ERMLANDBRIEFE
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Sommer 2005
Kirchspiel Lichtenau, Ermland
680 Jahre Lichtenau
Jubiläumsfest vom 24. bis 28. Mai 2006
Für dieses Treffen der Kirchspiel
Lichtenauer hatte F. Schrade in den
Ermlandbriefen mit viel Vorlaufzeit ge-
worben. So war der Termin vom Freitag
bis Sonntag, 27. bis 29. Mai 2005, früh be-
kannt und das Hotel ausgebucht.
Bereits am Freitag hatten Alfred und
Georg Lossau einen Kranz mit Schleife
am Kriegerdenkmal in Lichtenau /
Westf. niedergelegt. Am Abend saß man
dann in großer Runde bei herrlichem
Wetter und ließ es sich gut gehen.
Samstagfrüh kamen die Gäste aus
der nahen Umgebung. Einige Lichte-
nauer aus den neuen Bundesländern
waren auch wieder angereist. Die Wie-
dersehensfreude war groß, die Stim-
mung war gut.
Gleich nach dem Frühstück eröffnete
Ferdinand Schrade das Lichtenauer
Kirchspieltreffen. Er begrüßte die Gäste-
schar. Hocherfreut waren alle, dass Al-
fred Lossau und sein Bruder Georg
auch dabei waren.
Zum festen Programmpunkt unserer
Treffen gehört das Totengedenken an
die Verstorbenen und das Lichtenauer
Glockengeläut.
Auf ein Grußwort war auch Bürger-
meister K. H. Wange mit Gattin gekom-
men. Sie besuchten vor einigen Tagen
das Ermland, Lichtenau und Mehlsack
mit Herrn F. T. Sievers. Der Bürgermei-
ster war begeistert vom Land, von den
Leuten und der Kultur. So könne er
nachfühlen, was für viele Menschen
verloren ging, nämlich Geburtsstätte
und Heimatort.
Beim Besuch des Pfarrer und des Bür-
germeisters von Mehlsack wurde der
Termin für die 680-Jahrfeier Lechowo ins
Blickfeld gerückt. Das Jubiläumsfest soll
vom 24. bis 28. Mai 2006 stattfinden.
Gleichzeitig feiern wir die 10-jährige Part-
nerschaft von Lichtenau und Lechowo.
Dem Ehrenbürgermeister Sievers
dankten wir für sein unermüdliches Be-
mühen um Hilfe, Menschlichkeit und
Verständnis für „Hüben und Drüben“.
Herr Sievers möchte mit einem Bus mit
Lichtenauern aus Westfalen und mit Erm-
land-Lichtenauern zum Jubiläum nach
Lichtenau fahren. Eine Unterbringung sei
ihm im Kloster in Mehlsack in Aussicht
gestellt worden. Auch Landrat Müller,
ehemaliger Bürgermeister von Lichte-
nau, besuchte unser Treffen und war er-
freut, so viele bekannte Gesichter zu se-
hen. Über diesen überraschenden Be-
such waren wir sehr erfreut.
Die Herrschaften im Saal, sie aßen, sie
tranken und plauderten - manch ermlän-
disches Platt war zu hören.
Viel Erinnerungsstoff gab es bei der
Bilder-Ausstellung von Alfred Lossau.
Die Losung des Treffs von Agnes Mie-
gel lautete so: Das Gestern ist vorbei
mit seinen Sorgen / Im Nebel liegt noch
ungewiss das Morgen / So sollst Du
denn das Heute mutig fassen / Das Dei-
ne tun und dann Gott walten lassen.
Zusammengefasst aus allen Gesprä-
chen bestand Einigkeit darüber, dass
wir alle, solange es möglich ist, die ge-
liebte Heimat im Herzen und im Ge-
dächtnis bewahren. Somit hoffen wir
auf ein nächstes Treffen. Auch dieses
Treffen war wieder ein Erfolg der Ge-
meinsamkeiten.
F. Schrade entließ die Festgesellschaft
mit den besten Wünschen für die Heim-
fahrt, für Gesundheit und für ein baldi-
ges Wiedersehen.
F.S. / np
de. Dieser erste Satz der Heiligen Schrift
ist die wichtigste Aussage des Glaubens.
Alle weiteren folgen daraus.
Es muss Zeiten gegeben haben, in de-
nen unsere Vorfahren im Glauben - die
Israeliten - noch nicht nach der Entste-
hung von „Himmel und Erde fragten -
und doch glaubten. Die Nachbarschaft
zu anderen Kulten mit ihren Vorstellun-
gen von der Entstehung der Welt und
des Himmels ist eine Herausforderung.
In deren Schöpfungsmythen ist die Re-
de“ von Urgottheiten, von gigantischen
Kämpfen zwischen den Naturgewalten.
Daraus seien Himmel und Erde hervor-
gegangen: eine Scheibe, von Ozeanen
umgeben und von einer Kuppel über-
wölbt. Solch eine „Himmelsscheibe“ -
über 3.600 Jahre alt - fanden Archäologen
erst kürzlich bei Ausgrabungen in Nebra
an der Unstrut in Sachsen-Anhalt, Nähe
Naumburg.
Genesis 1 setzt anstelle der zahlreichen
Naturgottheiten seinen Gott ein als den,
„der Himmel und Erde gemacht hat“,
eben „alles" und das „All“. Er macht das
Firmament, breitet den Himmel wie ei-
nen „Teppich“, „wölbt“ ihn wie ein Zelt.
Er „zähmte“ die Wasser des „Himmels-
Ozeans“ - das Blau des Himmels, so dach-
te man früher, rührt von einem Meer her;
verständlich, weil doch vom Himmel tat-
sächlich schier unendliche Wassermas-
sen kommen können. Erst das Himmels-
gewölbe, das Firmament, ermöglicht Le-
ben auf der Scheibe. „Droben am Him-
mel“, irgendwo „über den Wolken“ stellt
man sich „die Wohnung des Höchsten“
vor. Der Himmel ist der Ort, von dem Gott
mit seinem Wort das Regiment über je-
den einzelnen Menschen und auch ganze
Völker wahrnimmt.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Er-
de. Im dreigegliederten Weltbild der An-
tike steht oben der Himmel, in der Mitte
die Erde und unten die Hölle. Das Neue
Testament kann von Himmel und Hölle
noch ganz im herkömmlichen Sinn spre-
chen. Himmel und Hölle können im
Grunde überall und zu jeder Zeit sein.
Wo Gott ist, da ist „lauter Himmel“. Gott
wohnt mitten unter den Menschen und
in ihnen. Die rabbinische Weisheit er-
gänzt sinngemäß: „Der Himmel ist dort,
wo man Gott einläßt.“
Dazu nun eine kleine Geschichte aus
Prediger und Katechet, Heft 3/1976, die
mich auf das Thema „Himmel“ brachte:
Ein Engel trug ein Kind im Traum über
die Grenzen der Welt, vielleicht noch
viel weiter. Der Weg der beiden ging we-
der in die Wolken noch sonst in eine
Richtung, die man sich vorstellen könn-
te. Man spürte die Nähe der Erde und
war doch weit weg. Man wußte von der
Sonne und von den Sternen und war
doch weit von ihnen entfernt.
Das Kind fragte: „Wo trägst du mich
hin?“ „In den Himmel“, sagte der Engel.
„Wo ist der Himmel?“, fragte darauf das
Kind. „Weder oben noch unten, weder
weit noch nah. Er ist einfach da und trotz-
dem nicht zu erreichen, wenn man ihn
nicht zu sehen gelernt hat“, sagte der En-
gel. „Das versteh ich nicht“, sagte das
Kind. Daraufhin der Engel: „Kannst du
dir vorstellen, daß in einem kleinen, run-
den Samenkörnchen ein Baum, ein
Strauch oder eine Blume wohnt?“ „Ja“,
sagte das Kind, „wenn ich den Samen in
die Erde stecke, wächst daraus eine Blu-
me, ein Strauch oder ein Baum. Das sehe
ich ja dann.“ „Genauso ist es mit dem
Himmel“, sagte der Engel, „er wächst in
dir wie eine Blume im Samen oder ein
Schmetterling in der Puppe. Du spürst
und siehst ihn nicht, aber er ist doch da.
Man darf nicht glauben, dass etwas, was
man nicht sieht, deswegen nicht vorhan-
den ist. Es kann auch an unserem Wissen
oder unseren Augen liegen. Sie müssen
uns erst geöffnet werden.“ „In mir soll
der Himmel wachsen?“ fragte das Kind
ganz erstaunt. „Ja, in dir. Jeder trägt sein
Teil vom Himmel in sich und eines Tages,
wenn es Zeit dafür ist, macht jeder die
Augen ganz weit auf und sieht nicht nur
seinen Teil, sondern den ganzen Him-
mel.“ Das Kind machte große Augen, so
hatte es sich das nicht vorgestellt. Aber
es war ganz einfach. Alles mußte ja wach-
sen. Auch das Kind hatte wachsen müs-
sen, um sprechen und denken zu lernen.
So mußte also auch der Himmel wach-
sen mit jeder guten Tat, jedem freundli-
chen Wort, jedem Augenblick, wo man
das befolgte, was Gott uns aufgibt, wuchs
er ein bißchen. Der Engel sagte: „Jesus
Christus hat uns die Möglichkeit gege-
ben, daß der Himmel in uns wächst. Er
war Gottes Sohn. Und als er in den Him-
mel hinüberging, war das ein so großarti-
ges Ereignis, daß alle, die dabei waren,
auf einmal sehen konnten, wie der Him-
mel war.“ „Ich kann mir das gar nicht
richtig vorstellen“, meinte das Kind. „Das
braucht man nicht zu verstehen oder
sich vorzustellen, das ist so. Alles, was
mit Gott zu tun hat, ist schwer zu begrei-
fen und doch sehr einfach“, sagte der En-
gel. „Und wer bist du?“, fragte das Kind.
„Wie heißt du?“ „Michael“, sagte der En-
gel, „und das heißt: Wer ist gleich Gott?“
Das Kind aber sah jetzt den Himmel.
Und dass auch wir alle einmal den
Himmel sehen, wünsche ich uns allen.
Betrachtungen gen Himmel
Wo ist der Himmel
Vortrag beim Ermländertreffen am 24. 4. 2005 in Herne
Von Roswitha Ulbrich
Himmel? Ja, Himmel. - Was meinen wir
damit, wie kann ich versuchen, ihn zu er-
klären, was ist eigentlich „Himmel“.
Die Menschen haben für „Himmel“ - je
nach ihrer Zuordnung zu einer Religion -
verschiedene Deutungen. Immer ist er je-
doch „oben“ und ohne Grenzen. Dies ha-
ben auch die Astro- und Kosmonauten
auf ihren Fahrten ins All bzw. zum Mond
bestätigt.
Im Lexikon konnte ich lesen, dass der
Himmel in den unterschiedlichsten Reli-
gionen als Stätte alles überirdischen,
Transzendenten verstanden und mit Ehr-
frucht und Scheu betrachtet wird. Denn
in vielen Naturreligionen galten ja die Ge-
stirne - vor allem die Sonne und der
Mond - als gewaltige, göttliche Mächte,
und der Blick nach „oben“ war Gebet,
Bitte, Dank - oder auch eine bange Frage.
Mit Ehrfurcht und Scheu wurde der Him-
mel betrachtet. Ursprünglich bedeutet
das Wort „Himmel“: Decke - Hülle. So ist
auch zu erklären, dass der Himmel häu-
fig als Zeltdach, als eine von Pfeilern
oder z. B. in der griechischen Mythologie
von riesenhaften Titanen gestützte Kup-
pel - z. B. dem Atlas - betrachtet wird; in
China gar als Scheibe, sowie als Trenn-
wand zwischen oberen und unteren Ge-
wässern im 1. Brief Moses oder als ein in
mehreren Sphären gegliedertes Gewölbe
nach Dante. Der Mythos verbindet Him-
mel und Erde in der Vostellung eines el-
terlichen Götterpaares, eines Himmelsva-
ters und einer Erdmutter. Viele Religio-
nen erblicken im Himmel den Wohnort
eines Hochgottes. In den indogermani-
schen Religionen besitzt ein himmlischer
Hochgott hervorragende Bedeutung.
Sein ursprünglicher Name war „der
Leuchtende“. Zu ihm strebten die Seelen
der Verstorbenen, um in das himmlische
Paradies zu gelangen. Das A. T. kennt den
Himmel als Wohnort Gottes. So beten wir
auch: Vater unser im Himmel ... oder im
Glaubensbekenntnis: Wir glauben an den
einen Gott, ... der alles geschaffen hat,
Himmel und Erde.
In der bildenden Kunst wird der Him-
mel u.a. bei der Erschaffung durch Gott
dargestellt und dabei oft mit Gestirnen
ausgestattet.
Das Wort „Himmel“ hören wir aber
nicht nur in der Kirche! Wir kennen viele
„himmlische“ Begriffe und sprechen
selbst davon, wenn wir etwas besonders
Schönes, Gutes, aber auch Unerreichba-
res bezeichnen wollen.
Himmelsferne - Himmelblau - Himmel-
hochjauchzend, zu Tode betrübt - ich
fühle mich wie im 7. Himmel - der Ku-
chen schmeckt ja himmlisch - den Him-
mel auf Erden haben - er himmelt sie an
... was fällt uns da nicht alles ein! Und
wenn wir selbst nach „oben“ schauen,
bestimmt manchmal dieser Blick unsere
Stimmung - ob himmelblau oder strah-
lendweiß, ob sternenhell oder regendun-
kel - das wirkt sich schon auf viele Men-
schen aus!
In der Ostern-Ausgabe der Ermland-
briefe fiel mir die Überschrift eines Be-
richtes ins Auge: über Ostpreußen ist der
Himmel höher.
Ja, lassen wir unsere Gedanken ein-
mal zurückwandern nach Hause, nach
unserem Ermland hin, wo es einen end-
losen blauen Himmel gab und gibt. Wo
die weißen Wolken wie Schneeberge
am Himmel stehen und die Sonne lacht.
Aber auch wenn dunkle Wolken daher-
jagen und der Landregen niederpras-
selt, ja bald ist alles vorüber und es
strahlt wieder der blaue Himmel. Und
nirgends scheint der Mond und leuch-
ten die Sterne am Himmelszelt so hell
wie in der Heimat ...
Und die menschliche Vorstellung ver-
bindet immer mit Himmel oben und mit
der Hölle unten. Himmel und Hölle sind
Zustände, die im Volksglauben in das Le-
ben nach dem Tod verlegt werden. Doch
das Jenseits beginnt bereits im Diesseits.
Kommen wir alle einmal in den Himmel?
Was uns genau nach dem Tod erwartet
und ob es eine überzeitliche Gerechtig-
keit gibt - diese Fragen beschäftigen die
Menschen schon seit Jahrtausenden. Mit
dem Wort Himmel verbinden wir die Er-
füllung all unserer Hoffnungen, die Gott
selbst in uns geweckt hat und die wir in
Gott erfüllt sehen. Die Heilige Schrift bie-
tet uns eine große Spannweite, in der un-
sere Vorstellung den Himmel ausmalen
darf: Unsere Zukunft über den Tod hin-
aus - Sicherheit - Heimat - Frieden - Got-
tes Nähe, die uns schützt und Leben
schenkt. Die Heilige Schrift regt unsere
Phantasie über den konkreten Himmel
an: der Himmel ist der Ort der Verbun-
denheit von Gott und Mensch.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Er-