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gend ist und keine toxische Wirkung auf die Gene, den Fötus, die Fortpflanzungs-
fähigkeit und die allgemeine Entwicklung hat. Die Versuchstiere, die mit Neotam
gefüttert wurden, zeigten jedoch alle eine geringere Futteraufnahme, ein niedrige-
res Körpergewicht und weniger Gewichtszunahme als die Kontrolltiere.
(Tombek,
2010)
4.3.2. Zusammenfassung und Diskussion
In den Jahren 2006, 2007 und 2010 wurde jeweils eine Studie zum Thema Aspar-
tam und Krebsvorkommen bei Ratten und Mäusen von der ERF veröffentlicht.
Laut den Forschern konnten alle Studien den Süßstoff Aspartam als krebserre-
genden Stoff nachweisen.
Die ERF benutzte in ihren Studien mit bis zu 150 Versuchstieren pro Gruppe deut-
lich mehr Ratten im Vergleich zu anderen Studien, was für eine größere Reprä-
sentanz sprechen kann. Jedoch wurden in allen drei Studienansätzen bis zu 125
mal größere Konzentrationen gefüttert, als es der ADI-Wert erlaubt bzw. bis zu
zehnmal höher als der NOAEL ermittelt wurde. Die Bewertung der Studie durch
die EFSA und andere Wissenschaftler hat kritisch aufgezeigt, dass die Ergebnisse
nicht wissenschaftlich fundiert sind.
Auch weitere Studien z.B. von der NTP in Bezug auf Kanzerogenität bei Mäusen
konnten, selbst bei noch höheren Konzentrationen an Aspartam, nicht die gleichen
Resultate wie die ERF erzielen. Und auch bei Menschen konnte Aspartam bisher
nicht als krebserzeugend nachgewiesen werden.
4.4. Verhaltensänderungen
4.4.1. Studienlage
In einer Studie aus Indien vom April 2013 wurde die Wirkung von Aspartam auf
Angstzustände, Bewegungsaktivitäten und auf emotionales Verhalten untersucht.
Hierfür wurde männlichen Wistar Albino Ratten 90 Tage lang 75 mg/kg Körperge-
wicht Aspartam mit dem Futter gereicht. Um den menschlichen Methanolmetabo-
lismus nachzustellen, wurde den Ratten 45 Tage vor Beginn der Experimente zu-
sätzlich täglich 0,2 mg/kg Methotrextat (MTX) unter die Haut gespritzt. MTX ist ein
Stoff, der als Folsäure-Antagonist alle Stoffwechselprozesse, an denen Folsäure
beteiligt ist, hemmt. Grund dafür ist, dass Nagetiere Methanol schneller metaboli-
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sieren können und keine metabolische Azidose
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entwickeln aufgrund ihres hohen
Folatgehalts in der Leber.
Es gab 3 Versuchsgruppen mit jeweils sechs Versuchstieren:
1. Gruppe 1: Ratten, die nur mit MTX behandelt wurden.
2. Gruppe 2: Ratten, denen MTX gespritzt und zusätzlich Aspartam über das
Futter zugeführt wurde.
3. Gruppe 3: Ratten, die weder MTX noch Aspartam bekommen haben.
Die Ratten wurden einmalig zwei Tests unterzogen. Im ersten Test wurden die
Ratten einzeln für fünf Minuten in eine 100 x 100 cm große Box gesperrt, um zu
beobachten, ob sich die Bewegungsaktivität oder das emotionale Verhalten geän-
dert hat. Es wurde gezählt, wie oft die Ratten zum Beispiel Laute von sich geben,
ihr Fell putzen oder wie oft sie den Kopf senken. Im zweiten Test (Elevated plus
maze test) wurden die Ratten in eine Art Labyrinth gesetzt, um ihr Angstlevel zu
beobachten. Das Labyrinth besteht aus einem Kreuz, bei dem zwei Wege mit
Wänden versehen sind, ein sogenannter
„geschlossene Arm“ und
zwei Wege oh-
ne Wände, ein sogenannter
„offene Arm“. Das Kreuz
befindet sich zusätzlich noch
50 cm erhöht über dem Boden (Abbildung 23).
Abbildung 23: Versuchsaufbau Elevated plus maze test
Quelle: (Georgia Regens University, 2013a)
Das Versuchstier wird für fünf Minuten beobachtet. Dabei wird gezählt, wie oft und
wie lange eine Ratte sich in den offenen bzw. geschlossenen Armen aufhält. Der
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Stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes und des Körpers
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Test basiert auf der natürlichen Aversion der Mäuse zu offenen und erhöhten Plät-
zen und andererseits deren natürliches Verhalten neue, unbekannte Umgebung
erkunden zu wollen.
Nach Auswertung des ersten Tests wurde festgestellt, dass es keine Unterschiede
in den Angstzuständen, der Bewegungsaktivität und im emotionalen Verhalten
zwischen den Kontrolltieren Gruppe 3 (weder MTX noch Aspartam) und der Grup-
pe 1 (nur MTX) gab.
Die Tiere jedoch, die mit Aspartam gefüttert wurden, zeigten verstärkte Immobili-
sierung, vermehrte Ausscheidungen (Stuhlgang) sowie eine Zunahme der kopf-
senkenden Bewegungen. Zusätzlich nahmen auch die Gehfähigkeit sowie die
Fellpflege ab.
Beim Elevated plus maze test (Test 2) war erneut kein Unterschied zwischen Kon-
trollgruppe und MTX-Gruppe zu erkennen. Die mit Aspartam gefütterten Tiere gin-
gen jedoch seltener auf die „offenen Arme“ und verbrachten
auch deutlich weniger
Zeit darauf (Abbildung 24).
Auf "offenem Arm" verbrachte Zeit in %
Abbildung 24: Ergebnis Elevated plus maze test
Quelle: (Ashok, et al., 2013 S. 3)
Aus den Ergebnissen schlossen die Forscher, dass durch den Aspartamkonsum
die Angstzustände zunahmen und die Ratten unter leichtem Stress standen. Aus
der Tatsache, dass sich die mit Aspartam gefütterten Ratten
seltener auf den „o
f-