ERMLANDBRIEFE
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Sommer 2005
Pfr. Theodor Surrey feiert silbernes Priesterjubiläum
Nie hoffnungslos gewesen
Von Martin Grote
Vorlesungen ohne ein Blatt Papier völlig
frei gehalten. Er war unwahrscheinlich
liebenswert und ging auf jede unserer
Fragen ein. Von Kühle oder Strenge, die
ihm heute oft unterstellt wird, war da gar
nichts zu spüren! Wöchentlich begegne-
ten wir uns in den dogmatischen Semi-
naren, und in meinen Skripten finde ich
heute noch Sätze, die auch nach fast 30
Jahren aktuell sind!“ Sogar bezüglich
des Ermlandes soll der neue Heilige Va-
ter bestens informiert sein: Pfarrer Sur-
rey weiß nämlich, dass Joseph Ratzin-
ger unseren geschätzten Professor Ger-
hard Fittkau persönlich kannte und
ebenfalls dessen bedeutendes Werk
„Mein 33. Jahr“ gelesen haben soll.
Am 24. Mai 1980 wurde Theodor Sur-
rey im Paderborner Dom von Erzbi-
schof Dr. Johannes Joachim Degen-
hardt zum Priester geweiht, und die er-
ste Vikarstelle erhielt er bei Pfarrer Gerd
Feller in der Gemeinde St. Johannes
Baptist in Hagen-Boele. Im Jahre 1985 er-
folgte eine Versetzung in die Herz-Jesu-
Pfarrei nach Lünen, wo Vikar Surrey sie-
ben Jahre unter Pfarrer Heinrich Die-
becker, einem Domkapitular zu Le
Mans, tätig war. Am 24. Juli 1992 erhielt
Theodor Surrey seine erste eigene
Pfarrstelle, und zwar trat er in der Berg-
arbeitergemeinde Röhlinghausen, ei-
nem Vorort von Wanne-Eickel, die
„Würdige mich, deine Last zu tragen,
o Herr, weil es so unsagbar herrlich ist,
dein zu sein.“ Diese Zeilen waren unter-
halb eines Kelches und einer Stola auf
der von Dorothea Ehlert verzierten Ker-
ze zu lesen, die am 5. Juni den Altar-
raum der modernen St. Barbara-Kirche
zu Röhlinghausen schmückte. Vor 25
Jahren hatte sich der Pfarrer dieser Ge-
meinde, Theodor Surrey, genau jenen
Vers, der an das „Totus tuus“ von Papst
Johannes Paul II. zu erinnern vermag,
als Primizspruch gewünscht, und wer
den Herner Seelsorger kennt, der weiß,
dass dieser Spruch zu ihm passt. „Von
jedem Menschen, dem ich begegne, bin
ich fasziniert“, hat Theo Surrey einmal
gesagt, und umgekehrt gilt wohl dassel-
be. Wer den mitten im Ruhrgebiet täti-
gen Geistlichen trifft, der wird gleich an-
gesteckt: von seiner Freundlichkeit,
Herzlichkeit und seinem Frohsinn, aber
auch von seiner Frömmigkeit und Spiri-
tualität. „Mein Leben war immer glück-
lich“, so der 53-jährige Priester, „und
nie bin ich hoffnungslos gewesen, denn
ich habe stets gespürt, dass Gott an mei-
ner Seite ist!“
Theodor Surrey wurde 1952 im erm-
ländischen Heilsberg geboren und
wuchs in einem gut katholischen Eltern-
haus auf. Dort konnte er bereits erfah-
ren, wie sehr ihm die Kirche Halt zu ge-
ben vermag. Surreys Vater nahm aus
dem Glauben die Kraft, sich dem Natio-
nalsozialismus zu widersetzen, und
auch in kommunistischen Zeiten hielt
die Familie eng zusammen, ohne ihr
Gottvertrauen aufzugeben. Im Alter von
14 Jahren kam Theo Surrey mit seinen
Eltern und Geschwistern als Spätaus-
siedler in die Bundesrepublik Deutsch-
land. Wenige Jahre später folgten schon
das Abitur in Rüthen sowie das Studium
der Theologie und Philosophie in Pa-
derborn. Im Jahre 1976 wechselte der
junge Studiosus allerdings für ein Seme-
ster nach Regensburg - und warum aus-
gerechnet dorthin? Weil in der histori-
schen Donaustadt ein Professor lehrte,
der ihn begeisterte: Joseph Ratzinger.
Heutzutage ist Pfarrer Surrey mächtig
stolz, dass er bei demjenigen, der vor
wenigen Monaten zum Papst gewählt
worden ist, studieren durfte.
Der Röhlinghauser Pastor erinnert
sich: „Ratzinger war damals ein sehr
moderner Theologe, und er hat seine
Nachfolge von Karl-Heinz Rohleder an.
Dort erwartete den frisch gebackenen
Pfarrer eine ganz moderne, mit kunst-
vollen Meistermann-Fenstem ausgestat-
tete Kirche, deren Bau 1968 notwendig
geworden war, da die frühere neugoti-
sche Barbarakirche wegen schwerer
Bergschäden abgerissen werden musste
und nicht mehr gerettet werden konnte.
Pastor Surrey wünscht sich in seinem
Stadtteil zwar noch eine erheblich leben-
digere Kirche als bisher, und in einem
deutschen Papst Benedikt sieht er auch
die letzte Chance für die Bekehrung un-
seres Volkes, aber an seinem Silbernen
Priesterjubiläum, das er auf das Fest sei-
nes „Lieblingsheiligen“, des Hl. Bonifati-
us, gelegt hatte, konnte der beliebte Seel-
sorger nicht klagen: Die Hl. Geist- und St.
Barbarakirche war nämlich bis auf den
letzten Platz gefüllt, mit Gläubigen aus
Röhlinghausen, aus Hagen, Lünen und
aus weiter Feme, mit Banner-Abordnun-
gen, einer großen Schar von Ministran-
ten sowie mit acht Konzelebranten. Pro-
fessor Dr. Manfred Hauke aus Lugano,
Pfarrer i. R. Franz-Josef Hoffmann aus
Röhlinghausen, Vikar Oliver Neumann
aus Paderborn, Pfarrer Thomas Horsch
aus Wanne-Eickel, Pfarrer Hermann Pe-
ters aus Dortmund-Kirchderne, die Pa-
störe Alfons Vogt und Josef Lobert aus
Herne sowie Pfarrer Roman Blasikiewicz
aus Lehrte bei Hannover gestalteten die
Messfeier mit, wobei Letzterer, ein Studi-
enfreund des Jubilars, die Festpredigt
hielt. Hinter dem Altar hing die ermländi-
sche Bistumsfahne, und auch die Musik
verlieh dem Gottesdienst eine besonde-
re Würde. Johannes Groß brillierte an
der klangprächtigen Sauer-Orgel mit
Zimbelstern, Andreas Groß begleitete
seinen Bruder auf der Trompete, und fer-
ner gaben der Pfarr-Cäcilien- sowie der
Kinderchor ihr Bestes.
Da der Priesterjubilar ganz besonders
die Gottesmutter und die Eucharistische
Anbetung liebt, wünschte er sich für
den Schluss der Messe die Aussetzung
des Allerheiligsten. Diese erfolgte je-
doch nicht nur herkömmlich mit Tan-
tum Ergo und Segen, sondern auch mit
lateinischen Gesängen wie „Ecce panis
angelorum“ und einem äußerst ergrei-
fenden „Te Deum laudamus“: Die Kir-
chenglocken läuteten, die Altarschellen
wurden betätigt, die Sakristeiglocke wur-
de ins Schwingen gebracht, der Organist
zog alle Register, und die Gläubigen
stimmten aus vollem Herzen mit ein,
„Großer Gott, wir loben Dich!“
Nach dem feierlichen Auszug und ei-
nem Fototermin vor dem Kirchturm
waren alle Gäste zum Mittagessen so-
wie zum Kaffeetrinken in das gegen-
überliegende Pfarrheim eingeladen,
und dort gab's ebenfalls noch ein reich-
haltiges Programm: die beiden Chöre
sangen wiederum, die Sängervereini-
gung Röhlinghausen trat auf, und selbst
die Allerkleinsten brachten etwas zu
Gehör. Die Kinder des katholischen
Pfarrkindergartens hatten sich als Ma-
trosen verkleidet, und der Pfarrer saß
natürlich als der Steuermann in ihrer
Mitte, mit dem Steuerrad in der Hand
und der Kapitänsmütze auf dem Kopf!
Viele Vereine überbrachten Gruß-
worte und Geschenke, doch zu weiten
Teilen war auch für ein rotes Messge-
wand gesammelt worden, das dem
Pfarrer im Saal überreicht wurde.
Theodor Surrey begrüßte jeden einzel-
nen Gast, wobei er immer wieder sei-
nen Humor zu Tage treten ließ: „Ge-
meinsam mit diesen Caritas-Frauen ha-
be ich unlängst zwei Stunden im Fahr-
stuhl des Hospizes in Recklinghausen
festgehangen, aber wie Sie sehen, bin
ich dem Zölibat treu geblieben!“
Auch seine evangelischen, ihm gegen-
über wohnenden Nachbarn hieß der
ermländische Seelsorger willkommen:
„Sie sehen immer, wann ich ins Bett ge-
he, und ich sehe, wann Sie ins Bett ge-
hen, aber heute danke ich mal für Ihre
Geduld! Bei mir im Haus gibt's abends
nämlich oft laute Musik, denn ich habe
viele Jugendliche hier, und die machen
halt erne Ramba Zamba!“
Apropos evangelisch: Der Pfarrer der
Röhlinghauser Lutherkirche gratulierte
seinem Amtsbruder sogar per Du! Man
merkte dabei, wie wichtig für Theo Sur-
rey die ökumenische Zusammenarbeit
ist, die er bereits in Lünen sehr intensiv
gepflegt hatte, denn „Der Weg der Kir-
che“, so Surrey, „das ist immer der
Mensch!“
Nach einem reichen Kuchenbuffet
wies der gastgebende Jubilar nochmals
auf seine Heimat hin, in der es an jedem
Sonntagnachmittag Tradition war, die
Vesper zu singen. Dementsprechend
wurde die gesamte Festgemeinde um 17
Uhr zu einer feierlichen Heilig-Geist-Ves-
per in die St. Barbara-Kirche eingeladen,
und was war der abschließende
Wunsch des Pfarrers? Natürlich ein
schönes, altvertrautes ermländisches
Lied: „Näher mein Gott zu Dir, näher zu
Dir“. Diese Zeile von Otto Miller könnte,
genau wie der Primizspruch, ein Leit-
wort von Theodor Surrey sein, eines
Priesters, der die eucharistische Gegen-
wart des Herrn und die Mutter Gottes
liebt, aber vor allem auch die ihm anver-
trauten Menschen.
25 Jahre im Weinberg des Herrn: Pfr.
Theodor Surrey
Foto: Martin Grote
13. Ermlandwoche in Uder
Was ist vor Gott wichtig?
Bericht über die Ermlandwoche vom 13. bis 19. Juni 2005
in der Bildungs- und Ferienstätte Eichsfeld in Uder
Von Frau Erna Apel
Bereits zum 13. Mal erwartete die
Familienferienstätte Uder in Thürin-
gen ihre Gäste zur Ermlandwoche
2005. Wir hatten einen schönen An-
reisetag. Die Wetterprognosen ver-
sprachen eine sonnenreiche Woche
und das Gemüt der 78 Teinehmer war
mit Wiedersehensfreude reichlich ge-
füllt. Im Laufe der Jahre hatte sich
das gute Klima unserer Ermlandwo-
che herumgesprochen. Ehepartner,
Geschwister, nahe Verwandte, Vater
und Sohn, gute Nachbarn, Schul-
freunde - alles war vertreten.
Aber nicht nur das harmonische Mit-
einander hat sich so wunderbar entwik-
kelt. Auch der Komfort unseres Treff-
punktes wurde seit 1993 laufend verbes-
sert und machte unseren Aufenthalt
von Jahr zu Jahr angenehmer und wohl-
tuender. Der gesamte Ferienkomplex
entspricht einem guten Standard.
In der St. Josef-Kapelle haben wir mit
unserem verehrten Prälaten Johannes
Schwalke Tag für Tag die Hl. Messe gefei-
ert und den Herrgott mit unseren schö-
nen ermländischen Kirchenliedern er-
freut. Dass der Prälat auch zum 13. Mal
unsere Ermlandwoche begleitete, mach-
te uns ganz besonders stolz und dank-
bar. Er wurde von allen Teilnehmern mit
herzlichem Applaus begrüßt und Hild-
chen Prothmann überreichte ihm 13 ro-
te Rosen. Gleichzeitig gratulierten wir zu
seiner Ernennung zum „Ehrendom-
herrn von Frauenburg“.
Frau Maria Armborst leitete mit Hil-
degard Prothmann die Begrüßungs-
runde. Es wurde hierbei auch die
Grußbotschaft unseres Visitators Msgr.
Dr. Lothar Schlegel verlesen. Bei Vor-
stellung des Programms folgten Ergän-
zungen vom Leiter unserer Tagungs-
stätte, Herrn Uwe Schröter. 28 Teilneh-
mer kamen aus den neuen Bundeslän-
dern. Für Aktivitäten außerhalb des
Programms blieb wenig Zeit. Doch die
Morgengymnastik und kleine Spazier-
gänge in die nähere Umgebung locker-
ten die Tagesabläufe ein wenig auf. Die
Themen waren vom Leiter der Ta-
gungsstätte, Herrn Uwe Schröter, in ei-
ne feste Form gebracht worden. An sei-
ner Entwicklung hatten wieder Frau
Maria Armborst und das Ehepaar Al-
fons und Erika Wilke mitgewirkt.
Am Dienstag Vormittag wurde mit
dem Thema: „Europa - nach (und vor)
seiner Ausweitung. Standpunkte und Vi-
sionen zur Europäischen Verfassung“
begonnen. Rolf Berend, ein Eichsfelder,
Mitglied des Europa Parlaments, CDU,
war unser Gast. Er wirkt seit dem 3. Ok-
tober 1990 in der Europapolitik mit. Als
ehemaliger Lehrer für Deutsch und Mu-
sik gestattete er seinen Vortrag lebendig
und verständlich. Europa wächst zu-
sammen - dafür zeigte er uns die Statio-
nen der Europäischen Einigung auf. Er
behandelte dann die Fragen zur aktuel-
len Situation und dem Abstimmungsver-
halten zur Europäischen Verfassung
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