Das kapital, Band



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Es ergab sich im Verlauf dieser Untersuchung, daß das Kapital keine fixe Größe ist, sondern ein elasti-



scher und mit der Teilung des Mehrwerts in Revenue und Zusatzkapital beständig fluktuierender Teil des

gesellschaftlichen Reichtums. Man sah ferner, daß selbst bei gegebner Größe des funktionierenden Kapi-

tals die ihm einverleibte Arbeitskraft, Wissenschaft und Erde (worunter ökonomisch alle ohne Zutat des

Menschen von Natur vorhandnen Arbeitsgegenstände zu verstehn sind) elastische Potenzen desselben

bilden, die ihm innerhalb gewisser Grenzen einen von seiner eignen Größe unabhängigen Spielraum ge-

statten. Es wurde dabei von allen Verhältnissen des Zirkulationsprozesses abgesehn, die sehr verschiedne

Wirkungsgrade derselben Kapitalmasse verursachen. Es wurde, da wir die Schranken der kapitalistischen

Produktion voraussetzen, also eine rein naturwüchsige Gestalt des gesellschaftlichen Produktionsprozes-

ses, abgesehn von jeder mit den vorhandnen Produktionsmitteln und Arbeitskräften unmittelbar und

planmäßig bewirkbaren rationelleren Kombination. Die klassische Ökonomie liebte es von jeher, das

gesellschaftliche Kapital als eine fixe Größe von fixem Wirkungsgrad aufzufassen. Aber das Vorurteil

ward erst zum Dogma befestigt durch den Urphilister Jeremias Bentham, dies nüchtern pedantische,

schwatzlederne Orakel des gemeinen Bürgenerstandes des 19. Jahrhunderts.[62] Bentham ist unter den

Philosophen, was Martin Tupper unter den Dichtern. Beide waren nur in England fabrizierbar.[63] Mit

seinem Dogma werden die gewöhnlichsten Erscheinungen des Produktionsprozesses, wie z.B. dessen

plötzliche Expansionen und Kontraktionen, ja sogar die Akkumulation, völlig unbegreif-

[62] Vgl. u.a. J. Bentham, "Théorie des Peines et des Récompenses", trad. Et. Dumont, 3ème éd.,

Paris 1826, t.II, l.IV, ch.II.

[63] Jeremias Bentham ist ein rein englische Phänomen. Selbst unsern Philosophen Christian

Wolf nicht ausgenommen, hat zu keiner Zeit und in keinem Land der hausbackenste Gemeinplatz

sich jemals so selbstgefällig breitgemacht. Das Nützlichkeitsprinzip war keine Erfindung Bent-

hams. Er reproduzierte nur geistlos, was Helvetius

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bar.[64] Das Dogma wurde sowohl von Bentham selbst als von Malthus, James Mill, MacCulloch usw. zu



apologetischen Zwecken vernutzt, namentlich um einen Teil des Kapitals, das variable oder in Arbeit s-

kraft umsetzbare Kapital als eine fixe Größe darzustellen. Die stoffliche Existenz des variablen Kapitals,

d.h. die Masse der Lebensmittel, die es für den Arbeiter repräsentiert, oder der sog. Arbeitsfonds, wurde

in einem durch Naturketten abgeringten und unüberschreitbaren Sonderteil des gesellschaftlichen Reich-

tums verfabelt. Um den Teil des gesellschaftlichen Reichtums, der als konstantes Kapital oder, stofflich

ausgedrückt, als Produktionsmittel funktionieren soll, in Bewegung zu setzen, ist eine bestimmte Masse

lebendiger Arbeit erheischt. Diese ist technologisch gegeben. Aber weder ist die Anzahl der Arbeiter ge-

geben, erheischt, um diese Arbeitsmasse flüssig zu machen, denn das wechselt mit dem Exploitationsgrad

der individuellen Arbeitskraft, noch der Preis dieser Arbeitskraft, sondern nur seine

und andere Franzosen des 18. Jahrhunderts geistreich gesagt hatten. Wenn man z.B. wissen will,

was ist einem Hunde nützlich, so muß man die Hundenatur ergründen. Diese Natur selbst ist nicht

aus dem "Nützlichkeitsprinzip" zu konstruieren. Auf den Menschen angewandt, wenn man alle

menschliche Tat, Bewegung, Verhältnisse usw. nach dem Nützlichkeitsprinzip beurteilen will,

handelt es sich erst um die menschliche Natur im allgemeinen und dann um die in jeder Epoche

historisch modifizierte Menschennatur. Bentham macht kein Federlesens. Mit der naivsten Trok-

kenheit unterstellt er den modernen Spießbürger, speziell den englischen Spießbürger, als den

Normalmenschen. Was diesem Kauz von Normalmensch und seiner Welt nützlich, ist an und für

sich nützlich. An diesem Maßstab beurteilt er dann Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Z.B.

die christliche Religion ist nützlich, weil sie dieselben Missetaten religiös verpönt, die der Straf-

kodes juristisch verdammt. Kunstkritik ist "schädlich", weil sie ehrbare Leute in ihrem Genuß an




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Martin Tupper stört usw. Mit solchem Schund hat der brave Mann, dessen Devise: "nulla dies si-



ne linea", Berge von Büchern gefüllt. Wenn ich die Courage meines Freundes H. Heine hätte,

würde ich Herrn Jeremias ein Genie in der bürgerlichen Dummheit nennen.

[64] "Politische Ökonomen sind zu geneigt, eine bestimmte Quantität von Kapital und eine be-

stimmte Anzahl Arbeiter als Produktionsinstrumente von gleichförmiger Kraft und als mit einer

gewissen gleichförmigen Intensität wirkend zu behandeln ... Diejenigen, die behaupten, daß Wa-

ren die einzigen Agenten der Produktion sind, beweisen, daß die Produktion überhaupt nicht er-

weitert werden kann, denn zu einer solchen Erweiterung müßten Lebensmittel, Rohmaterialien

und Werkzeuge vorher vermehrt werden. was in der Tat darauf hinauskommt, daß kein Wachs-

tum der Produktion ohne ihr vorheriges Wachstum stattfinden kann oder, in andren Worten. daß

jedes Wachstum unmöglich ist." (S. Bailey, "Money and its Vicissitudes", p.58 u. 70.) Bailey kri-

tisiert das Dogma hauptsächlich vom Standpunkt des Zirkulationsprozesses.

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zudem sehr elastische Minimalschranke. Die Tatsachen, die dem Dogma zu Grund liegen, sind die: Einer-

seits hat der Arbeiter nicht mitzusprechen bei der Teilung des gesellschaftlichen Reichtums in Genuß-

mittel der Nichtarbeiter und in Produktionsmittel. Andrerseits kann er nur in günstigen Ausnahmsfällen

den sog. "Arbeitsfonds" auf Kosten der "Revenue" des Reichen erweitern.[65]

Zu welch abgeschmackter Tautologie es führt, die kapitalistische Schranke des Arbeitsfonds in seine ge-

sellschaftliche Naturschranke umzudichten, zeige u.a. Professor Fawcett:

"Das zirkulierende Kapital[66] eines Landes", sagt er, "ist sein Arbeitsfonds. Um daher den

durchschnittlichen Geldlohn, den jeder Arbeiter erhält, zu berechnen, haben wir nur einfach dies

Kapital durch die Anzahl der Arbeiterbevölkerung zu dividieren."[67]

D.h. also, erst rechnen wir die wirklich gezahlten individuellen Arbeitslöhne in eine Summe zusammen,

dann behaupten wir, daß diese Addition die Wertsumme des von Gott und Natur oktroyierten "Arbeits-

fonds" bildet. Endlich dividieren wir die so erhaltne Summe durch die Kopfzahl der Arbeiter, um hinwie-

derum zu entdecken, wieviel jedem Arbeiter individuell im Durchschnitt zufallen kann. Eine ungemein

pfiffige Prozedur dies. Sie verhindert Herrn Fawcett nicht, im selben Atemzug zu sagen:

"Der in England jährlich akkumulierte Gesamtreichtum wird in zwei Teile geteilt. Ein Teil wird

in England zur Erhaltung unsrer eignen Industrie verwandt. Ein andrer

[65] J. St. Mill sagt in seinen "Principles of Polit. Economy" [b.II, ch.I, §3]: "Das Produkt der

Arbeit wird heutzutag verteilt im umgekehrten Verhältnis zur Arbeit – der größte Teil an die, die

niemals arbeiten, der nächstgrößte an die, deren Arbeit fast nur nominell ist, und so, auf abstei-

gender Skala, schrumpft die Belohnung zusammen, im Maße wie die Arbeit härter und unange-

nehmer wird, bis die ermüdendste und erschöpfendste körperliche Arbeit nicht mit Sicherheit

auch nur auf Gewinnung der Lebensbedürfnisse rechnen kann." Zur Vermeidung von Mißver-

ständnis bemerke ich, daß, wenn Männer wie J. St. Mill usw. wegen des Widerspruchs ihrer al-



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