffektivität von Best-Practice-
Physiotherapie bei Parkinson.
Weitere Informationen
Nicht vorhanden
Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie
Quelle
Rabert et al. 2012, Cochrane Reviews,
DOI: 10.1002/14651858.CD009097.pub2
Primäre Endpunkte
Funktionelle Leistungsfähigkeit hinsichtlich Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) bei
neurodegenerativen Erkrankungen
Vergleiche und Anzahl
Vergleich von Ganzkörper-Vibrationen (eine oder mehrfache Einheiten) vs. passiver
Intervention, einer anderen aktiven physischen Therapie oder Ganzkörper-Vibrationen mit
unterschiedlichen Vibrations-Parametern (10 RCTs, 264 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Die Evidenz ist ungenügend für den Effekt von Ganzkörper-Vibrations-Training auf die
funktionelle Leistungsfähigkeit von Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen. Zudem
reicht die Evidenz nicht aus hinsichtlich positiver Effekte auf Anzeichen und Symptome der
Erkrankung, Körperbalance, Gangart, Muskelkraft und Lebensqualität verglichen mit anderen
aktiven physischen Therapien oder passiven Interventionen bei Morbus Parkinson oder
Multipler Sklerose. Mehr Studien zur Bewertung anderer funktioneller Tests und zur exakten
Beurteilung der Sicherheit sind erforderlich. Erst danach kann eine definitive Empfehlung
ausgesprochen warden.
Weitere Informationen
Nicht vorhanden
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Indikation
Morbus Parkinson
Berufsgruppe
Physiotherapie & Multidisziplinär
Quelle
Deane et al. 2001, Cochrane Review,
DOI: 10.1002/14651858.CD002816
Primäre Endpunkte
Schluckstörungen (Dysphagie)
Vergleiche und Anzahl
Vergleich einer nicht-pharmakologischen Therapie gegen Schluckstörungen vs. einer anderen
(0 RCTs, 0 Studienteilnehmer)
Schlussfolgerung der
Review-Autoren
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Evidenz, die die Effektivität nicht-pharmakologischer
Schlucktherapie für Schluckstörungen (Dysphagie) bei Morbus Parkinson unterstützen oder
widerlegen. Große, gut konzipierte Placebo-kontrollierte RCTs werden benötigt, um die
Effektivität der Schlucktherapie für Dysphagie bei Morbus Parkinson zu beurteilen. Diese
sollten gemäß der CONSORT Richtlinien berichtet werden. Passende Endpunktmessungen
sollten gewählt werden, sodass die Effektivität und Alltagswirksamkeit der nicht-
pharmakologischen Schlucktherapie bewertet und eine ökonomische Analyse durchgeführt
werden kann. Endpunkte, mit Bedeutung für Patienten und Angehörige, sollten, soweit
möglich, genutzt werden, da diese Personen den Nutzen der Therapie in der Praxis kennen.
Die Patienten sollten für mindestens 6 Monate nachverfolgt werden, um die Dauerhaftigkeit
jeder Verbesserung bestimmen zu können.
Weitere Informationen
Nicht vorhanden
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