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Nationale Verschiedenheit der Arbeitslöhne
Im fünfzehnten Kapitel beschäftigten uns die mannigfachen Kombinationen, welche einen Wechsel in der
absoluten ofer relativen(d.h. mit dem Mehrwert verglichen) Wertgröße der Arbeitskraft hervorbringen
kann, während andrerseits wieder das Quantum von Lebensmitteln, worin der Preise der Arbeitskraft
realisiert wird, von dem Wechsel dieses Preises unabhängige[64] oder verschiedne Bewegung durchlau-
fen konnte. Wie bereits bemerkt, verwandeln sich durch einfache Übersetzung des Werts, resp. Preises
der Arbeitskraft in die exoterische Form des Arbeitslohns alle jene Gesetze in Gesetze der Bewegung des
Arbeitslohns. Was innerhalb dieser Bewegung als wechselnde Kombination, kann für verschiedne Länder
als gleichzeitige Verschiedenheit nationaler Arbeitslöhne erscheinen. Beim Verglich nationaler Arbeits-
löhne sind also alle den Wechsel in der Wertgröße der Arbeitskraft bestimmende Momente zu erwägen,
Preis und Umfang der natürlichen und historisch entwickelten ersten Lebensbedürfnisse, Erziehungsko-
sten des Arbeiters, Rolle der Weiber- und Kinderarbeit, Produktivität der Arbeit, ihre extensive und inten-
sive Größe. Selbst die oberflächlichste Vergleichung erheischt, zunächst den Durchschnitts-Taglohn für
dieselben Gewerbe in verschiednen Ländern auf gleich große Arbeitstage zu reduzieren. Nach solcher
Ausgleichung der Taglöhne muß der Zeitlohn wieder in Stücklohn übersetzt werden, da nur der letztere
ein Gradmesser sowohl für die Produktivität als die intensive Größe der Arbeit.
In jedem Lande gilt eine gewisse mittlere Intensität der Arbeit, unter welcher die Arbeit bei Produktion
einer Ware mehr als die gesellschaftlich
[64] "Es ist nicht reichtig, zu sagen, daß die Löhne" (handelt sich hier von ihrem Preise) "gestie-
gen sind, weil man mit ihnen mehr von einem billigeren Artikel kaufen kann." (David Buchanan
in seiner Ausgabe von A. Smiths "Wealth etc.", 1814, v.I, p.417, Note.)
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notwendige Zeit verbraucht, und daher nicht als Arbeit von normaler Qualität zählt. Nur ein über den
nationalen Durchschnitt sich erhebender Intensitätsgrad ändert, in einem gegebnen Lande, das Maß des
Werts durch die bloße Dauer der Arbeitszeit. Anders auf dem Weltmarkt, dessen integrierende Teile die
einzelnen Länder sind. Die mittlere Intensität der Arbeit wechselt von Land zu Land; sie ist hier größer,
dort kleiner. Diese nationalen Durchschnitte bilden also eine Stufenleiter, deren Maßeinheit die Durch-
schnittseinheit der universellen Arbeit ist. Verglichen mit der weniger intensiven, produziert also die in-
tensivere nationale Arbeit in gleicher Zeit mehr Wert, der sich in mehr Geld ausdrückt.
Noch mehr aber wird das Wertgesetz in seiner internationalen Anwendung dadurch modifizeirt, daß auf
den Weltmarkt die produktivere nationale Arbeit ebenfalls als intensivere zählt, sooft die produktivere
Nation nicht durch die Konkurrenz gezwungen wird, den Verkaufspreis ihrer Ware auf ihren Wert zu
senken.
Im Maß, wie in einem Lande die kapitalistische Produktion entwickelt ist, im selben Maß erheben sich
dort auch die nationale Intensität und Produktivität der Arbeit über das internationale Niveau.[64a] Die
verschiedenen Warenquanta derselben Art, die in verschiedenen Ländern in gleicher Arbeitszeit produ-
ziert werden, haben also ungleiche internationale Werte, die sich in verschiedenen Preisen ausdrücken,
d.h. in je nach den internationalen Werten verschiednen Geldsummen. Der relative Wert des Geldes wird
also kleiner sein bei der Nation mit entwickelterer kapitalistischer Produktionsweise als bei der mit wenig
entwickelter. Folgt also, daß der nominelle Arbeitslohn, das Äquivalent der Arbeitskraft ausgedrückt in
Geld, ebenfalls hüher sein wird bei der ersten Nation als bei der zweiten; was keineswegs besagt, daß dies
auch für den wirklichen Lohn gilt, d.h. für die dem Arbeiter zur Vergügung gestellten Lebensmittel.
Aber auch abgesehn von dieser relativen Verschiedenheit des Geldwerts in verschiedenen Ländern, wird
man hüufig finden, daß der Tages-, Wochen-, etc. Lohn bei der ersteren Nation höher ist als bei der
zweiten, während der relative Arbeitspreis, d.h. der Arbeitspreis im Verhältnis sowohl zum Mehrwert wie
zum Wert des Produkts, bei der zweiten Nation höher steht als bei der ersteren.[65]
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[64a] An andrer Stelle werden wir untersuchen, welche Umstände, in Beziehung auf die Produk-
tivität, dies Gesetz für einzelne Produktionszweige modifizieren können.
[65] James Anderson bemerkt in Polemik gegen A. Smith: "Es verdient gleicherweise bemerkt zu
werden, daß, obgleich der Preis der Arbeit in armen Ländern, wo die Feldfrüchte, und besonders
das Getreide, billig sind, scheinbar gewöhnlich
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J. W. Cowell, Mitglied der Fabrikkommission von 1833, kam nach sorgfältiger Untersuchung der Spinne-
rei zum Ergebnis, daß "in England die Löhne der Sache nach niedrieger für den Fabrikanten sind als auf
dem Kontinent, obwohl sie für den Arbeiter höher sein mögen"(Ure, p.314). Der englische Fabrikinspek-
tor Alexander Redgrave weist im Fabrikbericht vom 31. Oktober 1866 durch vergleichende Statistik mit
den Kontinentalstaaten nach, daß trotz niedrigerm Lohn und viel längerer Arbeitszeit die kontinentale
Arbeit, verhältnismäßig zum Produkt, teurer ist als die englische. Ein englischer Direktor (manager) in
einer Baumwollfabrik in Oldenburg erklärt, daß dort die Arbeitszeit von 5.30 Uhr morgens bis 8 Uhr
abends währt, samstags eingeschlossen, und daß die dortigen Arbeiter, wenn unter englischen Arbeitsauf-
sehen, während dieser Zeit nicht ganz soviel Produkt liefern als Engländer in 10 Stunden, unter deutschen
Arbeitsaufsehern aber noch viel weniger. Der Lohn stehe viel tiefer als in England, in vielen Fällen um
50%, aber die Zahl der Hände im Verhältnis zur Maschinerie sei viel größer, in verschiedenen Departe-
ments im Verhältnis von 5 : 3. Herr Redgrave gibt sehr genaue Details über die russischen Baumwollfa-
briken. Die Data sind ihm geliefert durch einen dort noch kürzlich beschäftigten englischen manager. Auf
diesem russischen Boden, an allen Infamien so fruchtbar, stehn auch die alten Greuel aus der Kindheits-
preiode der englischen fatories[1*] in vollster Blütte. Die Dirigenten sind natürlich Engländer, da der
eingeborene russische Kapitalist nicht für das Fabrikgeschäft taugt. Trotz aller Überarbeit, fortlaufender
Tag- und Nachtarbeit und schmählichster Unterzahlung der Arbeiter, vergetiert das russische Fabrikat nur
durch Prohibition des ausländischen. – Ich gebe
niedriger ist, so ist er doch in der Tat dort meistens wirklich höher als in andern Ländern. Denn
nicht der Lohn, den ein Arbeiters pro Tag erhält, stellt den realen Preis der Arbeit dar, obgleich er
ihr scheinbarer Preis ist. Der reale Preis ist das, was ein bestimmtes Quantum geleisteter Arbeit
den Unternehmer tatsächlich kostet; und unter diesem Gesichtswinkel ist Arbeit in fast allen Fäl-
len in reichen Ländern billiger als in ärmeren, obwohl der Preis des Getreides und anderer Le-
bensmittel gewöhnlich in den letzteren weit niedrieger ist als in den ersteren ... Arbeit im Taglohn
ist viel niedrieger in Schottland als in England ... Arbeit im Stücklohn ist im allgemeinen billigert
in England." (James Anderson, "Observations on the means of exciting a spirit of National Indu-
stry etc.", Edinb. 1777, p.350, 351.) – Umgekehrt produziert iherseits die Niedrigkeit des Ar-
beitslohns Verteuerung der Arbeit. "Arbeit ist teurer in Irland als in England ... weil die Löhne so
viel niedriger sind." (Nr. 2074 in "Royal Commission on Railways, Minute", 1867.)
[1*] Fabriken
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shließlich noch eine vergleichende Übersicht des Herrn Redgrave über die Durchschnitts-Spindelzahl per
Fabrik und per Spinner in verschiednen Ländern Europas. Herr Redgrave bemerkt selbst, daß er diese
Zahlen vor einigen Jahren gesammelt hat unt daß seit der Zeit die Größe der Fabriken und die Spindelzahl
per Arbeiter in England gewachsen seien. Er unterstellt aber verhältnismäßig gleich großen Fortschritt in
den aufgezählten Kontinentalländern, so daß die Zahlenangaben ihren komparativen Wert behalten hät-
ten.
Durchschnittsanzahl von Spindeln per Fabrik
In England Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik
12600
In der Schweiz Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik
8000
In Östreich Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik
7000
In Sachsen Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik
4500
In Frankreich Durchschnittszahl von Spindeln auf je eine Fabrik
1500