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sten selbst zu identifizieren, welcher vom Geldverleihenden Kapitalisten pumpt!), "statt ihren
Wert seinem eignen Gebrauch zu widmen, indem er sie in nützliche oder angenehme Gegenstän-
de verwandelt." (G. de Molinari, l.c. p.36.)
[45] "La conservation d'un capital exige ... un effort ... constant pour resister a la tentation de le
consommer." (Courcelle-Seneuil, l.c. p.20.)
[46] Die besonderen Einkommensklassen, die am reichlichsten zum Fortschritt des nationalen
Kapitals beitragen, ändern sich auf verschiedenen Stufen ihrer Entvicklung und sind infolgedes-
sen gänzlich verschieden bei Nationen, die verschiedene Positionen
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auf dem Lehrstuhl der politischen Ökonomie am ostindischen College zu Haileybury, erörtert dies gut an
zwei großen Tatsachen. Da der zahlreichste Teil des indischen Volks selbstwirtschaftende Bauern, exi-
stiert ihr Produkt, ihre Arbeits- und Lebensmittel, auch nie in der Form (in the shape) eines Fonds, der aus
fremder Revenue erspart wird (saved from Revenue) und daher einen vorläufigen Prozeß der Akkumula-
tion (a previous process of accumulation) durchlaufen hat"[47]. Andrerseits werden die nicht-agrikolen
Arbeiter in den Provinzen, wo die englische Herrschaft das alte System am wenigsten aufgelöst hat, direkt
von den Großen beschäftigt, denen eine Portion des ländlichen Mehrprodukts als Tribut oder Grundrente
zufließt. Ein Teil dieses Produkts wird in Naturalform von den Großen verzehrt, ein andrer Teil für sie
von den Arbeitern in Luxus- und sonstige Konsumtionsmittel verwandelt, während der Rest den Lohn der
Arbeiter bildet, die Eigentümer ihrer Arbeitsinstrumente sind. Produktion und Reproduktion auf erwei-
terter Stufenleiter gehn hier ihren Gang ohne alle Dazwischenkunft jenes wunderlichen Heiligen, jenes
Ritters von der traurigen Gestalt, des "entsagenden" Kapitalisten.
4. Umstände, welche unabhängig von der proportionellen Teilung
des Mehrwerts in Kapital und Revenue den Umfang der Akkumulation
bestimmen: Exploitationsgrad der Arbeitskraft –
Produktivkraft der Arbeit –
Wachsende Differenz zwischen angewandtem und konsumiertem Kapital –
Größe des vorgeschoßnen Kapitals
Das Verhältnis, wonach der Mehrwert sich in Kapital und Revenue spaltet, als gegeben vorausgesetzt,
richtet sich die Größe des akkumulierten Kapitals offenbar nach der absoluten Größe des Mehrwerts.
Angenommen 80% würden kapitalisiert und 20% aufgegessen, so wird das akkumulierte Kapital 2400
Pfd.St. oder 1200 Pfd.St. betragen, je nachdem der Gesamt-
in dieser Entwicklung einnehmen ... Profite ... eine unwichtige Quelle der Akkumulation, im Ver-
gleich zu Löhnen und Renten, auf den früheren Stufen der Gesellschaft ... Wenn ein beträchtli-
ches Anwachsen in den Kräften der nationalen Industrie tatsächlich stattgefunden hat, erlangen
die Profite eine vergleichsweise größere Wichtigkeit als Quelle der Akkumulation." (Richard
Jones, "Textbook etc.", p.16, 21.)
[47] l.c. p.36 sq. {Zur 4.Aufl. – Muß ein Versehen sein, die Stelle ist nicht gefunden worden. – F.
E.}
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Mehrwert sich auf 3000 oder auf 1500 Pfd.St. belaufen hat. Demnach wirken bei Bestimmung der Größe
der Akkumulation alle die Umstände mit, die die Masse des Mehrwerts bestimmen. Wir fassen sie hier
nochmals zusammen, aber nur insofern sie mit Bezug auf die Akkumulation neue Gesichtspunkte bieten.
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Man erinnert sich, daß die Rate des Mehrwerts in erster Instanz abhängt vom Exploitationsgrad der Ar-
beitskraft. Die politische Ökonomie würdigt diese Rolle so sehr, daß sie gelegentlich die Beschleunigung
der Akkumulation durch erhöhte Produktionskraft der Arbeit identifiziert mit ihrer Beschleunigung durch
erhöhte Exploitation des Arbeiters.[48] In den Abschnitten über die Produktion des Mehrwerts ward be-
ständig unterstellt, daß der Arbeitslohn wenigstens gleich dem Wert der Arbeitskraft ist. Die gewaltsame
Herabsetzung des Arbeitslohns unter diesen Wert spielt jedoch in der praktischen Bewegung eine zu
wichtige Rolle, um uns nicht einen Augenblick dabei aufzuhalten. Sie verwandelt faktisch, innerhalb ge-
wisser Grenzen, den notwendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in einen Akkumulationsfonds von
Kapital.
"Arbeitslöhne", sagt J. St. Mill, "haben keine Produktivkraft; sie sind der Preis einer Produktiv-
kraft; Arbeitslöhne tragen nicht, neben der Arbeit selbst, zur Warenproduktion bei, so wenig als
der Preis der Maschinerie selbst. Könnte Arbeit ohne Kauf gehabt werden, so wären Arbeitslöhne
überflüssig."[49]
Wenn aber die Arbeiter von der Luft leben könnten, so wären sie auch um keinen Preis zu kaufen. Ihr
Nichtkosten ist also eine Grenze im mathematischen Sinn, stets unerreichbar, obgleich stets annäherbar.
Es ist die beständige Tendenz des Kapitals, sie auf diesen nihilistischen Standpunkt herabzudrücken. Ein
oft von mir zitierter Schriftsteller des 18. Jahrhunderts,
[48] "Ricardo sagt: "In verschiednen Stadien der Gesellschaft ist die Akkumulation des Kapitals
oder der Mittel, Arbeit anzuwenden"" (sc. zu exploitieren) ""mehr oder weniger rasch und muß in
allen Fällen von den Produktivkräften der Arbeit abhängen. Die Produktivkräfte der Arbeit sind
im allgemeinen am größten, wo Überfluß von fruchtbarem Boden existiert." Bedeuten in diesem
Satz die Produktivkräfte der Arbeit die Kleinheit des aliquoten Teils jedes Produkts, der denen
zufällt, deren Handarbeit es produziert, so ist der Satz tautologisch, weil der übrigbleibende Teil
der Fonds ist, woraus, wenn es seinem Eigner beliebt (if the owner pleases), Kapital akkumuliert
werden kann. Aber dies ist meistens nicht der Fall, wo das Land am fruchtbarsten ist." ("Obser-
vations on certain verbal disputes etc.", p.74.)
[49] J. St. Mill, "Essays on some unsettled Questions of Polit. Economy", Lond. 1844, p.90, 91.
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der Verfasser des "Essay on Trade and Commerce", verrät nur das innerste Seelengeheimnis des engli-
schen Kapitals, wenn er es für die historische Lebensaufgabe Englands erklärt, den englischen Arbeit s-
lohn auf das französische und holländische Niveau herabzudrücken.[50]" Er sagt u.a. naiv:
"Wenn aber unsre Armen" (Kunstausdruck für Arbeiter) luxuriös leben wollen ... muß ihre Arbeit
natürlich teuer sein ... Man betrachte nur die haarsträubende Masse von überflüssigkeiten (heap of
superfluities), die unsre Manufakturarbeiter verzehren, als da sind Branntwein, Gin, Tee, Zucker,
fremde Früchte, starkes Bier, gedruckte Leinwand, Schnupf- und Rauchtabak etc."[51]
Er zitiert die Schrift eines Fabrikanten von Northamptonshire, der mit himmelwärts schielendem Blick
jammert:
"Arbeit ist ein ganzes Dritteil wohlfeiler in Frankreich als in England: denn die französischen
Armen arbeiten hart und fahren hart an Nahrung und Kleidung, und ihr Hauptkonsum sind Brot,
Früchte, Kräuter, Wurzeln und getrockneter Fisch; denn sie essen sehr selten Fleisch, und wenn
der Weizen teuer ist, sehr wenig Brot."[52] "Wozu", fährt der Essayist fort, "wozu noch kommt,
daß ihr Getränk aus Wasser besteht oder ähnlichen schwachen Likören, so daß sie in der Tat er-
staunlich wenig Geld ausgeben ... Ein derartiger Zustand der Dinge ist sicherlich schwer herbei-
zuführen aber er ist nicht unerreichbar, wie seine Existenz sowohl in Frankreich als Holland
schlagend beweist."[53]
[50] "An Essay on Trade and Commerce," Lond. 1770, p.44. Ähnlich brachte die "Times" vom
Dezember 1866 und Januar 1867 Herzensergießungen englischer Minenbesitzer, worin der
glückliche Zustand der belgischen Minenarbeiter geschildert ward, die nicht mehr verlangten und
nicht mehr erhielten als strikt nötig, um für ihre "masters" zu leben. Die belgischen Arbeiter dul-