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den viel, aber als Musterarbeiter in der "Times" zu figurieren! Anfang Februar 1867 antwortete
der mit Pulver und Blei unterdrückte Strike der belgischen Minenarbeiter (bei Marchienne).
[51] l.c. p.44, 46.
[52] Der Fabrikant von Northamptonshire begeht eine im Herzensdrang entschuldbare pia
fraus[1*]. Er vergleicht angeblich das Leben englischer und französischer Manufakturarbeiter,
schildert aber, wie er später in seiner Verdadderung selbst gesteht, mit den eben zitierten Worten
französische Agrikulturarbeiter!
[53] l.c. p.70, 71. Note zur dritten Auflage. Heute sind wir, dank der seitdem hergestellten Welt-
marktskonkurrenz, ein gut Stück weiter. "Wenn China", erklärt das Parlamentsmitglied Stapleton
seinen Wählern, "wenn China ein großes Industrieland wird, so sehe ich nicht ein, wie die euro-
päische Arbeiterbevölkerung den Kampf aushalten konnte, ohne auf das Niveau ihrer Konkur-
renten herabzusteigen." ("Times",
[1*] einen entschuldbaren frommen Betrug
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Zwei Jahrzehnte später verfolgte ein amerikanischer Humbug, der baronisierte Yankee Benjamin Thomp-
son (alias Graf Rumford), dieselbe Philanthropielinie mit großem Wohlgefallen vor Gott und den Men-
schen. Seine "Essays" sind ein Kochbuch mit Rezepten aller Art, um Surrogate an die Stelle der teuren
Normalspeisen des Arbeiters zu setzen. Ein besonders gelungnes Rezept dieses wunderlichen "Philoso-
phen" ist folgendes:
"Fünf Pfund Gerste, fünf Pfund Mais, für 3 d. Heringe, 1 d. Salz, 1 d. Essig, 2 d. Pfeffer und
Kräuter – Summa von 20 3/4 d. gibt eine Suppe für 64 Menschen, ja mit den Durchschnittsprei-
sen von Korn kann die Kost auf 1/4 d. per Kopf" (noch nicht 3 Pfennige) "herabgedrückt wer-
den."[54]
Mit dem Fortschritt der kapitalistischen Produktion hat die Warenfälschung Thompsons Ideale überflüs-
sig gemacht.[55]
Ende des 18. und während der ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts erzwangen die englischen Pächter
und Landlords das absolute Minimalsalair, indem sie den Ackerbautaglöhnern weniger als das Minimum
in der Form des Arbeitslohns, den Rest aber in der Form von Pfarreiunterstützung auszahlten. Ein Bei-
spiel der Possenreißerei, womit die englischen Dogberries in ihrer "legalen" Festsetzung des Lohntarifs
verfuhren:
3. Sept. 1873.) – Nicht mehr kontinentale, nein, chinesische Löhne, das ist jetzt das ersehnte Ziel
des englischen Kapitals.
[54] Benjamin Thompson, "Essays, political, economical, and philosophical etc.", 3 vol., Lond.
1796 -1802, vol. 1, p.294. In seinem "The State of the Poor, or an History of the Labouring Clas-
ses in England etc.", empfiehlt Sir F. M. Eden die Rumfofdsche Bettelsuppe bestens den Vorste-
hern von Workhouses und mahnt die englischen Arbeiter vorwurfsvoll, daß "es bei den Schotten
viele Familien gibt, die statt von Weizen, Roggen und Fleisch, monatelang von Hafergrütze und
Gerstenmehl, nur mit Salz und Wasser gemischt, leben und das obendrein noch sehr komfortabel
(and that very comfortably too)". (l.c., v.I, b.II, ch.II, p.503.) Ähnliche "Fingerzeige" im 19. Jahr-
hundert. "Die englischen Ackerbauarbeiter", heißt es z.B., "wollen keine Mischungen niederer
Kornarten essen. In Schottland, wo die Erziehung besser ist, ist dies Vorurteil wahrscheinlich un-
bekannt." (Charles H. Parry M.D., "The Question af the Necessity of the existing Cornlaws con-
sidered, Lond. 1816, p.69.) Derselbe Parry klagt jedoch, daß der englische Arbeiter jetzt (1815)
sehr heruntergekommen sei, verglichen mit Edens Zeit (1797).
[55] Aus den Berichten der letzten parlamentarischen Untersuchungskommission übe Fälschung
von Lebensmitteln sieht man, daß selbst die Fälschung der Arzneistoffe in England nicht Aus-
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nahme, sondern Regel bildet. Z.B. die Examination von 34 Proben von Opium, gekauft in eben-
soviel verschiednen Londoner Apotheken, ergab, daß 31 verfälscht waren mit Mohnkapsel, Wei-
zenmehl, Gummischleim, Ton, Sand usw. Viele enthielten kein Atom Morphin.
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"Als die Squires die Arbeitslöhne für Speenhamland 1795 festsetzten, hatten sie zu Mittag ge-
speist, dachten aber offenbar, daß die Arbeiter nicht desgleichen nötig hatten ... Sie entschieden,
der Wochenlohn solle 3 sh. per Mann sein, wenn der Laib Brot von 8 Pfund 11 Unzen auf 1 sh.
stünde, und er solle regelmäßig wachsen, bis der Laib 1 sh. 5 d. koste. Sobald er über diesen Preis
stiege, sollte der Lohn proportionell abnehmen, bis der Preis des Laibes 2 sh. erreicht hatte: und
dann sollte die Nahrung des Mannes 1/5 weniger als vorher sein."[56]
Vor dem Untersuchungskomitee des House of Lords, 1814, wird ein gewisser A. Bennett, großer Pächter,
Magistrat, Armenhausverwalter und Lohnregulator, gefragt:
"Wird irgendeine Proportion zwischen dem Wert der Tagesarbeit und der Pfarreiunterstützung
der Arbeiter beobachtet?" Antwort: "Ja. Das wöchentliche Einkommen jeder Familie wird über
ihren Nominallohn hinaus voll gemacht bis zum Gallonlaib Brot (8 Pf. 11 Unzen) und 3 d. per
Kopf ... Wir unterstellen den Gallonlaib hinreichend für die Erhaltung jeder Person in der Familie
während der Woche; und die 3 d.\ sind für Kleider; und wenn es der Pfarrei beliebt, die Kleider
selbst zu stellen, werden die 3 d. abgezogen. Diese Praxis herrscht nicht nur im ganzen Westen
von Wiltshire, sondern, wie ich glaube, im ganzen Land."[57] "So", ruft ein Bourgeoisschrif t-
steller jener Zeit, haben die Pächter jahrelang eine respektable Klasse ihrer Landsleute degradiert,
indem sie dieselben zwangen, zum Workhouse ihre Zuflucht zu nehmen ... Der Pächter hat seine
eignen Gewinne vermehrt, indem er selbst die Akkumulation des unentbehrlichsten Konsumfonds
auf Seite der Arbeiter verhinderte."[58]
Welche Rolle heutzutag der direkte Raub am notwendigen Konsumtionsfonds des Arbeiters in der Bil-
dung des Mehrwerts und daher des Akkumulationsfonds des Kapitals spielt, hat beispielsweis die sog.
Hausarbeit (s. Kap.XV, 8, c.) gezeigt. Weitere Tatsachen im Verlauf dieses Abschnitts.
Obschon in allen Industriezweigen der aus Arbeitsmitteln bestehende Teil des konstanten Kapitals genü-
gen muß für eine gewisse, durch die Größe der Anlage bestimmte Anzahl Arbeiter, so braucht er doch
keineswegs immer in demselben Verhältnis zu wachsen wie die beschäftigte Arbeitsmenge. In einer Fa-
brikanlage mögen hundert Arbeiter bei acht-
[56] G. L. Newnham (barrister at law): "A Review of the Evidence before the Committees of the
two Houses of Parliament on the Corn Laws", Lond. 1815, p.20, Note.
[57] l.c. p.19, 20.
[58] Ch. H. Parry. l.c. p.77, 69. Die Herrn Landlords ihrerseits "indemnifizierten" sich nicht nur
für den Antijakobinerkrieg, den sie im Namen Englands führten, sondern bereicherten sich
enorm. "lhre Renten verdoppelten, verdreifachten, vervierfachten und, in Ausnahmsfällen, ver-
sechsfachten sich in 18 Jahren." (l.c. p.100, 101.)
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stündiger Arbeit 800 Arbeitsstunden liefern. Will der Kapitalist diese Summe um die Hälfte steigern, so
kann er 50 neue Arbeiter anstellen; dann muß er aber auch ein neues Kapital vorschießen, nicht nur für
Löhne, sondern auch für Arbeitsmittel. Er kann aber auch die alten 100 Arbeiter 12 Stunden arbeiten las-
sen statt 8, und dann genügen die schon vorhandnen Arbeitsmittel, die sich dann bloß rascher verschlei-
ßen. So kann durch höhere Anspannung der Arbeitskraft erzeugte, zusätzliche Arbeit das Mehrprodukt
und den Mehrwert, die Substanz der Akkumulation, steigern ohne verhältnismäßige Steigerung des kon-
stanten Kapitalteils.
In der extraktiven Industrie, den Bergwerken z.B., bilden die Rohstoffe keinen Bestandteil des Kapital-
vorschusses. Der Arbeitsgegenstand ist hier nicht Produkt vorhergegangner Arbeit, sondern von der Natur