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ERMLANDBRIEFE

22

Sommer 2005

von Frankreich, den Niederlanden so-

wie Großbritannien. Er erklärte uns da-

bei auch die Ablehnungsgründe der

Menschen. Trotz eingetretener Rück-

schläge ist der bis hierher gegangene

Weg der Europäischen Einigung wichtig

und richtig, aber die Bürger müssen mit-

genommen werden. Europa fängt bei

seinen Bürgern an. Er erinnerte an die

großen Gründerväter und ihre Visio-

nen, insbesondere daran, dass wir in er-

ster Linie dieser Politik, 60 Jahre Frieden

zu verdanken haben.

Bei unserer Frage zum fehlenden Got-

tesbezug in der Präambel zeigte er sich

mit uns gemeinsam unzufrieden, doch

er hat uns die Haltung anderer Länder

und ihre Auffassungen zur Religionsfrei-

heit gut erklärt. Für die praktische Aus-

übung der Religion, zum Status der Kir-

chen und religiösen Vereinigungen gibt

es in der Verfassung den Artikel 51. Dar-

aus ergibt sich, dass die Praxis in

Deutschland verfassungsrechtlich aus-

reichend gesichert ist. Für den Vortrag

haben wir mit Applaus gedankt. 

Nach der Mittagsruhe erwartete uns

das zweite Tagesthema: Deutschland

nach Krieg und Wende - Aufgaben und

Rolle des Bonifatiuswerkes beim Zusam-

menwachsen des wiedervereinten

Deutschlands. Der Generalsekretär des

Bonifatiuswerkes der Deutschen Katho-

liken mit Sitz in Paderborn, Prälat Kath-

ke, verhalf uns mit einem vielschichti-

gen Überblick zu einer besseren Ein-

sicht in das Werk und seine Stiftung. Es

wird aus Spenden finanziert und be-

kommt keine öffentlichen Mittel. Seine

Aufgaben sind vielfältig. Das Ziel ist:

Glaube soll weiterleben, Glauben soll

möglich bleiben. Mit seiner Hilfe wer-

den katholische Christen zusammenge-

führt, die über weite geographische

Räume verstreut sind. Dazu nannte er

viele Iniativen, durch die Begegnungen

möglich gemacht werden. Eine Über-

sicht hat uns gezeigt, dass die Bistümer

der ehemaligen DDR alle zur Diaspora

gehören. Damit Christliche Werte in der

Diaspora lebendig bleiben und an kom-

mende Generationen weitergegeben

werden, nannte er die seit 50 Jahren

stattfindenden religiösen Kinderwochen

als ein positives Beispiel.

Nach dem Abendessen wanderten

wir zu der nahe gelegenen Dorfkirche.

Hier wurde der Tag mit einer ermländi-

schen Vesper abgeschlossen.

Der Mitwoch gestaltete sich sehr er-

lebnisreich. Eine in der Nähe von Uder

wohnende Ärztin, Frau Dr. Winter, Fach-

ärztin für Allgemeinmedizin, hatte im

Jahr 1997 ihre Arztpraxis aufgelöst und

war spontan nach Königsberg gegangen,

um dort den Ärmsten der Armen zu hel-

fen. Nicht spektakulär, sondern mit dem

Grundgedanken: „Was ist für mich wich-

tig, was ist vor Gott wichtig“. Sie beteilig-

te sich an der christlichen Gemeinschaft

Kirche in Not: Kommen - Sehen - Helfen.

Nach über sieben Jahren hat sie am 31.

Dezember 2004 diesen Einsatz beendet.

In einem DIA-Vortrag konnten wir se-

hen, wie sich das Hilfswerk nach und

nach entwickelte. Dank vieler Spenden

aus Deutschland wird mit der Suppen-

küche und der medizinischen Ambu-

lanz Tag für Tag Nächstenliebe vor Ort

geübt. Erschüttert haben uns ihre Erleb-

nisse mit Straßenkindern, Obdachlosen

und der hohen Kriminalität. Uns macht

es traurig, was aus Königsberg, der frü-

heren Ostpreußenmetropole, und den

Menschen, die heute dort leben, gewor-

den ist. Am Ende dieses Vortrages san-

gen die Königsberger Gerigk-Geschwi-

ster die „Russische Vesper“ und ein

herrliches „Jubilate, Jubilate“ klang

durch den Raum. Ein ganz besonderer

Dank an Frau Winter.

Am Nachmittag standen die „Wall-

fahrtsorte im Ermland“ auf der Tages-

ordnung. Mit der gewohnten Gründlich-

keit von unserer Teilnehmerin Gabriele

Kraemer wurden wir zu den Wallfahrts-

stätten unserer Heimat geführt. Unsere

Gedanken wurden in die Zeit unserer

Kindheit geführt und auf die christliche

Welt unserer Vorfahren gelenkt. Mit der

historischen Abhandlung über die Be-

deutung für die religiöse Kultur des

Christentums stellte sie die Gläubigkeit

der christlichen Pilgerschaft heraus. Da-

mit besonders verbunden waren immer

Wallfahrten, die in Zeiten des Krieges,

der Not und des Hungers ihre Zeichen

setzten. Ein bewegendes Beispiel dafür

ist heute die Ermlandwallfahrt. In der

bittersten Notzeit nach Flucht und Ver-

treibung war die Gottesmutter in Werl ei-

ne Zufluchtsstätte. Dort haben die Erm-

länder ihren Kummer und ihre Sorgen

abgeladen und ihren Glauben bezeugt.

Bis heute, 60 Jahre nach dem Krieg, be-

wahren wir diese heimatliche Tradition.

Wir sagen Gabi Kraemer für diesen Vor-

trag ganz herzlichen Dank. 

Nach dem Abendbrot erwartete uns

ein Quiz-Abend. Wir waren alle mit viel

Eifer dabei; da ging es munter zu und

ein wenig Glück konnte man gut gebrau-

chen. Erarbeitet wurden alle Fragen-

komplexe von Herrn Uwe Schröter. Er

hat es uns nicht leicht gemacht. Wir dan-

ken ihm herzlich für die interessante Ge-

staltung und freuen uns auf die Überra-

schungen im nächsten Jahr.

Der Donnerstag führte uns zu einem

besonderen Höhepunkt der Ernlandwo-

che: zu unserer Tagesexkursion nach

Friedland, bekannt als Grenzdurch-

gangslager in Niedersachsen. Daran

knüpften sich große Erwartungen, denn

auch unter uns gab es Teilnehmer, die

über Friedland nach erlittenem Unrecht

in die Freiheit gelangt waren. Nach einer

kurzen Fahrt waren wir am Ziel. Wir

wurden dort von einem kenntnisrei-

chen Herrn der Gemeinde Friedland be-

grüßt. Doch es bedurfte nicht vieler

Worte. Hoch und mächtig ragt das

Mahnmal - vier große Betonblöcke - in

den strahlenden Himmel. Inschriften

künden von millionenfachem Leid und

Schmerz, von den Geschundenen, Ver-

schleppten, Kriegsgefangenen und Ge-

fallenen des Krieges. Ihnen zu Ehren

und zum Gedenken haben wir eine Blu-

menschale niedergelegt. Unser Prälat

Schwalke stimmte an: „Jesus, meine Zu-

versicht ...“ Jedem von uns hatte der

Krieg mit seinen Folgen liebe Menschen

von der Seite gerissen. So sangen wir ge-

meinsam: „Ich hat einen Kameraden ...“.

Ein bewegender Augenblick. 

Wir wanderten zurück über eine

Wiese und brachten unsere Gedanken

ins Gleichgewicht. Anschließend sa-

hen wir im Caritas-Haus einen Filmvor-

trag. Friedland ist vor allen Dingen un-

serer Generation als offenes Durch-

gangslager für Aussiedler aus den Län-

dern des Ostblocks in Erinnerung.

Durch die Zonengrenze politisch und

verwaltungsmäßig getrennt, setzten

sich große Ströme von Flüchtlingen

und Vertriebenen damals in Bewe-

gung. Dann kamen die Heimkehrer

und die Verschleppten aus der russi-

schen Gefangenschaft. Die Einwohner

von Friedland zeigten damals große

Hilfsbereitschaft. Es waren sehr bewe-

gende Jahre. Wir machten einen Rund-

gang durch das Lager, das zum Land

Niedersachsen gehört und immer

noch die Rußland-Deutschen auffängt. 

Unser Wallfahrtsamt sollte in der

Heimkehrerkirche Sankt Norbert statt-

finden. So folgten wir unserem Prälaten,

der uns dort erwartete. Die Kirche feiert

in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum. Am 18.

Dezember 1955, am vierten Advents-

sonntag, wurde sie durch den Erzbi-

schof von Köln, Josef Kardinal Frings,

eingeweiht. Die größte der drei Kirchen-

glocken stammt aus dem Dom zu Frau-

enburg. In seiner kurzen Predigt wies

Prälat Schwalke auf all das hin, was uns

anrührte und im Innenraum dieser Kir-

che sichtbar wurde. Unser Wallfahrts-

amt war mit dem Gedenken an eine

schwere Zeit gefüllt. Wir beteten unsere

Fürbitten für alle Opfer des Krieges und

dankten Gott, der unser Leben zum Gu-

ten gelenkt hat.

Als besonderes Geschenk hinterlie-

ßen wir eine schöne Kerze, die von Dor-

chen Ehlert kunstvoll verziert worden

war. Sie bekam einen Ehrenplatz. Dann

ging es weiter zum Erlebniszentrum Gut

Herbigshagen - einer Heinz Sielmann-

Stiftung. Dort wurden wir in einem gast-

lichen Raum freundlich empfangen und

gut bewirtet. Eine kleine Einleitung

machte uns mit dem Anliegen des Na-

turforschers Professor Heinz Sielmann

bekannt. Sein Grundgedanke: „Natur-

schutz als positive Lebensphilosophie“,

d. h. Menschen, vor allem Kinder und

Jugendliche, durch persönliches Erle-

ben an einen positiven Umgang mit der

Natur heranführen. Die Tier- und Pflan-

zenwelt findet hier ihre Beachtung. Aber

einige Teilnehmer unserer Gruppe wa-

ren doch schon etwas strapaziert. Mit ei-

nem kurzen Hofgang haben wir uns die

Beine vertreten. Dann saßen wir in klei-

ner Runde, gaben der Gemütlichkeit ei-

ne Chance und genossen den Blick in ei-

ne schöne Umgebung.

Der Freitag wurde wie jeder Tag mit

der Hl. Messe eingeleitet und unsere

fleißigen Messdiener Johannes Krae-

mer und Alo Prothmann standen dem

Prälaten eifrig zur Seite. Anschließend

zeigte uns Clemens Herrmann die Fil-

me: 1. Petrus - Fischer und Fels (Eine

Aufz. ZDF. Sendereihe „Bibel“); 2. Inter-

view: Frank Elsner mit Andreas Eng-

lisch, Papstexperte, der 18 Jahre Papst

Johannes Paul II. begleitete (Berichtet

über die letzten Tage des Hl. Vaters und

über die Wahl des neuen Papstes Bene-

dikt XVI. (Buch: Habemus Papam). Prä-

lat Schwalke ging dann ausführlich auf

das Thema „Kirche, wo bist Du?“ ein,

und er verdeutlichte uns die hohe Ver-

antwortung des Hl. Vaters. Da Papst Be-

nedikt XVI. schon viele Jahre in Rom tä-

tig ist, ist er schon lange nicht nur Deut-

scher. Seine Nähe zu Johannes Paul II.

und sein geistliches Wirken lassen ver-

muten, dass er das segensreiche Wirken

seines Vorgängers in die gleiche Rich-

tung lenken wird.

Am Nachmittag gab es wieder die

Vielfalt der Kleingruppen: Wandern, Ke-

geln, Basteln, wo sich jeder nach Inter-

essenlage beteiligen konnte. Anschlie-

ßend trafen wir uns alle in unserer Ka-

pelle zur Marienandacht.

Nach der Abendmahlzeit versammel-

ten wir uns im Martin-Weinrich-Saal.

Keiner wollte den Liederabend verpas-

sen. Zur Überraschung aller hatten sich

Karl-Heinz Petzold, Lothar und Mein-

hardt Gerigk und Josef Bader zusam-

men gefunden und stellten sich als „Flot-

te Uderaner Siebziger-Band“ vor. Es ent-

wickelte sich gute Laune, die kaum

noch zu überbieten war. 

Der Sonnabend, unser letzter Tag vor

der Abreise, rückte an. Aber die Auf-

merksamkeit für alles, was geboten wur-

de, blieb ungebremst. Clemens Herr-

mann bestritt denVormittag mit seinen

Filmvorträgen: „Sonderurlaub“ - Die

Überwindung des Todesstreifens. Da-

nach sahen wir das Video „Ostseeme-

tropolen“. Es zeigte eine Kreuzfahrt auf

der Ostsee, an der auch unser Prälat

Schwalke teilgenommen hatte. 

Wir kamen in Zeitverzug und eilten

ein letztes Mal zu unserem Mittagstisch.

Nach Stunden der Entspannung versam-

melten wir uns alle zum Abschlussgot-

tesdienst. Wir dankten dem Herrgott für

diese erbaulich Woche und wurden von

unserem Prälaten mit dem Reisesegen

verabschiedet. 

Es wäre noch zu erwähnen, dass wir

am Freitag die Scheinwerferkollekte

durchgeführt hatten, außerdem haben

wir eine Spendenaktion unterstützt. Re-

nate Braem, eine Kalksteinerin, seit vie-

len Jahren in Holland lebend, hatte uns

ihr Anliegen ans Herz gelegt: 345 Euro

waren zusammen gekommen, die für

ein Mädchen-Internat in Matalli, im Sü-

den Indiens, bestimmt sind. Renate un-

terstützt die Stiftung „Surydaya“ in In-

dien und hat sich dort selbst von der

großen Not und den geringen Bildungs-

chancen der Mädchen überzeugt. 

Der Abschiedsabend mit dem viel sa-

genden Mottto: „Jeder hat das Wort“,

kam näher. Ja, und weil die Ermländer

so ein lebendiges Völkchen mit einer

christlichen Lebenshaltung sind, schlie-

ßen Ernsthaftigkeit und Frohsinn einan-

der nicht aus. Darum ist Abschied ja

auch Freude auf das nächste Wiederse-

hen, so Gott will. Würde er wollen, dass

auch im kommenden Jahr unser verehr-

ter Prälat Schwalke in unserer Mitte

weilt, dann wäre das eine sehr große

Freude. Für dieses Jahr sagen wir ihm

herzlichen Dank und wünschen ihm

Gottes Segen. 

Unsere guten Wünschen sollen aber

auch alle erreichen, die in diesem Jahr

aus gesundheitlichen Gründen absagen

mussten: Wir wünschen von Herzen al-

les Gute und Gottes Segen. Am Anfang

des Abends stand das große „Danke-

schön“ an alle, die zum Gelingen der

Woche besonders beigetragen hatten.

Mit einer großen Selbstverständlich-

keit hat unser Küster Johannes Kraemer

den neuen Messdiener Alo Prothmann

eingeführt, und viele haben bei der Ge-

staltung der Hl. Messen geholfen. Frau

Armborst und Hildchen Prothmann hat-

ten organisatorisch alles im Griff und

Uwe Schröter hatte sich in alle Tagesab-

läufe gut eingebracht und mit dem Team

des Hauses dafür gesorgt, dass wir uns

alle gut aufgehoben fühlten. An alle ein

herzliches „Vergelts Gott". Unseren alt-

bewährten Teilnehmern Johannes und

Gabi mit dem Büchertisch, Dorchen Eh-

lert mit der Kerzengestaltung und Alfons

und Erika Wilke, die sich mit der Her-

stellung des Blumenpräsents für Fried-

land beschäftigt hatten, danken wir

auch ganz herzlich. Und was täten wir

nur, wenn wir den Clemens nicht hätten.

Mit ihm hat der Frohsinn Hochkonjunk-

tur. Es ist zu hoffen, dass er auch an die-

sem Abschiedsabend gespürt hat, wie

sehr er zu uns Ermländern und nach

Uder gehört. Er ist das Salz in der Sup-

pe. Danke!  Das gilt auch für die „Flotte

Uderaner Siebziger Band". Sie hat die

Ermländerherzen im Sturm erobert. Die

freiwilligen Talente sorgten auch für

manche schöne Überraschung. 

Nun hoffen wir auf ein gesundes Wie-

dersehen im nächsten Jahr vom 19. bis

25. Juni 2006, in der Bildungs- und Fer-

einstätte Eichsfeld, Eichenweg 2, 37318

Uder, Tel.: 03 60 83 / 42 311, Fax: 42 312



Ermlandwoche in Uder

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